Die meisten Menschen denken beim Thema Bienensterben an Honigbienen. Bedroht sind jedoch in erster Linie Wildbienen. Der Einsatz von Pestiziden, zu wenig Lebensraum und weitere Gründe gefährden den Bestand der heimischen Wildbienen. Sie können in Ihrem Garten Wildbienen einen Lebensraum bieten und damit dabei helfen, das Bienensterben zu stoppen. Lesen Sie Interessantes über Wildbienen und wie Sie den wertvollen Tieren helfen können.
Wie erkenne ich Wildbienen?
Es gibt mehr als 550 Arten von Wildbienen in Deutschland. Dazu gehört nicht die Honigbiene, denn sie ist eine domestizierte Biene. Die Sand-Steppenbiene ist mit einer Größe von 4 Millimetern die kleinste Wildbienenart. Die größte Wildbiene ist die Blaue Holzbiene, die 2,8 Zentimeter groß wird. Trotz der Unterschiede gibt es ein paar Merkmale, an denen Sie Wildbienen erkennen können:
- Der Körper der Wildbiene ist dreigeteilt.
- Am Kopf befinden sich zwei lange Fühler.
- Die beiden Flügelpaare befinden sich am mittleren und am hinteren Körperbereich.
- Die Flügel bestehen aus einer transparenten Haut mit sichtbaren Adern.
- Oftmals weisen Wildbienen eine leichte Behaarung auf.
Wo und wie leben Wildbienen?
Die Lebensweisen und die Lebensräume der Wildbienen sind sehr unterschiedlich. Einige Wildbienen bevorzugen Gewässerränder, Trockenmauern, Steilkanten oder Grünland. Andere sind auf Streuobstwiesen und an Waldrändern vorzufinden. Es gibt viele Arten, die hochspezialisiert sind und deshalb nur in bestimmten Lebensräumen anzutreffen sind.
Es wird zwischen vier Lebensweisen der Wildbienen unterschieden:
- Solitärbienen bauen alleine Nester und kümmern sich ebenfalls alleine um die Brut. Ein Weibchen sorgt sich um bis zu 30 Brutzellen.
- Soziale Bienen leben in Gemeinschaften eng mit anderen Bienen zusammen. Eine Gemeinschaft kann aus nur wenigen oder mehreren tausend Bienen bestehen.
- Kommunale Bienen leben ebenso in kleinen Gemeinschaften, wobei meistens mehrere Weibchen in einem Nest zusammenleben. Jedes Weibchen kümmert sich um die eigene Brutzelle.
- Kuckucksbienen nisten sich in Nester von fremden Bienen ein. Dort töten sie die Brut und ernähren sich von deren Vorräte.
Es gibt jährlich immer nur eine Generation. Die Lebenszeit von erwachsenen Bienen beträgt meistens nur maximal sechs Wochen. Sie nutzen diese kurze Zeit zur Fortpflanzung und sie legen die Brutzellen mit einem Vorrat an Nahrung für die Brut an. Der Nachwuchs überwintert als Larve im Nest. Im Frühling schlüpfen die adulten Tiere und setzen die Fortpflanzung fort.
Die Nester von Wildbienen
Wildbienen bauen ähnliche Nester wie Honigbienen. Die Brutkammern sind mit Trennwänden versehen. Die Weibchen legen in die Brutzellen Eier ab und dort entwickeln sie sich zur Larve und letztlich zur Biene. Je nach Wildbienenart werden die Nester an Pflanzenstängeln, an Baumstämmen, in Hohlräumen von Felsen, in Schneckenhäuser oder im Boden gebaut. Außerdem nehmen Wildbienen gerne Nisthilfen an, die Sie im Garten anbringen können.
Wildbienen nisten meistens einmal jährlich. Wenn die Bienen im Frühling geschlüpft sind, fängt direkt die Paarungszeit an. Manche Arten paaren sich jedoch erst im Frühsommer oder im Herbst. Und es ist ebenso möglich, dass die Paarungs- und Brutzeit aufgrund der Witterung verschoben wird.
Weiteres Wissenswertes zu Wildbienen
Wildbienen produzieren keinen Honig – mit Ausnahme der Hummel. Hummeln gehören ebenfalls zu den Wildbienen. Sie stellen Honig in geringer Menge her. Viele fragen sich, ob Wildbienen stechen. Sie können stechen, allerdings verlieren sie danach ihr Leben. Deshalb stechen sie nur dann, wenn sie keinen anderen Ausweg finden.
Ohne Wildbienen gäbe es keine biologische Vielfalt, denn die nützlichen Tiere sind für die Bestäubung zuständig. Wildbienen sind sogar wichtiger für die Natur als Honigbienen, weil sich viele Arten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben. Darüber hinaus bestäuben Wildbienen Kulturpflanzen und auch dabei gibt es Spezialisten. Dementsprechend hängt der Ernteertrag mancher Kulturpflanzen von den Wildbienen ab. Zum Beispiel können Honigbienen nur schwer bis gar nicht Tomaten bestäuben. Die Pollen sitzen bei Tomaten fest in Pollensäcken. Sie müssen herausgeschüttelt werden und das schafft eine Honigbiene kaum. Hummeln haben damit keine Probleme, sodass diese Wildbienenart die Bestäubung von Tomaten übernimmt.
Wildbienen im Garten ansiedeln
Der Lebensraum in Deutschland wird für Wildbienen stetig knapper. Deshalb tun Sie Gutes, wenn Sie die Bienen in Ihren Garten locken. Je mehr Gartenbesitzer Wildbienen unterstützen, umso besser kann dem Bienensterben entgegengewirkt werden.
Möglichkeiten zum Nisten schaffen
Einige Wildbienenarten finden keine Nistmöglichkeiten mehr. Mit Trockenmauern und Totholzzäunen können Sie den Bienen Nistplätze bieten. Ebenfalls hilfreich sind Totholzhaufen, nicht bewachsene Sandflächen und Wildbienenhotels. Auch Stängel von Stauden werden von Wildbienen als Nistplatz angenommen. Deshalb sollten Sie die Stängel über den Winter und bis zum Neuaustrieb stehenlassen.
Wildbienen Nahrungsquellen anbieten
Die meisten Wildbienen ernähren sich von Nektar und Pollen. Aus diesem Grund ist es relativ einfach, den Tieren Nahrung anzubieten. Da sich viele Arten auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben, benötigen sie in erster Linie heimische Pflanzen. Es gibt Samenmischungen für eine Wildblumenwiese, die aus verschiedenen Pflanzen bestehen. Somit stellen Sie den Wildbienen ein breites Nahrungsangebot zur Verfügung. Kapuzinerkresse, Glockenblumen, Lavendel und Thymian sind Beispiele für Pflanzen, die den Bienen genügend Nektar und Pollen bieten. Ebenfalls werden die Bienen von Obstbäumen angezogen. Weitere Pflanzen, die eine Nahrungsquelle für Wildbienen darstellen, sind Krokusse, Efeu, Fetthenne und Herbstaster.
Wasser zur Verfügung stellen
Gerade in der heißen Jahreszeit benötigen Bienen Wasser. Sie können einen Gartenteich anlegen, mit denen Sie auch anderen Tieren eine Trinkwasserquelle bieten. Außerdem laben sich Bienen gerne an Seerosen. Falls Sie keinen Teich haben möchten, können Sie eine flache Schüssel aufstellen. Legen Sie ein paar Steine hinein und füllen Sie Wasser in die Schale. Die Steine sollten aus der Wasseroberfläche herausragen. Somit haben die Wildbienen eine Landemöglichkeit, von der aus sie trinken können.
Biologischer statt chemischer Pflanzenschutz
Viele chemische Pflanzenschutzmittel töten nicht nur Schädlinge, sondern ebenfalls Wildbienen ab. Falls Sie bisher chemische Mittel verwendet haben, sollten Sie sich jetzt über biologischen Pflanzenschutz informieren.