Für jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen – na ja, nicht ganz. Aber im Grunde gibt es für fast alle Beschwerden und Krankheiten Heilkräuter, die die Symptome lindern oder gar vollkommen verschwinden lassen. In den vergangenen Jahren haben die Heilpflanzen wieder ein großes Comeback erlebt, da die Menschen genug von Chemie und überteuerten Mitteln haben, die teilweise auch schwere Nebenwirkungen aufweisen. Apothekergärten sind somit voll im Trend und das zu Recht, da in ihnen praktisch für jedes Unpässlichkeit ein Kraut angebaut wird. Schon im Mittelalter wusste man, wie wichtig die Apothekergärten sind und in jedem Kloster war ein solcher Garten zu finden. Die Pflanzen dienten dabei rein medizinischen Zwecken und Menschen, die Hilfe benötigten, gingen zu den Mönchen, um das passende Kraut zu erhalten.
Wissenswertes rund um Apothekergärten
Apothekergärten waren im Mittelalter nur in Klöstern zu finden. So auch bei der Äbtissin Hildegard von Bingen, die in Ihrem bekannten Werk „Physica“ alles über Heilpflanzen niederschrieb. Doch auch im „Kreuterbuch“ von Adam Lonitzer, einem deutschen Botaniker, welches rund 400 Jahre, im Jahr 1557, erschien, ist viel über Heilpflanzen zu lesen. Die Klostergärten oder Apothekergärten wurden nach den überlieferten Schriften des Altertums bestückt und dabei stand jedes Beet für ein Körperteil, ein Leiden oder eine Befindlichkeit.
Auch heute gibt es noch Apothekergärten, die auch besichtigt werden können. Zudem werden teilweise Führungen angeboten, wenn auch Sie einen eigenen Apothekergarten auf Ihrem Grundstück anlegen möchten. In den Führungen und Workshops lernen Sie alles, was Sie dazu wissen müssen.
Wenn Sie sich Anregungen holen möchten, haben Sie in Deutschland eine große Auswahl an Apothekergärten. Sie sind im ganzen Land verteilt und je nachdem, wo Ihr Wohnort liegt, haben Sie nur wenige Kilometer, um einen dieser besonderen Gärten zu bestaunen.
Apothekergärten finden Sie unter anderem in
- Bad Liebenzell
- Gütersloh
- Bad Langensalza
- Wiesbaden
- Ettlingen
- Berlin
- Celle
Schauen Sie am besten in Ihrer Region, da es häufig auch kleine private Apothekergärten, die nicht so bekannt sind. Auch hier haben Sie die Möglichkeit, diese zu bestaunen. In Deutschland gibt es den Tag der offenen Gärten, der in jedem Bundesland unterschiedlich genannt wird und zu verschiedenen Terminen stattfindet. Hier haben Sie die Möglichkeit, besondere Gärten anzuschauen und viele Informationen zu sammeln.
Apothekergarten anlegen
Wenn Sie einen Apothekergarten anlegen möchten, sollten Sie wissen, dass die Lage des Kräutergartens entscheidend ist. Achten Sie darauf, welche Pflanzen welchen Standort benötigen und für welchen Zweck Sie sie nutzen möchten. Außerdem sollten Sie den Apothekergarten entsprechend abtrennen und für jedes Wehwehchen ein separates Beet anlegen. Es ist aber auch möglich, bestimmte Pflanzen zu kombinieren, die etwa gegen Schmerzen und Entzündungen hilfreich sind. Auch ein separates Beet gegen Frauenleiden kann sehr gut mit verschiedenen Pflanzen bestückt werden, wenn Sie nicht so viel Platz im Garten haben.
Wichtig ist, dass Sie sich Gedanken darüber machen, welche Beschwerden Sie behandeln möchten und dann entsprechend die Heilpflanzen aussuchen und das Beet dafür anlegen. Bei einer Führung in Apothekergärten erhalten Sie wertvolle Informationen, die Ihnen beim Anlegen des Heilkräutergartens helfen können. Kleine Gärten haben oftmals ein Kräuterrad, das nicht nur schön ausschaut, sondern auch die wichtigsten Heilpflanzen darin gepflanzt werden können. Auch Kräuterspiralen sind sehr beliebt. Des Weiteren haben Sie auch die Möglichkeit, Gemüse und Heilpflanzen sowie Würzpflanzen zu kombinieren und eine Bauerngarten mit einem Apothekergarten zu kombinieren. Die Möglichkeiten sind groß und erlaubt ist, was Ihnen gefällt.
Die richtige Auswahl der Heilpflanzen
Die richtige Auswahl der Heilpflanzen ist besonders wichtig. Denn was nutzt es Ihnen, wenn Sie eine Heilpflanze gegen Prostatabeschwerden anpflanzen und diese gar nicht benötigen? Fragen Sie sich selbst, welche Beschwerden Sie und Ihre Familie haben, um dann die entsprechenden Pflanzen auszuwählen. Zudem sollten einige Pflanzen für Frauenleiden nicht fehlen, da diese im Grunde immer benötigt werden. Egal, ob es sich um PMS oder um Beschwerden in den Wechseljahren handelt, Pflanzen gegen Frauenleiden sind in einem Haushalt mit Frauen immer wichtig. Gleiches gilt natürlich auch für Männer. Es gibt ebenfalls typische Männerbeschwerden, die mit Heilpflanzen sehr gut gelindert und behandelt werden können. Damit Sie eine kleine Übersicht haben, stellen wir Ihnen hier die wichtigsten Heilpflanzen vor, die in keinem Kräutergarten fehlen sollten.
Heilpflanzen für den Stoffwechsel
Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
Die echte Kamille hat eine krampflösende, entzündungshemmende, beruhigende Wirkung und kann auch bei Magenschmerzen ein wichtiger Helfer sein. Doch Vorsicht, im Garten kann die Kamille sehr stark wuchern, weshalb Sie ihr Einhalt gebieten müssen. Um beispielsweise Magenschmerzen mit Kamillentee zu behandeln, hat sich die Rollkur bewährt, sie schon seit vielen Jahrhunderten eingesetzt wird. Dabei trinken Sie Kamillentee, den Sie aus den getrockneten Blüten herstellen und legen sich anschließend auf den Rücken. Nach einigen Minuten wechseln Sie auf die rechte Seite. Nach weiteren 4 bis 5 Minuten wechseln Sie auf den Bauch und zum Schluss auf die linke Seite. Diese Rollkur dient dazu, dass die Kamille sich auf alle Seiten der Magenwände legt und so Ihr Wirkung entfalten kann.
Pfefferminze (Mentha x piperita)
Auch die Pfefferminze sollte in keinem Apothekergarten fehlen, da sie sehr vielseitig einsetzbar ist. Die Blüten und Blätter, die im Sommer geerntet werden, helfen bei Bauchschmerzen, leichten Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, Übelkeit und Erbrechen sowie bei Blähungen und Krämpfen. Zudem sind die ätherischen Öle in der Heilpflanze ein hervorragendes Mittel gegen Kopfschmerzen. Vorsicht jedoch bei Magengeschwüren – hier sollte das Heilkraut nicht zum Einsatz kommen.
Heilpflanzen für Haut und Wunden
Echter Beinwell (Symphytum officinale)
Echter Beinwell ist bei schlecht heilenden Wunden oder bei Knochenbrüchen und Prellungen ein wahrer Allrounder. Dazu wird die Wurzel des Beinwell roh zerkleinert und als Breiumschlag auf die betroffene Stelle gelegt. Um immer genügend der wichtigen Wurzel im Haus zu haben, wird sie im Herbst ausgegraben, in Scheiben geschnitten, aufgefädelt und an einem kühlen Ort trocknen lassen.
Ringelblume (Calendula officinalis)
Die Ringelblume ist natürlich jedem für seine besondere Wirkung auf Haut und Wunden bekannt. Diese darf daher in einem Apothekergarten nicht fehlen. Die Heilpflanzen wirkt entzündungshemmend und beruhigend und fördert auch die Wundheilung. Die im Sommer geernteten Blüten werden meist dafür verwendet, um ein Ölmazerat herzustellen. Hierzu werden die Blüten der Ringelblume im Verhältnis 1:5 mit Öl übergossen. Das Mazerat muss dann eine Woche stehen, damit die Wirkstoffe der Pflanze in das Öl übergehen. In alten Schriften wurden die Blüten unter anderem mit Ziegenbutter vermischt und als Ringelrosenbutter auf den Bauch geschmiert. Die Ringelrosenbutter soll bei einem verdorbenem Magen wahre Wunder bewirkt haben.
Heilpflanzen für die Atemwege
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Spitzwegerich ist für viele ein Unkraut. Doch die Heilpflanze hat zahlreiche Vorteile auf den Körper. Bekannt ist sie auch unter dem Namen Lungenkraut – zu Recht, denn bei Hustenreiz, Asthma und Bronchitis ist der Spitzwegerich ein wichtiger Helfer. Selbst bei Lungenentzündungen kann das Kraut die Beschwerden lindern. Spitzwegerich Tee ist ein Hilfsmittel gegen die Verschleimung der Atemwege und stillt somit den Hustenreiz. Um das Kraut anzuwenden, werden die Blätter geerntet, zerkleinert und in kaltes Wasser gegeben. Nun müssen Sie die Mischung kurz aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Abseihen und mehrmals täglich eine Tasse des Spitzwegerich Tees trinken, um Linderung zu verspüren. Besonders wirksam sind die Blätter der Heilpflanze im August.
Süßholz (Glycyrrhiza glabra)
Aus Süßholz wird nicht nur Lakritze gemacht. Die Wurzel der Heilpflanze ist ein hervorragendes schleimlösendes Mittel gegen Husten. Dafür waschen und zerkleinern Sie die getrocknete Wurzel und kochen einen Teelöffel auf. Nach einer Ziehzeit von gut 5 Minuten können Sie den Tee der Süßholzwurzel trinken, damit sich beim Husten schnell Linderung einstellt.
Neben Spitzwegerich und Süßholz sind auch Salbei und Thymian wichtige Helfer für die Atemwege. Sie helfen beim Abhusten, wirken krampflösend und töten Keime. Vorsicht bei der Zubereitung des Tees aus Thymianzweigen. Thymian hat eine blutdrucksenkende Wirkung und kann Kreislaufbeschwerden auslösen.
Heilpflanzen zur Beruhigung und für besseren Schlaf
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Johanniskraut ist bekannt dafür, dass es die Nerven beruhigt und eine stimmungsaufhellende Wirkung hat. Damit das Kraut seine Wirkung entfalten kann, werden die oberen und nicht verholzten Blüten und Blätter im Sommer geerntet, aus denen ein Tee zubereitet wird. Die Blüten und Blätter können Sie sehr gut trocknen, damit Sie das ganze Jahr über ein nervenberuhigendes Heilkraut zu Hause haben. Vom Johanniskraut Tee können Sie zwei bis drei Tassen pro Tag trinken. Beachten Sie aber, dass es durchaus sein kann, dass das Heilkraut erst nach ein bis zwei Wochen wirkt.
Echter Baldrian (Valeriana officinalis)
Auch der echte Baldrian ist für seine beruhigende und schlaffördernde Wirkung bekannt. Um von der Pflanze zu profitieren, benötigen Sie die Wurzel des Krauts. Diese wird im September ausgegraben, gesäubert und getrocknet. Erst dann können Sie einen Baldriantee herstellen, der eine beruhigende Wirkung aufweist. Der Tee kann auch tagsüber getrunken werden, da er nicht müde macht. Dazu ist die Dosierung zu gering. Wenn Sie Baldrian zum Schlafen benötigen, sollten Sie auf Kapseln aus der Apotheke zurückgreifen.
Heilpflanzen für Frauen
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
Frauenmantel ist, wie der Name schon sagt, ein hervorragendes Kraut für Frauenbeschwerden. Die Heilpflanze soll bei starken Monatsblutungen ebenso helfen wie bei Beschwerden der Wechseljahre. Ein Tee aus den Blättern und den Blüten kann die Beschwerden lindern.
Heilpflanzen für Männer
Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum)
Männer leiden häufig an Beschwerden mit der Prostata. Doch auch bei Blasenentzündungen, Blasenschwäche oder Erkrankungen der Niere kann das Weidenröschen hilfreich eingesetzt werden. Um die Beschwerden zu lindern, wird ein Tee aus den oberen Teilen der Pflanze hergestellt. Nach der Ernte werden die Pflanzenteile kopfüber in der Sonne getrocknet. Wichtig ist, dass die Ernte dann erfolgt, wenn die Blüten noch geschlossen sind. Dann hat das Weidenröschen die beste Wirkung.
Natürlich gibt es noch viele weitere Heilpflanzen, die in einem Apothekergarten ein Muss sind. Haben Sie aber nur begrenzt Platz, bilden diese fünf Heilpflanzen eine sehr gute Basis:
- Baldrian, um die Nerven zu beruhigen
- Thymian gegen Husten und als Hilfe bei Erkältungen
- Ringelblume, um Hautreizungen und Entzündungen zu lindern
- Frauenmantel gegen Frauenleiden
- Kleinblütiges Weidenröschen gegen Männerleiden
Damit Sie auch immer die beste Wirkung mit den Heilpflanzen erzielen, ist es wichtig, dass Sie den perfekten Erntezeitpunkt jeder einzelnen Heilpflanze kennen. In der Regel ist dies während der Blütezeit oder kurz davor. Zudem werden die meisten Heilpflanzen ohne Sonneneinstrahlung getrocknet, dass die wichtigen Inhaltsstoffe durch die Hitze nicht zerstört werden. Es gibt jedoch einige Pflanzen, die in der Sonne getrocknet werden. Wenn Sie aber auf diese Tipps achten, werden Sie mit Ihrem Apothekergarten alles zu Hause haben, um Beschwerden zu lindern.
Selbstverständlich ersetzt ein Apothekergarten keinen Arztbesuch. Die Heilpflanzen können aber als unterstützende Therapie zum Einsatz kommen und so dabei helfen, die Beschwerden schneller zu lindern und die Krankheit zu bekämpfen. Eine Einnahme der Heilpflanzen sollten Sie natürlich immer mit Ihrem behandelnden Arzt abklären, da es auch bei natürlichen Mitteln zu Wechselwirkungen und allergischen Reaktionen kommen kann.
Haben Sie schon einen Apothekergarten zu Hause angelegt? Dann würden wir uns freuen, wenn Sie uns Ihre besonderen Heilpflanzen mitteilen würden und für welche Zwecke Sie sie einsetzen. Wir sind gespannt und die Leser werden es Ihnen mit Sicherheit danken!