Keimsprossen werden als Superfood bezeichnet. Und die kleinen Keimlinge haben tatsächlich eine Menge in sich. Doch wer sich mit Keimsprossen genauer auseinandersetzt, wird unweigerlich auch mit den Nebenwirkungen in Konfrontation kommen. Dabei ist oft die Rede davon, dass besonders die Alfalfa-Sprossen giftig sind, da sie einen Stoff beinhalten, welcher L-Canavanin heißt. Warum das Superfood aber doch ganz super ist, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.
Wissenswertes über Alfalfa
Alfalfa ist auch bekannt unter dem Namen Luzerne (Medicago sativa). Andere Namen sind auch ewiger Klee, Saatluzerne oder Schneckenklee. Die Pflanze gehört zu den Hülsenfrüchten. Man erkennt das Kraut an den lilafarbenen Blüten und seinen Blättern, welche an Wiesenklee erinnern. Luzerne ist eine alte Nutzpflanze und hat ihren Ursprung in Südwestasien. Auch die Griechen erkannten den Nutzen der Pflanze und verwendeten sie zunächst als Futter für ihre Tiere. Doch mit der Zeit entpuppte sich das Kraut als ein guter Nährstofflieferant. Die großen Erträge führten dann dazu, dass die Luzerne zum Grundnahrungsmittel wurde. Von den Arabern erhielt sie ihren Namen Alfalfa. Das Wort stammt vom arabischen „al-fisfisa“ ab und bedeutet frisches Futter. Da die Pflanze viele wichtige Nährstoffe enthält, wurde sie von den Arabern auch „Vater aller Nahrungen“ genannt. Heute wird sie zu großen Teilen als Viehfutter angebaut. Die Sprossen, aber auch die Blätter der Luzerne kann man essen.
Die Superkraft der Pflanzen
Alfalfa hat quasi eine Superkraft. Sie zieht sich den Stickstoff nicht nur aus dem Boden, sondern kann es auch aus der Luft ziehen. Dadurch ist der Nährstoffgehalt des Bodens für die Luzerne nicht so wichtig. Doch um gut gedeihen zu können, benötigt die Pflanze einen wichtigen Faktor, und zwar Hummeln. Denn diese sind die Hauptbestäuber der Pflanze. In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels wird die Superkraft des Krautes die Luzerne vermutlich in Zukunft zu einer wichtigen Nutzpflanze aufsteigen lassen.
Was macht die Sprossen gefährlich?
Damit Pflanzen überhaupt wachsen können, haben sie über die Jahre gelernt, wie sie ihre Fressfeinde abwehren. Dabei sind die Pflanzen sehr kreativ geworden. Während einige auf Dornen und Brennhaare als Fraßschutz setzen, verwenden andere Bitterstoffe oder Giftstoffe, um überleben zu können. Alfalfa bildet einen Stoff namens L-Canavanin. Mit der Zeit wird dieser aber abgebaut. In welchem Zeitraum das passiert, ist abhängig von der jeweiligen Pflanze.
Der Giftstoff L-Canavanin
Das Tückische an Canavanin ist, dass es der wichtigen Aminosäure Arginin ähnelt und von unserem Körper beziehungsweise von den Enzymen nicht unterschieden werden kann. Aber warum sind die Aminosäuren so wichtig? Sie sind die Grundbausteine der Eiweiße. Diese wiederum bilden die Zellen aller Lebewesen. Ohne diese wäre also ein Leben gar nicht möglich. Die Aminosäuren fügen sich zu Ketten zusammen und bilden das fertige Protein. Die Proteine sind an vielen lebenswichtigen Prozessen beteiligt. Neben der Muskelbildung sorgen Proteine unter anderem für Antikörper und den Sauerstofftransport im Blut. Wird nun die falsche Aminosäure an die Aminosäureketten gebaut, können diese sich nicht richtig entfalten. Das führt zu einem Ausfall der Proteinfunktionen, welcher ernsthafte gesundheitliche Probleme mit sich führt. Aber L-Canavanin baut sich während des Keimungsprozesses ab.
Warum ist Alfalfa trotzdem gesund?
Damit die Keimlinge wachsen können, stecken sie voller Vitamine, Ballaststoffe und Nährstoffe. Auf engstem Raum kommen quasi eine Menge gesunder Inhaltsstoffe. Dazu kommt, dass die Alfalfa-Sprossen wenig Kalorien haben.
Was steckt in den kleinen Sprossen?
Die Alfalfa-Sprossen können mit einigen Nährstoffen punkten. Vitamin A wirkt sich positiv auf das Sehvermögen und die Haut auf. Für das Nervensystem sind B1 und B6 wichtig. Außerdem sorgen die Vitamine für einen gut funktionierenden Stoffwechsel. Für das Immunsystem und den Fettstoffwechsel halten die Sprossen Vitamin C bereit. Vitamin E schützt den Körper vor freien Radikalen. Zudem enthält Alfalfa Vitamin K, Magnesium, Kalium, Kalzium, Eisen, Phosphor und Zink. Ebenfalls beinhaltet Luzerne die essenziellen Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan. Noch nicht genug? Dann kann die Pflanze auch mit pflanzlichen Proteinen, sekundären Pflanzenstoffen, Chlorophyll, Antioxidantien und Saponine dienen. Letzteres ist enorm wichtig für die Darmflora.
Heilwirkung
Alfalfa ist nicht nur eine Nutzpflanze, sondern zählt auch zu den Heilpflanzen. Eingesetzt wird sie bei:
- geschwächten Abwehrkräften
- Rekonvaleszenz
- Verdauungsproblemen
- Wassereinlagerungen
- Störungen des Säure-Basen-Haushalts
- Bluthochdruck
- Regelschmerzen
- Wechseljahresbeschwerden
Der hohe Proteingehalt sorgt für eine schnellere Sättigung. Überdies ist das Kraut harntreibend, was dabei hilft, Bakterien auszuscheiden. Auch eine fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung wird dem Kraut nachgesagt. Alfalfa wirkt hohen Cholesterin vor und kann bei Gelenk- und Kopfschmerzen eingesetzt werden. Durch den Chlorophyllgehalt wird der Säure-Basen-Haushalt reguliert. Der größte Vorteil der Alfalfa-Sprossen ist jedoch der enthaltene Saponin-Gehalt. Dieser sorgt für ein stärkeres Immunsystem. Besonders für den Darm ist Saponin wichtig. Hier bekämpft es die schädlichen Bakterien und unterstützt das Wachstum gesunder Bakterien. Es hilft ebenso bei Stress. Studien haben gezeigt, dass sich Saponin positiv auf Autoimmunerkrankungen auswirkt. Alfalfa unterstützt die Leber und hat eine östrogenartige Wirkung, weshalb es bei den Wechseljahren oder Menstruationsbeschwerden eingesetzt wird.
Wie man Alfalfa-Sprossen selber zieht
Alfalfa-Sprossen lassen sich einfach selber ziehen. Spülen Sie zunächst die Samen gut durch, bis das Wasser klar ist. Dann werden die Sprossen 5 bis 8 Stunden in Wasser eingeweicht. Danach wird das Wasser abgegossen und die Sprossen noch mal gründlich mit klarem Wasser durchgespült. Wichtig ist ein heller Standort, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. In einer Keimschale oder einem Sprossenglas kann das Wasser gut abtropfen. Das ist wichtig, damit sich kein Schimmel bildet. Die nächsten Tage werden die Sprossen zwei- bis dreimal mit klarem, kaltem Wasser gespült. Das abgetropfte Wasser sollte zeitnah entfernt werden. Achten Sie immer darauf, dass sie vor dem Ansetzen und Berühren der Sprossen Ihre Hände gründlich waschen. Alfalfa keimt sehr schnell, sollte aber aufgrund des Canavaningehaltes, erst nach dem 7 bis 8 Tag gegessen werden. Der Geschmack ist frisch und mild-würzig. Achten Sie darauf, dass Sie die Sprossen nur in Maßen zu sich nehmen. Ebenso sollte auf eine gute Hygiene geachtet werden, denn die Sprossen keimen schließlich in einem feuchten Milieu und da können sich auch Bakterien breit machen. Wenn Sie auf Nummer Sicher gehen möchten, dann blanchieren Sie die Keime für etwa 2 Minuten. Die Keimgeräte sollten nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt werden. Sprossen, die unangenehm riechen, sollten Sie nicht mehr essen.
Verwendung
Neben den Keimsprossen können auch die Samen und der oberirdische Teil der Pflanze verwendet werden. Die Sprossen schmecken besonders gut roh aufs Brot, im Quark oder im Salat. Leicht angedünstet lassen sie sich in Pfannengerichten und Suppen verwenden. Die Alfalfa-Sprossen sollten möglichst frisch verzehrt werden, da sie sich nicht lange halten. Bei guter Lagerung und einer Temperatur von 2 bis 5 Grad halten sie sich etwa 7 Tage. Die Luzernepflanze wird auch als Räucherpflanze genutzt. Dazu wird das Kraut auf eine Räucherschale gelegt und mit heißer Holzkohle oder Teelichtern erwärmt. Außerdem kann daraus Saft oder Tee hergestellt werden. In der Medizin kommt Luzerne als Pulver oder Kapsel zur Anwendung.
Achtung: Alfalfa hat eine menstruationsfördernde Wirkung, weshalb Schwangeren von der Einnahme abgeraten wird. Auch wer unter Diabetes leidet, sollte vorsichtig damit umgehen. Luzerne hat eine leicht blutzuckersenkende Wirkung. Wer unter besonderen Krankheiten leidet, sollte sich vor dem Verzehr von Alfalfa-Sprossen genau informieren und gegebenenfalls einen Arzt zurate ziehen.