Spalierobst bietet eine schöne Optik und ist hervorragend für das Gärtnern auf engem Raum geeignet. An einem sonnigen Standort kann es gute Erträge bringen. Mit dem richtigen Schnitt und einer speziellen Erziehungsform bringen Sie die Obstbäume in Form.
Was ist Spalierobst? Die grundlegenden Merkmale
Spalierobst ist nicht mit dem ebenfalls platzsparenden Säulenobst zu verwechseln. Während Säulenobst nur in die Höhe und kaum in die Breite wächst, wird Spalierobst so geschnitten, dass es sich zumeist nur in zwei Richtungen ausdehnt. Mit Spalierobst lassen sich verschiedene kunstvolle Spalierformen gestalten, wenn die Bäume den richtigen Schnitt bekommen. Die Obstbäume werden an einem Spalier gezogen und können eine unschöne Wand verdecken oder als Sichtschutz dienen. Sie weisen einige typische Merkmale auf:
- Die Kronen sind so gezogen, dass sie nur in zwei Richtungen wachsen und Platz sparen.
- Da die Früchte viel Sonne bekommen, ist die Fruchtqualität teilweise besser als bei normal wachsenden Obstbäumen.
- Diese Wuchsform eignet sich gut für wärmeliebende Obstsorten, wenn der richtige Standort gewählt wird.
- An einem sonnigen, geschützten Standort sinkt die Spätfrostgefahr.
- Die Befruchtungsrate durch Bienen und andere Insekten ist bei Spalierobst an einem sonnigen Standort höher als bei normal wachsenden Obstbäumen.
Geeignete Obstsorten für Spalierobst: auf die Wuchsstärke achten
Als Spalierobst eignen sich im Grunde genommen alle Obstsorten. Achten Sie aber auf das Platzangebot und den Standort, um die geeigneten Sorten zu wählen. Gut geeignet sind niedrigstämmige Veredelungsformen, beispielsweise mit Viertel- oder Fußstamm, da Sie dann für die Ernte keine Leiter benötigen. Die Veredlungsunterlage reguliert die Wuchsstärke. Ist nur wenig Platz vorhanden, entscheiden Sie sich für nicht zu stark wachsende Sorten. In Baumschulen und einigen Online-Shops werden vorgezogene Spalierobst-Bäume angeboten. Spindelbäume oder schlanke Spindeln eignen sich für kleine Spaliere, während für größere Spaliere Bäume mit Fußstamm oder als Busch geeignet sind. Möchten Sie Spalierobst selbst ziehen, sollten die Bäume nicht älter als ein oder zwei Jahre sein. Die untersten Seitentriebe sollten sich möglichst auf Kniehöhe, also dicht über dem Boden, befinden.
Tipp: Kaufen Sie selbstfruchtende Sorten oder achten Sie darauf, welcher Befruchter für die jeweilige Obstsorte geeignet ist. Pflanzen Sie den Befruchter ebenfalls im Spalier oder in der Nähe des Spaliers.
Der richtige Standort: abhängig von der Obstsorte
Welchen Standort Sie wählen, hängt von der Obstsorte ab. Eine nach Süden ausgerichtete Hauswand oder Gartenmauer ist hervorragend für wärmeliebende Obstsorten geeignet, beispielsweise für Aprikosen, Pfirsiche oder Feigen. Das Mauerwerk bietet zusätzlichen Schutz, da es Wärme speichert und kalte Winde abhält. Äpfel und Birnen benötigen weniger Wärme und sind robuster. Sie gedeihen gut an einem freistehenden Spalier oder einer nach Südwesten oder Westen ausgerichteten Wand. Intensive Sonneneinstrahlung könnte die Fruchtqualität beeinträchtigen und zu Mehltau an den Blättern der Apfelbäume führen. Für Sauerkirschen, die stärker wachsen, ist eine nach Westen ausgerichtete Wand geeignet.
Tipp: Vorteilhaft ist eine Hauswand mit Dachüberstand, da die Bäume besser vor Regen und Blattkrankheiten wie Schorf geschützt sind.
Obstbäume in Form bringen: verschiedene Spalierformen
Um die Obstbäume am Spalier in Form zu bringen, eignen sich verschiedene Spaliertypen. Spaliere erhalten Sie im Bau- oder Gartenmarkt, doch können Sie auch selbst ein Spalier bauen, was deutlich preiswerter ist. Welche Spalierform Sie wählen, hängt vom Platzangebot ab:
- Die waagrechte Palette wird häufig für Äpfel und Birnen gewählt. Der Mitteltrieb ist senkrecht, während die Leitäste waagrecht davon abgehen und je nach Wuchsstärke in drei oder mehr Etagen wachsen. Da die Seitentriebe lang werden, lassen sich breite Hauswände damit begrünen.
- Ein U-Spalier eignet sich für schmalere Wände. Der Mitteltrieb wird über der ersten oder zweiten Ast-Etage entfernt. Waagrecht werden zwei bis vier seitliche Leitäste geführt, um dann am Ende hochgezogen zu werden.
- Ein Doppel-U-Spalier bietet eine schöne Optik und entsteht, wenn der Mitteltrieb und ein seitlicher Leitast jeweils seitlich waagrecht und dann senkrecht geführt werden. Von diesen beiden Trieben wird jeweils ein weiterer Trieb senkrecht geführt.
- Ein Schnurbaum eignet sich, wenn nach oben hin wenig Platz ist. Er verfügt über keinen Mitteltrieb, sondern nur über zwei waagrechte Leitäste. Ein einarmiger Schnurbaum hat nur einen waagrechten Leitast.
- Für Pfirsichbäume und Aprikosen eignet sich die Schräge Palmette, da sie die Fruchtbarkeit von Steinobst fördert. Der Mitteltrieb bleibt bestehen, die Seitenäste werden schräg aufsteigend dazu gezogen.
- Der Fächerbaum entsteht, wenn der Leittrieb gekappt wird. Die Seitentriebe werden in unterschiedlichen Winkeln in alle Richtungen geführt. Eine Sonderform ist der Doppelfächer, bei dem zwei Kronen an den Enden von zwei waagrechten Leitästen fächerförmig aufgebaut werden
Die richtige Stützvorrichtung: Holzleisten oder Draht
Welche Art von Stützvorrichtung Sie wählen, hängt vom Standort ab. Für die Hauswand eignet sich ein Spalier aus waagrechten Holzleisten mit einer Stärke von zwei bis drei Zentimetern. Achten Sie auf eine gute Hinterlüftung, die mit einem Abstand zur Hauswand von etwa zehn Zentimetern gewährleistet ist. Senkrecht an der Wand montierte Holzlatten sorgen für den richtigen Abstand. An diesen Holzlatten befestigen Sie die waagrechten Latten für das Spalier. Bambusstäbe sind eine Alternative zu Holzlatten. Bohren Sie die Löcher vor, da Bambus leicht splittert.
Ein Drahtspalier aus kunststoffbeschichtetem Spanndraht und senkrechten Holzbalken eignet sich ebenfalls. Die Drähte bringen Sie mit Metallösen an den Holzbalken an und spannen sie mit Schraubspannern, um den erforderlichen Zug zu erreichen.
Ein freistehendes Spalier bauen Sie mit senkrechten Holzpfählen, die Sie mit Bodenhülsen im Erdreich befestigen. Die Pfähle können auch mit Pfostenschuhen in einem Fundament aus Beton befestigt werden. Um die Äste zu fixieren, bringen Sie an den Holzpfosten waagrechte Holzlatten oder Spanndraht an. Der Abstand zwischen den Latten oder Drähten sollte 40 bis 60 Zentimeter betragen.
Spalierobst pflanzen: Pflanzzeit und Vorgehensweise
Frostempfindliche Obstsorten wie Pfirsiche oder Aprikosen pflanzen Sie am besten im Frühjahr. Für Äpfel und Birnen ist der Herbst die geeignete Pflanzzeit. Wässern Sie die Bäume gut, bevor Sie sie in die Erde setzen, und schneiden Sie verletzte Wurzeln ab. Heben Sie ein ausreichend großes Pflanzloch aus und mischen Sie den Aushub mit reifem Kompost oder Laubhumus. Achten Sie auf den richtigen Abstand zur Hauswand, wenn Sie das Spalier an der Wand befestigt haben.
Setzen Sie den Baum etwas schräg in die Erde, damit er sich leichter am Spalier befestigen lässt. Füllen Sie mit Erdaushub auf, treten Sie die Erde fest und gießen Sie den Baum gut an. Befestigen Sie die Äste am besten mit einer Hohlschnur aus PVC am Spalier und achten Sie darauf, dass das Bindematerial nicht in die Äste einschneidet. Wässern Sie regelmäßig, vor allem, wenn der Baum an der Hauswand steht. Die Erde sollte möglichst nicht austrocknen.
Spalierobst richtig schneiden: auf gewünschte Spalierform achten
Kaufen Sie vorgeformtes Spalierobst, ist nur hin und wieder ein einfacher Erhaltungsschnitt notwendig. Ziehen Sie das Spalierobst selbst, kürzen Sie für eine waagrechte Palmette den Mitteltrieb ungefähr drei Augen über dem zweiten Draht, um die Bildung von Seitentrieben anzuregen. Die Seitentriebe kürzen Sie auf drei bis vier Augen ein. Halten Sie die Triebe, die aus den Seitentrieben kommen, kurz. Erscheinen diese Triebe zu dicht, müssen Sie einige davon entfernen.