Für die meisten Hobbygärtner ist das Hirtentäschel ein unscheinbares Unkraut, dass man nicht im Garten haben muss. Doch das Kraut ist ein Heilkraut und wird schon seit langer Zeit in der Naturheilkunde eingesetzt. Wenn auch Sie Hirtentäschel im Garten haben, überlegen Sie sich sicher beim nächsten Unkraut jäten, ob die Pflanze bleiben soll oder entfernt wird. Zudem können Sie Hirtentäschel hervorragend als Würzmittel nutzen, weshalb sich ein Anbau durchaus lohnt.
Wissenswertes über Hirtentäschel
Hirtentäschel (Capsella) zählt zu der Familie der Kreuzblütengewächse und ist auch unter Herzelkraut, Taschenkraut, Bauernsenf, Schneiderbeutel oder Löffeli bekannt. Die Pflanze ist ein- bis zweijährig und in unseren Breiten ist vor allem das Gemeine Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) vertreten. Der Name Capsella kommt dabei aus dem lateinischen und bedeutet „Kleine Kapsel“ der Artname bursa-pastoris hingegen heißt so viel wie „kleine Tasche des Hirten“. Dies deutet eindeutig auf die Form der Samenschoten hin, die dreieckig sind. Die Hirten hatten früher Taschen, die ähnlich aussahen.
Das Hirtentäschel wächst auf Äckern, in Gärten und an Feldrändern und wird meist als Unkraut angesehen. Dabei kann die Pflanze deutlich mehr. Hirtentäschel ist nämlich nicht nur eine tolle Würzpflanze, sondern auch eine Heilpflanze und kann bei vielen Beschwerden hilfreich eingesetzt werden. Hirtentäschel ist sehr anpassungsfähig, weshalb es von Europa bis Asien seine Heimat hat. Vermutet wird der Ursprung jedoch im mediterranen Raum.
Die Pflanze kann bis zu 50 cm hoch wachsen. Das Besondere dabei ist, dass die Wurzeln bis zu 90 cm tief in die Erde wachsen. Zudem kann Hirtentäschel weit über 60.000 Samen hervorbringen, was vor allem an der sehr langen Blütezeit von April bis Dezember liegt. Doch auch die Selbstaussaat hat ihre Besonderheiten. Durch ihre klebrige Oberfläche haften sich die Samen an Schuhe oder an die Füße von Tieren und können sich so praktisch überall ansiedeln. Außerdem können die Samen bis zu 30 Jahre lang überleben, was den Fortbestand über viele Jahrzehnte sichert.
Boden und Standort
Die Würz- und Heilpflanze Hirtentäschel ist sehr anspruchslos, was den Standort angeht. Ein sonniger Platz wird zwar bevorzugt, das Kraut wächst aber auch im Halbschatten gut. Beim Boden hingegen sollten Sie darauf achten, dass er nährstoffreich ist. Vor allem, wenn der Boden stickstoffreich ist, kann sich Hirtentäschel sehr gut entwickeln.
Gießen und Düngen
In der Regel reicht der Pflanze das Regenwasser. Dies liegt daran, dass die Wurzeln bis zu 90 cm in den Boden ragen und so Wasser aus dem Boden ziehen können. Lediglich in langen Trockenperioden ist es wichtig, die Pflanze zu gießen. Ähnlich sieht es beim Düngen aus. Ist der Boden nährstoffreich, können Sie auf zusätzliche Düngergaben verzichten. Im Frühling können Sie ein wenig Kompost oder Rinderdung in die Erde einarbeiten, wenn es notwendig ist.
Vermehrung von Hirtentäschel
Wie bereits erwähnt, vermehrt sich die Pflanze durch Selbstaussaat. Doch bedenken Sie, dass es nicht in der Umgebung der Pflanze zu vermehrtem Wachstum kommt, sondern dass das Hirtentäschel praktisch überall im Garten wachsen kann, da es sich durch die klebrige Oberfläche der Samen an Schuhe heften und weitläufig vermehren kann. Möchten Sie dennoch Hirtentäschel vermehren, sammeln Sie die Samen und legen Sie diese im Frühjahr auf das Beet. Die Samen sind Lichtkeimer und müssen daher nur leicht mit Erde bedeckt werden.
Hirtentäschel im Kübel – ist das möglich?
Möglich ist es, empfehlenswert jedoch nicht. Dies liegt daran, dass die Wurzeln sehr tief in die Erde ragen und so eine große Menge an Platz benötigen. Da dies in einem gewöhnlichen Kübel jedoch nicht gegeben ist, hat die Pflanze keine optimalen Bedingungen und kann sich nicht so gut entfalten.
Ist Capsella winterhart?
Eigentlich ist das Hirtentäschel nicht winterhart, kann aber dennoch durch die langen Wurzeln überleben. Je nachdem wie kalt es ist, kann es durchaus sein, dass die Pflanze problemlos im Frühling wieder austreibt. Sobald es aber frostig wird, sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab, weshalb eine Überwinterung überflüssig ist.
Ernte und Lagerung von Hirtentäschel
Hirtentäschel wird hauptsächlich im Frühjahr vor der Blüte geerntet. Die Erntezeit beginnt im März und wenn die Bedingungen günstig sind, können Sie die Früchte, Blätter und auch Samen das ganze Jahr über ernten. Insbesondere bei den Samentaschen haben Sie eine sehr lange Erntezeit, die sich von April bis Dezember zieht. Die Samen selbst ernten Sie jedoch zwischen Juni und September. Wenn Sie eine sehr geschmacksintensive Wurzel ernten möchten, müssen Sie diese früh im Frühling ernten.
Da Sie Hirtentäschel nicht lange lagern können, sollten Sie das Kraut trocknen. Daraus lässt sich dann das ganze Jahr ein heilender Tee oder eine hilfreiche Tinktur herstellen. Die geernteten Pflanzenteile müssen Sie dann in dünnen Schichten trocken und im Anschluss in gut verschließbaren Behältern aufbewahren.
Die Heilwirkung von Hirtentäschel
Wie bereits erwähnt ist Hirtentäschel eine sehr bekannte Heilpflanzen, die schon im alten Griechenland zum Einsatz kam. Dort war es das wichtigste Mittel, um Blut zu stillen. Dabei wurde es häufig bei Nasenbluten oder bei starken Blutungen der Gebärmutter eingesetzt. Auch bei Hämorrhoiden war das Kraut ein wichtiger Helfer.
Durch die hervorragenden Inhaltsstoffe soll die Pflanze im Allgemeinen eine sehr gute Wirkung auf die Blutgefäße haben und schmerzlindernd, verdauungsfördernd, blutreinigend sowie harntreibend wirken. Bei Verletzungen aller Art soll das zerquetschte Kraut auf die Wunde gelegt werden. Auch bei niedrigem Blutdruck, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden soll das Kraut eine besondere Wirkung aufweisen. Bei Zahnschmerzen hingegen kann eine Mundspülung Linderung verschaffen.
Nutzung von Hirtentäschel als Heilpflanze
Hirtentäschel kann äußerlich und innerlich angewendet werden. Für die äußerliche Anwendung kochen Sie einen starken Tee aus den Blättern, tränken Kompressen damit und legen Sie diese auf die betroffenen Stellen.
Bei innerlichen Beschwerden wie Wechseljahresbeschwerden oder Unterleibsschmerzen während der Menstruation kann ein Tee hilfreich sein. Der Tee kann zwar nicht als lecker bezeichnet werden, wenn er hilft, sieht man darüber aber gerne hinweg.
Hirtentäschel Tinktur
Zudem können Sie auch eine Tinktur herstellen, die bei vielerlei Beschwerden zum Einsatz kommen kann. Für die Tinktur wird frisches Hirtentäschelkraut kleingeschnitten und mit Alkohol (mindestens 40 %) übergossen. Die Tinktur muss dann an einem hellen, warmen Ort für etwa drei Wochen ziehen und täglich einmal kräftig geschüttelt werden. Nach drei Wochen kann die Tinktur abgeseiht werden und in eine dunkle Glasflasche abgefüllt werden.
Hirtentäschel Tee
Auch ein Tee kann hilfreich bei Beschwerden eingesetzt werden. Für diesen nehmen Sie 2 Teelöffel Pflanzenteile (frisch oder getrocknet) und übergießen diese mit 200 ml heißem Wasser. Der Tee sollte 5 bis 10 Minuten ziehen, bevor er abgeseiht und getrunken wird. Bei Beschwerden aller Art trinken Sie zwei Tassen über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen. Danach sollten Sie eine sechswöchige Pause einlegen.
Tipp: Möchten Sie den Tee äußerlich verwenden, müssen Sie die doppelte Menge an Kraut nehmen, um einen sehr starken Tee zu überbrühen. Diese ist jedoch nicht für den Verzehr geeignet.
Hirtentäschel in der Küche verwenden
Sie werden es schon vermuten – Hirtentäschel ist essbar. Dabei können Sie praktisch alle oberirdischen Pflanzenteile wie Blätter, Blüten oder auch Stängel verzehren. Der Geschmack der Pflanzenteile erinnert ein wenig an Senf, da der würzig, scharf ist.
Wenn Sie hingegen die Wurzeln des Hirtentäschels verzehren möchten, werden Sie eher an Ingwer statt an Senf erinnert. Alle Pflanzenteile der Krauts sind sehr vielseitig einsetzbar und können eine Bereicherung in der Küche sein. Durch die Vielfältigkeit können Sie zahlreichen Speisen eine besondere Note verleihen. Hervorragend verwendbar sind die oberirdischen Pflanzenteile für
- Eintöpfen
- Soßen
- Suppen
- Salaten aus Wildkräutern
- Kräuterbutter und -quark
Möchten Sie die Wurzeln nutzen, können Sie diese zum Würzen überall dort einsetzen, wo Sie auch mit Ingwer würzen würden.
Tipp: Da die Pflanze unzählige Samen hervorbringt, können Sie diese sammeln und zu Pulver mahlen. Ideal ist es, sie in einer Pfeffermühle zu verwenden und so die Speisen auf besondere Weise aufzuwerten.
Während Sie die Samen in der Pfeffermühle optimal verwertet werden oder Senf daraus herstellen können, sind die jungen Triebe, Knospen, Früchte und Blätter im Salat ein Gaumenschmaus. Selbst im Smoothie können Sie problemlos verwendet werden. Des Weiteren sind sie als Gemüsefüllung oder als gedünstet Beilage ideal für Fleisch und Fisch.