Alte Obst- und Gemüsesorten mögen vielleicht nicht so ertragreich sein wie die Neuzüchtungen, doch sind sie schmackhaft und oft gesünder als die Hybriden und Neuheiten. Beim Anbau müssen Sie die Standortbedingungen und die Regelungen des Saatgutverkehrsgesetzes beachten. In guten Gartengeschäften und Samenhandlungen sind Samen alter Sorten noch erhältlich.
Rechtliche Grundlage für alte Obst- und Gemüsesorten: Das Saatgutverkehrsgesetz
Alte Obst- und Gemüsesorten sind oft widerstandsfähiger und ertragreicher als die Neuzüchtungen. Zahlreiche alte Sorten stehen bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung auf der Roten Liste. Sie sind daher ein wichtiges Kulturgut. Die alten Sorten wurden über Jahrhunderte kultiviert. Die Bauern züchteten ihr eigenes Saatgut, das sie von Generation zu Generation weitergaben. Züchter haben für neue Hybridsorten teilweise Sortenschutz angemeldet und bekommen Unterstützung von der EU-Gesetzgebung.
Es ist nicht verboten, alte Obst- und Gemüsesorten wie die Buschbohne Saxa, die Radieschensorte Eiszapfen oder die Tomate Ochsenherz anzubauen. Bei der Kultur alter Obst- und Gemüsesorten müssen Sie sich nicht mit dem komplizierten Saatgutverkehrsgesetz beschäftigen. Das Gesetz stammt von 1930 und soll Verbraucher vor schlechtem und ungesundem Obst und Gemüse schützen. Es schreibt vor, dass nur gesetzlich zugelassenes Saatgut verkauft, getauscht oder verschenkt werden darf. Nutzen Sie alte Sorten ausschließlich für sich selber und kaufen Sie das Saatgut in einer Gärtnerei oder einem Samenhandel, machen Sie sich nicht strafbar. Auch dann, wenn Sie alte Apfel- oder Pflaumenbäume in Ihrem Garten haben, die heute nicht mehr kultiviert werden, müssen Sie keine Strafe befürchten.
Vorteile alter Sorten: gesund und schmackhaft
Es ist durchaus sinnvoll, alte Obst- und Gemüsesorten wiederzubeleben. Alte Apfelsorten sind oft besser verträglich als neue Sorten und können oft sogar von Menschen gegessen werden, die unter einer Kreuzallergie leiden und sonst keine Äpfel vertragen. Die alten Sorten enthalten weniger Allergene. Alte Obst- und Gemüsesorten haben verschiedene Vorteile:
- einen intensiveren, vollmundigeren Geschmack
- kräftiger ausgeprägte Farben
- höherer Gesundheitswert durch einen höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen
- gute Vermehrbarkeit, da sie samenfest sind
Anders als Hybriden können Sie alte Gemüsesorten immer wieder durch Samen vermehren. Sie sind jedoch oft etwas kleiner als die Neuzüchtungen und wachsen nicht ganz so gerade. Daher sind sie für viele Gärtner, die sich hohe Erträge wünschen, heute nicht mehr attraktiv.
Saatgut für alte Sorten bekommen: selbst gewinnen, tauschen oder kaufen
Um alte Gemüsesorten anzubauen, brauchen Sie Samen. Haben Sie oder Ihre Freunde bereits alte Sorten im Garten, können Sie selbst Samen gewinnen. Lassen Sie die Früchte richtig reif werden und trocknen Sie die Samen. Bewahren Sie sie trocken, kühl und dunkel auf, am besten in einer Papiertüte.
Können Sie selbst keine Samen gewinnen, gibt es noch andere Möglichkeiten, an Saatgut alter Gemüsesorten zu gelangen:
- Besuch von Saatgutfestivals
- Kauf in Gärtnereien, die sich auf die Kultur alter Sorten spezialisiert haben
- Besuch von Tauschbörsen für Pflanzen und Samen
In unserem Onlineshop finden Sie einige alte Gemüse-Sorten. Im Internet finden Sie auch Termine für Saatgutfestivals und Tauschbörsen.
Tipp: Von Gurken oder Kürbis sollten Sie keine Samen selbst gewinnen, da die Früchte von Pflanzen aus diesen Samen oft mit giftigen Bitterstoffen angereichert sind. Sie können zu schweren gesundheitlichen Schäden führen.
Fast vergessene Obst- und Gemüsesorten für den heimischen Garten
Viele alte Obst- und Gemüsesorten haben ihren Ursprung in Deutschland und zeichnen sich durch einen intensiven Geschmack aus. Sie stellen oft keine hohen Ansprüche an Standort und Pflege. Die Sorten sind gut für Selbstversorger geeignet und können auch gute Erträge liefern. Sie müssen nicht die Regelungen des Saatgutverkehrsgesetzes beachten, um solche Sorten anzubauen.
Forellensalate: rote Färbung und intensives Aroma
Forellensalate haben ihren Namen aufgrund ihrer intensiven roten Blattfärbung und der forellenartigen Sprenkel auf den Blättern erhalten. Sie verfügen über ein intensives Aroma und wurden bereits vor dem 19. Jahrhundert angebaut. Die Salate sind durch Kreuzungen von Römersalat und Kopfsalat entstanden. Sie wachsen in offenen Köpfen und haben flache Blätter mit intensiv ausgebildeten Blasen. Forellensalate können vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst ausgesät werden und weisen daher eine lange Ernteperiode auf. Es gibt verschiedene Arten von Forellensalaten:
- Blutforellensalat mit kleinen, zarten Köpfen
- bunte Forelle mit mittelgroßen Köpfen und grünen, rosa gesprenkelten Köpfen
- großer, blutroter Forellensalat mit großen, blutrot gesprenkelten Blättern
Ochsenherz-Tomate: Fleischtomatensorte mit beachtlichem Gewicht
Ochsenherz-Tomaten können ein Gewicht von ca. 500 Gramm erreichen und erinnern in Größe und Form an Ochsenherzen. Säen Sie die Tomaten Mitte bis Ende Februar aus und bedecken Sie die Samen dünn mit Erde und Klarsichtfolie. Erscheinen die ersten Sprösslinge, entfernen Sie die Folie. Die Jungpflanzen pflanzen Sie in Töpfe, wenn sie eine Höhe von fünf Zentimetern erreicht haben. Nach den Eisheiligen können die Tomatenpflanzen ins Freiland. Die Ernte ist von Juli bis August möglich.
Topinambur: Delikatesse aus Frankreich
Topinambur ist eine mehrjährige Pflanze und gehört zu den Sonnenblumen, doch hat sie kleinere Blüten. Die Rhizome weisen essbare Knollen auf, die ähnlich wie Kartoffeln, aber süßer schmecken. Topinambur stellt keine Ansprüche an Standort und Pflege und vermehrt sich schnell. Von Februar bis Mai setzen Sie die Knollen etwa einen halben Spaten tief und im Abstand von 40 Zentimetern zueinander in die Erde. Die Ernte ist von November bis März möglich.
Tipp: Damit Sie Topinambur auch weiterhin ernten können, lassen Sie immer einige Knollen im Boden. Die Pflanzen können dann wieder nachwachsen.
Haferwurzel: Durch die Schwarzwurzel verdrängt
Die Schwarzwurzel hat ihre hellere Variante, die Haferwurzel, fast verdrängt. Schon im 13. Jahrhundert wurde die Haferwurzel kultiviert. Sie bevorzugt humose, sandige Böden, die locker sein sollten, damit sich die Wurzeln nicht verzweigen. Von März bis April ist die Aussaat möglich. Bringen Sie die Samen etwa drei Zentimeter tief im Abstand von fünf Zentimetern in die Erde. Später vereinzeln Sie die Pflanzen auf einen Abstand von zehn Zentimetern. Die Ernte der bis zu 30 Zentimeter langen Wurzeln mit süß-säuerlichem Geschmack erfolgt im Oktober und November.
Monstranzbohne: Stangenbohne mit auffälliger Zeichnung
Die Monstranzbohne erinnert mit ihrer eigenartigen Zeichnung an kirchliche Monstranzen, in denen Hostien aufbewahrt werden. Die Bohnen werden schon seit langem zur Fertigung von Rosenkränzen an Schnüren aufgefädelt. Sie eignen sich aber auch für Suppen und Salate. Die Stangenbohnen bevorzugen humosen Boden und einen sonnigen Standort. Sie benötigen eine Rankhilfe und werden etwa zwei Zentimeter tief in den Boden gebracht. Die Aussaat kann im Mai und Juni direkt ins Freiland erfolgen. Reif für die Ernte sind die Früchte, von denen Sie nicht die Hülsen, sondern nur die reifen Bohnen verwenden, von Anfang September bis Mitte Oktober.