Laut WWF ist der Insektenbestand in Deutschland seit 1989 um 80 Prozent zurückgegangen. Es ist somit mehr als wichtig, Lebensräume für Insekten und andere Tiere verfügbar zu machen. Sie können dabei helfen und die Artenvielfalt in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon fördern.
Warum sterben so viele Insekten in Deutschland?
Eine der hauptsächlichen Ursachen ist die intensive Landwirtschaft: Insektizide und Pflanzenschutzmittel töten Insekten. Darüber hinaus ist fast nur noch Monokultur statt blühende Wiesen und weitere abwechslungsreiche Landschaft vorzufinden. Außerdem zählt für die meisten Gärten und Parks in erster Linie der ästhetische Aspekt, wodurch es an Pflanzen für Bienen und Insekten mangelt.
Ein weiteres großes Problem ist die Versiegelung von Flächen. Wie das Umweltbundesamt aufführt, werden in Deutschland täglich etwa 62 Hektar mit Beton oder Asphalt versiegelt. Zudem leiden nachtaktive Tiere an dem künstlichen Licht.
Wenn Insekten verschwinden, gerät das Ökosystem durcheinander und das ist nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt dramatisch. Auch wir Menschen werden mit den schwerwiegenden Folgen zu kämpfen haben. Umso wichtiger ist es, dass so viele Garten- und Balkonbesitzer wie möglich mitmachen und sich an der Schaffung von Lebensräumen für Insekten und Bienen beteiligen. Wir zeigen Ihnen, dass es relativ einfach ist, für den Schutz dieser Tiere zu sorgen.
So bieten Sie Insekten einen Lebensraum
Mit den folgenden Tipps können Sie Insekten, Bienen und Co. einen Lebensraum bieten. Selbst wenn Sie lediglich einen kleinen Garten oder einen Balkon haben – jeder neu erschaffene Quadratmeter hilft dabei, das Überleben dieser wichtigen Tiere zu sichern und die Population zu vergrößern.
Weniger oder gezielter den Außenraum beleuchten
Nachtaktive Insekten und andere Tiere leiden unter zu viel Beleuchtung. Reduzieren Sie die Lichtmenge und verzichten Sie auf Blautöne. Entscheiden Sie sich für die Farbtemperaturen Warmweiß oder Bernstein. Beleuchten Sie nicht den kompletten Garten oder Balkon, sondern lediglich den Eingang. Nutzen Sie Wandleuchten und richten Sie das Licht nach unten aus.
Pflanzen mit Nektar und Pollen auswählen
Es ist leider so, dass viele Zierpflanzen keinen Nektar und Pollen produzieren. Somit blüht es zwar im Garten und auf dem Balkon, aber an Pflanzen wie Forsythien, Gartentulpen und Gartenstiefmütterchen finden Bienen und Insekten keine Nahrung. Gefüllte Blüten verfügen weder über Nektar noch über Pollen. Wählen Sie besser eine Bienenweide, die Sie als Saatmischung erhalten. Bienen- und Insektenfreundliche Pflanzen sind unter anderem Kapuzinerkresse, Wilde Malve, Schafgarbe, Verbene, Glockenblumen, Lavendel und Kornblumen. Oder richten Sie ein Kräuterbeet mit Majoran, Oregano, Rosmarin, Salbei und Thymian her. Daran können die Insekten laben und Sie haben die Möglichkeit, mit frischen Kräutern Ihre Gerichte zu verfeinern.
An Blühpflanzen für Schmetterlinge denken
Viele Blüten sind für den langen Rüssel der Schmetterlinge ungeeignet. Das heißt, sie kommen an den Nektar nicht heran. Mit Pflanzen wie Thymian, Steinkraut, Fetthenne, Bartblumen, Lavendel, Prachtscharte, Flammenblume und Blaukissen helfen Sie den hübschen Faltern, genügend Nahrung vorzufinden.
Blühende Pflanzen von Frühling bis Winter
Bieten Sie den Insekten vom Frühjahr bis zum Winter genügend Nahrung. Dazu benötigen die Tiere blühende Pflanzen. Sie können im Februar bereits mit Narzissen, Schneeglöckchen und Krokussen anfangen. Mit Sonnenblumen, der winterfesten Fetthenne sowie mit ungefüllten Dahlien, Astern, Sonnenblumen und Herbst-Anemonen haben Insekten und Bienen bis zum Spätherbst Futterquellen.
Einheimische Pflanzen statt exotische Gewächse
Fremdes scheint immer interessanter als Bekanntes zu sein und so zogen im Laufe der Zeit stetig mehr exotische Pflanzen wie Kirschlorbeer und Thuja in die Gärten. Diese hübsch wirkenden Gehölze sind als Nahrungsquelle für Insekten nicht geeignet – und zudem sorgen sie dafür, dass die heimische Flora verdrängt wird. Entscheiden Sie sich für heimische Gehölze wie Wacholder, Holunder, Heckenkirsche, Stachelbeere, Brombeere oder Haselnuss. Diese Pflanzen haben einen weiteren Vorteil: Heimische Pflanzen sind mit den klimatischen Bedingungen vertraut und deshalb in der Regel winterfest und robuster.
Totholzhecke anlegen
Von einem Totholzzaun – auch Benjeshecke genannt – profitieren Sie und viele Tiere. Sie bauen die Totholzhecke aus Schnittmaterial aus Ihrem Garten. Zweige und Grasschnitt werden zwischen Hölzern aufgeschichtet und bieten Insekten, Bienen, Eidechsen, Igeln, Vögeln und anderen Tieren ein Winterquartiert und einen Lebensraum. Und Sie müssen nicht mehr überlegen, wo Sie das Schnittmaterial deponieren.
Falls Sie keinen Garten, aber einen Balkon haben, können Sie eine Mini-Totholzhecke kreieren. Fragen Sie Gartenbesitzer, ob Sie ein paar markhaltige Zweige von Schwarzem Holunder, Brombeeren, Himbeeren oder Heckenrosen abschneiden dürfen. Stecken Sie diese Stängel senkrecht in Blumentöpfe oder –kästen. Auch diese kleine Benjeshecke wird von Insekten genutzt.
Baumaterial wie Sand und Lehm zur Verfügung stellen
Mauerbienen und andere Insekten bauen aus Lehm Nester. Aufgrund der Versiegelung von Bodenflächen finden die Tiere oftmals kein Baumaterial. Stellen Sie eine Schale in den Garten oder auf den Balkon und füllen Sie diese mit feuchtem Lehm. Wenn es möglich ist, könnten Sie einen Platz im Garten für viele Wildbienenarten verfügbar machen und diese Bodenfläche mit Sand auffüllen. Einige Wildbienen legen Bruthöhlen in Sandböden an.
Trockenmauern für Igel und Co.
Im Garten können Sie eine Trockenmauer gestalten, die Mörtelbienen und Große Wollbienen gerne annehmen. Darüber hinaus nutzen Kröten und Igel Trockenmauern als Winterquartier und bei Sonnenschein können Sie Blindschleichen und Eidechsen beim Sonnenbad beobachten. Sollte der Platz für eine Trockenmauer fehlen, reichen auch ein paar Steine, die Sie locker aufstapeln.
Insektenhotel für Garten und Balkon
Eine weitere Option sind Insektenhotels, die Sie selbst bauen und deren Größe variieren können. Falls Sie keine Zeit zum Bauen eines Insektenhotels haben, können Sie auch bei uns fertige Insektenhotels kaufen. Wichtig ist, dass diese Nistmöglichkeiten aus natürlichen Materialien bestehen.
Kleinen oder großen Teich anlegen
Ein Teich bringt eine besondere Atmosphäre mit sich. Das bepflanzte Ufer bietet vielen Tieren einen Lebensraum und das Wasser ist für Eichhörnchen, Vögel und andere Lebewesen eine gute Trinkwasserquelle. Wenn Sie in der Nähe eine Gartenbank aufstellen, erschaffen Sie sich eine wunderbare Entspannungsecke.
Stellenweise Wildwuchs zulassen
Ein gepflegter, regelmäßig gemähter Rasen sieht zwar hübsch aus, aber damit nehmen Sie Insekten Lebensraum. Außerdem benötigen viele Insekten Stängel für die Eiablage. Lassen Sie in zwei, drei Ecken im Garten einfach die Wiese wachsen und mähen Sie dort erst im Spätherbst.
Verzichten Sie auf chemischen Pflanzenschutz
Sollten in Ihrem Garten Schädlinge auftauchen, können Sie auf chemische Pflanzenmittel verzichten und dennoch gegen Blattläuse, Kartoffelkäfer, Weiße Fliegen und andere Schädlinge vorgehen. Mit chemischen Mitteln sorgen Sie dafür, dass nützliche Insekten und ebenso Bienen sterben. Verwenden Sie natürliche Mittel wie Brennnesseljauche, Pflanzenöl, Kaffee und ähnliche Hilfsmittel. Ziehen Sie Nützlinge wie Marienkäfer, Schlupfwespen und Ohrwürmer in den Garten. Diese Tiere sind Fressfeinde der sogenannten Schädlinge.