Der Bio-Anbauverband Demeter e.V. wurde bereits im Jahre 1924 gegründet. Wenn landwirtschaftliche Betriebe das Demeter-Siegel erhalten möchten, müssen Sie bestimmte Kriterien erfüllen. Lesen Sie hier, was Demeter-Landwirtschaft auszeichnet und warum es sinnvoll ist, Demeter-Saatgut auch im eigenen Garten zu verwenden.
Was ist Demeter?
Viele Verbraucher kennen das Demeter-Siegel, das biologisch erzeugte Lebensmittel zertifiziert. Die Geschichte von Demeter begann 1924 mit Vorträgen von Rudolf Steiner. Der Begründer der Anthroposophie informierte in diesen Vorträgen über die „Geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“. Diese Grundlagen wurden vom landwirtschaftlichen Versuchsring der anthroposophischen Gesellschaft ausprobiert und drei Jahre später fand die Gründung durch Landwirte der „Verwertungsgenossenschaft für Produkte der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsmethode“ statt.
Erstes Warenzeichen von Demeter
Das erste Warenzeichen von Demeter wurde im Jahre 1928 eingeführt und die Qualitätsmerkmale der von Demeter zertifizierten Produkte formuliert. Die Brüder Walter und Rodolfo Peters fingen in Mexiko damit an, nach dem biologisch-dynamischen Prinzip Kaffee anzubauen. 1931 gab es bereits tausend Landwirtschaftsbetriebe, die ihre Bewirtschaftung biologisch-dynamisch durchführten.
Gründung des Demeter-Wirtschaftsverbundes
1932 wurde der Demeter-Wirtschaftsverbund gegründet und immer mehr Landwirte folgten dem biologisch-dynamischen Prinzip und stellten ihre Höfe darauf um. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges verboten die Nationalsozialisten 1941 alle Demeter-Organisationen. Nach Endes des Krieges baute der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise die Arbeit wieder auf und organisierte Einführungskurse.
Weitere Richtlinien von Demeter
Im Laufe der Zeit wurden weitere Richtlinien aufgestellt, beispielsweise zur Verarbeitung von Lebensmitteln und zur Bienenhaltung. 2013 erschien die erste Sortenliste mit Getreidesorten aus biodynamischer Zucht. Im Jahre 2015 hat Demeter zusammen mit Bioland die Ökologische Tierzucht GmbH gegründet. Darüber hinaus gibt es Richtlinien für die Zucht von Pflanzen. Demeter zertifiziert samenfeste Getreide- und Gemüsesorten, die im Einklang mit der Natur entwickelt wurden.
Wie funktioniert ein landwirtschaftlicher Betrieb nach Demeter-Kriterien?
Die biodynamische Landwirtschaft nach Demeter funktioniert nach dem ganzheitlichen Prinzip. Es werden beispielsweise die Mondzyklen berücksichtigt und der Hof wird als Kreislauf betrachtet, in dem Pflanzen, Boden, Tiere und Menschen gemeinsam wirken. Alles ist mit allem verbunden.
Jeder Demeter-Landwirt hält nur so viele Tiere, wie es für die Größe und Beschaffenheit seines Hofes zuträglich ist. Das Futter für die Tiere wird größtenteils selbst erzeugt und der Mist dient als Nährstoff für den Boden. Weil Demeter Tiere als Wesen mit Seele ansieht, ist eine artgerechte Haltung Pflicht.
Darüber hinaus enthält die Demeter-Landwirtschaft die Pflanzung von sogenannten Spritz- und Kompostpräparaten. Die Landwirte bauen Heilpflanzen wie Brennnesseln, Löwenzahn, Kamille und andere an, um sie für natürliche Spritzmittel oder Dünger zu verwenden. Ein Demeter-Betrieb ist dazu verpflichtet, diese biodynamischen Präparate anzuwenden. Neben Pflanzen werden außerdem Kuhmist und Mineralien genutzt.
Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln dürfen Zusatzstoffe wie natürliche Aromen, Nitritpökelsalz und Jodierung nicht verwendet werden. Bei Demeter sind Zusatzstoffe verboten, die von der Bio-Verordnung der EU erlaubt sind. Während Demeter für die Verarbeitung 21 Zusatzstoffe zulässt, erlaubt die EU-Bio-Verordnung 53 Zusatzstoffe.
Unterschiede zwischen Demeter und EU-Öko-Verordnung
Möchte ein landwirtschaftlicher Betrieb auf Bio nach der EU-Verordnung umstellen, kann er eine Mischung aus konventioneller und ökologischer Bewirtschaftung betreiben. Das ist bei Demeter nicht möglich. Bei der Umstellung auf Demeter ist ohne Ausnahmen die biologisch-dynamische Bewirtschaftung für den gesamten Betrieb vorgeschrieben.
Die Tierhaltung ist bei der EU-Öko-Verordnung nicht vorgeschrieben. Bei Demeter ist sie obligatorisch, damit hochwertiger Kompost erzeugt werden kann. Ein Demeter-Betrieb darf nur so viele Tiere halten, wie sein Land für die Ernährung der Tiere hergibt. Die EU-Verordnung erlaubt die Enthornung von Tieren. Ein nach Demeter-Kriterien geführter Betrieb darf die Tiere nicht enthornen. Die Tiere auf Demeter-Höfen müssen zu 100 Prozent mit Biofutter ernährt werden. Während die EU-Verordnung ausschließliche Fütterung mit Silage zulässt, ist sie auf Demeter-Höfen verboten.
Demeter-Betriebe müssen Monokulturen soweit wie möglich vermeiden. Außerdem ist Gentechnik verboten. Es gibt eine Beschränkung der Düngemenge und die Tiere dürfen nur im Notfall mit Antibiotika behandelt werden. Ansonsten werden biologisch-dynamische Präparate aus Kuhmist, Mineralien und Kräutern verabreicht oder natürliche Heilmethoden angewendet.
Kontrollen der Demeter-Betriebe
Die Demeter-Betriebe werden jedes Jahr mindestens einmal von unabhängigen, staatlich anerkannten Prüfstellen kontrolliert. Des Weiteren ist für jeden Betrieb die jährliche Teilnahme an Entwicklungsgesprächen verpflichtend. Sollte ein Landwirt gegen eine Richtlinie verstoßen, verhängt Demeter Sanktionen oder entzieht ihm das Siegel.
Demeter-Samen – Vorschriften für Saatgut
Demeter-Landwirte dürfen ausschließlich samenfeste Getreidesorten anbauen. Hybridsorten und Sorten aus Zellfusionstechnik sind tabu. Eine Ausnahme stellt Mais dar, für dessen Anbau Hybridsorten erlaubt sind. Auf den Demeter-Betrieben darf keine Hybridzucht stattfinden. Das Pflanzen- und Saatgut soll vorzugsweise aus biodynamischer Vermehrung und Zucht stammen. Wenn dies nachweislich nicht zur Verfügung steht, darf es ungebeizter konventioneller oder ökologischer Herkunft sein.
Der Verband hat Richtlinien zur Pflanzenzüchtung erlassen. Darüber hinaus zertifiziert Demeter samenfeste, biodynamisch gezüchtete Getreide- und Gemüsesorten. Dabei werden die Sorten im Einklang mit der Natur entwickelt. Bei der Selektion liegt das Augenmerk auf Bekömmlichkeit, Aroma und Vitalität. Zudem werden die Sorten auf den Standort bzw. die Region angepasst, was bei Hybrid-Sorten der Industrie nicht der Fall ist. Damit erzielt Demeter nach eigenen Angaben eine ideale Reifequalität und Geschmacksvielfalt.
Mit der biodynamischen Züchtung werden die guten Eigenschaften der Pflanzen weitervererbt. Das Saatgut ist kein reiner Wirtschaftsfaktor, sondern es bleibt in der Verantwortung der Gärtner und Bauern. Dadurch wird eine Unabhängigkeit von großen Konzernen erreicht. Für Hybrid-Sorten aus der Industrie werden Inzuchtlinien miteinander gekreuzt. Das hat den Sinn, dass die Produkte wie Gemüse oder Obst in Aussehen und Wuchs gleichförmig sind und hohe Erträge liefern. Der Nachteil ist das geringe Aroma, weil in den Pflanzen ein hoher Anteil an Wasser vorhanden ist. Aus Hybrid-Pflanzen lässt sich in der Regel kein Samen gewinnen. Hybrid-Sorten sind nicht samenfest. Das Demeter-Saatgut ist samenfest, sodass die Gärtner und Bauern aus ihren Pflanzen Saatgut gewinnen können. Darüber hinaus ist ein Ziel von Demeter, seltene und alte Kulturpflanzen zu vermehren und zu erhalten.