Wenn die Briten etwas können, dann sind es Gärten. Gerade die Landschaftsgärten, die an Schlössern, Herrensitzen und in Parks zu finden sind, können sich sehen lassen. Aber auch die sogenannten Cottage Gardens, die an selbigen Häusern zu finden sind, sind eine Augenweide und sehen irgendwie ganz anders aus, als unsere Gärten – zumindest dann, wenn man sich nicht auf einen Bauerngarten spezialisiert hat. Warum das so ist, wie diese gestaltet sind, welche Stilelemente und Pflanzen verwendet werden und wie auch Sie in den Genuss einer solch speziellen grünen Oase kommen können, möchten wir Ihnen im Folgenden verraten.
Wie die Cottage Gärten entstanden sind
Hier müssen wir ein paar Jahrhunderte zurückgehen, nämlich rund 600 Jahre. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts legte man vor allem in England, später dann auch in Schottland, Gärten hinter den Häusern (Cottages) an, die die Bevölkerung ernähren sollten. So waren vor allem Gemüse, Obst und Kräuter zu finden. Blumen spielten eine eher untergeordnete Rolle, wurden aber bereits gepflanzt. Zum einen, um Insekten anzulocken, zum anderen, um das Wachstum von Unkraut zu unterdrücken.
Schon damals pflanzte man sehr eng zusammen. Das hatte zweierlei Gründe: So wurden die Erträge höher und der vorhandene und begrenzte Platz konnte optimal ausgenutzt werden. Auch als durch die industrielle Revolution viele Menschen vom Land in die Stadt zogen, wurde auch weiterhin die Bepflanzung der Cottage Gärten hochgehalten. In der Neuzeit kamen dann immer mehr Blumen dazu, der Grundgedanke, alles sehr eng zu pflanzen, blieb bestehen, wodurch heute regelrechte Blütenmeere entstehen.
Eine Vorreiterin dieses Stils was übrigens Gertrude Jekyll, die Ende des 19. Jahrhunderts zur Gartengestalterin avancierte und auf eine natürliche Staudenbepflanzung setzte. Dazu schrieb sie mehr als 1.000 Artikel zu den Themen Gartengestaltung und Pflanzenverwendung.
Der typische Cottage Garden
Idyllisch, gemütlich, wild-romantisch, bunt, verwunschen – all das sind Attribute, die einen englischen Garten sehr treffend beschreiben. Auf den ersten Blick mag ein solcher Garten etwas wild und vielleicht sogar wuchernd wirken, wenn man etwas genauer hinsieht, dann lässt sich aber durchaus eine klare Struktur erkennen.
Was bei den Cottage Gärten eigentlich immer mit dabei ist, ist eine Hecke, ein Holzzaun oder eine Natursteinmauer als Einfriedung – natürlich mit dem typischen Gartentor aus Holz oder Metall. Der Fachmann spricht dann auch von einem Walled Garden. Hinzu kommen hier noch Pergolen, Rosenbögen, Laubengänge, Spaliere, Rankgitter und dergleichen mehr.
In den Beeten selbst dürfen Stauden ruhig wuchern, um dennoch Struktur hineinzubringen, werden vor allem Steinwege aus Naturstein angelegt, die sich nicht selten an kleinen Hecken entlang schlängeln. Auch auf verschiedenen Ebenen kann hierbei gearbeitet werden. Die Wege führen dabei nicht einfach so durch den Garten, sondern führen immer zu einem Endpunkt. Also beispielsweise direkt zum Haus, zur Terrasse, zu einem Pavillon, zu einer Bank, zu einem Teich oder oder oder.
Und ganz wichtig: Einzelne Bereiche schaffen! Diese können durch zahlreiche Elemente wie kleine Holzzäune, Hecken, Steinmauern, große Natursteine, Pergolen, Sitzbänke etc. gestaltet werden. So haben Sie nicht einen großen Garten, sondern viele kleine, die sich zu einem harmonisch zusammenfügen.
Pflanzen für den Cottage Garten
Während bei uns oftmals große Rasenflächen dominieren und an den Rändern übersichtliche Beete mit kleinen Blumen zu finden sind, ist das im Cottage Garten ganz anders. Auf Rasen wird hier oftmals ganz verzichtet, die Beete überwiegen und die Struktur wird durch einen Wechsel von niedrigen und hohen Stauden, aber auch durch Büsche, Bäume und Kletter-, sowie Hängepflanzen erreicht.
Betrachten wir uns die Bepflanzung eines Cottage Gartens mal etwas genauer. Was darf rein und was nicht. Gibt es überhaupt etwas, auf das man verzichten sollte? Nun, eigentlich nicht, denn ein Garten im englischen Stil ist vor allem bunt und üppig bepflanzt. Viele verschiedene Blumen und Stauden sind hier auf engstem Raum zu finden und wachsen quasi ineinander. Ein großes Blütenmeer sozusagen. Gestalterisch können Sie sich dabei frei entfalten. So sind Beete mit klaren Linien ebenso erlaubt, wie geschwungene oder durch Elemente unterbrochene. Und selbst was das Farbspiel anbelangt haben Sie freie Hand: Mixen Sie kunterbunt durch oder bleiben Sie bei einer Farbpalette.
Typische Pflanzen für einen Cottage Garten sind unter anderem:
- Astilben
- Bartnelken
- Begonien
- Clematis
- Dahlien
- Eisenhut
- Fingerhut
- Flieder
- Fresien
- Glyzien
- Hortensien
- Jasmin
- Kapuzinerkresse
- Königskerzen
- Kornblumen
- Lavendel
- Lilien
- Lupinen
- Margeriten
- Mohn
- Narzissen
- Petunien
- Phlox
- Pfingstrosen
- Ringelblumen
- Rittersporn
- Rosen (Kletterrosen)
- Sonnenauge
- Sonnenblumen
- Sonnenbraut
- Stockrosen
- Wicken
Nicht nur Blumen im Cottage Garten
Wie wir eingangs bereits erfahren haben, wurden früher vor allem Obst, Gemüse und Kräuter angepflanzt. Diese können natürlich auch heute noch in den englischen Garten mit aufgenommen werden, wobei man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Zum einen sieht ein solcher Garten optisch vielseitig aus, zum anderen können Sie ernten, was das Zeug hält. Was Sie an Obst, Gemüse und Kräutern in den Garten pflanzen, ist Ihnen überlassen, Regeln gibt es hier kaum. So können hohe Nutzpflanzen durchaus auch mit Stauden kombiniert werden. Im Idealfall wählen Sie für den Nutzgarten aber separate Beete aus.
Sehr gut für einen Cottage Garten geeignet sind folgende Nutzpflanzen:
Obst | Gemüse | Kräuter |
Himbeersträucher | Tomaten | Schnittlauch |
Brombeersträucher | Chili | Petersilie |
Stachelbeersträucher | Paprika | Thymian |
Johannisbeersträucher | Mangold | Bohnenkraut |
Apfelbäume | Rosenkohl | Majoran |
Birnbäume | Rotkohl | Estragon |
Pflaumenbäume | Mais | Rosmarin |
Kirschbäume | Bohnen | Lavendel |
Holunderbüsche | Kartoffeln | Bärlauch |
Rhabarber | Kürbis | Liebstöckel |
Spalierobst | Kohlrabi | Minze |
Auf dem Weg zum eigenen Cottage Garten
Im Prinzip ist das Anlegen eines Cottage Gartens auch nicht schwieriger als andere Gärten. Wenn Sie ein paar Punkte beachten, dann können Sie innerhalb von wenigen Jahren bereits über einen wild-romantischen, englischen Garten verfügen. Darauf kommt es an:
- Wenn möglich versehen Sie Ihr Grundstück mit einer Natursteinmauer. Alternativ sind natürlich auch eine Hecke möglich, sowie ein – optisch auf alt getrimmter – Holzzaun.
- Wählen Sie robuste, mehrjährige Pflanzen aus, die sich nicht mit den anderen in die Quere kommen. Durch das enge Bepflanzen von Beeten haben empfindliche Pflanzen keine Chance, wenn es um Nährstoffe und Licht geht.
- Die Pflanzen, die in einem Beet zusammengesetzt werden, sollten alle dieselben Standortansprüche haben.
- Auf gerade Linien sollten Sie verzichten, denn in einem Cottage Garten sind es vor allem geschwungene Bereiche, die den Garten interessant machen. Dazu gehören gewundene Wege ebenso, wie abgerundete Beete, Torbögen, Pflanzpyramiden und dergleichen.
- Achten Sie darauf, dass die Pflanzen, die in einem Beet zusammenstehen, ähnliche Größen haben. Sind kleinere Stauden mit dabei, sollten diese nach vorne gesetzt werden.
- Lockern Sie Ihren Cottage Garten mit zusätzlichen Elementen und Hinguckern weiter auf. Hier sind vor allem Gegenstände aus Naturholz und Naturstein, sowie Gusseisen, das auch gerne rostig sein darf, besonders angesagt. Vintage-Look eben! Dazu gehören Sitzbänke, Steinfiguren, Gartenmöbel, Vogeltränken, Vogelhäuschen, Teiche, Bachläufe, Natursteinmauern, Laternen, Treppen, Geländer, kleine überdachte Sitzgelegenheiten, ausrangierte Gegenstände wie Gießkannen, Zinkwannen oder Fahrräder und vieles mehr.
Ein Cottage Garten entwickelt sich über viele Jahre hinweg. Rechnen Sie also nicht damit, dass er – heuer angelegt – bereits im nächsten Jahr fertig ist. Die Pflanzen müssen sich entwickeln und zusammenwachsen können, Kletterpflanzen benötigen mehrere Jahre, um sich zu entfalten, Obststräucher und –bäume brauchen Zeit, um groß zu werden. Idealerweise entwerfen Sie zu Beginn einen Plan, damit Sie wissen, wo etwas hin soll. Änderungen können Sie dann im Laufe der Zeit immer wieder vornehmen.