Einst trennten Mauern unser Land. Im ehemaligen Grenzstreifen war die Nutzung des Landes über viele Jahrzehnte ausgeschlossen. Genau in diesen Regionen entstanden durch die Abgeschiedenheit und die ungestörte Entwicklung Flächen, auf denen sich eine besonders hohe Artenvielfalt entwickelt. Ungestört durch Menschenhand entwickelten sich einzigartige Biotope, in denen auch gefährdete Arten ein sicheres Zuhause fanden. Heute wird die 1.400 Kilometer lange Grenze als „Grünes Band“ bezeichnet. Aus einer Grenzregion wurde ein einzigartiges Naturschutzprojekt, dass über 1.200 seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten beheimatet. Am 04. Dezember 2023 wurde das „Grüne Band“ von Deutschland als UNESCO Weltnaturerbe vorgeschlagen.
Wo verläuft das Grüne Band?
Hier, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, befindet sich heute ein Naturschutzprojekt, das seinesgleichen sucht. Über 1.393 Kilometer schlängelt sich das Grüne Band vom Ostseestrand am Priwall bis zum Dreiländereck bei Hof. Der grüne Gürtel hat eine Breite zwischen 50 und 200 Metern und befindet sich fast ausschließlich auf der Ostseite der ehemaligen Grenze. In vielen Bundesländern hat der Streifen den Status „Nationales Naturmonument“. Das Grüne Band Deutschland ist Teil des Grünen Bandes Europa.
Die Geschichte des Grünen Bandes
Die ersten Untersuchungen zur Artenvielfalt in der Grenzregion fanden schon statt, als Zäune und Mauern Deutschland noch trennten. Bereits Mitte der 70er Jahre beobachtete der Schüler Kai Frobel in Eigeninitiative die seltenen Vögel, die sich hier niederließen. In den 80er Jahren wurde in der DDR einer Gruppe Jugendlicher gestattet, unter Aufsicht die Artenvielfalt zu erkunden. Im Dezember 1989 trafen sich etwa 400 Naturschützer in Hof. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde des Grünen Bandes. Schon 1991 wurde in besonders wertvollen Bereichen des Grünen Bandes verschiedene Naturschutzgroßprojekte begonnen. Seit 2001 ist die Bezeichnung „Grünes Band“ durch den BUND markenrechtlich geschützt und im November 2005 wurde es als Nationales Naturerbe eingestuft.
Welches Ziel hat das Grüne Band?
Viele Natur- und Umweltschützer arbeiten inzwischen gemeinsam an diesen Projekt. Aber auch Akteure aus dem Bereichen Kultur und Tourismus sind inzwischen daran beteiligt. Wichtigstes Ziel ist der Schutz und die Entwicklung von Biotopen entlang des Grünen Bandes. Dazu gehört auch ein nachhaltiger Tourismus, welcher die Regionen stärken soll. Besonders die Region Altmark, die eine der wirtschaftlich schwächsten Regionen Deutschlands ist, soll dadurch eine nachhaltige Regionalentwicklung erfahren. An einigen Stellen weißt das Grüne Band Lücken auf, die geschlossen werden sollen.
Was ist das Besondere am Grünen Band?
In erster Linie ist sein Verlauf eine Besonderheit. Hier, wo einst Grenzen Länder trennten, entsteht ein gemeinsames Projekt. Besonders sind aber auch die unterschiedlichen Biotope, die sich aneinanderreihen. Das Naturschutzgebiet ist ein Querschnitt durch fast alle deutschen Landschaften. Feuchtgebiete und Moore sind ebenso zu finden wie Brachflächen, Altgrasflure, Gewässer und verbuschte Bereiche.
Es verbindet aber auch Biotope, die an beiden Seiten der ehemaligen Grenze entstanden sind. So ist die Auenlandschaft am Lüdersdorfer Bach ebenso Teil des Grünes Bandes wie der Grenzlandweg im Eichsfeld oder die Thüringer Warte. Entlang des Grünen Bandes befinden sich 181 Naturschutzgebiet. Weitere 47 befinden sich in Planung.
Entlang des Grünen Bandes befinden sich auch zahlreiche Gedenkstätten, Museen und Mahnmale. So können Sie die Gedenkstätte Point Alpha, das Grenzlandmuseum Bad Sachsa oder das Grenzmuseum Schifflersgrund besichtigen.
Seltene Tier- und Pflanzenarten im Grünen Band
Viele Tier- und Pflanzenarten, die sich hier angesiedelt haben, sind bereits vom Aussterben bedroht. Raubtiere wie Luchs, Wildkatze und Fischotter sind hier ebenso zu finden wie Fledermäuse, Schwarzstörche und verschiedene Arten an Greifvögeln. Doch auch Insekten sind im Naturschutzgebiet vertreten. So zum Beispiel die seltene Keiljungfer, der Blauschillernde Feuerfalter oder die Wanstschrecke. In vielen Teilen Deutschlands sind diese Insekten und Tiere nicht mehr zu finden. Aber auch zahlreiche seltene Pflanzen können Sie im Grünen Band beobachten wie den Frauenschuh, das Adonisröschen oder den Bärwurz. Immer wieder werden seltene Arten entdeckt, die das Land im Naturschutzprojekt besiedeln.
Ist das Grüne Band sicher?
Leider nicht, denn an vielen Stellen ist das Grüne Band von der Landwirtschaft bedroht. Immer wieder werden brachliegende Flächen umgeackert. Besonders bedroht sind offene Feldflure. Diese werden meist illegal in Acker und Grünland umgewandelt. Zum Teil werden Flächen, die in Bundesbesitz sind, auf dem Grundstücksmarkt verkauft. Weniger gefährdet sind die Wälder der ehemaligen Grenzflächen.