Dass es auf unseren Wiesen vor Leben nur so wimmelt, ist eigentlich klar. Besonders ins Auge fallen natürlich die fliegenden Insekten wie Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge. Die meisten Tiere kann man aber nur bei genauerem Hinsehen entdecken, denn sie leben in und sogar unter der Wiese – und das, wie in einem Wohnhaus, in mehreren Stockwerken.
Lebendige Wiese – ein wichtiger Lebensraum
Bunte Blumenwiesen sind nicht nur toll anzuschauen, sie bieten auch zahlreichen Tieren einen Lebensraum. Je umfangreicher die Pflanzenvielfalt, umso umfangreicher auch die Anzahl der Tierarten. Auf einer solchen Wiese sind bis zu 3.500 unterschiedliche Tierarten zu finden. Für die Natur ist die Wiese Trinkwasserschutz, Hochwasser- und Bodenschutz, Klimaschutz und Sauerstoffproduzent in einem. Für die Tierwelt bieten Wiesen dazu noch
- einen wertvollen Lebensraum,
- die Möglichkeit, Nistplätze zu finden,
- in diesen Nistplätzen zu brüten,
- eine unerschöpfliche Nahrungsquelle,
- einen sicheren Wetterschutz,
- einen wichtigen Schutz vor Feinden,
- die Möglichkeit, den Winter geschützt zu verbringen.
Die verschiedenen Wiesenarten
Wiese ist nicht gleich Wiese – insgesamt gibt es über 300 Wiesenarten. Welche Pflanzen dort wachsen, hängt entschieden vom Boden und vom Standort ab. So wachsen auf Sandböden ganz andere Pflanzen, als auf Lehmböden und Wiesen, die sich am Meer befinden, halten Pflanzen bereit, die es auf einer Bergwiese kaum gibt. Übrigens: Je kalkhaltiger und magerer ein Boden ist, umso vielfältiger und unterschiedlicher ist auch die Pflanzenwelt.
300 Wiesenarten zu kennen ist natürlich kaum möglich, daher werden die Wiesen auch grob in vier Bereiche eingeteilt:
- Blumenwiesen: Hier sind zahlreiche unterschiedliche blühende Pflanzen zu finden, die mehrjährig und ausdauernd sind. Diese Wiesen sind über Jahrtausende durch die Bewirtschaftung der Landwirte entstanden.
- Feuchtwiesen: Sie liegen in der Nähe von Gewässern und sind feuchtnasse und gehölzfreie Flächen. Jährlich stehen sie mindestens einmal komplett unter Wasser. Auch wenn hier weniger blühende Pflanzen zu finden sind, ist eine Feuchtwiese Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren, darunter Amphibien, Wiesenbrüter und Insekten.
- Salzwiesen: Diese Wiesen sind in der Nähe von Meeren zu finden und werden immer wieder durch die Gezeiten überflutet. Hier befinden sich vor allem krautige Pflanzen, deren Samen durch das Wasser angeschwemmt werden. Geht das Wasser zurück, bildet sich eine nährstoffhaltige Schlick- und Schlammschicht.
- Fettwiesen: Werden Wiesen wenig bewässert und gut gedüngt, dann entsteht eine sogenannte Fettwiese. Würde es die Landwirtschaft nicht geben, würden auch diese Wiesen aussterben.
Der Keller – graben, bohren, umwälzen
Bei der sogenannten Bodenschicht geht es ab unter die Erde. Denn der Boden ist die Grundlage für die Entstehung von Wiesen. Hier finden die Pflanzen Halt und beziehen ihre Nährstoffe und das lebenswichtige Wasser. Denken wir an die Erde, dann sind es vor allem die Regenwürmer, die uns in den Sinn kommen. Sie graben das Erdreich um und verwandeln abgestorbene Pflanzen und Pflanzenreste in wertvolle, nährstoffreiche Erde. Zu den Regenwürmern gesellen sich auch Tausendfüßler und Asseln, die ebenfalls am Umgraben beteiligt sind. Apropos umgraben: Darauf sollten wir in unserem Garten verzichten, damit das Ökosystem unter der Erde keinen Schaden nimmt. Weitere Tiere, die im Boden leben bzw. dort ihren Unterschlupf bauen, sind zum Beispiel:
- Mäuse
- Maulwürfe
- Salamander
- Kaninchen
- Eidechsen
- Feldhamster
- Ameisen
- Aaskäfer
- Wanzen
- Schnecken
- Hummeln
- Spinnen
- Bodenkäfer
- Maulwurfsgrillen
Das Erdgeschoss – fressen, rennen, aufräumen
Das Erdgeschoss wird auch als Streuschicht bezeichnet, das Leben spielt sich hier direkt auf dem Wiesenboden ab. Dort sind zahlreiche abgestorbene Pflanzenreste zu finden, die vielen Tieren als Nahrung dient. Auch das Motto „Fressen und gefressen werden“ ist hier allgegenwärtig, denn Feinde lauern überall. Daneben legen zahlreiche Tiere ihre Eier dort ab. Viele Lebewesen, die in der Bodenschicht zu finden sind, sind auch in der Streuschicht aktiv. Dazu zählen unter anderem:
- Eidechsen
- Schlangen
- Frösche
- Mäuse
- Salamander
- Kaninchen
- Ameisen
- Schnecken
- Spinnen
- Asseln
- Milben
- Käfer
- Tausendfüßler
- Schlupfwespen
- Vögel
Das 1. Stockwerk – krabbeln, springen, fliegen
Nach der Streuschicht schließt sich die Blatt- und Stängelschicht an, die Tieren als Lebensraum einiges zu bieten hat. Hier wachsen die Pflanzen empor, sodass neben den Pflanzenstängeln auch viele Halme und Blätter zu finden sind. Hervorragende Lebensbedingungen für Tiere, aber auch Plätze, um sich niederzulassen, zu verstecken, zu fressen und ein Netz zu spannen – wie die Spinnen, die so auf Nahrung warten. In der Blatt- und Stängelschicht leben viele Tiere dauerhaft, andere kommen nur hin und wieder mal vorbei. Zu finden sind hier beispielsweise:
- Feldhasen
- Mäuse
- Spinnen
- Blattläuse
- Heuschrecken
- Raupen
- Käfer
- Ameisen
- Spinnmilben
- Falter
- Frösche und Kröten
- Schlupfwespen
- Wanzen
- Zikaden
Das Dach – sammeln, jagen, ausruhen
Ganz oben schließt die Blütenschicht die Wiese ab. Hier tummeln sich viele fliegende Insekten, die wir auch jederzeit beobachten können, während wir bei allen anderen Schichten schon etwas genauer hinsehen müssen. Diese Tiere laben sich an den Blüten, finden dort aber auch Insekten, die sie jagen und im Vorbeiflug schnappen können. Zu den Tieren, die in der Blütenschicht zu finden sind, zählen:
- Fledermäuse
- Vögel
- Bienen
- Hummeln
- Hornissen
- Schwebfliegen
- Fliegen
- Schmetterlinge und Falter
- Käfer
- Glühwürmchen
- Wespen
- Spinnen
- Ohrwürmer
- Heuschrecken
- Ameisen
Blumenwiese im eigenen Garten
Schon ein kleines Stück im Garten kann zu einer saftigen Blumenwiese umfunktioniert werden. Solche Wiesen sind pflegeleicht, denn sie müssen im Sommer nicht gemäht werden und brauchen auch sonst keine Pflege. Dabei können Sie ein kleines Beet dafür bereitstellen, einen unbepflanzten Streifen nutzen oder gar die gesamte Rasenfläche umfunktionieren, ganz wie Sie möchten. Und so einfach ist es, eine Blumenwiese anzulegen:
- Grasnarbe entfernen: Falls überhaupt vorhanden, sollte die Grasnarbe komplett entfernt werden. Je nach Größe kann dies mit Muskelkraft und einer Schaufel oder mit einem Minibagger erledigt werden.
- Unkräuter entfernen: Dieser Schritt ist nicht ganz so wichtig wie beim Anlegen eines Beetes, dennoch sollte man darauf nicht gänzlich verzichten. Vor allem Wurzelkräuter sollten entfernt werden, um den frischen Samen genügend Platz zu geben.
- Boden lockern: Nun wird der Boden oberflächlig grob mit einem Grubber gelockert. Wichtig ist, dass der Boden nicht mehr grobkrümelig ist.
- Säen: Die Blumensamen werden großflächig auf die Erde gestreut. Da sie sehr leicht sind, sollten sie anschließend gut angedrückt werden.
- Wässern: Zum Schluss wird die Erde gut gewässert. In den kommenden 4 bis 6 Wochen sollten Sie die Erde immer feucht halten, damit die Pflanzen gut anwachsen. Danach müssen Sie die Wiese nicht mehr pflegen.
Das Mähen einer Blumenwiese ist erst im Herbst sinnvoll. Wichtig ist allerdings, dass erst nach der Samenreife gemäht wird, damit sich einjährige Pflanzen selbst aussäen können.
Mit einer Blumenwiese im eigenen Garten sorgen Sie somit nicht nur für eine große Artenvielfalt und für tolle Hingucker, sondern stellen auch zahlreichen Tieren einen Lebensraum zur Verfügung. Besonders wichtig in Zeiten von Vögel- und Insektensterben.