Manche schwören auf Kaffeesatz und werfen diesen nicht weg, sondern verwenden ihn für viele Bereiche im Garten. Andere halten es für Humbug und setzen auf Alternativen. Was aber stimmt denn nun? Ist Kaffeesatz eine Wunderwaffe, um die Erde zu verbessern und Pflanzen beim Wachsen zu helfen? Bewirkt Kaffeesatz eigentlich gar nichts oder ist er am Ende sogar schädlich?
Kaffeesatz zum Kompostieren und Düngen verwenden
Der erste Gedanke, der einem kommt: Kaffee ist organisch, also ab damit auf den Kompost. Dort kann er verrotten und die wertvollen Inhaltsstoffe können den Kompost verbessern, der in der Folge ideal zum Düngen geeignet ist. Hört sich prima an, ist es das aber auch?
Kaffeesatz bietet rund 2 % Stickstoff, 0,3 % Phosphor und 0,7 % Kalium. Damit diese Nährstoffe freigesetzt werden können, muss er zuerst auf den Kompost. Das heißt: Direktes Düngen mit Kaffeesatz funktioniert schon mal nicht. Der Grund: Die Nährstoffe brauchen sehr lange, bis sie freigesetzt werden. Also ist der beste Platz doch auf dem Kompost, oder?
Nun ja, hier sprechen zwei Dinge dagegen:
- Kompost lebt von Regenwürmern, die dabei helfen, die organischen Stoffe zu zersetzen. Da bei der Zersetzung von Kaffeesatz aber chemische Bestandteile frei werden, schaden diese den Würmern und können im schlimmsten Fall für deren Tod verantwortlich sein.
- Da besagte chemische Verbindungen zudem antibakteriell wirken, wird dabei der Lebensraum im Boden negativ beeinflusst.
Somit ist Kaffeesatz auf dem Kompost keine gute Idee.
Kaffeesatz als Wachstumshilfe
Wenn man seinen Pflanzen Kaffeesatz gibt, dann wachsen sie besser. Na wenn das kein Pluspunkt für den Kaffeesatz ist. Es mag durchaus sein – und Forscher haben das bereits herausgefunden – dass Kaffeesatz bei manchen Setzlingen tatsächlich das Wachstum fördert, bei vielen aber das Gegenteil bewirkt. Wie sich Kaffeesatz auf ältere Pflanzen auswirkt, darüber gibt es keine Ergebnisse. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen auf die Bodenlebewesen und nicht zuletzt kann Kaffeesatz den Boden versiegeln und zu Schimmel neigen.
Mit Kaffeesatz den Boden säuern
Für bestimmte Pflanzen ist ein saurer Boden die Lebensgrundlage. Ist der Boden zu basisch, haben diese Pflanzen dort wenig Chancen. Daher ist Kaffeesatz ein probates Mittel, um den Boden saurer zu gestalten. Allerdings bewirkt er nicht so viel, wie man annehmen könnte.
Ein pH-Wert von 7 ist neutral. Liegt der Wert darunter, ist der Boden sauer. Der pH-Wert von Kaffeesatz liegt bei etwa 6,5, ist also als leicht sauer anzusehen. Somit können Sie damit die Erde leicht säuerlich gestalten. Achten Sie aber darauf, dass Sie tatsächlich nur Pflanzen, die einen sauren Boden vertragen, Kaffeesatz geben. Dazu gehören:
Gemüse/Obst | Gehölze | Stauden/Gräser |
Heidelbeeren | Rhododendren | Farne |
Erdbeeren | Azaleen | Primeln |
Gurken | Hortensien | Heidegewächse |
Kürbis | Kiefern | Küchenschellen |
Tomaten | Kamelien | Narzissen |
Kartoffeln | Birken | Orchideen |
Bohnen | Stechpalmen | Ginster |
Sellerie | Vogelbeeren | Sumpfdotterblumen |
Lauch | Magnolien | Schwertlilien |
Brokkoli | Scheinzypressen | Fleißiges Lieschen |
Karotten | Arnika | |
Spinat | ||
Rote Bete | ||
Paprika |
Übrigens: Hortensien blühen in den Farben Blau bis Violett. Je blauer, umso saurer ist der Boden. Daher geben viele Hobbygärtner ihren Hortensien Kaffeesatz, damit diese die begehrte blaue Farbe annehmen. Leider verspricht dies in den meisten Fällen mit Kaffeesatz und seinem nur leicht sauren pH-Wert wenig Erfolg.
Möchten Sie die Erde von Zimmerpflanzen säuern, dann empfiehlt es sich, dafür kalten Kaffee zu verwenden. Der Grund: Kaffeesatz im Blumentopf kann sehr leicht schimmeln.
Kaffeesatz zum Mulchen nutzen
Wenn Kaffeesatz organisch ist, dann ist er doch mit Sicherheit perfekt, um den Boden zu mulchen. Auch das hört sich logisch an, ist es aber leider nicht. Hier gibt es gleich mehrere Gründe, die gegen das Mulchen mit Kaffeesatz sprechen:
- Wir mulchen den Boden, damit dieser locker wird und Luft und Wasser besser eindringen können. Da Kaffeesatz aber den Boden verdichtet und somit versiegelt, bewirkt er genau das Gegenteil.
- Auch die bereits angesprochenen chemischen Verbindungen, die sich im Kaffeesatz befinden und bei der Zersetzung antibakteriell wirken, beeinflussen die Lebewesen im Boden negativ.
- Hinzu kommt, dass Kaffeesatz für ein schlechteres Wachstum von Pflanzen verantwortlich ist und das Austreiben von Samen verhindern kann.
Kaffeesatz gegen Unkräuter einsetzen
Unkraut im Beet mag wohl kein Gärtner. Gut, dass man mit Kaffeesatz gegen Unkräuter vorgehen kann. Diese Aussage mag durchaus richtig sein, hat aber auch hier wieder zwei Seiten.
- Wenn Kaffeesatz beim Mulchen den Boden versiegelt, dann verhindert er zum einen, dass sich Unkräuter bilden können, aber eben auch, dass andere Pflanzen gedeihen – mal ganz abgesehen von den negativen Auswirkungen auf die Bodenlebewesen.
- Wenn das Biotop nicht ausgewogen ist, kann es sogar das Wachstum von Unkräutern begünstigen. Das bedeutet, dass man mit Kaffeesatz womöglich das Gegenteil bewirkt.
Mit Kaffeesatz Schnecken vertreiben
Schnecken hat wohl keiner gerne in seinem Garten. Besonders gefräßig sind Nacktschnecken, die den Gärtner schnell zur Verzweiflung bringen können. Gut, dass es Kaffeepulver gibt, denn das soll theoretisch dafür sorgen, dass Schnecken abgeschreckt und vertrieben werden. Theoretisch, denn die Praxis sieht anders aus.
Das Koffein im Kaffee ist es, das Schnecken nicht mögen und ab bestimmten Konzentrationen sogar töten kann. Ab einem Anteil von 0,1 % werden Schnecken abgeschreckt, ab 1 % kann es tödlich sein. Nun ist die Konzentration in Kaffeesatz aber so gering, dass dies Schnecken so gar nicht stört. Wird Kaffeesatz um gefährdete Pflanzen ausgestreut, kriechen die Vielfraße einfach darüber – Wirkung verpufft.
Möglich wäre es allerdings, mit kaltem Kaffee betroffene Pflanzen zu besprühen. Das haben Wissenschaftler getan und so herausgefunden, wie Koffein auf Schnecken wirkt. Der Koffeingehalt von Kaffee liegt aber etwa bei 0,06 bis 0,1 %, sodass Sie für eine Abwehr der schleimigen Tiere einen sehr starken Kaffee kochen müssen. Da sich dies aber auch negativ auf andere Lebewesen auswirken kann, sollten Sie doch lieber zu Alternativen greifen.
Kaffeesatz gegen Pilzerkrankungen
Damit Pflanzen besser vor Pilzerkrankungen geschützt sind, kann Kaffeesatz helfen. Das haben Wissenschaftler in Laborversuchen herausgefunden. Weitere Tests unter realen Bedingungen fanden nicht statt. Aus diesem Grund ist es fraglich, ob Kaffeesatz auch in der Natur gegen Pilzerkrankungen helfen kann. Hinzu kommen, wie schon angesprochen, die negativen Auswirkungen auf die Bodenlebewesen und nicht zuletzt die Tatsache, dass Kaffeesatz, wird er feucht oder warm ausgebracht, ebenfalls Schimmelpilze hervorbringen kann.
Kaffeesatz zum Vertreiben von Insekten
Es gibt aber eine Möglichkeit, Kaffeesatz einzusetzen, ohne dass dadurch Bodenlebewesen beeinträchtigt werden. Wir alle kennen das: Wir sitzen gemütlich im Garten beim Kaffeekränzchen oder beim Grillen, schon kommen die ersten Wespen angeflogen. Je später der Abend, umso mehr Insekten gesellen sich dazu. Vor allem Stechmücken piesacken uns und rauben uns den letzten Nerv.
Hier kann getrockneter Kaffeesatz gute Dienste erweisen, denn der Geruch schreckt Insekten ab. Dabei sollte das Pulver etwa einen Zentimeter hoch in einen Behälter, zum Beispiel in eine kleine Schüssel, gegeben und oberflächlich angezündet werden. Dadurch beginnt das Pulver nicht zu brennen, sondern lediglich zu glimmen. Was aber noch besser ist: Es produziert einen aromatischen Rauch, der von Insekten als unangenehm empfunden wird. Einfach mal ausprobieren, wenn die fliegenden Insekten mal wieder Überhand nehmen.
Welche chemische Bestandteile werden bei der Zersetzung von Kaffeesatz frei?