„Ich wollt´ ich wär ein Huhn“ – wer kennt nicht den humorvollen Song aus dem Film Glückskinder von 1936. Darin wird auf lustige Art berichtet, wie ein Hühnerleben so aussieht. „Ich legte täglich nur ein Ei und sonntags auch mal zwei“ oder „Ich bräuchte nie mehr ins Büro und wäre dämlich aber froh“ – das sind nur zwei Zeilen aus dem herrlichen Lied, das einst von den Comedian Harmonists interpretiert wurde. Doch Hühner legen nicht nur Eier und scharren im Sand. Es gibt einige Fakten, die viele Menschen gar nicht kennen. 10 davon haben wir für Sie zusammengefasst.
Das Huhn (Haushuhn) – ein Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Gallus gallus domesticus
Gattung: Kammhühner
Familie: Fasanenartige
Klasse: Vögel
Arten: Weltweit gibt es vier Hauptarten der Gattung „Gallus“, zu denen das Haushuhn gehört. Die wichtigsten Arten in dieser Gattung sind das Bankivahuhn (der Vorfahr des Haushuhns, der aus Südostasien stammt), das Sonnerathuhn (das in Indien heimisch ist), das Ceylonhuhn (das auf Sri Lanka vorkommt) und das Grünhuhn (das vor allem auf Java und in anderen Teilen Indonesiens vorkommt). Weltweit gibt es mehr als 500 weitere Rassen des Haushuhns, die in Zuchtlinien stark variieren.
Alter: bis zu 10 Jahre
Verbreitung: weltweit, bis auf die Antarktis
Nahrung: Hühner sind Allesfresser. Bevorzugt fressen sie Samen, Körner, Insekten, Würmer, aber auch kleinere Tiere wie Eidechsen. Auch Gras und Obst stehen auf dem Speiseplan.
Feinde: Raubvögel wie Habichte und Falken, Raubtiere wie Füchse, Marder und Schlangen. Aber auch Wildkatzen oder Haushunde können Hühnern gefährlich werden.
10 Fakten über Hühner
Sehen wir uns aber nun 10 spannende Fakten über Hühner an:
Fakt 1: Hühner kommunizieren mit ihrem ungeborenen Nachwuchs
Dass Hühner mit Ihren Küken kommunizieren wissen wir. Aber Hühner können noch mehr: Sie „sprechen“ auch mit ihrem Nachwuchs, wenn dieser sich noch im Ei befindet. So gibt die Henne noch während des Brütens immer wieder Laute durch Glucken oder Gurren von sich, die auf das Küken beruhigend wirkt. Wie auch bei uns Menschen können Küken dadurch im Nachhinein die Stimme ihrer Mutter erkennen.
Doch nicht nur die Mutter kommuniziert, auch die Küken können „antworten“. Noch im Ei beginnt es, piepsende Geräusche von sich zu geben. So kann die Mutter erkennen, wie weit die Küken in ihrer Entwicklung sind und ob der Nachwuchs zur gleichen Zeit schlüpfen wird. Die Küken können durch Piepsen aber auch mitteilen, ob sie sich wohlfühlen, ob ihnen etwa zu warm oder zu kalt ist. Durch den ständigen Austausch von Lauten können die Küken im Ei ihr Timing beim Schlüpfen koordinieren und erleichtern der Mutter so die Betreuung.
Fakt 2: Hühner können Artgenossen und sogar Menschen erkennen
Studien zeigen, dass Hühner bis zu 100 unterschiedliche Artgenossen erkennen und sich deren Gesichter über längere Zeiträume merken können. Sie orientieren sich dabei an den Gesichtszügen, der Federzeichnung und dem Verhalten ihrer Artgenossen. Ein weiteres Kuriosum ist, dass Hühner sich selbst im Spiegel erkennen und feststellen, ob es sich um das eigene Spiegelbild oder um andere Hühner handelt.
Doch nicht nur untereinander können sich Hühner Gesichter merken, sie erkennen auch Menschen wieder – gerade dann, wenn sie regelmäßig mit denselben Menschen interagieren. Sie merken sich Details wie das Gesicht, die Kleidung und sogar die Stimme. Menschen, die häufig Futter geben und freundlich gesinnt sin, werden oft bevorzugt und können sogar Vertrauen und Zuneigung bei den Hühnern aufbauen. Umgekehrt erkennen Sie aber auch Menschen, die aggressiv und bedrohlich wirken, meiden diese Personen oder verhalten sich vorsichtig ihnen gegenüber.
Fakt 3: Hähne veräppeln ihre Hennen
Hähne können Hennen an der Nase herumführen. So stoßen Hähne, wenn es etwas zu fressen gibt, Futterlockrufe aus, die die Hennen anlocken. Dies tun sie aber auch oftmals, wenn es gar kein Futter gibt. Der Grund: Die Hähne wollen Aufmerksamkeit erregen und die Hennen um sich scharen, was eine mögliche Paarung erleichtert. Doch das war noch lange nicht alles, denn Hähne können noch viele weitere Situationen vorgaukeln:
- Imponierverhalten durch Vorspielen von Gefahren: Ein Hahn kann auch den Eindruck einer Gefahr vorspielen, um die Hennen zu sich zu locken. Dazu werden spezielle Warnrufe ausgestoßen, die signalisieren, dass ein Feind, etwa ein Fuchs oder ein Raubvogel in der Nähe sind. Sind die Hennen bei ihm, wird er zum großen Beschützer – selbst wenn gar keine Gefahr droht.
- Demonstratives Scharren: Wenn Hähne scharren, legen sie in der Regel Futter frei. Dies können schlaue Hähne nutzen, um Hennen anzulocken, die glauben, etwas „Wertvolles“ wurde gefunden. Sind die Hennen erst einmal da, kann er seine Fürsorglichkeit und das Engagement für die Gruppe beweisen.
- Tänze und Balzrituale: Um Hennen anzuziehen, werden nicht selten spezielle Tänze aufgeführt. Die übertriebenen Bewegungen zeigen etwa, dass sie besonders aufmerksam Wache halten und somit sehr zuverlässig sind – selbst wenn gerade keine Bedrohung in der Nähe ist. Hennen lassen sich davon beeindrucken und bringen so dem Hahn ihr Vertrauen entgegen.
- Lautes Krähen zur Territorialmarkierung: Hähne markieren durch Krähen ihr Territorium. Dadurch demonstrieren sie Stärke und schrecken potenzielle Konkurrenz ab. So wird den Hennen suggeriert, dass sie bei ihm geschützt sind.
Fakt 4: Hühner können Farben erkennen und unterscheiden
Menschen haben drei Farbrezeptoren, sogenannte Zapfen, wodurch wir Rot, Grün und Blau unterscheiden können. Hühner haben sogar vier Zapfen, das bedeutet, dass sie zudem UV-Licht wahrnehmen können. Die Farbwahrnehmung wird von Hühnern genutzt, um Futter zu erkennen und auszuwählen. So werden vor allem leuchtende Farben wie Rot und Orange bevorzugt, die mit nährstoffreichen Früchten und Samen assoziiert werden. Auch ein prächtig gefärbtes Gefieder von Artgenossen zeigt ihnen, dass es sich um einen gesunden und starken Hahn handeln muss. Durch das Erkennen von UV-Licht erscheinen etwa Muster im Gefieder anderer Hühner anders, wodurch Individuen erkannt und die Hierarchie innerhalb der Gruppe besser verstanden werden können. Zudem wirkt UV-Licht auch bei der Nahrungssuche unterstützend, da Pflanzen oft bestimmte UV-Reflexionen zeigen, die Hühner anzieht.
Fakt 5: Hühner verhalten sich sozial
Hühner sind keine Einzelgänger, sondern leben in Gruppen zusammen. Dies macht sie zu sehr sozialen Lebewesen in Sachen Zusammenleben, Kommunikation und Hierarchie.
- Hackordnung und Hierarchie: In jeder Hühnergruppe gibt es eine klare Hierarchie, die sogenannte Hackordnung. Darin wird festgelegt, welches Huhn Vorrang beim Zugang von Futter, Wasser und bevorzugten Sitzplätzen hat. Festgelegt wird die Rangordnung durch Drohverhalten, Hacken und Rangkämpfe.
- Kooperation und Fürsorge: Innerhalb der Hackordnung zeigen Hühner ein hohes Maß an Fürsorge und Kooperation. So werden Artgenossen bei Gefahr gewarnt oder es wird sich gegenseitig das Gefieder geputzt.
- Kommunikation: Hühner kommunizieren über eine Vielzahl von Lauten und Gesten. So gibt es spezifische Rufe für Nahrung, für Gefahr und zum Signalisieren, dass ein Ei gelegt wurde. Auch reagieren Hühner auf die Emotionen ihrer Artgenossen.
- Teamverhalten bei Gefahr: Tritt eine Bedrohung auf, werden Alarmrufe ausgestoßen. Ranghohe Tiere suchen oft Deckung, während andere Hühner nach einem sicheren Platz Ausschau halten.
- Starke Bindung und Freundschaften: Fühlen sich Hühner zueinander hingezogen, knüpfen sie Freundschaften und verbringen viel Zeit miteinander.
- Territorium und Ruheplätze: Hühner bevorzugen feste Ruheplätze und verteidigen ihr Territorium. Besonders wichtig ist ein sicherer Schlafplatz in der Gruppe, wobei sich die Verteilung der Ruheplätze an der Hackordnung orientiert.
Fakt 6: Hühner sind empathisch
Hühner können Mitgefühl zeigen und auf Gefühle und den emotionalen Zustand ihrer Artgenossen reagieren. Sie reagieren zum Beispiel mit Stress darauf, wenn andere Hühner Anzeichen von Schmerz zeigen. Dies kann sich durch verändertes Verhalten oder eine erhöhte Herzfrequenz zeigen. Gegenüber Küken zeigen Mutterhennen besonders empathisches Verhalten. Droht dem Küken Gefahr, gibt die Henne beruhigende Laute von sich oder kümmert sich schützend um ihren Nachwuchs. Sogar innerhalb der Gruppe können Hühner andere Artgenossen, die nervös sind, beruhigen. Kommt es innerhalb der Gruppe zu einem Verlust und wurde dieses Huhn als Freund angesehen, zeigen die Tiere eine Art Trauerverhalten, indem sie ruhiger werden und weniger aktiv sind.
Fakt 7: Hühner können ihre Stimmung zeigen
Bei Hühnern kann man die Stimmung im Gesicht ablesen. Forscher haben herausgefunden, dass die Tiere einen roten Kopf bekommen, wenn sie frustriert sind und nur leichte Rötungen bei Freude zeigen. Doch nicht nur durch die Gesichtsfarbe zeigen Hühner ihre Stimmung:
- Körperhaltung und Gefieder: Ist das Huhn entspannt, ist das Gefieder glatt, ist es aufgeregt, wird das Gefieder geplustert, der Hals nach vorne gestreckt und der Körper angespannt.
- Laute und Vokalisierung: Ruhige, gurrende Laute zeigen, dass das Huhn zufrieden ist. Ist es dagegen aufgeregt oder ängstlich, gibt es schnelle, schrille Töne von sich.
- Augenausdruck und Blickkontakt: Zufrieden ist ein Huhn, wenn die Augen halb geschlossen sind, weit geöffnete, wachsame Augen sind dagegen ein Zeichen für Aufregung, Angst oder Konzentration. Gegenüber Eindringlingen kann ein direkter, intensiver Blick ein Zeichen von Dominanz oder eine Drohung sein.
- Bewegung und Aktivität: Ist ein Huhn zufrieden, bewegt es sich langsam, scharrt in der Erde und pickt entspannt. Ist es ängstlich oder hat es Stress, bewegt es sich schnell, flattert und versucht zu fliehen.
Fakt 8: Hühner haben kognitive Fähigkeiten
Zu den erstaunlichen kognitiven Fähigkeiten von Hühnern gehören das Merken von Dingen, das Lernen und das Lösen von Problemen.
- Langzeitgedächtnis: Hühner können sich über einen langen Zeitraum an Artgenossen, Menschen und bestimmte Orte erinnern – und das über Wochen und Monate hinweg.
- Lernen durch Beobachtung: Hühner können von anderen Hühnern lernen. Sie lernen beispielsweise von anderen, die eine Futterquelle oder eine neue Umgebung erkunden, ob es dort sicher ist oder nicht. Wird eine bestimmte Technik zur Futterbeschaffung angewandt, können Hühner diese Technik nachahmen.
- Problemlösungsfähigkeiten: Probleme? Nicht mit Hühnern! Die Tiere können lernen, einfache Mechanismen zu bedienen, um an Futter zu gelangen. Zum Beispiel das Öffnen einer Klappe oder das Drücken eines Schalters. Einige Hühner können sogar Entscheidungen treffen, die auf Erfahrungen basieren, und bewerten, welche Methode den besten Erfolg verspricht.
- Zahlenverständnis: Hühner haben die Möglichkeit, „mehr“ und „weniger“ zu unterscheiden. So können sie zum Beispiel drei Gegenstände von fünf auseinanderhalten – und das sogar bereits im Kükenalter. Wichtig ist dies, wenn es darum geht, Nahrung zu wählen oder Entscheidungen in Gruppen zu treffen.
Fakt 9: Hühner haben einen REM-Schlaf und können träumen
Hühner durchlaufen verschiedene Schlafphasen, darunter ist der REM-Schlaf zu finden. In dieser Phase bewegen sich ihre Augen schnell unter den geschlossenen Augenlidern, was ein typisches Zeichen für Träume ist. Die Aktivität im Gehirn ist dabei erhöht, ähnlich wie bei wachenden Zuständen. Man geht davon aus, dass dabei komplexe mentale Prozesse durchlaufen werden. Wovon Hühner träumen, ist natürlich schwer zu sagen. Da Träume Erlebnisse des Alltags widerspiegeln, kann es sein, dass sie von Nahrungssuche, sozialen Interaktionen mit Artgenossen, Bedrohungen und Fluchtsituationen träumen.
Fakt 10: Hühner fressen absichtlich Steine
Wie die meisten Vögel, so haben auch Hühner keinen Magen wie wir Säugetiere, sondern einen sogenannten „Kaumagen“ oder „Muskelmagen“, der auch Gizzard genannt wird. Da sie keine Zähne haben, können Sie die Nahrung nicht kauen. Damit der Mageninhalt mechanisch zerkleinert wird, schlucken sie immer wieder kleine Steinchen (meist Quarz oder andere harte Materialien). Die Steine wirken wie eine Art Mahlwerk, wodurch das Futter zerkleinert wird und besser verdaut werden kann. Diese Zerkleinerung gewährleistet, dass die Nährstoffe besser aufgenommen werden können. Welche Steinchen geschluckt werden, wählen Hühner genau aus. Sie bevorzugen abgerundete Steine, die sie leicht schlucken können und die nicht zu groß für den Muskelmagen sind. Die Steine im Magen werden nicht ausgeschieden, sondern nutzen sich mit der Zeit ab und werden immer kleiner, sodass die Hühner regelmäßig neue Steine aufnehmen müssen.