Rasen ist gleich Rasen – oder? Nö, eigentlich nicht. Schließlich gibt es ganz unterschiedliche Rasenarten, darunter etwa Zierrasen, Spiel- und Sportrasen, Golfrasen, Schattenrasen und noch so einiges mehr. Auf den ersten Blick sehen die Gräser alle gleich aus, der Unterschied steck im Detail. Denn die jeweiligen Anforderungen an den Rasen werden durch verschiedene Rasengräser erreicht.
Rasentypen und deren Eigenschaften und Ansprüche
Bevor wir uns die verschiedenen Rasengräser genauer ansehen, wollen wir auf die Rasentypen blicken. So kann man einfacher ermitteln, welche Rasengräser dafür geeignet erscheinen.
Rasentyp | Eigenschaften | Pflege | Anwendung |
Gebrauchsrasen |
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Mittel |
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Zierrasen |
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Hoch bis sehr hoch |
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Parkplatzrasen |
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Gering |
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Sportplatzrasen |
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Mittel bis hoch |
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Spielrasen |
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Gering bis mittel |
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Landschaftsrasen |
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Gering |
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Tiefschnittrasen |
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Sehr hoch |
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Die Zusammensetzung an Rasengräsern ist bei den Rasentypen sehr unterschiedlich und kann auch variieren. Um die beste Mischung zu finden, muss man sich die Rasengräser und deren Eigenschaften etwas näher ansehen.
Die am häufigsten verwendeten Rasengräser
Egal, für welchen Rasen Sie sich entscheiden, in Rasenmischungen sind immer mehrere unterschiedliche Grassamen enthalten, die die jeweiligen Eigenschaften mit sich bringen. Welche Rasengräser dabei am häufigsten verwendet werden, möchten wir mal etwas näher unter die Lupe nehmen.
Rotschwingel (Festuca rubra)
Der Rotschwingel ist in gemäßigten Klimazonen zuhause und kommt neben Europa auch in Asien, Afrika und Amerika vor. Er gehört zu den Süßgräsern und verträgt einen tiefen Rückschnitt. Die Blätter sind graugrün und unbehaart, außerdem sehr schmal. Vom Rotschwingel gibt es verschiedene Unterarten, die zum einen in Horsten wachsen, zum anderen relativ flach, da sie unterirdische Ausläufer bilden. An Boden und die klimatischen Bedingungen stellt der Rotschwingel nur sehr geringe Ansprüche. Neben dem Deutschen Weidelgras und der Wiesenrispe ist der Rotschwingel das Rasengras, das am häufigsten verwendet wird.
Da er eine hohe Toleranz gegen Tiefschnitt hat, wird er vor allem für Golfplätze verwendet. Weitere Einsatzbereiche sind Zierrasen, Gebrauchsrasen, Kräuterrasen und Blumenwiesen.
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)
Das Deutsche Weidelgras stammt nicht etwa nur aus Deutschland, sondern ist in ganz Europa, und in Teilen Asiens und Nordafrika beheimatet. Mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen der Erde, wobei es dort als Neophyt gilt. Die zu den Süßgräsern gehörende Pflanze bildet eine rotviolette Basis und wächst dann in sattgrünen, glänzenden Blättern. Es gibt mehrere Sorten, die zum Teil starke Ausläufer bilden. Dabei wachsen die Ausläufer oberirdisch, bevor sie an anderer Stelle wieder wurzeln. Das hat zwei große Vorteile: Zum einen können sich Unkräuter nur schwer entwickeln, zum anderen lassen sich mit dem Deutschen Weidelgras besonders gut Lücken schließen. Bevorzugt wächst das Gras auf leicht verdichteten Böden, die viel Stickstoff bieten. Neben Rotschwingel und Wiesenrispe gehört es zu den drei am häufigsten verwendeten Rasensamen.
Die schnell wachsende Sorte wird am häufigsten für Sportplatzrasen, Spielrasen und Gebrauchsrasen verwendet, findet sich aber auch im Zierrasen wieder.
Wiesenrispe (Poa pratensis)
Ursprünglich war die Wieserispe nur auf der Nordhalbkugel zu finden, mittlerweile ist das Rasengras aber auch in Afrika und Australien beheimatet. Das Süßgras bildet kräftige Ausläufer, die ausschließlich unter der Erde zu finden sind. Das bedeutet, dass die Wiesenrispe lückenlos wächst. Die Blätter sind blaugrün bis dunkelgrün und zum Teil behaart. Staunässe verträgt die Wiesenrispe nicht, dafür ist sie sehr trockenheitsverträglich. Mit normalem Boden kommt sie gut zurecht, braucht aber bisweilen eine hohe Nährstoffversorgung.
Die Wiesenrispe ist besonders strapazierfähig, weswegen sie vor allem bei Sportplatzrasen, Spielrasen, Gebrauchsrasen und Rasen, der im Schatten zu finden ist, verwendet wird.
Lägerrispe (Poa supina)
Die Heimat der Lägerrispe liegt in Europa und Teilen Asiens, sowie in Marokko. Die Besonderheit ist, dass es mit Höhenlagen von bis zu 3.100 Metern problemlos zurechtkommt, denn es wurde nicht nur in den Bayerischen Alpen, sondern auch in den Schweizer Alpen in großen Höhen gefunden. Die Lägerrispe gehört zu den Süßgräsern und bildet oberirdische Ausläufer, wächst sehr schnell und ist nicht nur stark belastbar, sondern auch tiefschnittverträglich. Die Blätter sind kurz, breit und hellgrün. Sie braucht einen hohen Nährstoff- und Wasserbedarf und kommt mit Trockenheit nicht gut zurecht.
Da die Lägerrispe Feuchtigkeit liebt, ist sie vor allem in Rasenmischungen zu finden, die im Schatten gesät werden. Außerdem bei Parkplatz-, Sport- und Spielrasen sowie bei Zier- und Gebrauchsrasen.
Rotes Straußgras (Agrostis capillaris)
Sowohl in Europa aber auch in Teilen Asiens ist das Rote Straußgras zu finden. Die Pflanze wächst sogar in bergigen Regionen bis in eine Höhe von rund 2.700 Metern. Die Blätter sind tiefgrün und relativ schmal und wachsen sehr dicht, weswegen sich eine gut geschlossene Grasnarbe bilden kann. Die Pflanze vermehrt sich durch kurze unterirdische Ausläufer und wächst damit horstartig. Das Süßgras ist sehr anspruchslos und widerstandsfähig, mag kalkhaltige, ansonsten nährstoffarme Böden und kommt sowohl mit Feuchtigkeit, wie auch mit Trockenheit gut zurecht. Auch ein Tiefschnitt wird problemlos toleriert.
Verwendet wird das Rote Straußgras vor allem bei Golfrasen, Sportplatzrasen, Spielrasen und auch Zierrasen.
Flechtstraußgras (Agrostis stolonifera)
Die Heimat des Flechtstraußgrases, das auch Weißes Straußgras genannt wird, liegt in Europa, Asien, in Teilen Nordafrikas und auf Madeira. Mittlerweile ist es auch in Amerika, Australien, Südafrika und Neuseeland zu finden und zählt dort zu den Neophyten. Die Blätter sind sattgrün, glatt, kahl und schmal. Ausläufer werden oberirdisch gebildet und können Lücken sehr schnell schließen. Außerdem wird in kurzer Zeit eine sehr dichte Grasnarbe erreicht. Das Flechtstraußgras mag nährstoffreiche, kalkhaltige und feuchte Böden. Mit Trockenheit kommt es nicht so gut zurecht.
Das Flechtstraußgras hat eine hohe Toleranz für Tiefschnitt, weswegen es vor allem bei Golfrasen und Zierrasen zum Einsatz kommt.
Rohrschwingel (Festuca arundinacea)
Von Europa über Nordafrika bis nach China und sogar im Himalaya – die Heimat des Rohrschwingels ist sehr groß. Kein Wunder, handelt es sich doch bei dem Süßgras um eine der ausdauerndsten und anspruchslosesten Graspflanzen überhaupt. Die Blätter des Rohrschwingels sind relativ grob, sehr breit und sattgrün. Die Verbreitung erfolgt über kurze Rhizome, wodurch sich schnell Horste bilden und ein schneller Wuchs eintritt. An den Boden stellt das Gras keine Ansprüche, es kommt mit sauren Böden genauso zurecht, wie mit basischen, wächst auf Sandböden und Lehmböden und kann mit Trockenheit genauso gut umgehen, wie mit Feuchtigkeit.
Aufgrund der genannten Eigenschaften ist der Rohrschwingel vor allem für Sportplatzrasen, Spielrasen, Parkplatzrasen und Gebrauchsrasen geeignet, ist aber auch auf Biotopflächen zu finden.
Raublättriger Schafschwingel (Festuca trachyphylla)
Der Raublättrige Schafschwingel, auch Raublatt-Schwingel genannt, kommt in weiten Teilen Mitteleuropas vor. Die Blätter sind schmal und graugrün, die Ausläufer werden sowohl unterirdisch wie auch oberirdisch gebildet. Das Gras benötigt viel Wasser, weswegen Trockenheit nicht gut vertragen wird, außerdem hat es einen moderaten Nährstoffbedarf. Da die Art sehr konkurrenzfähig ist, kann sie in zahlreichen Rasenmischungen enthalten sein.
Der Raublättrige Schafschwingel ist tolerant gegenüber Tiefschnitten. Aus diesem Grund wird das Süßgras vor allem bei Golfrasen und Zierrasen eingesetzt.
Ausläuferrotschwingel (Festuca rubra rubra)
Der Ausläuferrotschwingel kommt in Europa ebenso vor, wie in Asien, Amerika und Teilen Afrikas. Die Blätter sind mittelfein, die Farbe schwankt von dunkelgrün bis graugrün. Die zu den Süßgräsern gehörende Pflanze bildet lange unterirdische Ausläufer und bildet dabei nur eine feine Grasnarbe, weswegen das Gras nicht besonders dicht wächst. Gut geeignet ist es allerdings, um schnell Lücken im Rasen zu schließen. Die Nährstoffansprüche sind gering, der Wasserbedarf mäßig, das Gras kommt aber auch mit Trockenheit gut zurecht.
Da der Ausläuferrotschwingel nur gering belastbar ist, wird er hauptsächlich für Zierrasen verwendet, kann aber auch im Landschaftsrasen vorkommen.
Horstrotschwingel (Festuca rubra commutata)
Der Horstrotschwingel wird auch als Schwärzlicher Rotschwingel bezeichnet und kommt in weiten Teilen Europas vor. Die Blätter sind schmal und dunkelgrün bis blaugrün. Wie der Name schon verrät bildet das Gras Horste. Es verbreitet sich durch sehr kurze Ausläufer und kann somit eine dichte Grasnarbe bilden. Ansprüche an den Boden stellt der Horstrotschwingel wenige, er kommt mit einer geringen Nährstoffzufuhr zurecht und kann feuchten Boden genauso tolerieren, wie längere Trockenperioden. Es ist allerdings nicht besonders konkurrenzfähig, weswegen es von anderen Grasarten schnell verdrängt werden kann.
Da er gut tiefenschnittverträglich ist, kann Horstrotschwingel auf Golfplätzen eingesetzt werden, kommt aber vor allem im Zierrasen vor. Auch in Rasenmischungen, die für Gebrauchsrasen und Landschaftsrasen vorgesehen sind, hat das Süßgras seinen Platz.