Eine der beliebtesten Kletterpflanzen ist die Clematis, auch Waldrebe genannt. Waldrebe deshalb, weil sie oft an Waldrändern wächst und dort Büsche und Bäume erklimmt. Die Kletterpflanze findet sich weltweit, sowohl in gemäßigten Breiten, wie auch in subalpinen und subarktischen Gebieten, und nicht zuletzt in den Tropen. Es gibt rund 300 Arten, davon kommt rund die Hälfte allein in China vor. Im Laufe der Zeit kamen unzählige Züchtungen dazu, die sich vor allem in der Farbe und der Größe der Blüten unterscheiden. Bei uns zuhause ist sie in Gärten gerne gesehen, aber auch auf dem Balkon, denn durch das schnelle Wachstum ist sie besonders als natürlicher Sichtschutz beliebt.
Clematis – die Königin der Kletterpflanzen
Die Clematis ist nicht nur für den Garten geeignet, sie kann auch problemlos im Kübel oder im Kasten auf dem Balkon gehalten werden. An einem Klettergestänge rankt sie nach oben und verzaubert jeden mit ihren herrlichen Blüten und das durchaus – je nach Art – von Mai bis Oktober. Achtung: Eine Clematis kann zwischen zwei und sechs Meter hoch werden. Hier gilt es, sie entsprechend zu leiten oder im Zaum zu halten. Besonders üppig wachsen im Übrigen die Wildarten. Auch am Balkongeländer macht die Clematis mit Sicherheit eine gute Figur.
Dafür sind Züchtungen besonders wegen ihrer Blüten imposant. Diese können bis zu 18 Zentimeter im Durchmesser erreichen. Oftmals blühen sie sogar zweimal im Jahr, wenn man sie rechtzeitig zurückschneidet.
So fühlt sich die Clematis wohl
Für einen Nord- oder Ostbalkon ist eine Clematis nicht unbedingt geeignet. Ganz im Schatten wächst sie nur spärlich und auch die Blüten lassen zu wünschen übrig. Ideal ist ein Süd-Westbalkon, bei dem die Pflanze viel Sonne bekommt. Vor praller Mittagssonne ist sie möglichst zu schützen. Der Topf und der untere Teil (bis zu 50 Zentimeter) sollten dagegen – wenn möglich – im Schatten stehen oder zumindest nicht in der prallen Sonne. Der Wurzelbereich sollte immer geschützt werden, hier bietet sich eine Mulchschicht an oder man legt einfach ein, zwei flache Steine auf die Erde. So wird das Austrocknen selbiger verhindert.
Wer eine Clematis im Garten pflanzt, sollte die Rebe immer so tief einpflanzen, dass das unterste Blattpaar mit eingegraben wird. Das hat den Grund, dass bei einem Befall mit Clematisfäule ein Neuaustrieb einfacher möglich ist. Auf dem Balkon ist es allerdings nicht immer möglich, außer, man nimmt einen entsprechend tiefen Topf. Das Pflanzgefäß sollte aber auf jeden Fall ein Volumen von mindestens 25 Litern aufweisen. Achten Sie beim Einpflanzen unbedingt darauf, dass Sie einen Topf mit Abzugsloch verwenden. Unten kommt eine Drainage hinein, etwa aus Blähton oder Sand, darauf die Erde. Die Drainage ist wichtig, da die Wurzeln der Clematis sehr anfällig für Staunässe sind. Pflanzen können Sie die Clematis von Frühling bis zum Spätsommer.
Die Pflege der Weinrebe ist recht einfach gehalten. Sie sollte niemals austrocknen und vor Staunässe geschützt werden. Düngen ist – wenn überhaupt – lediglich im Frühling nötig. Mit Düngerhilfe blühen vor allem die großblumigen Hybriden schneller und besser.
Die Schnittgruppen der Clematis
Um die Blütenbildung bei Pflanzen anzuregen, schneidet man diese oftmals zurück, sodass sie im selben Jahr nochmals austreiben. Das ist auch bei der Clematis so möglich, jedoch nicht bei allen Arten. Vielmehr muss die Waldrebe in drei Schnittgruppen aufgeteilt werden.
- Schnittgruppe 1 – Frühjahrsblüher
Wenn Ihre Clematis im Frühling blüht, wird sie direkt nach der Blüte zurückgeschnitten. Danach hat sie bis zum Herbst Zeit, neue Blüten anzulegen. Allerdings ist bei Pflanzen der Schnittgruppe 1 ein Rückschnitt in der Regel gar nicht nötig, nur dann, wenn Sie sie verjüngen oder verkleinern möchten. Schneiden Sie diese Reben bitte nie im Herbst, da Sie sonst die frisch angelegten Blüten für das kommende Jahr zerstören. Zu den Sorten, die im Frühling blühen, gehören die meisten Wildarten, die Alpen-Waldrebe, die Bergwaldrebe und alle Hybriden, die aus diesen Arten entstanden sind.
Beim Schnitt kommt es darauf an, ob die Pflanze leicht zurückgeschnitten oder verjüngt werden soll:
- Die obersten bzw. die längsten Ranken werden bei einem Teilrückschnitt um rund ein Drittel gekappt. Der Schnitt sollte etwa zwei Zentimeter über einem Auge angesetzt werden, das nach außen gerichtet ist. Schneiden Sie nicht ins alte Holz! Totholz wird bis an die Basis entfernt, so können Sie die Clematis zusätzlich auslichten.
- Soll die Pflanze verjüngt werden, ist alle vier oder fünf Jahre ein Rückschnitt um rund die Hälfte anzuraten. Dabei ist ein Schnitt auch ins alte Holz möglich. Auch ein radikaler Rückschnitt kann einer Clematis gut tun. In diesem Fall wird sie etwa zehn Zentimeter über der Erde komplett abgeschnitten.
- Schnittgruppe 2 – Sommerblüher
Blüht Ihre Clematis im Sommer, dann ist ein jährlicher Rückschnitt sinnvoll. Geschnitten wird immer im Herbst, alternativ im Frühling, aber nur dann, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Verblühte Blüten sollten Sie allerdings immer sofort entfernen. Zu den sommerblühenden Waldreben gehören unter anderem Clematis viticella, Clematis Jackmanii und Staudenclematis, die nicht klettern.
Schneiden Sie die Pflanze auf rund 20 Zentimeter zurück, setzen Sie den Schnitt dabei über einem Auge an, wobei das Auge nach außen gerichtet sein muss. Das Totholz wird an der Basis gekappt.
- Schnittgruppe 3 – Zweimal-Blüher
Bei Clematis, die zweimal im Jahr blühen, wird auch zweimal geschnitten. Nach der ersten Blüte gibt es einen leichten Rückschnitt, nach der zweiten einen starken. Zu den Zweimal-Blühern gehören ausschließlich Hybride wie etwa Barbara Jackman, The President oder Dr. Ruppel, Wildreben blühen nur einmal.
- Beim leichten Rückschnitt nach der ersten Blüte werden die verblühten Teile unter dem ersten Blattpaar, das sich unterhalb der Blüte befindet, abgeschnitten.
- Beim starken Rückschnitt nach der zweiten Blüte werden die Triebe um etwa die Hälfte entfernt. Dieser Schnitt sollte im Spätherbst durchgeführt werden.
Clematis in dieser Schnittgruppe sollten alle vier bis fünf Jahre verjüngt werden. Hierbei schneiden Sie die Triebe bis auf zwei Augenpaare komplett zurück. Bester Zeitpunkt dafür ist ebenfalls der Spätherbst.
Clematis vermehren
Auf drei unterschiedliche Arten können Sie Clematis vermehren: Durch Ableger, durch Stecklinge und durch Samen, wobei Ableger die einfachste Variante sind.
Ableger
Hierbei wird ein langer Trieb nach unten gezogen und in einem weiteren Blumentopf verankert. Wichtig dabei ist, dass ein Blattknoten mit Erde bedeckt wird, die Blätter werden vorher entfernt. Wenn Sie regelmäßig gießen, bilden sich Wurzeln und die neue Pflanze wächst an. Im nächsten Frühjahr können Sie die junge Clematis von der Mutterpflanze trennen.
Stecklinge
Dabei wird ein langer Trieb von der Mutterpflanze getrennt und anschließend in mehrere kleine Teilstücke geschnitten. Trennen Sie die Triebe immer rund einen Zentimeter über einem Blatt und setzen Sie den nächsten Schnitt drei bis vier Zentimeter darunter an. Die äußeren Blätter werden entfernt, damit die Verdunstungsfläche klein gehalten wird. Nun werden die Stecklinge in Anzuchterde gesteckt, gegossen, die Blätter mit Wasser bestäubt und eine Folie über die Stecklinge gezogen, damit ein feuchtwarmes Klima erzeugt wird. Die Temperaturen sollten zwischen 20 und 25 Grad liegen, direkte Sonne ist zu vermeiden. Immer schön feucht halten, dann wachsen nach mehreren Wochen die ersten Wurzeln.
Samen
Auch das ist möglich, ist aber sehr kompliziert. Die Samen werden nach der Blüte eingesammelt und brauchen dann, um zu keimen, einen Kältereiz. Der Fachmann spricht dabei von einer sogenannten Stratifikation. Dabei werden Bedingungen wie im Winter simuliert, damit der Samen überhaupt keimen kann. Und so gehen Sie vor:
Verteilen Sie auf einer Klarsichtfolie Erde oder Torf und Sand. Besprühen Sie das Ganze mit Wasser und drücken Sie die Samen hinein. Nun wird daraus eine Rolle gefertigt, die für sechs bis acht Wochen in das Gemüsefach des Kühlschranks gelegt wird. Kontrollieren Sie regelmäßig die Erde, damit diese nicht austrocknet, ggf. wieder befeuchten. Wenn Samen zu keimen beginnen, können diese wie gewohnt in Anzuchttöpfe gesetzt werden.
Alternativ können Sie die Samen im Herbst auch direkt in Anzuchttöpfe geben (ca. 5 mm tief), die Töpfe mit einer Klarsichtfolie überspannen und auf den Balkon halbschattig positionieren. Darauf achten, dass die Erde immer leicht feucht ist und die Folie täglich lüften, damit sich kein Schimmel bildet. Wenn Sie Glück haben, wird der Kältereiz im Winter für erste Keimlinge im Frühjahr sorgen. Achtung: Wildarten keimen in der Regel im ersten Jahr, Hybriden können bis zu drei Jahre für die Keimung brauchen.
Clematis überwintern
In der Regel ist die Clematis winterhart, daher muss bei der Pflanzung im Garten nichts beachtet werden. Stehen die Reben allerdings im Kübel auf dem Balkon, dann sollte darauf geachtet werden, dass die Wurzeln nicht komplett durchfrieren können. Die Kälte von unten ist dabei das Problem, das Sie sehr leicht beheben können, wenn sie die Kübel auf Styropor oder Holz stellen. Auch von oben her sollte der Wurzelbereich geschützt werden, hier bieten sich Laub, Reisig oder Stroh an. Wenn Sie die Clematis an eine Wand stellen können, bietet diese einen entsprechenden Schutz. Auch der Schutz der Pflanze mit Winterschutzvlies bzw. einer Frostschutzhülle ist ratsam. Sofern Sie im Frühling Frostschäden feststellen, werden die toten Triebe entfernt, notfalls schneiden Sie die ganze Pflanze bis kurz über dem Boden zurück. Sofern die Wurzeln intakt sind, wird sie wieder austreiben.