Fertige Gemüsepflanzen vom Wochenmarkt sparen Ihnen viel Zeit. Und doch haben selbstgezogene Pflänzchen deutliche Vorteile. Sie können damit die Gartensaison verlängern und zugleich auch noch viel Geld sparen. Wir zeigen Ihnen, warum sich das Vorziehen lohnt, ab wann Sie damit beginnen können und welche Bedingungen Sie für die optimale Anzucht schaffen sollten.
Setzlinge vorziehen – warum es sich (fast) immer lohnt
Selbst gezogene Setzlinge haben folgende Vorteile:
- Längere Gartensaison: Viele Gemüsesorten, die für mediterranes Klima geschaffen sind, können in unseren Breiten erst ab Mai ins Freiland gepflanzt werden. Ziehen Sie die Pflanzen vor, haben Sie im Mai bereits eine stattliche Größe und mehr Zeit, um große Früchte auszubilden.
- Konstante Bedingungen: Im Freiland können Sie in den Winter- und Frühlingsmonaten keine konstanten Temperatur- und Lichtbedingungen sicherstellen. Im geschützten Haus oder Wintergarten ist dies jedoch möglich.
- Mehr Vielfalt: Ziehen Sie die Pflanzen selbst, können Sie aus einer gigantischen Sortenvielfalt wählen. Auf dem Wochenmarkt müssen Sie nehmen, was Sie bekommen.
- Ersparnis: Sie sparen Geld. Diese Tatsache drängt sich auf, sobald Sie den Preis einer Samentüte mit den Kosten für gekaufte Setzlingen vergleichen.
- Vorfreude: Es ist jeden Tag ein kleines Highlight zu sehen, was sich über Nacht wieder getan hat – und steigert die Vorfreude auf die eigentliche Gartensaison.
Die wichtigsten Anzuchtbedingungen für kräftige Pflanzen
Damit Ihre Schösslinge zu kräftigen, robusten Pflanzen heranwachsen, sollten Sie die folgenden Anzuchtbedingungen schaffen:
Voraussetzung 1: Die richtige Erde
Für die Anzucht verwenden Sie möglichst nährstoffarme Erde. Dafür eignet sich am besten spezielle Anzuchterde oder auch Kokosquelltabletten. Alternativ können Sie auch Gartenerde verwenden, in der im vergangenen Jahr Starkzehrer bereits einen Großteil der Nährstoffe verbraucht haben.
Es klingt paradox, aber je weniger Nährstoffe die Erde aufweist, desto kräftiger wachsen die Wurzeln der Setzlinge. Hintergrund ist, dass diese stets nach Nährstoffen suchen. Finden die Wurzeln sofort ausreichend Nährstoffe, haben sie keinen Grund weiterzuwachsen. Ist das nicht der Fall, wachsen sie immer weiter. So sind sie später gut in der Erde verwurzelt und Sie müssen die großen Pflanzen weniger gießen.
Voraussetzung 2: Der ideale Standort mit viel Licht
Der ideale Standort bietet tagsüber viel Licht. Dieses ist unerlässlich, damit die Pflanzen kräftig werden. Im Regelfall ist dies eine Fensterbank in süd-östlicher Lage, unter der sich am besten kein Heizkörper befindet. Ist der Standort zu dunkel, „vergeilen“ die Pflanzen. Sie versuchen, möglichst schnell zum Licht zu wachsen, und werden dabei lang und dünn statt kompakt und kräftig. Vergeilte Pflanzen sind nicht unbedingt unbrauchbar. Aber sie sind anfälliger für Krankheiten und ihr dünner Stiel ist später oft nicht in der Lage, die schweren Früchte zu tragen. Haben Sie keinen geeigneten Standort, an dem ausreichend gute Lichtverhältnisse herrschen, können Sie sich mit zwei Tricks behelfen:
- Temperaturausgleich: Die Temperatur befeuert das Wachstum der Pflanze ebenso wie Licht. Ist zu wenig Licht vorhanden, sorgen Sie für kühlere Temperaturen – das verlangsamt das Wachstum der Setzlinge. Umgekehrt können Sie übrigens bei zu warmen Temperaturen das Wachstum bremsen, indem Sie für weniger Licht sorgen.
- Anzuchtlampen: Anzuchtlampen verströmen rotes und blaues Licht (im Ergebnis sieht es violett aus). Dieses Licht ermöglicht den Pflanzen die Fotosynthese und sorgt bei Tag und Nacht für konstante Lichtverhältnisse. Auch an wolkenverhangenen Tagen helfen sie den Setzlingen damit, gesund weiterzuwachsen.
Voraussetzung 3: Richtige Anzuchtgefäße
Sie brauchen außerdem Gefäße für die Anzucht. Hierfür können Sie Kokosquelltabletten, kleine Blumentöpfe, Anzuchttöpfe, Saatgutschalen und mehr verwenden. Mehr Informationen darüber gibt es in unserem Magazinartikel zu den besten Anzuchtschalen.
Für Pflanzen, denen Wärme bei der Anzucht besonders gut tut, können Sie in Minigewächshäuser investieren. Diese bestehen aus einem Saatgutbehälter mit einer dazu passenden, transparenten Haube. Diese besitzt häufig eine Belüftungsöffnung. Sie sind außerdem mit integrierter Beheizung verfügbar. Mini-Gewächshäuser für den Einsatz im Haus ermöglichen Ihnen konstante Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit für die Anzucht. Sie empfehlen sich besonders für Tomaten, Chili und Paprika. Achten Sie darauf, dass es im Inneren nicht zu warm wird, sonst schießen die Pflanzen – dafür öffnen Sie die Belüftungsöffnung. Ist keine vorhanden, klemmen Sie einfach ein kleines Stöckchen zwischen den Saatgutbehälter und den Deckel.
Voraussetzung 4: Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat
Über den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat werden Sie von jedem Gartenfreund eine andere Auskunft bekommen. Während die einen Tomaten schon Anfang Februar säen, bestehen andere darauf, dass dies vor Anfang April keinen Sinn mache. Hier muss jeder seinen eigenen Weg finden. Sind Sie früher dran, haben Sie bis zum Auspflanzen bereits kräftige Pflanzen mit einem gewissen Vorsprung. Dies macht allerdings nur dann Sinn, wenn Sie optimale Anzuchtbedingungen sicherstellen können, also beispielsweise mit Minigewächshäusern und Pflanzenlampen ausgerüstet sind. Zudem brauchen Sie später auch viel Platz, denn die bereits großen Pflanzen müssen oftmals trotzdem bis Mai im Haus oder Gewächshaus aufbewahrt werden.
Für das spätere Vorziehen spricht, dass Sie die Anzuchtbedingungen mit natürlichen Mitteln einhalten können und dass die kleineren Pflanzen beim Verpflanzen leichter zu händeln sind. Den Rückstand holen sie oft schnell auf. Prüfen Sie in jedem Fall den idealen Saatzeitpunkt gemäß Herstellerangaben auf der Samentüte. Je nachdem, ob Sie frühe oder späte Sorten gekauft haben, kann dieser nämlich enorm variieren.
Je nach Monat können Sie folgende Gemüsesorten vorziehen:
Monat | Gemüsesorten |
Januar | Physalis, Süßkartoffeln, Paprika, Chili |
Februar | Aubergine, Artischocke, Kohlsorten (Blumen-, Weiß-, Rot-, Grün-, Spitzkohl, Wirsing, Brokkoli), Kohlrabi, Salat, bei optimalen Bedingungen auch Tomaten |
April | Tomaten, ab Mitte/Ende April Kürbis, Zucchini, Gurke |
Es gibt eine ganze Reihe Gemüsesorten, die Sie nicht vorziehen sollten. Dazu zählen insbesondere Wurzelgemüse wie Möhren, Rote Bete, Petersilienwurzeln und Pastinaken sowie Rettich und Radieschen. Auch Erbsen und Bohnen säen Sie besser direkt ins Beet.
Tipp: Sprechen Sie mit anderen Gartenfreunden in Ihrer Region – sie haben oft schon gut Erfahrungen mit dem hiesigen Klima und wissen, wann die Zeit für die Aussaat günstig ist.
Anzucht im Frühbeet auch schon im Februar möglich
Statt der Fensterbank können Sie bei guter Vorbereitung die Anzucht auch ins Frühbeet verlegen. Dazu richten Sie eine natürliche Heizung ein. Tragen Sie etwa 40 Zentimeter des Bodens unterhalb des Frühbeets ab. Darauf geben Sie eine Schicht von 20 cm Pferdemist gemischt mit Stroh und Laub. Füllen Sie ebenerdig mit Anzuchterde auf. Nach einer Woche können Sie aussäen. Durch die Zersetzungsvorgänge des Pferdemists entsteht Wärme, die selbst bei winterlichen Verhältnissen für die erforderliche Keimtemperatur sorgt. Mit etwas Sorgfalt ziehen Sie auf diese Weise robuste und kräftige Pflanzen heran, die bereits abgehärtet sind.
Für welche Variante Sie sich auch entscheiden – die eigene Anzucht der Pflanzen lohnt sich in jedem Fall. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihren ersten eigenen Setzlingen!