Kraut oder Unkraut – das ist hier die große Frage! Wenn Sie nächstes Mal in Ihrem Garten Unkraut jäten, halten Sie Ausschau nach gesunden Wildkräutern. Häufig wären die Pflanzen, die wir so mühevoll aus unserem Garten entfernen, aromatischer und gesünder, als es kultivierte Pflanzen je sein können. Wildkräuter eröffnen Ihnen eine riesige Vielfalt in der Küche und einen enormen gesundheitlichen Wert.
Der gesundheitliche Nutzen von Wildkräutern: nicht zu unterschätzen
Die meisten Wildkräuter sind gegenüber normalem Gemüse klar im Vorteil, wenn es um den Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen geht. Rote Paprika ist mit 140 mg pro 100 g eine echte Vitamin-C-Bombe – wird aber von der Brennnessel mit 333 mg Vitamin C kinderleicht geschlagen. Auch der Proteingehalt kann sich bei vielen Kräutern sehen lassen: Die Malve enthält 7,2 g Eiweiß und ist damit vergleichbar mit derselben Menge Joghurt – aber in der gesünderen pflanzlichen Variante. Enthalten sind je nach Sorte außerdem:
- große Mengen Flavonoide, die Krebserkrankungen sowie weiteren Erkrankungen vorbeugen können (Stichwort: freie Radikale)
- Gerbstoffe mit ihrer entzündungshemmenden Wirkung
- Bitterstoffe zur Unterstützung einer gesunden Darmflora, der Vorbeugung von Pilzinfektionen oder der Stimulierung des gesamten Verdauungstrakts
- Vitamine und Mineralstoffe, die der menschliche Körper dringend braucht
So vielfältig: So können Sie Wildkräuter in der Küche nutzen
Wildkräuter bringen verschiedene Aromen ihre Küche. Sie können bitter, süß, nussig, pilzartig, zitronig oder würzig schmecken und dementsprechend vielfältig sind auch ihre Einsatzmöglichkeiten. Sicherlich haben Sie schon einmal einen Wildkräutersalat probiert. Über diesen Klassiker hinaus bieten sich auch diese Zubereitungsformen an:
- Essig, Öl und Salz mit Wildkräutern aromatisiert
- Kräuterbutter
- Pesto
- Kräuterquark und -frischkäse
- Smoothies
- als Würzmittel für Suppen und Saucen
- Gemüsegerichte
- Risotto und Nudelgerichte
- Eierspeisen
- als Dekoration für Süßspeisen und Kuchen
Tipp: Für ein herrliches Kräutersalz trocknen Sie schmackhafte Kräuter und mischen jeweils vier Esslöffel davon mit 50 g grobem Meersalz. Nach dem Zerkleinern können Sie sie zum Würzen verschiedener Speisen verwenden.
Diese zehn Kräuter können Sie rund ums Gartenjahr ernten
Anfänglich fällt es Ihnen vielleicht schwer, genießbare von ungenießbaren Kräutern zu unterscheiden. Doch mit etwas Übung werden Sie die folgenden Pflanzen bald erkennen, wenn sie Ihnen begegnen:
- Knoblauchsrauke: Mit diesem geschmacklichen Mix aus Kresse und Knoblauch bringt die Knoblauchsrauke eine spannende Note in Salate oder Gemüsegerichte. Pflücken Sie sie an geschützten Waldwegen.
- Gundermann: Als Wiesenpflanze wächst Gundermann vielleicht sogar schon lange unerkannt in der Nähe Ihres Gartens. Durch den hohen Vitamin-C-Gehalt ist dieses Kraut äußerst gesund. Der minzig-herbe Geschmack bringt Pep in Ihre Salate oder Kräuterbutter.
- Bärlauch: Bärlauch wächst vorwiegend in schattigen Auenwäldern in der Nähe von Bächen oder Flüssen. Die langen Blätter riechen und schmecken wie Knoblauch – aber ohne die lästige Fahne. Sie würzen damit jede beliebige Speise, so wie Sie es auch mit Knoblauch tun würden.
- Giersch: Die zarten Blätter der Pflanze pflücken Sie in der Nähe von Gehölzen. Der Geschmack erinnert an Petersilie und Möhre, weshalb sich die Pflanze zum Würzen von Suppen oder Pesto sowie als Salat oder Spinatgemüse eignet.
- Sauerampfer: Die Blätter des Sauerampfers lassen sich mit ihrem säuerlichen, zitronigen Geschmack als Suppeneinlage verwenden. Sie finden ihn auf Weideflächen.
- Spitzwegerich: Die Blüten des Spitzwegerichs können Sie als Rohkost essen – sie schmecken leicht nach Champignons. Die Blätter verwenden Sie in Salaten, in Kräuterquarks oder als Würze von Suppen und Gemüsegerichten. Zu finden ist der Spitzwegerich auf Wiesen oder am Rand von Feldwegen.
- Brennnesseln: Die Blätter der Brennnessel eignen sich nicht nur für entwässernde Tees, sondern auch als Bereicherung für Suppen, Smoothies, Pesto oder Gemüsegerichte.
- Gänseblümchen: Überall, wo es Gras gibt, wachsen auch Gänseblümchen. Der Geschmack variiert von nussig bis Feldsalat-artig. Die Blüten sind eine hübsche Dekoration auf dem Teller, während Sie die Blätter zusätzlich in Kräuterquarks nutzen.
- Löwenzahn: Viele haben bereits erkannt, dass Löwenzahnblätter eine Bereicherung im Salat sind. Die jungen Blätter eignen sich zudem für Spinatgemüse oder als Gewürz. Sicher finden Sie die Pflanze in Ihrem eigenen Garten.
- Waldsauerklee: Diese Kleeart wächst in Laubmischwäldern und lässt sich hervorragend als Gewürz für Salate verwenden. Der zitronige Geschmack bringt eine erfrischende Note in Ihre Küche.
Die wichtigsten Tipps für Kräuterhexen
Beherzigen Sie diese Tipps, werden Sie viel Freude an Ihren Wildkräutern haben:
1. Verwechslungsgefahr ausschließen
Viele Wildkräuter ähneln sich gegenseitig und sind schwer zu unterscheiden. So ist etwa Bärlauch mit den giftigen Maiglöckchen zu verwechseln. Pflücken Sie nur jene Pflanzen, die Sie eindeutig bestimmen können.
2. Hilfe bei der Bestimmung von Wildkräutern
Informieren Sie sich bei Umweltverbänden oder dem Bund Naturschutz nach Kräuterwanderungen und Kräuterpädagogen in Ihrer Nähe. Auch an Volkshochschulen finden Sie oft interessante Bildungsangebote. Auch Bücher können Ihnen helfen, Kräuter zu bestimmen, etwa „Unsere essbaren Wildpflanzen: Bestimmen, sammeln, zubereiten“ von Rudi Beiser oder „Essbare Wildpflanzen“ von Steffen Guido Fleischhauer und Jürgen Guthmann. Fürs Smartphone gibt es praktische Apps zur Pflanzenbestimmung, etwa „Flora Incognita“ oder „Pl@ntNet Pflanzenbestimmung“.
3. Hier können Sie Kräuter pflücken
Die Natur bietet Ihnen riesige Flächen, an denen Wildkräuter gedeihen. Meiden Sie allerdings Gebiete, in denen gedüngt oder gespritzt wird, in denen viele Hunde Gassi geführt werden oder wo reger Autoverkehr herrscht – hier können sich Schadstoffe ablagern. Es empfehlen sich abgelegene Wiesen oder Wälder. Tipp: Siedeln Sie die gewünschten Kräuter in Ihrem Garten an. So müssen Sie keine Ablagerung von Schadstoffen vermeiden. Oder Sie ziehen sie selbst in Balkonkästen.
4. Nachhaltig ernten
Schützen Sie bei Ihren Streifzügen die Natur. Pflücken Sie nicht die gesamte Pflanze mit der Wurzel, sondern schneiden Sie sie ab. Ernten Sie immer nur so viel, wie Sie wirklich brauchen.
5. Die beste Tageszeit zum Kräuterpflücken
Die beste Zeit, um Kräuter zu pflücken, ist der späte Vormittag und die Mittagszeit. Dann ist das Aroma am intensivsten. Bei trockenem Wetter können Sie auch abends auf Kräuterwanderung gehen.
6. Auf die eigene Gesundheit achten
Der Mensch ist nicht mehr daran gewöhnt, Kräuter mit hohem Anteil an Gerb- und Bitterstoffen zu verzehren. Falls Sie gesundheitliche Probleme mit der Galle oder den Nieren haben, klären Sie Ihr neues Hobby mit Ihrem Arzt ab. Aber auch wenn Sie gesund sind, sollten Sie die Kräutermenge nur allmählich steigern. Oft sind Bitterstoffe anfänglich nicht so gut verträglich.
Kräuterplanung rund ums Jahr: sogar im Winter verfügbar
Wildkräuter können Sie fast das ganze Jahr über in Ihre Ernährung einbauen. Einige Kräuterarten wie Gänseblümchen, Brennnesseln, Labkraut oder Vogelmiere wachsen sogar in den Wintermonaten. Und auch Löwenzahn streckt seine Fühler schnell wieder hervor, sobald die ersten wärmeren Tage angebrochen sind. Zudem können Sie die im Sommer geernteten Kräuter haltbar machen, ob durch Trocknen, Einfrieren oder Einlegen (z. B. Löwenzahnblüten). Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Erkunden der Welt der Wildkräuter!