Stehen Sie schon in den Startlöchern für die Anzucht der ersten Pflänzchen? Holen Sie Ihre Anzuchtschalen aus dem Keller und schon kann es losgehen. Aber halt, Anzuchtschalen: Welche sind eigentlich am sinnvollsten? Und was taugen die zahlreichen DIY-Varianten aus dem Internet? Das Samenhaus macht den Anzuchtschalen-Check!
Die Basics für den Anfang: Was ist eine Anzuchtschale überhaupt?
Wer seine Setzlinge nicht fertig am Markt oder in der Gärtnerei kaufen möchte, zieht sie selbst – mithilfe von Anzuchtschalen. Dabei handelt es sich um einen Behälter, der mit Erde gefüllt zum Aussäen der Samen genutzt wird. Häufig haben sie spezielle Vertiefungen, um eine optimale Bewässerung zu ermöglichen. Und gepaart mit einer lichtdurchlässigen Haube entsteht ein Zimmergewächshaus, in dem Sie für eine noch bessere Keimung beinahe die klimatischen Bedingungen eines richtigen Gewächshauses nachahmen können – feuchte und warme Luft.
Anzuchtschalen verwenden Sie in den Winter- und kühleren Frühlingsmonaten im Haus an einem warmen, hellen Ort, am besten auf der Fensterbank oder in einem Wintergarten ohne zu direkte Sonneneinstrahlung. Bei etwas wärmeren Temperaturen können sie auch im Gewächshaus stehen.
Was spricht für fertige Anzuchtschalen, was für die DIY-Variante?
Fertige Anzuchtschalen haben eine ganze Reihe Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind:
- Rillen: Im Boden der Anzuchtschalen befinden sich spezielle Rillen. Dadurch kann überschüssiges Gießwasser abfließen und es entsteht keine Staunässe, die den Pflanzen zusetzen könnte (Stichwort: Schimmel, Wurzelfäulnis).
- Stabilität: Dank des stabilen Kunststoffs halten die Behälter einiges aus und können problemlos viele Jahre lang verwendet werden.
- Zeitsparender Einsatz: Mit fertigen Anzuchtschalen können Sie direkt loslegen, statt die kleinen Behälter erst mühselig zu basteln.
- Platzbedarf: Anzuchtschalen aus Kunststoff sind meist stapelbar und lassen sich so außerhalb der Saison platzsparend aufbewahren.
- Deckel: Für viele Anzuchtschalen ist optional ein durchsichtiger Deckel verfügbar, durch den Sie die praktische Gewächshaus-Atmosphäre nachbauen können – dies sorgt für kräftigere Pflänzchen. Oft sind sie sogar mit einer verschließbaren Belüftungsöffnung versehen, mit der Sie die Temperatur regulieren können.
- Transport: Mithilfe der Anzuchtschalen lassen sich die Setzlinge gut transportieren.
- Quelltabletten: In Zusammenhang mit Anzuchtbehältern aus Kunststoff können Sie Quelltabletten verwenden, wodurch die Setzlinge optimale Wurzeln ausbilden.
DIY-Anzuchtschalen haben zumindest einen gewichtigen Vorteil: Sie nutzen dafür Materialien, die ansonsten im Müll gelandet wären und leisten so Ihren Beitrag zum Umweltschutz. Außerdem können Sie einige Varianten direkt mit den Setzlingen auspflanzen, da das Material in der Erde verrottet.
Tipp: Lassen Sie Ihre Anzuchtschalen aus Kunststoff niemals über längere Zeit in der prallen Sonne stehen. Dadurch wird der Kunststoff porös und brüchig.
Die wichtigsten Arten von Anzuchtschalen: Welches Modell wofür?
Im Handel werden Sie vorrangig auf die folgenden drei Arten von Anzuchtbehältern stoßen:
- Anzuchtschalen ohne Abdeckung: Hier setzen Sie Quelltabletten oder kleine Anzuchttöpfe ein. Ohne Abdeckung müssen Sie gut darauf achten, dass die Setzlinge weder zu viel noch zu wenig Wasser abbekommen und dass die Wärme im Raum stimmt.
- Anzuchtschalen mit Deckel: Solche Zimmergewächshäuser nutzen Sie ebenfalls mit Quelltabletten oder kleinen Anzuchttöpfen. Dank des Deckels reguliert sich die Feuchtigkeit selbst und Sie müssen weniger gießen, weil das Gießwasser nicht verdunstet, sondern wieder an die Pflanzen abgegeben wird.
- Multitopf-Platten: Bei dieser Variante können Sie nicht mit Quelltabletten arbeiten, sondern nur mit Anzuchterde. Der Vorteil: Sie bringen auf kleinstem Raum rund 50 bis 70 pikierte Setzlinge unter. Der Nachteil: Mangels Abdeckung müssen Sie beim Gießen gut aufpassen – überschüssiges Wasser wird durch die Öffnungen in den Vertiefungen nach unten abgeleitet.
Welche Schalen Sie verwenden, ist überwiegend eine Luxusfrage. Multitopf-Platten brauchen im Vergleich weniger Platz als Anzuchtschalen, erfordern aber einen größeren Aufwand bei der Wasserversorgung. Zimmergewächshäuser sind die Luxusausführung, mit der Sie am wenigsten Arbeit haben.
Verrottende Anzuchttöpfe und -schalen: Sinnvoll oder nicht?
Im Handel gibt es auch Anzuchttöpfe und -schalen, die aus kompostierbarem Material bestehen, beispielsweise aus Holzfasern, Zellulose, Torf oder Kokos. Rein vom Umweltgedanken her sind diese Anzuchtschalen ohne Frage empfehlenswert. Sie können Ihre Setzlinge direkt in ihrem Anzuchttopf in die Erde setzen. Die Wurzeln erkämpfen sich ihren Weg in die Erde selbst, spätestens wenn die Töpfe anfangen zu verrotten.
Beachten Sie jedoch bei dieser Variante auch den Faktor der Wirtschaftlichkeit: Die Töpfe sind verglichen mit normalen Anzuchtschalen nicht gerade günstig und müssen jedes Jahr aufs Neue gekauft werden. Ist es Ihnen diesen wirtschaftlichen Beitrag wert, lohnt sich die Investition aber in jedem Fall, denn Sie vermeiden Plastik, profitieren von der praktischen Verwendung und bieten kleinen Tieren in Ihrem Garten wertvolle Nahrung.
DIY-Ideen: Anzuchtschalen selber machen
Anzuchtschalen können Sie aus einer ganzen Reihe von Materialien einfach selber basteln:
- Eierkartons: Schneiden Sie den Deckel ab und schon haben Sie Platz für zehn Pflanzen.
- Pappekern von Toilettenpapierrollen: Halbieren Sie die Rolle, schneiden Sie von unten her mehrere Schlitze in die Rolle und knicken Sie die Stücke als Boden nach innen.
- Kunststoffschalen aus dem Supermarkt: Ob Pfirsiche oder Tomaten – viele Gemüsesorten aus dem Supermarkt werden in Kunststoffschälchen verkauft. Diese können Sie direkt wiederverwenden – oft haben sie sogar praktische Rillen oder auch Löcher im Boden. Sie können sie mit Frischhaltefolie und einem großen Gummi verschließen und erhalten so sogar eine Art von „Mini-Gewächshaus“.
- Milchkartons: Legen Sie den Milchkarton um und schneiden Sie mit einem Cutter ein Seitenteil ab – schon haben Sie im Inneren Platz für mehrere Setzlinge.
- Food-to-go-Boxen: Viele Restaurants verwenden für Salate Kunststoffboxen mit integriertem Deckel. Bohren Sie einfach Löcher in den Boden und schon haben Sie ein improvisiertes Zimmergewächshaus.
- Zeitungspapier: Auch aus Zeitungspapierstreifen können Sie kleine Anzuchttöpfchen basteln.
Damit Sie mit Ihren selbstgebastelten Anzuchtschalen Erfolg haben, beherzigen Sie am besten diese Tipps:
- Geschlossene Behälter mit Deckel sollten Sie regelmäßig öffnen, um Schimmel zu vermeiden.
- Löcher im Boden der Behälter helfen, Staunässe zu verhindern.
- Verwenden Sie verschiedene Schalen für unterschiedliche Gemüsesorten (z. B. Eierschachteln für Paprika, Milchkartons für Tomaten). So behalten Sie den Überblick.
- Füllen Sie die Behälter zunächst mit Kies und erst dann mit Erde – so haben Sie eine einfache Lösung gegen Staunässe.
- Verwenden Sie Eisstäbchen zum Beschriften der Schalen – einfach in die Erde stecken.
Behalten sie Ihre Anzuchtschalen immer gut im Blick. So ehrenwert der Vorsatz auch sein mag, aber so manche Idee geht auch nach hinten los. So hört man beispielsweise bei Lösungen mit Eierschachteln oder Zeitungspapier häufig von unerwartet schnellen Schimmelproblemen – die Bewässerung muss hier einfach optimal funktionieren. Es schadet zwar nichts, DIY-Anzuchtschalen auszuprobieren – aber sicher ist sicher. Solange Sie damit keine Erfahrung haben, sind zumindest für einen Teil der Setzlinge fertige Anzuchtschalen die beste Wahl.