Viele Gartenbesitzer greifen schnell zu chemischen Mitteln, um ihre Pflanzen vor Schädlingsbefall und Krankheiten zu schützen. Chemie ist oft gar nicht notwendig, da Sie Pflanzenschutz mit biologischen, schonenden Mittel vornehmen können. Dieser Artikel zeigt Ihnen, was Pflanzenschutz ist, welche Arten es gibt und wie Sie ihn korrekt anwenden.
Was ist Pflanzenschutz?
Auch wenn Ihre Pflanzen einen guten Standort haben und der Boden die geeigneten Nährstoffe im ausreichenden Maß bietet, sind Ihre Pflanzen nicht vor Schädlingen geschützt. Einige Arten treiben fast das gesamte Jahr über ihr Unwesen an den Pflanzen, andere werden im zeitigen Frühjahr aktiv. Die Schädlinge saugen und beißen an den Pflanzen und entziehen ihnen wichtige Nährstoffe. An den Fraßstellen können sich Pilze ansiedeln und Krankheiten entstehen. Schlimmstenfalls können die Pflanzen bei einem starken Schädlingsbefall absterben.
Um einen Befall mit Schädlingen zu verhindern, werden Pflanzenschutzmittel genutzt. Früher wurden fast ausschließlich chemische Mittel verwendet. Sie bekämpfen zwar die Schädlinge, doch sind sie hochtoxisch und haben daher viele unerwünschte Nebenwirkungen. Sie töten Nützlinge, können den Anwender gefährden oder das Grundwasser schädigen.
Pflanzenschutz als Eingriff in das biologische und ökologische Gleichgewicht
Auch bei sachgemäßer Anwendung stellen Pflanzenschutzmittel einen Eingriff in das ökologische und biologische Gleichgewicht dar, da die Population schädigender Insekten direkt von Nützlingen abhängig ist. Nützlinge vermehren sich bei einem starken Schädlingsbefall, da die Schädlinge die Nahrungsgrundlage für die Nützlinge bilden. Die Nützlinge dominieren im Folgejahr, doch können sie sich nicht mehr so stark vermehren, wenn sie weniger Nahrung finden. Im dritten Jahr sind daher die Schädlinge wieder vorherrschend.
Um nicht zu stark in das Ökosystem einzugreifen, sollten Sie bei einem starken Schädlingsbefall zuerst versuchen, sie mit Nützlingen zu bekämpfen. Haben Sie damit keinen Erfolg, können Sie ein umweltschonendes Pflanzenschutzmittel anwenden. Beugen Sie einem Schädlingsbefall vor, indem Sie Ihre Pflanzen stärken.
Kulturfehler vermeiden: Schädlingsbefall vorbeugen
Um die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden und einem Schädlingsbefall vorzubeugen, sollten Sie sich mit den Ansprüchen der Pflanzen an Standort und Boden vertraut machen, bevor Sie sie anbauen. Verschiedene Kulturfehler begünstigen Schädlingsbefall, doch lassen sie sich vermeiden.
Haben sich Schädlinge angesiedelt, greifen Sie zuerst zu umweltschonenden Pflanzenschutzmitteln. Da Pflanzenschutzmittel einen Eingriff in das Ökosystem darstellen, benötigen die im Handel erhältlichen Pflanzenschutzmittel eine Zulassung vom Bundesamt für den Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Eine solche Zulassung wird befristet erteilt. Nach dem Ablauf dieses Zeitraums wird geprüft, ob eine erneute Zulassung erfolgt. Ist das Verfallsdatum abgelaufen oder wird das Produkt nicht mehr zugelassen, geben Sie es an den Hersteller oder an einen autorisierten Vertreter zurück. Pflanzenschutzmittel für Hobbygärtner müssen den Zusatz „Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig“ tragen.
Voraussetzung für Pflanzenschutz: richtige Diagnose
Schädlinge können nicht nur einzelne Pflanzen, sondern ganze Beete zerstören. Daher kommt es auf eine gute Pflege Ihrer Pflanzen an. Um Pflanzenschutzmittel erfolgreich anzuwenden, müssen Sie wissen, welche Schädlinge die einzelnen Pflanzenarten am häufigsten befallen und woran Sie einen Befall erkennen. Sind die Pflanzen bereits befallen, schauen Sie sich das Schadbild genau an und analysieren Sie es. Mitunter müssen Sie einen Experten hinzuziehen, der das Schadbild analysiert und die geeigneten Pflanzenschutzmittel empfiehlt.
Für die verschiedenen Pflanzenarten, beispielsweise Gemüse, Obstbäume, Rosen oder Rasen, gibt es spezielle Pflanzenschutzmittel. Das Produkt sollte die größtmögliche Wirkung haben, um Schädlinge erfolgreich zu bekämpfen.
Klassische Pflanzenschutzmittel: Einsatz bei Befall mit Pilzen oder Schädlingen
Sind die Pflanzen bereits von Schädlingen oder Pilzen befallen, werden klassische Pflanzenschutzmittel (PSM) eingesetzt. Da diese Pflanzenschutzmittel häufig chemisch-synthetische Wirkstoffe enthalten, wenden sie viele Hobbygärtner nicht gerne an. Verschiedene Pflanzenschutzmittel basieren jedoch auf Naturstoffen und enthalten Rapsöl, Pyrethrum oder Azadirachtin. Pflanzenschutzmittel für Hobbygärtner müssen über ein Prüfsiegel für „Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig“ auf der Verpackung verfügen.
Im Bau- oder Gartenmarkt sind solche Mittel erhältlich, doch stehen sie nicht frei zugänglich in den Regalen. Möchten Sie solche Mittel kaufen, müssen Sie das Marktpersonal ansprechen, das auch über die Anwendung informiert. Die Mittel dürfen nur für die Gartenpflanzen angewendet werden, die auf der Verpackung angegeben sind.
Arten von Pflanzenschutzmitteln: unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten
In vielen klassischen Pflanzenschutzmitteln ist der Wirkstoff Azadirachtin enthalten, der gegen Weiße Fliegen oder Blattläuse wirkt. Da er in den Entwicklungszyklus eingreift, können die Schädlinge keine lebenden Nachkommen hervorbringen. Pflanzenschutzmittel können gegen
- tierische Schädlinge,
- krankheitserregende Pilze,
- Unkräuter und
und andere schädigende Organismen verwendet werden.
Grundstoffe als Pflanzenschutzmittel: bestehend aus nachwachsenden Rohstoffen
Grundstoffe sind keine echten Pflanzenschutzmittel und bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie werden nicht vorrangig für den Pflanzenschutz eingesetzt, können aber im Garten auch Schädlinge und Krankheiten abwehren. Sie stammen häufig aus der Lebensmittelherstellung. Für die Grundstoffe ist kein langes Zulassungsverfahren erforderlich. Sie durchlaufen ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren auf europäischer Ebene. Im Ergebnis wird ein Beurteilungsbericht erstellt, der die Identität und Spezifikation festlegt. Er informiert darüber, für welche Schädlinge und Krankheitserreger der Grundstoff verwendet werden darf.
Die Europäische Union hat verschiedene Grundstoffe genehmigt, beispielsweise
- Bier
- Urtica aus Brennnesseln
- Lecithin
- Natron
- Sonnenblumenöl
- Essig
- Saccharose
- Fructose
Die Grundstoffe dürfen die Umwelt nicht belasten und keine schädlichen Auswirkungen auf Menschen und Tiere haben. Genau wie Pflanzenschutzmittel dürfen die Grundstoffe nur an den Pflanzen angewendet werden, für die sie zugelassen sind. Sie dürfen beim Befall mit bestimmten Schädlingen und Krankheiten verwendet werden. Möchten Sie Grundstoffe im Garten anwenden, sollten Sie die Anweisungen genau beachten. Grundstoffe sind auch vorbeugend anwendbar, wenn die Pflanzen noch nicht befallen sind. Sie sind nachhaltig und werden im ökologischen Landbau und von Hobbygärtnern genutzt, die auf Nachhaltigkeit achten. Verschiedene Grundstoffe sind bereits für Hobbygärtner im Handel erhältlich.
Pflanzenstärkungsmittel: größtenteils aus natürlichen Wirkstoffen
Anders als Pflanzenschutzmittel bestehen Pflanzenstärkungsmittel vorrangig aus natürlichen Wirkstoffen. Sie werden im ökologischen Landbau genutzt und bekämpfen keine Schädlinge, sondern beugen einem Befall vor. Die Pflanzen werden widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge, Frost und Trockenheit. Die Mittel werden hauptsächlich zur Stärkung der Pflanzen angewendet, wenn diese sich noch im Wachstum befinden. Die Pflanzenstärkungsmittel helfen nicht bei einem Befall mit Schädlingen. Allerdings können sie den Pflanzen bei der Regeneration helfen, wenn sie sich wieder vom Befall erholt haben.
Gruppen von Pflanzenstärkungsmitteln: abhängig von der Wirkungsweise
Pflanzenstärkungsmittel werden abhängig von ihrer Wirkungsweise in vier Gruppen eingeteilt:
- organische Mittel: am stärksten vertreten, bestehen aus natürlichen, aus pflanzlichen oder tierischen Produkten gewonnenen Stoffen, beispielsweise Pflanzenjauche
- anorganische Mittel: häufig aus Gesteinsmehl, stärken die Pflanzen gegen Pilzkrankheiten
- mikrobielle Mittel: aus lebenden Organismen wie Bakterien, die das Wurzelwachstum und die Stoffwechselprozesse im Boden fördern
- homöopathische Mittel: fördern die Nährstoffaufnahme und das Wachstum
Pflanzenstärkungsmittel müssen beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel angemeldet werden und über ein Prüfsiegel auf der Verpackung verfügen.