Bei manchen Insekten fragen wir Gärtner uns zu Recht, welchen Nutzen sie denn überhaupt haben. Blattläuse gehören hier wohl dazu, denn die kleinen, oft unscheinbaren Insekten sind mit Sicherheit auch Ihnen ein Dorn im Auge. Schließlich können sie dafür sorgen, dass unseren Blumen der Lebenssaft sprichwörtlich ausgesaugt wird. Trotzdem haben sie natürlich auch einen Nutzen, sind sie doch wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Blattläuse dienen Vögeln, Spinnen, Wanzen, Marienkäfern und vielen mehr als Nahrung. Trotzdem: wer sie vorfindet, sollte etwas dagegen tun.
Blattläuse – ein Steckbrief
Name: Blattlaus
Ordnung: Schnabelkerfe
Alter: 200 Millionen Jahre
Arten weltweit: 5.000
Arten in Deutschland: ca. 700
Größe: bis zu 7 Millimeter
Farben: von Grün über Braun bis hin zu Rot und Schwarz
Warum Blattläuse so gefährlich für unsere Pflanzen sind
Sofern Blattläuse nicht in Massen auftreten, sind kleinere Populationen für gesunde und ausgewachsene Pflanzen oftmals nicht das entscheidende Problem. Die Pflanze nimmt alleine durch die Saugtätigkeit weniger Schaden als gedacht. Vielmehr sind es die Begleiterscheinungen.
- Durch das „Anstechen“ der Pflanze entstehen kleine Wunden, durch die Viren in die Pflanze eindringen und für Krankheiten oder das Absterben sorgen können.
- Auch der von den Läusen ausgeschiedene Honigtau kann für große Schäden sorgen, indem sich dort nämlich Schwärzepilze ansiedeln können.
- Apropos Honigtau: Diese klebrige Masse ist Nahrung für Ameisen. Daher findet man an Pflanzen, die von zahlreichen Blattläusen befallen sind, auch sehr viele Ameisen. Diese bedienen sich am Honigtau und verteidigen die Blattläuse sogar gegen Fressfeinde, um sich die Nahrungsquelle zu sichern.
Um einen Blattlausbefall rechtzeitig zu erkennen, sollte deshalb regelmäßig kontrolliert werden, vor allem die Blattunterseiten, wo sich die Insekten gerne verstecken. Befallen werden übrigens quasi alle Pflanzenteile, also nicht nur Blätter, sondern auch Stängel, Knospen und selbst Blüten.
Mit Pflanzenschutzmitteln gegen Blattläuse
Eigentlich hört sich der Begriff „Pflanzenschutzmittel“ nicht negativ an. Schließlich schützt man damit ja die Pflanzen. Das mag auf der einen Seite durchaus stimmen, doch biologische und chemische Produkte können auch Schäden anrichten. Zum Beispiel gegenüber Insekten oder auch Nützlingen. Und nicht selten können sogar wir Menschen davon betroffen sein. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer mit Vorsicht zu genießen.
Gerade wenn es um Blattläuse geht, die im heimischen Garten Zierpflanzen befallen. Ob hier bereits Pflanzenschutz eingesetzt werden soll oder muss, ist fraglich. Anders sieht es natürlich bei Nutzpflanzen aus, insbesondere, wenn sie in großer Anzahl angebaut werden. Unsere Landwirte kommen ohne Pflanzenschutzmittel daher kaum aus. Laut Statistik werden pro Jahr auf einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ca. 9 Kilogramm Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Wer in seinem Garten auf Pflanzenschutzmittel verzichten möchte, kann auf Nützlinge und Hausmittel zurückgreifen.
Nützlinge gegen Blattläuse einsetzen
Es gibt zahlreiche Nützlinge gegen Blattläuse, die man zum einen kaufen, die man aber durch bestimmte Maßnahmen auch jederzeit in den Garten locken kann (dazu mehr unter „vorbeugende Maßnahmen“).
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Marienkäfer
Wenn man sich überlegt, dass ein kleiner Marienkäfer bis zu 150 Blattläuse täglich vertilgen kann, dann ist dies wohl einer der effektivsten Nützlinge gegen die Pflanzensauger – eben ein echter Glücksbringer. Dabei beginnt die Vertilgung der Blattläuse bereits im Larvenstadium. Während Marienkäfer im Frühling Eier gezielt auf Pflanzen mit Blattläusen ablegen, kann eine Larve bis zur Verpuppung innerhalb von 2 bis 3 Wochen bis zu 500 Blattläuse verspeisen. Bei Marienkäfern sind es also sowohl die Larven, als auch die ausgewachsenen Käfer, die sich über die Pflanzenschädlinge hermachen.
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Schlupfwespen
Lebensmittelmotten, Weiße Fliegen, Kohlweißlinge, Apfelwickler und auch Blattläuse – gegen all diese Schädlinge können Schlupfwespen eingesetzt werden. Auch wenn sie „Wespen“ genannt werden, sind sie keine Wespen, wie wir sie kennen. Die Insekten sind meist so klein, dass man sie gar nicht wahrnimmt. Bis zu 3.600 Arten gibt es alleine in Deutschland, ausgewachsene Insekten ernähren sich vor allem von Nektar und Pollen. Anders sieht es im Larvenstadium aus, denn dann ist die Blattlaus die Hauptnahrungsquelle. Das kommt daher, dass Schlupfwespen ihre Eier in der Blattlaus ablegen. Sie parasitieren sie, wobei die Larve im Innern der Laus wächst und sich von ihr ernährt. Da sie einen Lebenszyklus von maximal 10 Tagen haben, kann eine große Anzahl an Schlupfwespen auch zahlreiche Blattläuse parasitieren.
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Schwebfliegen
Schwebfliegen sehen optisch den Wespen ähnlich, zumindest ist ihr Hinterteil genauso schwarz-gelb gezeichnet. Schwebfliegen haben aber keinen Stachel und können uns auch nicht gefährlich werden. Den lästigen Blattläusen dagegen schon. Zumindest die Larven, denn diese können während ihres zweiwöchigen Lebenszyklus bis zur Verpuppung bis zu 600 Blattläuse verspeisen. Da sie schon bei Temperaturen ab 8 Grad aktiv werden, können sie nicht nur in der warmen Jahreszeit, sondern auch in der Übergangszeit eingesetzt werden. Ausgewachsene Schwebfliegen ernähren sich dagegen von Pollen und Nektar.
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Florfliegen
Wenn die Larven aus den Eiern der Florfliege schlüpfen, dann machen sie sich sofort auf Nahrungssuche. Eine Pflanze mit einem großen Blattlausbefall ist dafür ideal, denn dort finden sie bis zur Verpuppung innerhalb von 3 Wochen ausreichend Nahrung. Während dieser Zeit kann eine einzige Larve bis zu 500 Blattläuse verzehren. Eine ausgewachsene Florfliege ernährt sich dann nur noch von Pollen, Nektar aber auch von Honigtau, den Blattläuse produzieren.
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Gallmücken
Auch Gallmücken bzw. deren Larven gesellen sich zu den Nützlingen, die sich von Blattläusen ernähren. Angelockt vom Duft des Honigtaus legen die Gallmücken ihre Eier in der Nähe ab. Wenn die Larven schlüpfen, machen sie sich sogleich darüber her, die Blattläuse auszusaugen. Rund 2 Wochen dauert es bis zur Verpuppung, in dieser Zeit kann eine Larve bis zu 100 Läuse vernichten. Danach geht der Kreislauf wieder von vorne los.
10 Hausmittel gegen Blattläuse
Möchten Sie (zusätzlich) mit Hausmitteln gegen Blattläuse vorgehen, dann sehen Sie sich die folgenden Vorschläge an. Die Umsetzung ist relativ einfach durchzuführen, allerdings nicht für jede Pflanze geeignet.
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Wasserstrahl
Bei Pflanzen mit einem stabilen Gerüst können Sie die Läuse mit Hilfe eines starken Wasserstrahls von der Pflanze spülen. Wenden Sie diese Methode nicht an, wenn es sich um filigrane Blätter oder Stängel handelt.
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Absammeln
Ebenfalls möglich ist das händische Absammeln oder Abstreifen der Blattläuse. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn sich der Befall noch im Anfangsstadium befindet.
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Knoblauch
Sehr einfach ist es auch, Knoblauch zu verwenden. Dabei werden Knoblauchzehen geschält und zu zwei Dritteln in die Erde gesteckt, direkt neben den Stiel. Über die Wurzeln gelangen die Inhalts- und Duftstoffe in die Pflanze, was Blattläuse gar nicht mögen.
Da diese Methode relativ lange dauert, bis eine Wirkung einsetzt, können Sie auch einen Sud aus Knoblauch kochen. Dazu werden 2 zerkleinerte Knoblauchzehen in 1 Liter kochendes Wasser gegeben und 24 Stunden lang ziehen gelassen. Danach können Sie mit dem Sud die betroffenen Pflanzen rundum einsprühen.
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Brennnesseln
Wohl jeder hat Brennnesseln in irgendeiner Ecke des Gartens. Bevor Sie diese herausreißen und wegwerfen, machen Sie daraus doch einen Brennnesselsud daraus. Geben zwei Hand voll frische Brennnesselblätter auf einen Liter Wasser und lassen Sie das Ganze 2 Tage lang ziehen. Danach abseihen und die Pflanze damit einsprühen. Bitte nicht länger ziehen lassen, denn sonst wird Brennnesseljauche daraus, die Sie keinesfalls mehr auf die Pflanze aufbringen dürfen, da es sich um einen Dünger handelt.
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Zwiebeln
Ähnlich wie Knoblauch verhält es sich auch mit Zwiebeln. Um einen Sud herzustellen, schneiden Sie eine Zwiebel klein und geben diese in 1 Liter kochendes Wasser. Danach auf niedriger Flamme eine halbe Stunde köcheln lassen. Nach dem Abkühlen die betroffenen Pflanzen einsprühen.
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Schwarzer Tee
Auch mit schwarzem Tee lassen sich Blattläuse vertreiben. Auf 1 Liter Wasser geben Sie mindestens 2 Teebeutel und lassen das Ganze 20 Minuten ziehen. Nach dem Abkühlen können Sie damit die betroffenen Pflanzen einsprühen.
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Oregano
Wenn wir schon beim Kochen sind, machen wir gleich mit Oregano weiter. 20 Gramm getrocknete Blätter oder 100 Gramm frische werden in 1 Liter Wasser gegeben und aufgekocht. Abkühlen lassen, abseihen und im Verhältnis 1:3 mit Wasser verdünnen. Danach können Sie den Sud auf die Pflanzen sprühen.
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Milch
Auch Milch kann gegen Blattläuse helfen. Vermischen Sie dazu einen viertel Liter fettarme Milch mit einem halben Liter Wasser und sprühen damit die Pflanzen gründlich ein.
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Neemöl
Neemöl stammt vom Niembaum, der zur Familie der Mahagoniegewächse gehört. Aus den Früchten kann Neemöl hergestellt werden, das gegen Blattläuse eingesetzt werden kann. Dazu einige Tropfen in 1 Liter kaltes Wasser gegen und damit die Pflanzen einsprühen. Neemöl ist übrigens auch als vorbeugender Schutz wirksam.
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Schmierseife
Halten sich die Blattläuse hartnäckig an Ihren Pflanzen, versuchen Sie es mit 20 Gramm Schmierseife, die in 1 Liter Wasser aufgelöst wird. Dann noch einen Spritzer Spiritus dazugeben und mit dem Gemisch die Pflanzen gut einsprühen.
Die Anwendungen müssen Sie meist in regelmäßigen Abständen mehrere Male wiederholen, bis sich eine Besserung einstellt.
Vorbeugende Maßnahmen gegen einen Blattlausbefall
Damit Blattläuse so geringe Chancen wie möglich haben, sich bei Ihnen einzunisten, können Sie auch prophylaktisch tätig werden.
- Vermeiden Sie, zu viele Pflanzen der gleichen Art im Garten zu pflanzen. Hier ist Vielfalt ein gutes Mittel, um Blattläuse vorzubeugen.
- Setzen Sie beim Gemüse auf Mischkulturen.
- Versorgen Sie Ihre Pflanzen gut und über- oder unterdüngen Sie sie nicht, damit sie gesund bleiben. So sind sie weniger anfällig für einen Blattlausbefall.
- Locken Sie natürliche Feinde der Blattläuse in Ihren Garten. Hilfreich kann dabei ein Insektenhotel sein. Aber auch Pflanzen, die die Nützlinge anlocken. Bei Florfliegen ist das beispielsweise Katzenminze, bei Florfliegen Himbeeren, Bärlauch, Wilde Möhren oder Astern, bei Marienkäfern Ringelblumen, Schafgarbe und Kornblumen.
- Entfernen Sie befallene Pflanzenteile, sofern die Pflanze ausreichend Triebe besitzt.
- Setzen Sie zwischen Ihre Pflanzen Knoblauch, Zwiebeln, Bohnenkraut, Kerbel, Lavendel, Minze, Oregano, Rosmarin, Salbei, Petersilie, Thymian oder Studentenblumen.