Zahlreiche Garten-, aber auch Zimmerpflanzen bevorzugen eine saure Erde, also einen pH-Wert des Bodens unter 6,0. Dazu gehören auch sogenannte Moorbeetpflanzen wie Hortensien, Rhododendren oder Heidelbeeren, die einen pH-Wert von 4,5 bis 5,0 schätzen. Um solche Werte zu erreichen ist Torf ideal, denn das organische Material macht den Boden sauer. Doch auf Torf sollten wir verzichten, denn der Raubbau von Mooren schadet massiv unserer Umwelt.
Was ist Torf und woraus besteht er?
Torf ist ein natürliches Material, das hauptsächlich aus abgestorbenen Pflanzen besteht. Es bildet sich in feuchten, sauren und sauerstoffarmen Umgebungen wie Mooren und Sümpfen. Der Prozess der Torfbildung beginnt mit dem langsamen Abbau organischer Materialien wie Moos, Gräsern, Sträuchern und Bäumen. Diese organischen Materialien werden nicht vollständig abgebaut, da der Sauerstoffmangel in den feuchten Umgebungen den Zersetzungsprozess verlangsamt.
Dabei besteht Torf vor allem aus folgenden Bestandteilen:
- 75 bis 85 % Wasser
- 10 bis 20 % organisches Material
- 2 bis 5 % anorganische Mineralien, auch Asche genannt
Hinzu kommt Huminsäure, die durch den Abbauprozess des biologischen Materials entsteht. Diese Säure hat viele Aufgaben, wozu die Strukturverbesserung des Bodens, die Erhöhung der Wasserhaltekapazität, die Adsorption von Nährstoffen, die Reduktion von Schwermetallen und Toxinen und die Stabilisierung des Kohlenstoffes gehören.
Die Torfbildung in vier Stadien
Um zu verstehen, wie Torf über einen Prozess von vielen tausend Jahren entsteht, kann man die Torfbildung in vier Stadien einteilen:
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Akkumulation von Pflanzenmaterial
In den feuchten Moorgebieten wachsen Pflanzen wie Torfmoose, Gräser und andere Moorvegetation. Wenn diese Pflanzen absterben, sinken sie auf den Boden des Moores.
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Konservierung
Das abgestorbene Pflanzenmaterial wird aufgrund des sauren Milieus und des Mangels an Sauerstoff nur sehr langsam abgebaut. Dadurch sammeln sich die organischen Schichten im Laufe der Zeit an.
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Humifizierung
Unter dem Gewicht neuer Schichten von Pflanzenmaterial werden die unteren Schichten komprimiert. Der Druck und die chemischen Prozesse verwandeln das organische Material allmählich in Humus, ein stabiles Material, das reich an Kohlenstoff und anderen organischen Verbindungen ist.
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Peatbildung
Wenn der Humus weiter komprimiert und Wasser aus ihm herausgedrückt wird, entsteht Torf. Dieser Vorgang kann viele Jahrtausende andauern und führt schließlich zur Bildung von Torflagen.
Durch den Abbau von Torf wird dieser lange Prozess nicht nur unterbrochen, die Moore werden dadurch auch zerstört.
Moore sind wichtige Ökosysteme
Es wird geschätzt, dass Moore derzeit rund 1,28 Millionen Hektar der Fläche in Deutschland ausmachen. Das bedeutet einen Flächenanteil von rund 3,5 %. Einst waren es über 5 %. Von den verbliebenen Flächen sind gerade einmal 4 % Naturschutzflächen, der Rest wird durch Land- und Forstwirtschaft, durch Infrastruktur und Torfabbau genutzt. Dabei sind Moore sehr wichtige Ökosysteme, gerade mit Blick auf den Klimaschutz.
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Biodiversität
Moore beherbergen eine außergewöhnlich hohe Vielfalt an Pflanzen-, Tier- und Mikrobenarten. Sie bieten Lebensraum für spezialisierte Arten, die an die einzigartigen Bedingungen dieser Lebensräume angepasst sind. Viele seltene und bedrohte Arten sind auf Moore angewiesen.
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Kohlenstoffbindung
Moore gehören zu den effizientesten Kohlenstoffsenken der Welt. Sie speichern weltweit mehr CO2 als alle Wälder zusammen. Der Erhalt von Mooren ist daher entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel, da sie große Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden und so den Treibhauseffekt mildern.
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Wasserspeicherung und –regulierung
Moore spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Wasserhaushalts. Sie fungieren als natürliche Wasserspeicher und können dazu beitragen, Überschwemmungen zu verhindern, indem sie bei starkem Regen Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben. Gleichzeitig helfen sie in trockenen Perioden, das Wasser zurückzuhalten und so die Wasserversorgung zu sichern.
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Wasserfiltration
Durch die langsame Bewegung des Wassers durch den Torf reinigen Moore das Wasser, indem sie Schadstoffe und Sedimente zurückhalten und biologische Prozesse zur Reinigung des Wassers nutzen. Dies trägt zur Verbesserung der Wasserqualität bei und unterstützt die Lebensgemeinschaften in Flüssen und Seen, die von Mooren gespeist werden.
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Habitat für seltene Arten
Viele seltene und bedrohte Arten sind auf Moore angewiesen, sei es als Brutgebiet für Vögel, Lebensraum für Amphibien wie Moorfrösche und Moorkröten oder als Lebensraum für spezialisierte Pflanzenarten wie fleischfressende Pflanzen.
Saurer Boden für manche Pflanzen lebenswichtig
Es gibt zahlreiche Pflanzen, die nur in saurem Boden gedeihen können. Dazu gehören zum Beispiel Azaleen, Rhododendren, Farne, Moose, Seggen, Orchideen, Primeln, Bergenien, Küchenschellen, Hortensien, Heidelbeeren und viele mehr. Warum aber ist das so?
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Nährstoffverfügbarkeit
In sauren Böden sind Nährstoffe wie Eisen, Mangan, Zink und Kupfer besser löslich und daher für Pflanzen leichter verfügbar. Diese Nährstoffe sind für verschiedene physiologische Prozesse in Pflanzen unerlässlich und können bei einem neutralen oder alkalischen pH-Wert im Boden weniger leicht aufgenommen werden.
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Eisenverfügbarkeit
Besonders für Pflanzen wie Azaleen, Rhododendren und Heidelbeeren ist die Verfügbarkeit von Eisen im Boden entscheidend. Bei einem höheren pH-Wert des Bodens würde das Eisen in unlöslichen Formen vorliegen und für die Pflanzen weniger zugänglich sein.
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Aluminiumtoxizität
Obwohl Aluminium normalerweise in sauren Böden in höheren Konzentrationen vorkommt, kann es für einige Pflanzenarten toxisch sein. Pflanzen, die auf sauren Böden wachsen, haben oft Mechanismen entwickelt, um mit Aluminiumtoxizität umzugehen oder es zu vermeiden.
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Anpassung an natürliche Lebensräume
Viele Pflanzenarten, die auf sauren Böden wachsen, haben sich im Laufe der Evolution an diese spezifischen Lebensräume angepasst. Moore, Nadelwälder und andere saure Böden sind häufige natürliche Lebensräume für solche Pflanzen.
Wie man den Boden ohne Torf sauer macht
Moore und der darin enthaltene Torf sind also extrem wichtig für unsere Umwelt, weswegen wir immer versuchen sollten, torffreie Erde zu nutzen. Mit solchen Substraten lässt sich der pH-Wert allerdings nicht senken – was also tun? Es gibt einige einfache Hausmittel, die die Erde sauer machen können:
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Essig
Sehr einfach und effektiv ist die Bodenversauerung durch Essig. Da die Säure im Essig und vor allem in Essigessenz hoch konzentriert ist, kann sie nicht nur Pflanzen, sondern auch Insekten und anderen Bodenlebewesen schaden. Aus diesem Grund darf Essig nur stark verdünnt angewendet werden. Geben Sie auf 5 Liter Wasser 2 bis 3 Esslöffel, mehr bitte nicht! Auch sollten Sie Ihre Pflanzen mit verdünntem Essig nur alle zwei bis drei Monate gießen, um eine Übersäuerung des Bodens zu vermeiden.
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Kaffeesatz
Anstatt ihn wegzuwerfen, können Sie Kaffeesatz auf Ihre Erde ausbringen, um den pH-Wert zu senken. Wird der Kaffeesatz auf die Erde gestreut, macht er diese auch nur dort sauer und wirkt leider nicht allzu lange. Bessere Ergebnisse werden erzielt, wenn Sie Kaffeesatz in Ihren Kompost einarbeiten. Ein weiterer Vorteil: Der Geruch von Kaffee vertreibt zahlreiche Schädlinge, darunter Schnecken. Achtung: Für Zimmerpflanzen ist Kaffeesatz ungeeignet, da er bei Feuchtigkeit schnell schimmeln kann.
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Kiefernnadeln
Wenn Sie eine Kiefer im Garten haben oder die Möglichkeit besitzen, an Kiefernnadeln heranzukommen, können Sie damit die Erde mulchen. Durch den hohen Säuregehalt in den Nadeln kann der pH-Wert ebenfalls gesenkt werden. Im Internet sind immer wieder Tipps zur Nadelerde zu finden. Dort wird empfohlen, Walderde, die sich direkt unter Nadelbäumen befindet, zu holen. Dies mag im kleinen Rahmen möglich sein – bei Pflanzen gilt die sogenannte Handstraußregel. Ob man mit einer Handvoll Erde allerdings hinkommt, ist fraglich. Mit einer Schubkarre sollte sich aber im Wald niemand erwischen lassen, denn das ist nicht zulässig!
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Rindenmulch von Kiefern
Neben den Nadeln von Kiefern ist auch die Rinde gut geeignet, um den Boden sauer zu machen. Rindenmulch von Kiefern gibt es im Handel. Auf Beete aufgebracht, schützt der Mulch die Pflanzen zudem vor Austrocknung. Achten Sie darauf, dass Sie den Rindenmulch von Kiefern nur um die Pflanzen herum ausbringen, die auch einen sauren Boden bevorzugen.
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Eichen- und Buchenlaub
Das Laub von Eichen und Buchen kann den Boden ebenfalls sauer machen. Der Vorteil: Das Laub zersetzt sich nur langsam und gibt daher kontinuierlich die Gerbstoffe ab. Für eine schnellere Abgabe sollte das Laub zerkleinert werden. Sie können es übrigens auch in den Kompost einarbeiten.
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Zitrusfruchtschalen
Ebenfalls sehr langsam zersetzen sich Schalen von Zitronen, Orangen, Mandarinen & Co. Diese Zitrusfruchtschalen können zerkleinert in die Erde oder auch in den Kompost eingearbeitet werden.
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Grüner und Schwarzer Tee
Der Teesatz von Grünem und Schwarzem Tee ist dazu geeignet, den pH-Wert des Bodens zu senken. Arbeiten Sie – wie beim Kaffeesatz – den Teesatz direkt dort ein, wo der Boden saurer werden soll.
Wer den pH-Wert seines Bodens senken möchte, sollte natürlich erst einmal den aktuellen Wert kennen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Versauerung nicht zu stark erfolgt, denn das kann sich wiederum negativ auswirken.