Der eigene Brunnen im Garten – hört sich das für Sie auch toll an? Man ist unabhängig vom Wassernetz und kann kostenlos so viel Wasser wie man möchte verwenden. Doch lohnt sich das Ganze tatsächlich? Wo liegen die Vor- und vielleicht auch die Nachteile und was ist überhaupt erlaubt? Wir gehen der Sache einmal nach.
Brunnen grundsätzlich erlaubt
Um es gleich einmal vorweg zu nehmen: Ja, man darf einen eigenen Brunnen im Garten haben und man darf ihn somit auch selbst bauen. Allerdings müssen Sie ihn genehmigen lassen. In § 49 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) steht:
„Arbeiten, die so tief in den Boden eindringen, dass sie sich unmittelbar oder mittelbar auf die Bewegung, die Höhe oder die Beschaffenheit des Grundwassers auswirken können, sind der zuständigen Behörde einen Monat vor Beginn der Arbeiten anzuzeigen.“
Regelungen zum Brunnenbau können von Kommune zu Kommune unterschiedlich sein, weswegen Sie sich vorab beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt (untere Behörde) informieren sollten.
Wo befindet sich der Grundwasserspiegel?
Wie tief sich der Grundwasserspiegel in der Erde befindet, ist nicht vorhersagbar. Er kann durchaus bereits bei 1 Meter liegen, aber auch bei 100 Metern. Hier kommt es auf die Bodenbeschaffenheiten und die regionale Lage an. So ist der Grundwasserspiegel in der Nähe von Meeren meist deutlich höher, als in bergigen Regionen. Im Durchschnitt kann man mit Grundwasser im Garten in einer Tiefe zwischen 6 und 10 Metern rechnen. Auskunft über die Tiefe können die örtlichen Wasserbehörden geben. Sofern sich in der Nähe Ihres Grundstücks bereits Brunnen mit einem nicht allzu tiefen Grundwasserspiegel befinden, ist davon auszugehen, dass das Grundwasser auch bei Ihnen relativ gut zu erreichen ist. Wie tief sie letztendlich bohren dürfen, das schreibt Ihnen ebenfalls die zuständige Behörde vor.
Die drei Brunnentypen
Es gibt drei Typen von Brunnen, die wir in unseren Garten bauen können:
Wichtige Aspekte beim Brunnenbau
Worauf ist vor, während und nach dem Bau des eigenen Brunnens zu achten? Wir haben für Sie die wichtigsten Aspekte zusammengefasst:
- Genehmigungen und Vorschriften: Überprüfen Sie die örtlichen Bauvorschriften und Genehmigungsverfahren, bevor Sie mit dem Bau des Brunnens beginnen. In einigen Regionen sind Genehmigungen erforderlich und es können spezifische Vorschriften für den Bau und die Nutzung von Brunnen gelten.
- Standortwahl: Wählen Sie einen geeigneten Standort für den Brunnen aus, der eine ausreichende Wasserversorgung bietet und im Garten gut erreichbar ist. Berücksichtigen Sie dabei auch die Nähe zu potenziellen Verunreinigungsquellen wie Abwasserleitungen.
- Bauausführung: Sofern Sie einen Rammbrunnen selbst bauen möchten, erhalten Sie weiter unten noch eine Bauanleitung. Ansonsten beauftragen Sie einen qualifizierten Brunnenbauer. Dadurch stellen Sie sicher, dass der Brunnen ordnungsgemäß gebaut wird und den örtlichen Standards entspricht, um die Wasserqualität und Wassersicherheit zu gewährleisten.
- Wasserqualität überwachen: Nach dem Bau des Brunnens ist es wichtig, die Wasserqualität regelmäßig zu überwachen, insbesondere, wenn das Wasser auch als Trinkwasser genutzt werden soll. Die Überprüfung umfasst dabei Tests auf Verunreinigungen wie Bakterien, Schwermetalle oder Chemikalien.
- Wartung und Pflege: Führen Sie regelmäßige Wartungsarbeiten am Brunnen durch, um seine ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Dazu gehört unter anderem die Reinigung von Filtern, Überprüfung der Pumpen und Überwachung des Wasserstands.
- Sicherheit: Stellen Sie sicher, dass der Brunnen sicher zugänglich ist und keine Gefahren für Kinder oder Haustiere darstellt. Decken Sie offene Brunnenlöcher ab und installieren Sie gegebenenfalls Zäune oder andere Barrieren, um den Zugang zum Brunnen zu beschränken.
Vorteile eines eigenen Brunnens
Ein eigener Brunnen bietet mehr Vorteile als nur die Ersparnis beim Blumengießen:
- Unabhängigkeit von der öffentlichen Wasserversorgung: Mit einem eigenen Brunnen sind Sie nicht mehr auf die öffentliche Wasserversorgung angewiesen. Sie können Ihr eigenes Wasser für Bewässerungszwecke, Poolbefüllung oder andere Bedürfnisse nutzen, ohne auf Wasserbeschränkungen oder Preiserhöhungen angewiesen zu sein.
- Kostenersparnis: Langfristig kann ein eigener Brunnen eine beträchtliche Kostenersparnis bedeuten. Obwohl die anfänglichen Kosten für den Bau eines Brunnens hoch sein können, entfallen langfristig die Gebühren für die Nutzung von öffentlichem Wasser, was zu erheblichen Einsparungen führen kann.
- Umweltfreundlichkeit: Die Nutzung eines eigenen Brunnens ist oft umweltfreundlicher als die Verwendung von Wasser aus öffentlichen Quellen, da weniger Energie für die Aufbereitung und Verteilung des Wassers benötigt wird.
- Wasserversorgungssicherheit: Mit einem eigenen Brunnen haben Sie eine zuverlässige Wasserversorgung direkt vor Ort. Dies kann besonders in Zeiten von Dürren oder anderen Störungen der öffentlichen Wasserversorgung von Vorteil sein.
- Kontrolle über Wasserqualität: Sie haben die volle Kontrolle über die Qualität des Wassers. Sie können somit sicherstellen, dass es sauber und frei von Verunreinigungen ist, was zu einer höheren Wasserqualität für Ihre Gartenpflanzen oder den Hausgebrauch führt.
- Flexibilität bei der Nutzung: Mit einem eigenen Brunnen können Sie das Wasser nach Belieben nutzen, ohne Einschränkungen durch Wasserverbote oder Wasserbeschränkungen. Sie können Ihr Gartenbewässerungssystem nach den eigenen Zeitplänen und Bedürfnissen betreiben.
Nachteile eines eigenen Brunnens
Trotz der vielen Vorteile gibt es für den eigenen Brunnen auch Nachteile, die wir nicht verschweigen möchten:
- Hohe Baukosten: Die Installation eines Brunnens kann mit erheblichen Baukosten verbunden sein, vor allem, wenn Sie einen Bohrbrunnen benötigen. Darunter fallen Kosten für die Bohrung, Pumpen, Ausrüstung und möglicherweise Genehmigungen oder rechtliche Gebühren.
- Regelmäßige Wartung: Ein Brunnen erfordert eine regelmäßige Wartung, um seine ordnungsgemäße Funktion und Wasserqualität sicherzustellen. Weitere Kosten entstehen somit für Inspektionen, Reinigungen, Reparaturen und gegebenenfalls Tests der Wasserqualität. Auch müssen Sie mit zusätzlichem Aufwand rechnen.
- Risiko von Verunreinigungen: Es besteht das Risiko, dass das Grundwasser, das aus einem Brunnen gewonnen wird, durch Verunreinigungen wie Chemikalien, Bakterien oder Schwermetalle kontaminiert wird.
- Begrenzte Wassermenge: Die Menge an Wasser, die ein Brunnen liefern kann, ist begrenzt und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Grundwasserstände, der Bodenbeschaffenheit und der Pumpenleistung. In Trockenperioden oder bei übermäßiger Nutzung kann die Wasserversorgung aus einem Brunnen zeitlich begrenzt oder ganz erschöpft sein.
- Risiko von Pumpenausfällen: Wie bei jedem mechanischen System kann auch bei Brunnen die Pumpe ausfallen oder anderen technischen Probleme auftreten, die die Wasserversorgung beeinträchtigen können.
Lohnt sich der eigene Brunnen im Garten?
Diese Frage lässt sich so pauschal natürlich nicht beantworten. Hier spielen viele Faktoren mit hinein. Für Sie bedeutet das, dass Sie die Bau- und Unterhaltskosten eines Brunnens mit denen der Kosten für die Wasserversorgung gegenüberstellen müssen, um zu sehen, ob sich ein eigener Brunnen lohnt und wann er sich rechnet. Folgende Fragen sind dabei zu bedenken:
- Wie groß ist der Garten?
- Habe ich viele Pflanzen, die einen großen Wasserbedarf haben oder kommen sie auch mit weniger Wasser aus?
- Benötige ich das Wasser auch für andere Dinge wie die Befüllung eines Pools oder die Verwendung im Haus?
- Wie hoch ist der Wasserpreis und wie entwickelt er sich in Zukunft?
- Wohne ich in einer Gegend, die eher trockene Sommer bietet oder kann ich mit mehr Regen rechnen?
- Wie hoch sind die behördlichen Hürden bei einem Brunnenbau?
- Kann ich den Brunnen selbst bauen oder benötige ich einen Fachmann dafür?
- Wie viel kostet der Bau eines Brunnens?
- Welche Fördermenge kann oder soll der Brunnen leisten?
- Welche Kosten kommen noch auf mich zu (Materialkosten, Pumpe etc.)
- Wie hoch sind die laufenden Kosten?
Wie baut man einen Brunnen?
Möchten Sie selbst Hand anlegen, dann ist ein Ramm- oder Schlagbrunnen ideal. 4 Schritte sind dafür nötig – wir zeigen Ihnen, wie es geht:
Brunnen planen
Im ersten Schritt legen Sie fest, an welcher Stelle der Brunnen im Garten seinen Platz finden soll. Ebenso ist wichtig zu wissen, in welcher Tiefe in etwa der Grundwasserspiegel zu finden ist. Bei sehr hohem Spiegel, etwa an den Küsten, kann man mit einem Handerdbohrer selbst danach suchen. Alternativ kann Ihnen Ihre Stadt oder Gemeinde sicherlich weiterhelfen.
Ebenso wichtig ist es, dass beim späteren Bohren keine Leitungen, Kabel oder Rohre im Weg sind. Auskunft darüber kann die Stadt oder die Gemeinde geben. Anlaufstellen für Leitungsauskünfte sind zum Beispiel Stromanbieter, Wasserversorgungsämter und Telekommunikationsunternehmen.
Loch bohren
Zum Bohren des Lochs wird ein sogenannter Rohrbrunnenbohrer benötigt. Diese Erdbohrer gibt es motorgetrieben oder Sie entscheiden sich für einen mit Handgestänge und setzen auf Muskelkraft. Da man bei einem Rammbrunnen nur bis zu einer Tiefe von maximal 8 Metern bohren darf, ist die Länge begrenzt. Der Bohrer muss immer rund 1 Meter länger sein, als der Grundwasserspiegel, der in diesem Fall somit nicht tiefer als 7 Meter liegen darf.
Zu Beginn sollten Sie mit einer Schaufel ein Loch graben, um dort den Bohrer ansetzen zu können. Der Bohrer wird langsam in die Erde befördert und nach einigen Umdrehungen wieder nach oben befördert, um die Schneiden von der Erde zu befreien. So geht es nun weiter, bis Sie auf das Grundwasser stoßen – dies zeigt sich, wenn die Erde bzw. der Sand feucht ist. Danach noch rund 1 Meter weiter bohren, damit man für den Brunnen die ideale Tiefe erreicht. Liegen größere Steine im Weg, kann es nötig sein, das Bohrloch an eine andere Stelle zu setzen, da der Bohrer hier wohl keine Chance hat.
Brunnen verrohren
Damit Wasser nach oben befördert werden kann, müssen nun Rohre eingesetzt werden. Spezielle Brunnenrohre aus Metall sind ebenso möglich, wie kostengünstige Kunststoffrohre (KG-Rohre). Um das Rohr bis zum Grundwasserspiegel zu bringen, müssen Sie einen Plunscher, auch Kiespumpe genannt, einsetzen.
Zuerst wird das Rohr in das Loch gesetzt, anschließend der Plunscher durch das Rohr geführt, bis zum Widerstand. Durch Auf- und Abbewegungen werden Erde, Schlamm und Steine in den Plunscher befördert. Dieser muss dann immer wieder herausgezogen und ausgeleert werden. Diese Prozedur wird so lange betrieben, bis Sie am Grundwasserspiegel angelangt sind. Das Rohr wird stückweise nach unten geschoben – einzelne Rohrelemente müssen natürlich vorher montiert werden.
Pumpe montieren
Mit Hilfe des Plunschers wird nun das installierte Rohr noch vom Sand befreit, ehe es an den Anschluss der Brunnenpumpe geht. Beim Rammbrunnen ist eine Handschwengelpumpe vollkommen ausreichend. Diese muss allerdings einen festen Stand haben und braucht daher in der Regel ein kleines Fundament, das Sie rund um den Brunnenschacht erstellen. Bei größeren Fördermengen können Sie auch eine Tiefbrunnenpumpe einsetzen, die elektrisch betrieben wird.