Gerade in unseren Städten sind immer mehr versiegelte Flächen anzutreffen. Unter Flächenversiegelung versteht man das Bedecken natürlicher Flächen mit Baustoffen, auf denen nichts wachsen kann. Der Fachmann unterscheidet dabei vier Kategorien:
- Vollversiegelte Flächen: Asphalt, Beton, Dachflächen
- Stark versiegelte Flächen: Plattenbelag, Betonsteine
- Wenig versiegelte Flächen: Natursteine, Porenpflaster
- Unversiegelte Flächen: Rasen, Kiesflächen
Dass man an der Versiegelung in vielen Bereichen nicht herumkommt, ist verständlich. Dennoch kann man der Umwelt durch eine Dachbegrünung einiges zurückgeben. Würde man alle Dächer in Deutschland begrünen, wäre der Anteil an versiegelten Flächen um zwei Drittel kleiner.
Dachbegrünung – ein Blick in die Statistik
In Deutschland waren laut amtlicher Flächenstatistik des Umweltbundesamtes im Jahr 2018 mehr als 51.000 Quadratkilometer Siedlungs- und Verkehrsflächen. Das entspricht einem Anteil von 14,4 %, wovon 6,5 % davon auf vollversiegelte Flächen entfallen. Verglichen mit der Größe der Bundesrepublik von 357.000 Quadratkilometern wäre also ein Anteil von mehr als 23.000 Quadratkilometern vollversiegelt, was in etwa die Größe von Mecklenburg-Vorpommern entspricht. Würde man tatsächlich jedes Dach begrünen, würde also der Anteil versiegelter Flächen um zwei Drittel auf knapp 8.000 Quadratkilometer sinken.
Dass so etwas nur in der Statistik funktioniert, leuchtet ein. Dennoch kann so mancher Hausbesitzer seinen Teil zu einer besser funktionierenden Ökologie beitragen. Auch wenn es durchaus möglich ist, Steildächer zu begrünen, beschränkt sich eine Dachbegrünung meist nur auf Flachdächer, wozu im Übrigen auch Garagen gehören. Ein Blick in andere Länder zeigt, dass sogenannte Grassodendächer effektive Mittel für eine Dachbegrünung sind. So sind sie besonders in skandinavischen Ländern und in Island zu finden. Und auch unsere Vorfahren wussten sich helfen – in Zeiten, in denen es noch kein Bitumen und noch keine Dachziegel gab, wurden Dächer einfach begrünt. Diese Methode reicht rund 30.000 Jahre in die Vergangenheit. Damals konnte man nicht anders, heute kommt man immer öfter darauf zurück, denn eine Dachbepflanzung ist von einem hohen ökologischen Wert.
Die Vorteile der Dachbegrünung auf unsere Umwelt
Die oben genannten Zahlen zeigen eindringlich, wie wichtig es ist, versiegelte Bereiche in grüne Oasen zu verwandeln und so der Umwelt einen Teil zurückzugeben. Erstaunlich, wie viel bereits ein Quadratmeter Grün auf dem Dach leisten kann:
- Durch Pflanzen wird die Artenvielfalt gefördert. Insekten haben Anlaufstellen und können hier Nahrung finden.
- Die CO2-Aufnahme liegt bei 800 Gramm.
- Die Feinstaubbindung liegt bei 10 Gramm.
- Die Wasserverdunstung liegt bei 2 Litern.
- Der Wasserrückhalt liegt bei 30 Litern.
- Die Lufttemperatur kann in der näheren Umgebung um bis zu 1,5 Grad gesenkt werden.
- Hinzu kommt, dass Pflanzen wertvollen Sauerstoff produzieren.
Die Vorteile der Dachbegrünung für Mensch und Bauwerk
Neben den positiven Auswirkungen auf unsere Ökologie, haben grüne Dächer auch Vorteile für uns Menschen und natürlich für unsere Gebäude.
- Ein grünes Dach sieht in jedem Fall toll aus und kann mit keinem anderen Material konkurrieren. Egal, ob auf Häusern, Garagen, Carports o. ä.
- Durch die Begrünung wird das Gebäude im Sommer vor Wärme geschützt und im Winter wird durch die natürliche Dämmung die Kälte abgehalten.
- Extreme Witterungen wie Sturm, Hagel, Starkregen und auch die UV-Strahlung können der Dachkonstruktion weniger anhaben. Experten gehen von einer doppelt so langen Lebensdauer aus, als ohne Begrünung.
- Die Dachbegrünung sorgt auch dafür, dass die Kanalisation entlastet wird. Gerade bei Starkregen wird Wasser mit einiger Verzögerung abgeleitet und kann so dafür sorgen, dass es nicht zu Überschwemmungen kommt.
- Begehbare Dächer, die begrünt sind, können auch als Gartenersatz dienen.
Die Nachteile einer Dachbegrünung
Neben den vielen genannten Vorteilen hat eine Dachbegrünung auch Nachteile. Diese halten sich aber in Grenzen und wiegen die Vorteile durchaus auf.
- Eine Dachbegrünung kann ein erhöhtes Risiko für Schäden durch Feuchtigkeit darstellen. Deswegen sollte der Aufbau eines Gründaches penibel genau durchgeführt werden.
- Da auf das Dach nicht nur Erde aufgeschüttet wird, sondern Schichten mit unterschiedlichen Materialien notwendig werden, ist eine Dachbegrünung natürlich teurer, als herkömmliche Dachbeläge. Hinzu kommen die Kosten für die Pflanzen.
- Es gibt verschiedene Dachbegrünungen, die mal mehr, mal weniger Arbeit bedeuten. Wer sein Grün auf dem Dach aber als Garten nutzen möchte, muss sich auch um die Pflege kümmern.
Dachbegrünung: extensiv oder intensiv
Bevor man sich für eine Dachbegrünung entscheidet, muss geklärt werden, in welchem Ausmaß das Dach belastet werden kann. Handelt es sich um eine extensive Begrünung, dann muss man mit einem Gewicht von bis zu 250 Kilogramm pro Quadratmeter rechnen, bei einer intensiven Dachbegrünung liegt das Gewicht oftmals weit über 250 Kilogramm. Was aber bedeutet extensiv und intensiv?
- Eine extensive Dachbegrünung ist ein System, das bis zu 20 Zentimeter hoch ist und mit Gräsern, Kräutern und niedrigen Stauden bepflanzt werden kann.
- Eine intensive Dachbegrünung hat Aufbauten bis zu 40 Zentimetern, hier können höhere Stauden, Sträucher und sogar kleine Bäume gepflanzt werden.
Der Aufbau einer Dachbegrünung
Um eine auch für das Gebäude sichere Dachbegrünung anzulegen, bedarf es mehrerer Schichten, die unterschiedliche Funktionen haben:
- Wurzelschutzfolie – sie sorgt dafür, dass die Wurzeln, die bis hierher reichen, das Dach nicht zerstören können.
- Speicherschutzmatte – damit wird die Dachabdeckung vor Schäden bewahrt. Zusätzlich werden Wasser und Nährstoffe gespeichert. Sie können auch eine Drainagematte verlegen, die zusätzlich als Wasserspeicher dient.
- Drainageschicht – durch sie wird überschüssiges Wasser abgeleitet, damit Pflanzenwurzeln nicht im Nassen stehen. Drainageschichten bestehen zum Beispiel aus Schotter oder Lavakies, alternativ gibt es auch fertige Drainagematten aus Kunststoff. Mit der Belüftung der Pflanzenwurzeln bietet sich eine zusätzliche Funktion.
- Filterschicht – um zu vermeiden, dass Substrat in die Drainage eindringen und diese vernässen kann, wird ein Filtervlies verlegt
- Substrat – in der Regel wird hier keine gewöhnliche Erde genommen, sondern ein mineralisches Substrat wie Bims, Lava oder Ziegelsplitt, gemischt mit einem Humusgehalt von bis zu 15 %. Je nach der Belastbarkeit des Daches und der geplanten Bepflanzung wird die Substratschicht dann entsprechend dick aufgeschichtet.
- Bepflanzung – ideal sind natürlich Pflanzen, die nicht besonders tief wurzeln. Sie können direkt bepflanzen oder auch Samen ausstreuen. Und natürlich ist auch ein Rasen möglich.
Die Kosten liegen bei einer extensiven Dachbegrünung zwischen 25 und 45 Euro pro Quadratmeter, bei einer intensiven können Sie mit etwa doppelt so hohen Kosten rechnen.