Der Begriff autark beschreibt die Fähigkeit, unabhängig und selbstständig zu leben, ohne auf externe Ressourcen oder Einflüsse angewiesen zu sein. Das hört sich in Zeiten, in denen nicht nur Energie und Wasser immer teurer werden, sondern auch die Lebenshaltungskosten, wunderbar an. Doch ist es so einfach, wie vielleicht manche glauben? Wir haben uns mal angesehen, was für eine autarke Lebensweise im Garten alles möglich ist.
Autark im Garten – was bedeutet das?
Was meint man überhaupt damit, wenn man von Autarkie im Garten spricht? Auf Anhieb fallen einem da vermutlich zwei Dinge ein: Lebensmittel anzubauen, um diese nicht mehr einkaufen zu müssen und sich somit selbst zu versorgen, und die Nutzung von Wasser und Strom ohne Abhängigkeit von Versorgungsunternehmen und hohen Energiepreisen. Das war aber noch lange nicht alles! Tauchen wir etwas tiefer in die Materie ein.
25 Ideen für Autarkie im Garten
Um Autarkie im Garten zu nutzen, gibt es einfache Möglichkeiten, die sich ohne große Ausgaben sofort umsetzen lassen. Für andere benötigen Sie Zeit, Geld und ausreichend Platz.
Regenwassernutzung
Das Sammeln von Regenwasser ist nicht nur umweltfreundlich, es ist auch vollkommen umsonst – besonders in Zeiten, in denen die Wassergebühren immer teurer werden, eine Überlegung wert. Möglichkeiten, Regenwasser zu nutzen, gibt es zahlreiche:
- Regentonne oder Regenfass: Sie können an jeder Stelle im Garten oder direkt unter Dachrinnen positioniert werden, um Regenwasser zu sammeln. Wichtig ist, dass die Tonne abgedeckt wird, um Verunreinigungen zu vermeiden, das Wasser vor Mückenlarven zu schützen und Gefahren für Tiere zu minimieren. Gegen Verunreinigungen helfen im Übrigen auch Filter, die am Eingang der Regentonne installiert werden.
- Dachrinnen oder Fallrohre: Installieren Sie diese an Garagen, Carports, Gartenhäuschen oder Überdachungen, um Regenwasser gezielt in Tonnen leiten zu können.
- Automatische Bewässerung: Schlauchsysteme oder Tröpfchenbewässerungen sorgen für regelmäßige Wassergaben auch in Zeiten, in denen man selbst nicht zuhause ist.
Solarenergie
Solaranlagen werden nicht nur für die Energiegewinnung im Haus immer interessanter, sie lassen sich auch perfekt im Garten nutzen. Jährlich scheint die Sonne in Deutschland rund 2.000 Stunden. Dies bedeutet, dass man pro Quadratmeter etwa 1.000 Kilowattstunden gewinnen kann. Neben der Einspeisung von Sonnenenergie in den Hauskreislauf, gibt es für den Garten viele Dinge, die bereits mit Photovoltaiktechnik versehen sind:
- Solarmodule: Die in unterschiedlichen Größen erhältlichen Module lassen sich an vielen freien Orten anbringen. Auf Hausdächern, Garagendächern, Vordächern, auf Dächern von Gartenhäuschen oder Gewächshäusern, an Terrassen- und Balkongeländern und nicht zuletzt auf Freiflächen im Garten selbst.
- Solar-Steckdosen: Spezielle Steckdosen lassen sich direkt an die Solarmodule anschließen, sodass Sie strombetriebene Geräte (Elektrorasenmäher, Laptop, Handyladegerät) direkt im Garten nutzen können.
- Solarbetriebene Bewässerungssysteme: Automatische Bewässerungen können die Energie der Sonne ebenfalls nutzen.
- Solarbetriebene Beleuchtung: Um Licht in den Garten zu zaubern, sind Solarleuchten mit integrierten Solarpaneelen ideal. Alternativ können Lampen auch direkt an Solarmodule angeschlossen werden, um Eingangsbereiche, das Gartenhäuschen oder das Gewächshaus zu beleuchten.
- Solarbetriebene Teichpumpen: Sie sind für die Wasserbelüftung oder um ein Wasserspiel einzurichten und dieses automatisch steuern zu lassen, ideal.
- Solarkocher: Auch Kochen können Sie draußen problemlos. Ein Solarkocher verwendet Spiegel oder Linsen, um Sonnenlicht auf einen Kochbereich zu fokussieren und so Wärme zu erzeugen. Und auch grillen lässt es sich mittlerweile mit Hilfe der Sonne.
- Solarbetriebene Gartenwerkzeuge: Auch zahlreiche Gartenwerkzeuge, wie etwa Rasenmäher, Laubbläser oder Vertikutierer lassen sich mit Solarenergie betreiben.
Denken Sie daran, dass zwischen Solarmodul und Stromabnehmer immer ein Wechselrichter eingesetzt werden muss, um die gewonnene Energie (Gleichstrom) in nutzbaren Wechselstrom umwandeln zu können.
Windenergie
Bei der Größe der Windanlage kommt es natürlich auf den vorhandenen Platz im Garten an. In der Regel werden hier Mikrowindanlagen mit einer Leistung bis zu 5 kW eingesetzt. Aber auch Miniwindanlagen, die eine Leistung bis zu 30 kW bringen, sind interessant.
- Windräder: Die gerade genannten Leistungen erzeugen ausreichend Strom, um Gartengeräte, Ladestationen oder die Gartenbeleuchtung damit zu betreiben. Windenergie speichern lässt sich in Batteriespeicher wie Lithium-Ionen-Akkus. Sie lassen sich zudem skalieren und zu Smart Grids, also intelligenten Stromnetzen, kombinieren.
- Windgetriebene Wasserpumpen: Ist ein Brunnen auf Ihrem Grundstück vorhanden, können Sie mit Windturbinen Wasser hochpumpen und so zum Beispiel zur Bewässerung verwenden.
- Windgetriebene Belüftungssysteme: Garten- und vor allem Gewächshäuser benötigen ausreichend Belüftung, die durch windgetriebene Systeme erreicht werden kann. So wird die Temperatur reguliert und die Luftfeuchtigkeit kontrolliert.
- Windgetriebene Wasserspiele: Springbrunnen oder Wasserpumpen können durch Windkraft angetrieben werden und so eine umweltfreundliche Ergänzung sein.
Windräder erzeugen Wechselstrom, weswegen zur Stromgewinnung ein Wechselrichter benötigt wird, der daraus Gleichstrom herstellt. Übrigens: Windräder können Sie auch selbst bauen. Hierzu ist allerdings etwas Fachwissen sinnvoll. Anleitungen zum Bau gibt es online.
Biogasanlage
Biogas lässt sich auf unterschiedliche Arten speichern. Neben einem unterirdischen Gasspeicher oder einem Biogastank ist für den heimischen autarken Garten wohl ein Biogassack die platzsparendste und günstigste Lösung. In einem Biogassack werden durch die anaerobe Vergärung (Zersetzung organischer Stoffe unter Luftabschluss) organischer Materialien wie Biomasse, Tierdung oder Abwasser Biogas hergestellt und dort gespeichert.
Für den eigenen Garten gibt es Mini-Biogasanlagen, in denen das Material luftdicht gären kann. Die kleinste derzeit verfügbare Anlage benötigt pro Tag 3 kg Biomasse. Bei 10 kg kann man mit einer Biogasmenge von einem Kubikmeter rechnen. Die Anlage muss aber nicht ständig mit Material gefüllt werden – wird sie nicht betrieben, stellen die Bakterien ihre Arbeit einfach ein. Für den Betrieb einer Biogasanlage wird eine Genehmigung benötigt. Sinken die Temperaturen unter 15 Grad wird kein Gas produziert.
Erdhügelhaus
Ein Erdhügelhaus ist in einen Hügel oder den Boden eingebettet und bietet den Hauptvorteil, dass die Erdabdeckung isolierend wirkt, sodass es eine hohe Energieeffizienz bietet. So hilft die Abdeckung dabei, die Innentemperaturen zu stabilisieren wodurch der Bedarf an Heizung und Kühlung reduziert wird. Diese Häuser werden auch Passivhäuser genannt. Ferner gibt es Grasdachhäuser, was eine zusätzliche Isolierung bietet, Hanghäuser, die nur zu einer Seite hin offen sind und somit eine noch bessere Isolierung aufweisen. Ein Erdhügelhaus kann als Wohnhaus konzipiert sein, aber beispielsweise auch als Gartenhäuschen oder Gästehaus. Für ein Erdhügelhaus benötigen Sie in der Regel eine Baugenehmigung.
Grünkläranlage
Neben der Regenwassernutzung kann im Garten auch Grauwasser aus dem Haushalt genutzt werden. Möglich macht dies eine Grünkläranlage. Sie wandelt leicht verschmutztes Grauwasser (das nicht mit Toilettenwasser in Berührung gekommen ist) in Gießwasser um. Und so geht´s:
- Im ersten Schritt wird ein Beet angelegt, dessen Boden aus Kies besteht. Das Beet kann mit Schilf bepflanzt werden, was jedoch nur der Optik dienlich ist.
- Nun wird das Grauwasser direkt in dieses Beet geleitet.
- Der Kies ist dafür verantwortlich, dass er grobe Stoffe aus dem Wasser filtert. Mikroorganismen, Wurzeln und Bodenbestandteile übernehmen die weitere Reinigung.
- Damit das gereinigte Wasser nicht verloren geht, wird neben dem Beet eine Sickergrube benötigt, in die das Wasser ablaufen kann.
- Mit diesem Wasser können nun Beete oder Pflanzen im Gewächshaus versorgt werden.
Kompostierung
Ein eigener Kompost im Garten reduziert nicht nur den Abfall, sondern lässt ihn sinnvoll nutzen. Egal, ob Küchen- oder Gartenabfälle, ein Kompost liefert oft schon nach wenigen Monaten wertvollen Dünger, der den Pflanzen wichtige Nährstoffe bietet.
Mulchen
Das Mulchen ist nicht nur praktisch und reduziert die Arbeit im Garten, weil das Unkrautwachstum unterdrückt wird, es spart auch jede Menge Wasser. Selbst wenn Regenwasser gewonnen wird, sollten Mulchbeete in einem autarken Garten nicht fehlen.
Gründüngung
Gerade wenn Gemüse angebaut wird und der Boden durch die Pflanzen viele Nährstoffe verliert, kann nach dem Abernten eine Gründüngung den Boden verbessern. Anstatt mit Dünger nachzuhelfen kann die Gründüngung dies automatisch erledigen. Geeignete Pflanzen sind etwa Lupinen, Wicken, Gelbsenf oder Phacelia.
Schädlings- und Krankheitsbekämpfung
Pestizide und Herbizide sind in einem autarken Garten tabu! Stattdessen sollten für die Pflanzengesundheit natürliche Methoden eingesetzt werden. Dazu zählen insektenfreundliche Pflanzen, die Förderung von Nützlingen und nicht zuletzt der Einsatz von natürlichen Pflanzenschutzmitteln wie Jauchen oder Brühen.
Baumschnitt als Biomasse
Wenn Sie Bäume, Sträucher und Hecken im Garten haben, können Sie nach dem Schnitt das Holz wiederverwenden. Kleine Zweige und Blätter landen auf dem Kompost, größere Zweige und Äste können als temporäre Bodendeckung dienen, um Erosion auf nicht genutzten Flächen zu vermeiden. Außerdem lässt sich das Holz häckseln und so zu Mulch oder für Gartenwege verwenden. Auch ist Baumschnitt gut für Pflanzen die Stickstoff benötigen, denn der Gehalt wird im Boden durch das Holz erhöht. Ferner kann Baumschnitt für Feuerstellen verwendet werden.
Mehrjährige Nutzpflanzen
Für langfristige Erträge bei Obst und Gemüse ist es sinnvoll, Pflanzen zu nutzen, die mehrjährig sind. Mit der richtigen Pflege ist der Nachschub damit garantiert. Ein weiterer Pluspunkt: Die Arbeit wird erleichtert!
Heilpflanzen
Für die Zubereitung von Tees, Salben, Aufgüssen, Wickel etc. sind viele Heilpflanzen eine gute Möglichkeit, um leichte Beschwerden zu behandeln und zu lindern. Heilpflanzen sollten allerdings niemals den Besuch beim Arzt ersetzen, sondern nur als Ergänzung gesehen werden.
Kräutergarten
Kräuter dürfen in keiner guten Küche fehlen. Sie sind nicht nur schmackhaft, sie sind auch gesund. Auch lassen sich aus vielen Kräutern leckere Tees zaubern.
Obst- und Gemüseanbau
Dass Obst und Gemüse essenziell für eine autarke Lebensweise sind, muss nicht extra betont werden. Achten Sie darauf, dass Sie heimische Sorten anbauen, die bei uns gut gedeihen. Wichtig für einen guten Ertrag sind zudem die Standortbedingungen. Bauen Sie daher nur Lebensmittel an, die damit auch zurechtkommt.
Pilzzucht
Relativ einfach umzusetzen ist die Pilzzucht im Garten. Entsprechende Pilzkultur-Sets gibt es bei uns im Shop. Je nach den Bedingungen können uns Pilze mehrere Ernten bescheren.
Wind- und schattenresistente Pflanzen
Damit Bewässerung, Düngung und Pflege reduziert werden können, sollten Sie Pflanzen anbauen, die wind- und schattenresistent sind. Hier kommt es natürlich auch auf die Bedingungen in Ihrem Garten an.
Wind- und Regenschutz
Für mehr Ertrag bei Obst und Gemüse ist bei manchen Sorten ein wind- und regengeschützter Platz sinnvoll. Große Hecken können Wind gut abhalten, rankende Pflanzen, die Pergolen emporklettern bieten Schutz vor Regen. Denken Sie bei einem Regenschutz aber auch daran, dass somit weniger Sonne an die Pflanzen gelangt.
Insektenhotels
Für die Gesundheit unserer Pflanzen und für eine reiche Ernte sind Insekten wichtig. Mit dem Bau von Insektenhotels locken Sie die wichtigen Tiere in Ihren Garten und geben ihnen ein Zuhause.
Tierhaltung
Neben Obst, Gemüse und Kräutern können im Garten auch Tiere gehalten werden. So ist die Selbstversorgung mit Eiern, Milch und Fleisch gewährleistet. Während das Halten von Hühnern in der Regel erlaubt ist, benötigt man bei Gänsen, Ziegen, Schafen oder Schweinen eine Genehmigung. Erkundigen Sie sich hier beim zuständigen Ordnungsamt. Gegen Schädlinge im Garten, wie etwa Nacktschnecken, haben sie Laufenten bewährt. Sie sorgen somit für Pflanzengesundheit und eine gute Ernte.
Erntegemeinschaften
Zusammen mit Verwandten, Freunden oder Nachbarn ist das autarke Gärtnern noch mal so schön. Denn überschüssige Lebensmittel können dadurch verteilt werden und landen nicht im Müll.
Lebensmittel haltbar machen
Eine weitere Alternative für überschüssige Lebensmittel ist es, diese haltbar zu machen. Einwecken, einkochen, einfrieren, trocknen, fermentieren, Marmelade oder Gelee, Säfte oder Tees – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Permakultur
Unter Permakultur versteht man eine Anbaumethode, die es ermöglicht, Ökosysteme zu schaffen, die sich selbst erhalten können. Dies lässt sich auch für den autarken Garten umsetzen. Neben zahlreichen Punkten, die wir bereits separat behandelt haben (Tierhaltung, Wassermanagement, Mulchen, Kompostieren etc.) hier noch einige weitere Beispiele:
- Wichtig bei der Permakultur sind die Bedingungen im eigenen Garten. So sollten Sie die natürlichen Gegebenheiten wie Bodenqualität, Wasserbewegungen, Sonneneinstrahlung und Mikroklima kennen.
- Der Garten sollte in verschiedene Zonen aufgeteilt werden. Bereiche, die häufig genutzt werden, sollten näher am Haus platziert werden, weniger genutzte weiter weg. So lassen sich Ressourcen und Energie effizient nutzen.
- Durch Gemeinschaften können sich Pflanzen gegenseitig unterstützen. So wehren bestimmte Begleitpflanzen Schädlinge ab, andere verbessern durch Nährstoffabgabe den Boden.
- Die Biodiversität ist ebenfalls wichtig und sollte gefördert werden. Die Vielfalt der Pflanzen zieht nützliche Insekten, Vögel und Tiere an, die wiederum Schädlinge bekämpfen und so für ein gesundes Pflanzenwachstum und eine reiche Ernte sorgen können.
Eigenes Saatgut
Neben der Ernte von Obst und Gemüse bieten Pflanzen mit Samen eigenes Saatgut an, das für die nächste Generation an Pflanzen ideal ist. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum autarken Garten und zum Erhalt bewährter Sorten.
Gewächshaus/Erdgewächshaus
Den Anbau von Lebensmitteln über das ganze Jahr ermöglicht ein Gewächshaus, alternativ auch ein Erdgewächshaus. Die Vorteile sind weitreichend:
- Verlängerte Anbausaison: Durch ein kontrolliertes Mikroklima kann die Anbausaison deutlich verlängert werden.
- Schutz vor Witterungseinflüssen: Unabhängig vom Wetter und den Temperaturen sind Pflanzen optimal geschützt.
- Optimierte Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle: Anders als im Garten lassen sich im Gewächshaus die Bedingungen für das Pflanzenwachstum besser kontrollieren und steuern.
- Frühere Ernte von Setzlingen: Kräftigere Pflanzen, frühere und reichere Ernten ermöglichen das Vorziehen von Pflanzen.
- Intensive Nutzung von begrenztem Raum: Im Gewächshaus kann der Raum optimal ausgenutzt werden, weil auch vertikal angebaut werden kann.
- Schädlings- und Krankheitsschutz: Viele Schädlinge und Krankheiten, die im Garten auftreten können, bleiben im Gewächshaus außen vor.
Ob man es schafft, einen Garten zu 100 % autark zu gestalten, lassen wir mal dahingestellt. Mit den genannten Tipps sind Sie in jedem Fall auf einem guten Weg.