Obstbaumkrebs befällt hauptsächlich Apfel- und Birnenbäume und wird durch einen Pilz verursacht. Die Krankheit breitet sich schnell aus und verursacht starke Wucherungen. Auch die Früchte können unter dieser Pflanzenkrankheit leiden.
Obstbaumkrebs: Pflanzenkrankheit durch Pilzinfektion
Obstbaumkrebs ist eine Pflanzenkrankheit, die vorwiegend an Apfel- und Birnbäumen auftritt, aber auch andere Pflanzen befallen kann. Die Krankheit wird durch den Pustelpilz „Neonectria ditissima“ verursacht. Birnbäume auf Obstplantagen oder Streuobstwiesen sind seltener betroffen. Der Pilz richtet dort keinen so großen Schaden an. Er kann aber auch
- Stechpalme (Ilex),
- Weißdorn,
- Buchen,
- Erlen,
- Eschen,
- Pappeln und
- Walnussbäume
befallen. Die Rinde wird durch den Pilzbefall zerstört und stirbt ab. An mehreren Stellen eines Baumes können große, wulstartige Wucherungen auftreten. Die Geschwüre können offen sein, sodass Sie den nackten Holzkörper sehen, doch können sie auch geschlossen sein. Die Wucherungen entstehen, da der Baum versucht, diese Verletzungen mit dem sogenannten Kallus zu überwuchern. Im Laufe der Zeit können die betroffenen Äste und Zweige absterben. Auch die Früchte können betroffen sein. Die Blüten können absterben. Bilden sich Früchte, zeigen sie häufig Symptome einer Frühreife. Die Bezeichnung Obstbaumkrebs rührt daher, dass sich die Krankheit schnell ausbreitet und mit Wucherungen einhergeht.
Obstbaumkrebs erkennen: auf Flecken auf den Trieben achten
Der Spätherbst oder der Winter, wenn die Bäume ihre Blätter abgeworfen haben, bieten eine gute Gelegenheit, auf Veränderungen an Ästen und Zweigen zu achten. Die Wucherungen sind dann gut sichtbar. Die Symptome von Obstbaumkrebs können Sie aber auch im Frühjahr und Sommer beobachten.
Befällt der Krebs die Bäume im Frühjahr oder Sommer, zeigen sich die Symptome nach zwei bis drei Wochen. Bei einem Befall im Herbst oder Frühjahr sind die Symptome erst nach der nächsten Blüte zu erkennen.
Auf der Oberfläche der Rinde der befallenen Triebe bilden sich eingesunkene, blassbraune Flecken, die mit bloßem Auge gut sichtbar sind. Die befallene Rinde ist platt, trocken, rissig und blättert ab. Später bilden sich die typischen Wucherungen an den Bäumen aus. Im Winter bildet der Pilz Sporen. Die Sporenlager an den Rändern der Wucherungen sind im Sommer weißlich, während sie im Spätsommer und Herbst rot sind.
Tragen die Bäume Früchte, erkennen Sie den Befall mit Obstbaumkrebs oft zusätzlich an der Fruchtfäule. An der Kelchgrube entsteht im Spätsommer eine schwarze Fäule. Sind die Früchte bereits geerntet, kann eine Lagerfäule auftreten. Sie erkennen sie daran, dass sich das bräunlich verfärbte Fruchtfleisch leicht aus dem gesunden Fruchtfleisch löst.
Schäden durch Obstbaumkrebs: Risse an den Bäumen und Absterben von Ästen
Obstbaumkrebs kann im gewerbsmäßigen Obstbau erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Der Pilz ist auf Verletzungen des Baumes angewiesen, damit er sich ausbreiten kann. Solche Verletzungen können
- Frostrisse,
- Hagelschläge,
- Beschädigungen durch Insekten und
- Verletzungen durch den Menschen beim Obstbaumschnitt
sein. Liegen die Frucht- und Blattansätze nach der Ernte oder im Herbst frei, bilden sie ebenfalls Eintrittspforten für den Pustelpilz. Gelangt eine Pilzspore an eine Schwachstelle der Rinde, keimt sie. Die sich bildenden Pilzfäden dringen in die Rinde ein und durchwuchern das Holz des Baums.
Bildet der Baum Wucherungen, da er versucht, die Ausbreitung des Pilzes zu verhindern, kann sich der Pilz trotzdem weiter ausbreiten. Er befällt auch junge Äste und Zweige. Bei jungen Obstbäumen wird durch den Obstbaumkrebs die Bildung einer kräftigen, gesunden und gleichmäßig verzweigten Krone verhindert. An den betroffenen Stellen stirbt das Gewebe ab. Das führt zu einer Unterbrechung der Nährstoff- und Wasserversorgung. Oberhalb der betroffenen Stellen verkümmern die Äste und Zweige. Aufgrund der mangelnden Nährstoffversorgung sind die Früchte oft unterentwickelt.
Infektion mit Obstbaumkrebs: zu jeder Jahreszeit möglich
Zu jeder Jahreszeit ist eine Infektion der Bäume mit Obstbaumkrebs möglich. Der Herbst ist jedoch die Hauptinfektionszeit, da durch die Ernte und den Laubfall viele kleine Verletzungen entstanden sind, in die der Pilz eindringen kann. Auch bei stärkeren Frostperioden im Winter und im Frühjahr beim Knospenaufbruch kann der Pilz in den Baum gelangen.
Der Pilz tritt vor allem in niederschlagsreichen Regionen auf. Er benötigt für seine Ausbreitung spezielle klimatische Bedingungen. Regnet es mindestens an 30 Prozent der Tage und liegen die Temperaturen mindestens ein halbes Jahr lang täglich mehr als acht Stunden zwischen 11 und 16 Grad, ist das für die Ausbreitung des Pilzes optimal. Solche Bedingungen herrschen beispielsweise in der Norddeutschen Tiefebene, aber auch in anderen Bereichen Deutschlands.
Obstbaumkrebs behandeln: starker Rückschnitt der Bäume
Um Obstbaumkrebs wirksam zu behandeln, kommt es auf eine regelmäßige und gründliche Beobachtung der Bäume an. So erkennen Sie frühzeiig befallene Stellen, die Sie großzügig entfernen müssen. Gehen Sie nicht mit der chemischen Keule vor, denn es gibt keine wirksamen Spritzmittel gegen diese Pflanzenkrankheit. Der Pilz dringt so weit in das Innere der Bäume vor, dass er vom Spritzmittel gar nicht erreicht werden kann.
Ein Rückschnitt schafft zwar neue Eintrittspforten für den Pilz, doch ist er das einzige wirksame Mittel, um ihn zu bekämpfen. Schneiden Sie die betroffenen Stellen an den Ästen ab und die Äste bis in das gesunde Holz zurück.
Empfohlen wird ein solcher Rückschnitt mit Beginn der Blüte, damit die Schnittstellen nicht durch Frost geschädigt werden. Nehmen Sie den Rückschnitt nur an milden Tagen vor, damit keine Frostschäden entstehen. Befindet sich der Obstbaumkrebs am Stamm des Baumes, müssen Sie ihn ausfräsen, um den Baum zu retten.
Entsorgen Sie das Schnittgut nur in der Restmülltonne oder verbrennen Sie es. Geben Sie es auf keinen Fall auf den Kompost, da sich der Pilz dann erneut ausbreiten kann.
Tipp: Desinfizieren Sie nach getaner Arbeit Ihr Schnittwerkzeug, um beim Rückschnitt gesunder Bäume Infektionen zu verhindern.
Obstbaumkrebs vorbeugen: Auswahl der geeigneten Sorten
Diese Tipps helfen Ihnen, der Baumkrankheit vorzubeugen:
- Schneiden Sie Ihre Bäume nur bei trockener und milder Witterung.
- Vermeiden Sie Scheuerstellen an den Bäumen, beispielsweise durch sich kreuzende Äste oder durch Baumpfähle.
- Mit einem Weißanstrich der Bäume im Herbst wirken Sie der Bildung von Frostrissen entgegen.
- Düngen Sie Ihre Apfelbäume in den ersten drei bis fünf Standjahren nicht zu stark, da sie sonst zu schnell wachsen, was einen Befall mit Obstbaumkrebs begünstigt.
- Vermeiden Sie Staunässe im Boden und lockern Sie den Boden immer gründlich auf.
- Wählen Sie für Ihre Apfelbäume einen möglichst sonnigen Standort. Vormittags sollte am Standort kein Schatten herrschen.
- Auch zu geringe Luftbewegungen begünstigen die Entstehung der Krankheit.
Obstbaumkrebs beugen Sie auch mit dem Kauf von gesunden und kräftigen Bäumen und mit resistenten Sorten vor. Anfällig gegen Obstbaumkrebs sind Sorten wie
- Cox Orange,
- Klarapfel,
- Gloster,
- Freiherr von Berlepsch,
- Braeburn und
- Gala.
Deutlich resistenter gegen Obstbaumkrebs sind Sorten wie
- Boskoop,
- Elstar,
- Jonagold,
- Pinova,
- Santana und
- Topaz.
Die Wahl solcher Sorten ist vor allem in regenreichen Gebieten wichtig.
Danke für diesen lehrreichen Beitrag. Davor habe ich gar nicht gewusst, dass es so etwas wie Obstbaumkrebs überhaupt gibt. Einer meiner Obstbäume sieht zurzeit nicht gesund aus und ich möchte diesen genauer inspizieren lassen. Hoffentlich lässt sich dafür schnell ein Termin beim Baumsachverständiger vereinbaren.