Wählen Sie Obstbäume aus, geht es nicht nur darum, dass die Bäume zu den am vorgesehenen Standort herrschenden Bedingungen passen. Sie sollten auch darauf achten, ob die Bäume selbstbefruchtend sind oder einen Befruchter benötigen. Ist ein Befruchter erforderlich, kommt es darauf an, welche Sorten sich dafür eignen.
Befruchtung von Obstbäumen: selbst- und fremdbefruchtend
Obstbäume werden vorrangig durch Wild- und Honigbienen, aber auch durch Hummeln befruchtet. Bevor Sie Obstbäume kaufen, sollten Sie sich darüber informieren, ob die von Ihnen gewählten Sorten selbst- oder fremdbefruchtend sind. Ist ein Obstbaum selbstbefruchtend, reicht ein einziger Baum aus, damit Sie in jedem Jahr ernten können. Bei fremdbefruchtenden Bäumen benötigen Sie immer einen Befruchter. Haben Sie nur einen Baum, werden Sie trotz optimalem Standort und guter Pflege keine Früchte ernten. Es reicht aber mitunter aus, wenn der Nachbar einen Befruchter hat und der Abstand zwischen Ihrem und dem Baum des Nachbarn nicht zu groß ist. Einige Obstbäume sind zwar selbstbefruchtend, doch erzielen Sie höhere Erträge, wenn Sie noch einen zweiten Baum als Befruchter haben.
Selbstbefruchtende Bäume: Befruchtung durch eigene Pollen
Bei selbstbefruchtenden Bäumen erfolgt die Befruchtung mit eigenen Pollen. Das können Pollen von derselben Blüte oder von Blüten desselben Baumes sein. Es ist auch möglich, dass die Pollen von einem anderen Baum derselben Sorte stammen.
Zu den selbstbefruchtenden Obstsorten zählen
- Sauerkirschen
- einige neuartige Süßkirschen-Sorten
- Pfirsiche
- die meisten Aprikosensorten
- Quitten
- viele Pflaumensorten
- Nektarinen
Bei einigen Sorten ist ein zweiter Baum sinnvoll, um eine bessere Ernte zu erzielen. Das kann ein Baum derselben Sorte, aber auch ein Baum einer anderen Sorte sein, der zur selben Zeit blüht. Das ist bei einigen Neuzüchtungen von Süßkirschen der Fall. Diese Sorten gelten zwar als selbstfruchtend, doch sind die Erträge bei nur einem Baum oft nur gering.
Tipp: Es gibt verschiedene Neuzüchtungen und Hybriden, bei denen es sich um Kreuzungen verschiedener Obstsorten handelt, beispielsweise Cherrykose als Kreuzung aus Kirsche und Aprikose oder die Mirabellen-Aprikose. Sie benötigen von solchen Sorten nur einen Baum, da sie selbstbefruchtend sind.
Fremdbefruchtende Obstsorten: fremder Pollen erforderlich
Fremdbefruchtende Obstbäume können weder mit Pollen von sich selbst noch mit Pollen von Bäumen derselben Sorte befruchtet werden. Sie benötigen Pollen von einer anderen Sorte, um Früchte zu tragen. Der Pollenspender sollte in einem nicht zu großen Abstand zu Ihrem Obstbaum stehen, damit die Insekten diese Bäume bestäuben können. Der Abstand sollte weniger als 50 Meter betragen. Gibt es in der Nachbarschaft viele verschiedene Obstsorten, beispielsweise viele Apfelbäume von verschiedenen Sorten, benötigen Sie nicht immer einen Befruchter, wenn Sie einen Apfelbaum pflanzen.
Es kommt nicht nur auf Befruchter in der Nähe, sondern auch auf genügend Bienen und Hummeln als Bestäuber in der Nähe an. Damit eine Befruchtung möglich ist, müssen die Bäume zur selben Zeit blühen. Die Blütezeit der Befruchtungspartner sollte sich um einige Tage überlappen. Ungünstige Witterungsverhältnisse können dazu führen, dass Bienen und Hummeln wenig aktiv sind.
Tipp: Für kleinere Gärten gibt es Duo-Obstbäume, die zwei verschiedene Obstsorten tragen. Solche Bäume sind veredelt. Es gibt beispielsweise solche Bäume mit zwei verschiedenen Apfelsorten. Kaufen Sie einen solchen Baum, brauchen Sie keinen zusätzlichen Befruchter.
Befruchtungsbiologie von Äpfeln und Birnen: immer ein Befruchter erforderlich
Äpfel gehören zwar zu den beliebtesten Obstsorten, doch sind sie fast immer auf einen Befruchter angewiesen. Es gibt kaum Sorten, die sich selbst befruchten können. Das gilt auch für Birnen. Die Fremdbefruchtung gelingt, wenn es sich um diploide Sorten handelt. Diese Sorten haben einen doppelten Chromosomensatz. Eine diploide Sorte kann eine andere diploide Sorte befruchten, wenn sie zur selben Zeit blüht.
Eine Besonderheit beim Apfel sind triploide Sorten. Ein triploider Apfel kann nicht als Befruchter dienen. Der Gravensteiner Apfel ist eine bekannte triploide Apfelsorte. Haben Sie einen triploiden Apfel, benötigen Sie dafür einen Befruchter und auch noch einen zusätzlichen Befruchter für die Befruchtersorte.
Den richtigen Befruchter finden: Standardbefruchter und Empfehlungen
Bei Äpfeln und Birnen ist es möglich, dass Sorten zur selben Zeit blühen und sich befruchten können, aber zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Ein Beispiel dafür ist das Befruchter-Paar aus der frühen Conference-Birne und der mittelfrühen Williams-Christ-Birne. So können Sie über einen längeren Zeitraum Birnen ernten. Es gibt auch Standardbefruchter bei den Äpfeln und Birnen, die sich für die meisten Apfel- und Birnensorten als Befruchter eignen. Bei den Äpfeln sind
- Cox Orange,
- Berlepsch,
- James Grieve und
- Goldparmäne
empfehlenswerte Standardbefruchter. Bei den Birnen eignen sich Conference und Clapps Liebling als Standardbefruchter. Im Internet finden Sie auch verschiedene Tabellen mit Empfehlungen von Befruchtersorten für die jeweiligen Apfel- und Birnensorten. Auch beim Kauf einer Apfel- oder Birnensorte werden mitunter geeignete Befruchter empfohlen.
Tipp: Bei Äpfel eignen sich auch Zier- oder Wildäpfel als Befruchter. Diese Sorten zeichnen sich oft durch eine reiche Blütenbildung aus und sind deshalb gute Befruchter.