Schon im Mittelalter wussten vor allem die Mönche von den heilenden Wirkungen einiger Pflanzen. Sie schätzten diese besonders und bauten sie in ihren Kräutergärten an. Leider sind viele der Heilpflanzen irgendwann vergessen worden, da die Pharmaindustrie immer mehr chemische Mittel zur Bekämpfung von Erkrankungen auf den Markt brachte. Dabei haben Heilpflanzen ganz besondere Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Natürlich sind sie nicht bei schweren Erkrankungen das Hilfsmittel Nummer eins. Sie können aber eine schulmedizinische Therapie unterstützen und haben zudem nicht so viele Nebenwirkungen wie die chemischen Medikamente. Damit auch Sie in Ihrem Garten die Heilpflanzen aus dem Mittelalter anbauen können, erhalten Sie in diesem Artikel einige Vorschläge, um sich einen wunderschönen und heilenden Mittelaltergarten anzulegen.
Klöster waren im Mittelalter Naturheilzentren
Pflanzen, die eine heilende Wirkung hatten, spielten im Mittelalter eine sehr große Rolle. Die meisten der Pflanzen wuchsen wild, was bedeutet, dass sie auch von der armen Bevölkerung genutzt werden konnten. Denn größtenteils konnte sich die arme Bevölkerung keinen Arzt leisten und sie mussten auf die Heilpflanzen zurückgreifen.
Die Zentren der Naturheilkunde waren hauptsächlich die Klöster. Hier wurden in den Klostergärten die unterschiedlichsten Heilkräuter angebaut. Viele dieser Pflanzen wurden schon in der Antike für Linderungen von Symptomen und Krankheiten genutzt. Die Mönche in den Klöstern studierten die Heilpflanzen, schrieben neue Erkenntnisse nieder und experimentieren. Durch die Pharmaindustrie gerieten die Heilkräuter aber immer mehr in Vergessenheit, obwohl sie viele Vorzüge haben. Mittlerweile erleben Heilpflanzen aber ein Comeback und viele Verbraucher ziehen sie den Medikamenten vor. Damit auch Sie von den hervorragenden Heilpflanzen profitieren können, sollten Sie diese in Ihrem Garten oder auf dem Balkon anpflanzen.
Mönchspfeffer zur Hormonregulierung
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) ist eine Zierde im Garten und erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern. Dabei sind hauptsächlich die schönen blauen Rispen eine Augenweide, wenn sie im August und September blühen. Zudem bietet Mönchspfeffer reichlich Nahrung für Insekten.
Der Boden sollte trocken, warum und durchlässig sein. Staunässe verträgt die Heilpflanze gar nicht und geht ein. Mönchspfeffer ist sehr robust und benötigt kaum Pflege. Im Frühjahr können Sie dem Heilkraut einen Formschnitt verpassen, damit es wieder schön wächst. Doch Vorsicht, in den ersten beiden Jahren ist die Heilpflanze nicht winterhart, weshalb Sie sie im Winter schützen müssen.
Geerntet werden die Früchte des Mönchspfeffers Mitte September. Dabei werden die Samen von den Früchten getrennt, in einem Mörser zerstoßen und wie Pfeffer genutzt.
Heilwirkung von Mönchspfeffer
Die Mönche glaubten daran, dass Mönchspfeffer bei der Enthaltsamkeit hilft und die Libido schwächt. Allerdings ist dies wissenschaftlich nicht erwiesen. Zudem wurde der Mönchspfeffer in der Küche als Würze genutzt, da Pfeffer zu damaliger Zeit kostbar war und somit zum Luxusgut wurde. In der heutigen Zeit ist Mönchspfeffer in vielen hormonregulierenden Mitteln, die in der Frauenheilkunde zum Einsatz kommen.
Eibisch gegen Husten und Heiserkeit
Eibisch (Althaea officinalis) ist vielen ein Begriff. Der imposante Busch kann eine Höhe von bis zu 150 Zentimetern erreichen und liebt einen sonnigen Platz. Die hübschen weiß-rosa Blüten erscheinen von Juli bis September und locken zahlreiche Insekten an.
Die Heilpflanze ist sehr anspruchslos und wächst auf normalem Gartenboden. Allerdings ist ein warmer, sonniger, aber geschützte Platz von großer Bedeutung, dass sich der Eibisch voll entfalten kann. Das Heilkraut ist zudem sehr pflegeleicht. Hier gilt der Grundsatz: wachsen lassen. Sollte ein Formschnitt nötig sein, ist im Frühling der beste Zeitpunkt.
Geerntet werden die Blätter und Blüten im frühen Sommer. Dabei sollten Sie darauf achten, dass die Blüten gleich zu Beginn der Blütezeit gepflückt werden. Haben Sie zu viele Blüten, können Sie diese auch trocknen und dunkel aufbewahren. In der Regel werden Blüten und Blätter aber frisch verwendet. Auch die Wurzel des Eibisch können Sie als Heilkraut verwenden. Sie wird im Herbst ausgegraben und getrocknet.
Heilwirkung von Eibisch
Das heimische Heilkraut zählt zu den Malvengewächsen und enthält somit viele Schleimstoffe. Daher wurde bereits im Mittelalter aus den Blättern und den Wurzeln ein Hustensirup hergestellt. Auch heute noch ist Eibisch in vielen Erkältungs- und Hustensäften vorhanden. Der Echte Eibisch ist sogar hervorragend als Tee zuzubereiten und kann bei Erkältungen, Entzündungen und Magenbeschwerden hilfreich eingesetzt werden. Zudem können Sie einen Aufguss aus Blättern und Blüten machen, der dann bei kleinen Verletzungen äußerlich aufgetragen werden kann.
Salbei – entzündungshemmend und antibakteriell
Echter Salbei (Salvia officinalis) ist ein Überlebenskünstler, muss aber am richtigen Standort stehen. Die Staude liebt durchlässigen, mager und kalkhaltigen Boden, der trocken sein sollte. Lehmige Böden können Sie beispielsweise mit Kies oder Sand auflockern. Ist der richtige Standort gewählt, kann der Salbeibusch eine Höhe von bis zu 80 Zentimetern erreichen.
Echter Salbei ist immergrün, weshalb Sie die Blätter auch im Winter ernten können. Die Pflege der Heilpflanze ist gering. Sie müssen den Salbei lediglich nach der Blüte zurückschneiden, damit sich der Busch stärker verzweigen kann.
Auch wenn die Blüten essbar sind, ist eine Ernte kurz vor der Blüte ideal. Geerntet werden sollte an sonnigen Tagen, da das Kraut dann die höchste Konzentration an Inhaltsstoffen aufweisen kann. Im Grund können Sie aber das ganze Jahr die Blätter des Salbeis ernten und am besten frisch verwenden. Damit das Heilkraut weiter schön buschig wächst, sollten nicht die einzelnen Blätter abgezupft werden, sondern der ganze Zweig unten am Boden abgeschnitten werden.
Heilwirkung von Echtem Salbei
Echter Salbei war die Pflanze bei allen Beschwerden im Mittelalter. Dies liegt daran, dass sie antibakteriell und entzündungshemmend wirkt. Somit wurden Tee und Aufgüsse aus Blättern und Blüten für nahezu alle Erkrankungen genutzt. Die rauen Blätter können aber auch zum Zähneputzen genutzt werden. Der Pflanzensaft, der dabei austritt, wirkt gegen Entzündungen des Zahnfleischs. Die holzigen Salbei-Zweige hingegen sind Zahnstocher der besonderen Art.
Vorischt: Salbei sollte nicht übermäßig verzehrt werden, da die Heilpflanze Thujon enthält und Magenbeschwerden auslösen kann. Zudem sollten Schwangere auf Salbei grundsätzlich verzichten.
Süßdolte bei Magenbeschwerden
Die Süßdolde (Myrrhis) ist eine unkomplizierte und pflegeleichte Heilpflanze, die bis zu 150 Zentimeter hoch wächst. Das Heilkraut ist winterhart und mehrjährig und benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Platz im Garten. Sind genügend Nährstoffe vorhanden, kann die Süßdolde sehr alt werden.
Die weißen Doldenblüten, die der wilden Möhre ähneln, blühen von Mai bis Juli und werden auch gerne als Schnittblumen verwendet, da sie so hübsch sind. Um die Heilpflanze in Form zu halten, können Sie die Süßdolde im Frühling bodennah zurückschneiden.
Die Blätter werden geerntet so lange sie grün sind. Auch die Samen sind essbar und sollten bei der Ernte weich und grün sein. In der Regel werden Blätter wie auch Samen frisch verzehrt.
Heilwirkung der Süßdolde
Die Süßdolde, die auch unter Myrtenkerbel bekannt ist, wird vor allem als Würze für Speisen genutzt. Die unreifen Samen haben ein süßliches Aroma und schmecken leicht nach Anis. Daher sind sie in Süßspeisen oder als Salattopping ideal. Im Mittelalter wurde sie außerdem bei Magenbeschwerden verwendet.
Andorn bei Erkältungen und Infekten der Atemwege
Andorn (Marrubium vulgare) ist besonders hübsch im Garten und wird schnell zum Blickfang. Die Staude kann bis zu 50 Zentimeter hoch werden und formt sich zu einer Halbkugel. Das Laub hat einen silbrig-grauen Schimmer und sieht sehr imposant aus. Mit dem Alter werden zudem die Stängel weiß, an denen sich winzig kleine Blüten in weiß-rosa anordnen.
Der Sonnenanbeter Andorn liebt überdies sehr trockenen Boden und fühlt sich auch im Schotterbeet besonders wohl. Die Heilpflanze ist sehr pflegeleicht und es ist ausreichend, wenn Sie die Pflanze im Frühling eine Handbreit über dem Boden zurückschneiden.
Das Laub von Andorn könne Sie zu jeder Jahreszeit ernten. Die höchste Konzentration der Inhaltsstoffe ist kurz vor der Blüte. Andorn-Blätter sollten grundsätzlich frisch verwendet werden, da getrocknete Blätter schnell an Wirkstoffen verlieren. Einfrieren können Sie die Blätter des Andorn nicht.
Heilwirkung von Andorn
Andorn ist vor allem als Tee bei Erkältungen und Infektionen der oberen Atemwege ein guter Helfer. Der Geschmack ist aber sehr gewöhnungsbedürftig. Andorn-Tee schmeckt extrem bitter und metallisch. Sie werden das Gefühl haben, an einem rostigen Nagel zu lutschen, wenn Sie Andorn-Tee trinken.
Im Mittelalter wurde die Heilpflanze jedoch gegen alle möglichen Vergiftungen eingesetzt. Angeblich soll der Pflanzensaft bei Schlangenbissen oder Stichen von Skorpionen als Gegengift wirken. Wir raten von solchen Experimenten selbstverständlich ab!
Konservieren der Heilkräuter
Heilkräuter sollten eigentlich immer frisch verwendet werden, da sie dann die beste Heilwirkung aufweisen können. Die heilende Wirkung nimmt vorrangig beim Trocknen rasant ab und bereits nach sechs Monaten ist kaum noch eine Heilwirkung vorhanden. Eine bessere Möglichkeit wäre das Einfrieren der Kräuter, doch nicht alle sind dafür geeignet.
Selbstverständlich raten wir von einer Selbstbehandlung ab. Bei Beschwerden oder Erkrankungen sollten Sie immer einen Arzt Ihres Vertrauens hinzuziehen.