Wer sein Saatgut aus seinem eigenen Garten gewinnt, muss es nicht in jedem Jahr kaufen. Für die Samengewinnung eignen sich jedoch nicht alle Gemüsesorten. Haben Sie den Samen für Gemüsepflanzen genommen, bereiten Sie ihn vor und können ihn über mehrere Jahre einlagern.
Samenfestes Saatgut und Hybriden: nicht jedes Saatgut ist samenfest
Bevor Sie Samen von Ihren Gemüsepflanzen nehmen, sollten Sie den Unterschied zwischen samenfestem Saatgut und Hybriden kennen. Ist Saatgut samenfest, können Sie davon ausgehen, dass Sie nach der Aussaat die gleichen Pflanzen bekommen wie im Vorjahr. Samenfestes Gemüse ist für die Samengewinnung geeignet. Bei den Gemüsepflanzen gibt es aber auch viele Hybriden, die gezüchtet wurden, um höhere Erträge oder eine bessere Qualität zu erzielen.
Samenfestes Saatgut: stabile Qualität
Samenfestes Saatgut ist durch eine hochwertige Qualität gekennzeichnet. Die aus diesem Saatgut gezogenen Pflanzen sind für die künftige Samengewinnung geeignet. Von den samenfesten Pflanzen, die Sie ausgesät haben, können Sie in jedem Jahr Samen nehmen. Die Pflanzen aus samenfestem Saatgut haben ungefähr die gleichen Merkmale wie die Pflanzen, von denen der Samen gewonnen wurde. Allerdings fällt die Ernte oft etwas geringer aus als bei den Hybriden.
Hybriden: nicht für die Samengewinnung geeignet
In den Saatgutbetrieben wird Saatgut mit dem Ziel einer reichen Ernte und dem Erhalt von Pflanzen, die ungefähr gleich aussehen, gezüchtet. Die Pflanzen sollen möglichst alle zur gleichen Zeit erntereif sein. Die Hybriden können zwar Samen tragen, doch sind sie nicht samenfest. Das, was Sie aus den Samen der Hybriden bekommen, ist eine Laune der Natur. So können Sie beispielsweise von einem Butternut-Kürbis Samen nehmen, doch ist nach der Aussaat nicht garantiert, dass Sie tatsächlich Butternut-Kürbisse ernten.
Tipp: Beim Kauf von Saatgut erkennen Sie bereits, ob es sich um Hybriden handelt. Hybriden sind mit dem Zusatz „F1“ auf der Packung gekennzeichnet.
Gemüse, das für die Saatgutgewinnung geeignet ist: befruchtete Blüten
Voraussetzung zur Gewinnung von Saatgut sind befruchtungsfähige Blüten, die tatsächlich von Insekten befruchtet werden. Bei Fruchtgemüse wie Tomaten oder Gurken, aber auch bei Hülsenfrüchten wie Erbsen und Bohnen ist es nicht schwer, Samen zu nehmen. Andere Gemüsesorten wie Möhren, Rote Bete, Spinat oder Kohl werden vor der Blüte geerntet. Es ist also nicht immer möglich, von diesen Gemüsesorten noch im selben Jahr Samen zu nehmen. Die Samengewinnung kann dennoch erfolgen, indem Sie einige Pflanzen noch einige Monate oder ein weiteres Jahr im Beet lassen. Die Pflanzen bringen dann Blüten hervor, die befruchtet werden können.
Tipp: Von Kürbis, Zucchini oder Gurke ist die Samengewinnung zwar problemlos möglich, doch sollten Sie darauf verzichten. In den aus den Samen gezüchteten Pflanzen können sich Bitterstoffe anreichern, die giftig sind. Haben Sie Samen gewonnen und Pflanzen daraus gezogen, entsorgen Sie die Früchte, wenn sie einen bitteren Geschmack haben.
Samen gewinnen: Das sollten Sie beachten
Wählen Sie für die Samengewinnung nur die kräftigsten und gesündesten Pflanzen aus, um robuste Nachkommen zu bekommen. Sind Pflanzen kränklich, bringen sie nur spärliche oder schwache Samen hervor, von denen Sie auch keine kräftigen, ertragreichen Pflanzen erwarten können. Pflanzen aus Samen von kränklichen Mutterpflanzen sterben schnell ab oder sind nicht widerstandfähig genug gegen Krankheiten. Die Pflanzen, von denen Sie Samen gewinnen, pflegen Sie gut, da die Samenproduktion den Pflanzen viel Kraft kostet. Mit Brennnesseljauche, Hornspänen oder einem Gemüsedünger auf biologischer Basis versorgen Sie die Pflanzen vor der Samengewinnung mit Nährstoffen.
Verwenden Sie grundsätzlich nur voll entwickelte Samen. Lassen Sie dafür die Früchte reif werden oder warten Sie, bis die Samenstände braun und trocken sind. Die Samen müssen sauber und trocken sein, bevor sie eingelagert werden. Sie dürfen nicht schimmeln, da sie nicht keimen oder die Pflanzen krank werden.
So gehen Sie vor: die Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft Ihnen bei der Gewinnung von Samen von Ihren Gemüsepflanzen:
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Wählen Sie die kräftigsten und gesündesten Pflanzen aus und versorgen Sie sie mit Dünger.
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Lassen Sie die Früchte ausreifen oder die Samen trocken werden und ernten Sie dann die Früchte oder Samen.
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Entfernen Sie eventuell noch vorhandenes Fruchtfleisch und Verunreinigungen von den Samen, um Fäulnis und Schimmel zu vermeiden.
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Trocknen Sie die Samen.
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Füllen Sie die Samen ab und beschriften Sie die Verpackungen.
Trocknen und aufbewahren der Samen: wichtig für Haltbarkeit
Haben Sie Samen von Ihren Gemüsepflanzen gewonnen, müssen Sie sie trocknen. Schnell könnte sich Schimmel bilden, der die Samen unbrauchbar macht. Die Samen können meistens über mehrere Jahre verwendet werden. Die richtige Lagerung hat entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Samen.
Samen trocknen: wichtig vor der Lagerung
Zur Zeit der Samenernte ist es draußen oft schon kühl und feucht. Die Samen trocknen Sie daher an einem warmen Platz im Haus. Hülsen und Schoten, wie Sie sie von Hülsenfrüchten ernten, trocknen Sie im Ganzen. Die Hülse muss braun und trocken sein. Bei Fruchtgemüse wie Tomaten oder Paprika entfernen Sie komplett die Fruchtfleischreste von den Samen. Bei Raumtemperatur müssen die Samen ungefähr eine Woche lang trocknen, bevor sie gelagert werden können. Sind die Samen feucht oder noch unreif, müssen sie länger trocknen, damit sie bei der Lagerung nicht schimmeln.
Getrocknete Samen aufbewahren: mehrere Jahre möglich
Ist das Saatgut getrocknet, bewahren Sie es trocken, kühl und dunkel auf. Füllen Sie das Saatgut in ein verschließbares Glas oder in Briefumschläge. Hervorragend geeignet für die Aufbewahrung sind luftdicht schließende Gefäße, da sich die Samen darin über einen langen Zeitraum halten. Die Gefäße dürfen keine Restfeuchte mehr enthalten, damit das Saatgut nicht schimmelt. Damit Sie auch im nächsten Jahr noch wissen, um welche Samen es sich handelt, müssen Sie die Verpackung beschriften. Schreiben Sie auch das Jahr darauf, in dem Sie den Samen genommen haben. So wissen Sie, bis wann Sie die Samen spätestens verbrauchen sollten. Werden die Samen zu warm gelagert, können sie schnell verderben und ihre Keimfähigkeit verlieren. Abhängig von der Art können einige Samen bis zu zehn Jahren keimfähig bleiben.
Tipp: Um festzustellen, ob Ihre über längere Zeit gelagerten Samen noch keimfähig sind, führen Sie eine Keimprobe durch. Legen Sie feuchtes Küchenpapier auf einen Teller und streuen Sie Saatgut darauf. Spannen Sie Klarsichtfolie darüber. Stellen Sie den Teller an einen warmen Platz und halten Sie das Papier gleichmäßig feucht. Das Saatgut ist noch verwendbar, wenn mindestens die Hälfte der Samen keimen.