Bei der Vermehrung von Pflanzen gibt es zahlreiche Methoden, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: Die sexuelle und die asexuelle Vermehrung. Die sexuelle Vermehrung funktioniert, indem Blüten bestäubt und somit befruchtet werden. Pflanzen besitzen zum einen Staubbeutel, in denen die männlichen Pollen gebildet werden, zum anderen sogenannte Griffel, die für die Bildung der weiblichen Eizellen nötig sind. Nur wenn die Blüten befruchtet wurden, können daraus Samen entstehen, die der Pflanze den Fortbestand sichern. Bei der asexuellen oder vegetativen Vermehrung kommt es nicht zur Befruchtung. Diese ungeschlechtliche Fortpflanzung kann auf zahlreichen Wegen durchgeführt werden, die wir Ihnen gerne einmal zusammenfassen möchten.
Pflanzenvermehrung – die 7 gängigen Methoden
Während bei einigen Methoden der Pflanzenvermehrung die Pflanze keine Hilfe benötigt, gibt es andere Methoden, bei denen wir Menschen Hand anlegen müssen.
Stecklinge
Den einen Steckling gibt es nicht – sollen Pflanzen durch Stecklinge vermehrt werden, kommt es darauf an, um welchen Steckling es sich handelt.
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Steckling Material Zeitpunkt Beispielpflanzen Krautige Stecklinge Junge, weiche Triebe Frühling bis Frühsommer - Basilikum
- Minze
- Fuchsie
- Thymian
- Süßkartoffel
Halbreife Stecklinge Teilweise verholzte Triebe Sommer bis Frühherbst - Lavendel
- Rosmarin
- Hortensie
- Salbei
- Buchsbaum
Verholzte Stecklinge Ältere, verholzte Triebe Spätherbst bis Winter - Weinrebe
- Feige
- Holunder
- Rosen
- Johannisbeere
Blattstecklinge Ganze Blätter oder Blattsegmente Frühling bis Sommer - Begonie
- Efeutute
- Afr. Veilchen
- Usambaraveilchen
- Gloxinie
Wurzelstecklinge Teile der Wurzeln Spätherbst bis Winter - Schwarzwurzel
- Mohn
- Phlox
- Himbeere
- Anemone
- Schneiden Sie 10 bis 15 Zentimeter lange Triebe (krautige und halbreife Stecklinge), 15 bis 30 Zentimeter lange Triebe (verholzte Stecklinge), gesunde Blätter oder Blattsegmente (Blattstecklinge) oder 5 bis 10 Zentimeter lange Wurzelstücke (Wurzelstecklinge) ab.
- Bei krautigen und halbreifen Stecklingen werden die unteren Blätter entfernt, um den Steckling nicht zu überlasten.
- Optional können Sie (bis auf Wurzelstecklinge) die Schnittstellen in ein Bewurzelungshormon tauchen, so kann sich die neue Pflanze besser entwickeln.
- Der Steckling wird nun in feuchte Anzuchterde gesteckt, so tief, dass er gut darin hält. Wurzelstecklinge werden in die Erde gelegt und bedeckt.
- Nun wird der Anzuchttopf mit einer Haube aus durchlöchertem und durchsichtigem Plastik umhüllt, um die Feuchtigkeit zu erhöhen (außer bei Wurzelstecklingen).
- Der Anzuchttopf sollte nun an einen hellen Ort ohne direkte Sonne gestellt werden.
- Die Erde muss dabei gleichmäßig feucht gehalten werden.
Die Bewurzeln und kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Am schnellsten entwickeln sich die krautigen und halbreifen Stecklinge, am längsten benötigen die verholzten Stecklinge.
Teilung
Eine sehr einfache und vor allem schnelle Methode ist das Teilen von Pflanzen. Dies geschieht idealerweise zu Beginn der Wachstumsphase im Frühjahr oder zu Beginn der Ruhephase im Herbst.
Und so gehen Sie vor:
- Graben Sie die Pflanze vorsichtig aus und achten Sie darauf, dass Sie so wenig Wurzeln wie möglich beschädigen.
- Schütteln Sie die Erde von den Wurzeln ab, zusätzlich können Sie sie mit Wasser abspülen.
- Nun wird die Pflanze geteilt, entweder indem Sie sie einfach auseinanderziehen oder – wenn dies nicht möglich ist – mit einer Gartenschere oder einem scharfen Messer. Wichtig dabei ist, dass jeder Teil ausreichend Wurzeln und Triebe hat, um wieder gut anwachsen zu können. Eine Teilung ist – je nach Größe der Pflanze nicht nur in zwei, sondern auch in mehrere Teile möglich.
- Verfaulte und beschädigte Wurzeln werden abgeschnitten. Die Schnittstellen sollten an der Luft getrocknet werden, alternativ können Sie ein Fungizid nutzen, damit keine Pilzinfektionen entstehen.
- Jetzt werden die neuen Pflanzen wieder in die Erde gebracht. Achten Sie darauf, dass die Wurzeln locker eingesetzt und nicht gequetscht oder umgeknickt werden. Alles mit Erde verfüllen und diese gut Verteilen, dass keine Hohlräume entstehen.
- Nun noch gut angießen und die Erde auch in den kommenden Wochen gut feucht aber nicht nass halten.
Für die Teilung eignen sich folgende Pflanzen:
- Stauden wie Astilben, Phlox, Rudbeckia, Hosta, Taglilie
- Gräser wie Pampasgras, Chinaschilf, Blauschwingel, Zebragras, Lampenputzergras
- Knollenpflanzen wie Dahlien, Knollenbegonien, Krokus, Schneeglöckchen, Cyclamen
- Rhizompflanzen wie Iris, Ingwer, Schwertlilie, Maiglöckchen
- Zwiebelpflanzen wie Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Amaryllis, Lauch
Absenker
Für diese Vermehrungsmethode benötigen Sie einen langen Trieb, der bis zum Boden reicht. Der beste Zeitpunkt ist im Frühjahr oder Sommer, wenn die Pflanze aktiv wächst.
Und so gehen Sie vor:
- Wenn Sie einen gesunden Trieb gefunden haben, der lang genug ist, entfernen Sie die Blätter und Seitentriebe vom unteren Teil, also von dem Teil, der anschließend in den Boden eingebettet wird.
- Lockern Sie den Boden an der Stelle gut auf, wo der Trieb in die Erde kommt. Um die Drainage zu verbessern, können Sie Kompost oder Sand beimischen.
- Nun wird der Trieb vorsichtig nach unten gebogen, bis er den Boden berührt. An der Stelle können Sie für ein besseres Wurzelwachstum die Rinde leicht einritzen.
- Der Trieb wird in eine kleine Furche in der Erde gelegt und fixiert, damit er nicht zurückschnellt. Dies können Sie mit einem Draht, einem u-förmigen Metallstück oder einem Stein bewerkstelligen. Der Bereich des Triebes, an dem sich Wurzeln bilden sollen, wird jetzt mit Erde bedeckt.
- Halten Sie die Erde in den nächsten Wochen gleichmäßig feucht aber nicht nass.
- Sehen Sie immer wieder vorsichtig nach, ob sich bereits Wurzeln gebildet haben. Dazu nehmen sie, am besten mit dem Finger, seitlich etwas Erde weg. Die Wurzelbildung kann mehrere Wochen dauern. Sobald sich genügend Wurzeln entwickelt haben, können Sie mit einer Gartenschere oder einem scharfen Messer den Jungtrieb von der Mutterpflanze trennen.
- Die bewurzelte Jungpflanze kann nun vorsichtig ausgegraben und an ihren neuen Standort gebracht werden.
Für die Vermehrung durch Absenker eignen sich zum Beispiel Himbeeren, Brombeeren, Forsythien, Clematis, Rhododendron, Heidelbeeren, Rosmarin, Salbei, Geißblatt und auch Efeu.
Ausläufer
Um eine Vermehrung durch Ausläufer durchzuführen, geht die Pflanze bereits in Vorleistung, denn sie produziert eigenständig Nachwuchs, den wir nur noch entsprechend behandeln müssen:
- In der Wachstumsphase im Frühling und Sommer bilden bestimmte Pflanzen lange, schlanke Triebe mit Knotenpunkten, an denen sich kleine Pflänzchen mit Wurzeln bilden.
- Diese Knotenpunkte werden einfach etwas in lockere Erde gedrückt und im Boden fixiert, sofern sie nicht von selbst halten.
- In der nächsten Zeit sollte die Erde immer gleichmäßig feucht aber nicht nass gehalten werden.
- Überprüfen Sie immer wieder vorsichtig, ob die Jungpflanze bereits angewachsen ist. Sobald genügend Wurzeln vorhanden sind, wird die Verbindung zur Mutterpflanze getrennt.
- Die jungen Pflanzen können nun an einen anderen Ort gebracht werden.
Für die Vermehrung durch Ausläufer eigenen sich beispielsweise Erdbeeren, Minze, Efeu, Grasnelke, Bambus, Veilchen und Zyperngras.
Sprossknollen und Zwiebeln
Bei dieser Vermehrungsmethode liefert die Pflanze bereits den Nachwuchs, denn sie bildet selbst Sprossknollen und Zwiebeln. Bei dieser eigenständigen Vermehrung müssen sie nur dann aktiv werden, wenn Sie die Jungpflanzen separieren und an einen anderen Standort bringen möchten. Ansonsten können sie an der Mutterpflanze belassen werden. Der beste Zeitpunkt für die Vermehrung ist im Frühjahr vor der Wachstumsphase.
So gehen Sie bei Sprossknollen vor:
- Graben Sie die Mutterpflanze vorsichtig mit einer Grabegabel aus und ernten Sie die Knollen. Kontrollieren Sie diese auf Festigkeit und Krankheiten.
- Jetzt werden die Knollen mit einem scharfen Messer so geschnitten, dass jeder Abschnitt mindestens eine Knospe hat, hieraus wachsen dann die neuen Triebe.
- Die Knollen sollten nun für einige Tage an einem trockenen und kühlen Ort gelagert werden, so können die Schnittstellen gut versiegeln, was das Risiko von Fäulnis vermindert.
- Pflanzen Sie die Knollen mit den Augen nach oben in lockere Erde, die Sie mit Kompost oder organischen Materialien anreichern und bedecken Sie alles mit Erde.
- Gießen Sie gut an und halten Sie die Erde auch in der nächsten Zeit feucht aber nicht nass.
Pflanzen, die Sprossknollen bilden sind zum Beispiel Kartoffeln, Dahlien, Schmucklilien, knollige Seidenpflanzen und Ochsenzungen.
So gehen Sie bei Zwiebeln vor:
- Graben Sie die Zwiebel vorsichtig aus, entfernen Sie die Erde und lassen sie sie an einem trockenen, gut belüfteten Ort trocknen.
- Die gebildeten Tochterzwiebeln werden von der Mutterzwiebel vorsichtig getrennt. Kontrollieren Sie auf Festigkeit und Krankheiten, die abgestorbene oder beschädigte äußere Schale kann einfach entfernt werden.
- Geben Sie die Zwiebeln nun in ein Erdloch, etwa dreimal so tief, wie die Höhe der Zwiebel beträgt. Reichern Sie die Erde gerne mit Kompost oder organischen Materialien an und füllen Sie das Loch.
- Gießen Sie gut an und halten Sie den Boden gleichmäßig feucht aber nicht nass.
Folgende Zwiebelpflanzen sind für die Vermehrungsmethode geeignet: Tulpen, Narzissen, Hyazinthen, Lilien, Schneeglöckchen, Allium, Amayllis, Blausterne, Krokus, Schachbrettblumen.
Veredelung (Pfropfen)
Aus 2 mach 1 – so könnte man diese Vermehrungsmethode umschreiben. Dabei werden Teiler zweier Pflanzen miteinander verbunden, um sie zu einer neuen Pflanze zu vereinigen. Ein sogenannter Edelreis oder auch Edelauge genannt, wird auf eine andere Pflanze, die Unterlage, gesetzt. Diese Methode nennt man auch Veredeln oder Pfropfen. Beim Veredeln gibt es 4 gängige Methoden:
Kopulieren
- Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr, wenn die Pflanze aktiv zu wachsen beginnt.
- Die Unterlage und der Edelreis werden in einem Winkel von ca. 45 Grad abgeschnitten, beide Schnittflächen sollten gleich groß sein.
- In beide Schnittflächen wird ein kleiner, ca. 1-2 Zentimeter langer Längsschnitt gemacht, die sogenannte Zunge.
- Die beiden Schnittflächen werden nun zusammengesteckt, sodass die Zungen ineinander greifen und eine stabile Verbindung eingehen.
- Diese Verbindung wird jetzt mit Bindematerial fest umwickelt und die Schnittstellen mit Wundverschlussmittel verschlossen.
Für das Kopulieren eignen sich Apfelbaum, Birnbaum, Rosen, Weinrebe, Pfirsichbaum, Kirschbaum, Quitte, Johannisbeere, Haselnuss, Aprikose.
Geißfußpfropfen
- Der beste Zeitpunkt ist das Frühjahr, wenn die Pflanze aktiv zu wachsen beginnt.
- Schneiden Sie die Unterlage ab und machen Sie einen V-förmigen Einschnitt.
- Schneiden Sie das Edelreis an der Basis keilförmig zu, sodass es genau in den V-förmigen Einschnitt der Unterlage passt.
- Stecken Sie das Edelreis in den Einschnitt der Unterlage und binden Sie die Verbindung fest.
- Die Schnittstellen werden mit Wundverschlussmittel behandelt.
Für das Geißfußpfropfen eigenen sich Apfelbaum, Birnbaum, Kastanie, Walnuss, Mandelbaum, Pflaumenbaum, Kirschbaum, Eichen, Magnolien, Robinien
Rindenpfropfen
- Der beste Zeitpunkt ist der Spätfrühling bis Frühsommer, wenn die Rinde leicht vom Holz zu lösen ist.
- Schneiden Sie die Unterlage horizontal ab und machen Sie einen vertikalen Schnitt durch die Rinde.
- Heben Sie die Rinde leicht an, um eine Tasche zu bilden.
- Schneiden Sie das Edelreis schräg zu, sodass es unter die angehobene Rinde passt.
- Schieben Sie das Edelreis unter die Rinde der Unterlage und binden Sie die Verbindung fest.
- Verschließen Sie die Schnittstellen mit Wundverschlussmittel.
Für das Rindenpfropfen eignen sich Apfelbaum, Birnbaum, Walnuss, Pfirsichbaum, Kirschbaum, Pflaumenbaum, Nussbaum, Eichen, Zitrusfrüchte, Mango
Okulieren
- Der beste Zeitpunkt ist der Sommer, wenn sich die Rinde der Unterlage leicht lösen lässt.
- Schneiden Sie an der Unterlage einen T-förmigen Schnitt in die Rinde.
- Lösen Sie die Rinde vorsichtig von der Unterlage, um eine Tasche zu bilden.
- Schneiden Sie ein Auge vom Edelreis ab.
- Schieben Sie das Auge in die Tasche der Unterlage.
- Binden Sie die Stelle mit einem Okulierband fest, das Auge muss noch sichtbar sein.
Für das Okulieren eignen sich Apfelbaum, Birnbaum, Rosen, Weinreben, Kirschbaum, Zitruspflanzen, Pfirsichbaum, Mandelbaum, Mango, Avocado.
Wurzelableger
Bei dieser Vermehrungsmethode bilden die Pflanzen bereits weitläufige Wurzelableger, woraus selbstständig neue Triebe wachsen. Der beste Zeitpunkt für diese Vermehrung ist der Spätherbst oder frühe Winter, wenn die Pflanze in der Ruhephase ist.
Und so gehen Sie vor:
- Graben Sie die Mutterpflanze vorsichtig aus, ohne Wurzeln zu beschädigen. Oftmals genügt es, wenn die Wurzeln freigelegt werden, sodass die Pflanze in der Erde bleiben kann.
- Schneiden Sie gesunde, dicke Wurzelstücke mit einer Länge von 5 bis 10 Zentimetern ab. Dabei muss jedes Stück mindestens einen Knoten oder eine Verdingung haben, aus der später die neuen Triebe wachsen.
- Markieren Sie die Oberseite der Wurzelstücke, um sie später richtig einzupflanzen.
- Bereiten Sie ein durchlässiges Pflanzsubstrat vor. Diese kann aus Anzuchterde oder einer Mischung aus Gartenerde, Sand und Kompost bestehen.
- Die Wurzelstücke werden nun vertikal in das Substrat gesteckt, die Oberseite sollte dabei 2 bis 3 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen.
- Gießen Sie gut an und halten Sie die Erde in den folgenden Wochen feucht aber nicht nass.
- Haben die Jungpflanzen Wurzeln und Triebe gebildet, können sie umgepflanzt werden.
Für diese Vermehrung eignen sich unter anderem folgende Pflanzen: Himbeeren, Brombeeren, Phlox, Schwarzwurzel, Mohn, Anemone, Meerrettich, Maulbeeren, Japanischer Staudenknöterich.