Werden Brennnesseln im Garten entdeckt, läuten bei so manchem Gärtner die Alarmglocken. Schließlich handelt es sich um Unkraut, das weg muss, denn es breitet sich unkontrolliert aus, verdrängt andere Pflanzen und ist eigentlich vollkommen nutzlos. Zudem brennt es auf der Haut, wenn man mit der Pflanze in Berührung kommt. Wer sich ein bisschen mit Brennnesseln beschäftigt, wird feststellen, dass diese Pflanze seit vielen Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet wird. Man kann sie essen, man kann damit seine Beete mulchen und sie kompostieren und sie dient zudem vielen Insekten, vor allem Raupen, als Nahrungsquelle. Und: Man kann damit eine wertvolle Brennnesseljauche herstellen. Wofür Sie diese verwenden können, wie Sie sie ansetzen und alles drum herum, möchten wir einmal näher beleuchten.
Wofür Brennnesseljauche verwendet werden kann
Bevor wir Ihnen sagen, wie Sie Brennnesseljauche ansetzen, werfen wir einen Blick darauf, wo Sie sie überall einsetzen können.
Als Dünger
Brennnesseljauche ist ein hervorragender Dünger für zahlreiche Pflanzen – welche das sind und welche Sie nicht damit düngen sollten, erfahren Sie etwas weiter unten. Wichtig ist, dass Sie beim Düngen die Brennnesseljauche immer mit Wasser verdünnen. Dies ist dann sinnvoll, wenn Sie Pflanzen direkt mit der Jauche gießen wollen.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Brennnesseljauche als Grunddünger zu verwenden. Dazu wird das noch leere Beet ein bis zwei Wochen vor dem Bepflanzen mit Brennnesseljauche gegossen und die Erde dabei leicht umgegraben, damit sich die Nährstoffe gut verteilen. Danach können die Pflanzen ins Beet.
Wichtige Inhaltsstoffe in den Brennnesseln, von denen andere Pflanzen profitieren, sind unter anderem Stickstoff, Kalium, Kalzium, Eisen, Kieselsäure, Amine, Karotinoide, Flavonoide, Phosphor und die Vitamine A, C und E.
Gegen Schädlinge
Werden Ihre Pflanzen von Blattläusen, Spinnmilben oder Weißen Fliegen heimgesucht, kann Brennnesseljauche ein wirkungsvolles Mittel sein. Bei einem Befall wird die Jauche verdünnt und die komplette Pflanze damit eingesprüht. Vergessen Sie die Unterseite der Blätter nicht und verwenden Sie die Brennnesseljauche nach dem Ansetzen innerhalb kurzer Zeit, da die Wirkung nach drei Tagen nachlässt. Wiederholen Sie den Vorgang drei Tage hintereinander. Spritzen Sie nur, wenn die Sonne nicht direkt auf die Pflanzen scheint, da es sonst zu Verbrennungen kommt. Das Gift, das gegen die Schädlinge wirkt, ist die Ameisensäure, also jenes Gift, das auch unsere Haut reizt, wenn wir Brennnesseln anfassen.
Neben den oben genannten Schädlingen kann Brennnesseljauche auch gegen Schnecken, Raupen, Kartoffelkäfer, Ameisen, Trauermücken und gegen die Pilze Mehltau und Rosenrost eingesetzt werden.
Sofern Sie keine Möglichkeit haben, Jauche anzusetzen, können Sie bei uns Pflanzenspray aus Brennnesseln und Schafgarbe erhalten, mit dem Sie gegen Schädlinge und Pilze vorgehen können.
Zur Stärkung
Zusätzlich können Sie mit Brennnesseljauche Ihre Pflanzen stärken, sodass ein Schädlingsbefall oder auch der Befall von Pilzsporen von vorneherein eingedämmt wird. Hier ist besonders die Kieselsäure zu nennen, die die Abwehrkräfte und die Zellwände stärkt. Verwenden Sie Brennnesseljauche zur Stärkung, werden die Pflanzen – wie bei der Düngung – damit gegossen, sodass die Nährstoffe direkt von den Wurzeln aufgenommen werden können.
Alternativ bieten wir in unserem Onlineshop fertiges Brennnessel-Extrakt Konzentrat zum sofortigen Einsatz an.
Gegen Unkraut
Auch gegen Unkraut kann Brennnesseljauche erfolgreich eingesetzt werden. Hierbei wird die Jauche unverdünnt direkt auf das jeweilige Unkraut gesprüht. Durch die enthaltene Ameisensäure verwelken die Blätter. Hartnäckiges Unkraut kann allerdings wieder wachsen, da die Wurzeln dabei nicht geschädigt werden und somit neu austreiben können.
Brennnesseljauche ansetzen
Wer sich aufmerksam über Brennnesseljauche informiert, dem wird auch immer wieder der Begriff Brennnesselsud über den Weg laufen. Entgegen dem Irrglauben, beides wäre das gleiche, ist dies aber nicht der Fall. Sud wird nämlich mit heißem Wasser hergestellt und ist nach 24 Stunden bereits einsatzfähig, während man bei Jauche 2 Wochen warten muss. Dafür ist die Effizient von Brennnesseljauche auch um ein Vielfaches höher.
So stellen Sie Brennnesseljauche her:
Zuerst brauchen Sie natürlich Brennnesseln. Sofern Sie keine im Garten haben und auch nicht in der Natur welche suchen möchten, können Sie bei uns Brennnesselsamen kaufen und diese in Ihrem Garten kultivieren.
- Sammeln Sie 1 kg frische Brennnesselblätter. Alternativ können Sie auch 200 g getrocknete Blätter verwenden.
- Die Blätter werden so gut es geht zerkleinert und in einen 10 Liter-Eimer gegeben.
- Füllen Sie nun den Eimer mit Wasser bis etwa 5 Zentimeter unter den Rand.
- Rühren Sie die Mischung gut um und decken Sie den Eimer mit einem Gitter ab, damit keine Tiere hineinfallen können. Bitte nicht mit einem Deckel verschließen, es muss für die Gärung Luft an das Gemisch kommen.
- Stellen Sie den Eimer an einem warmen und sonnigen Standort auf. Durch die Gärung entwickeln sich starke und unangenehme Gerüche, denken Sie also bitte an Ihre Nachbarn.
- Der Gärungsprozess beginnt nach 2 bis 3 Tagen. In den kommenden 2 Wochen muss die Jauche täglich mindestens zweimal gut umgerührt werden. Das ist wichtig, damit die für die Zersetzung verantwortlichen Mikroorganismen auch überall hingelangen. Nutzen Sie zum Rühren am besten einen langen Holzstock. Mit diesem wird die Jauche in Bewegung versetzt. Ziehen Sie den Stock sofort heraus, sobald sich in der Mitte ein Trichter bildet. Würden Sie den Stock in der Jauche belassen, würde die Bewegung gebremst, die Mikroorganismen würden nach unten gezogen und dort aufgrund von Sauerstoffmangel absterben.
- Um den Gestank der Gärung weitestgehend zu unterdrücken, sollten Sie bei jedem Umrühren etwas Bentonit oder Gesteinsmehl hineinstreuen. Auch die Zugabe von Kamille- oder Eichenblättern ist möglich.
- Sobald sich in der Brennnesseljauche kein Schaum mehr bildet, ist sie fertig. Dies ist nach rund 2 Wochen der Fall.
- Gießen Sie die Jauche durch ein Sieb, damit die festen Bestandteile entfernt werden.
- Die Brennnesseljauche sollten Sie nun an einem kühlen und dunklen Ort lagern, damit sie nicht nachgärt.
Während des Gärprozesses werden die in den Brennnesseln befindlichen Nährstoffe an das Wasser abgegeben.
Das richtige Mischverhältnis von Brennnesseljauche
Während Sie Brennnesseljauche gegen Unkraut unverdünnt einsetzen und bei Schädlingen ein Mischverhältnis von 1:10 wählen, sollte das richtige Mischverhältnis beim Düngen folgendermaßen aussehen:
- 1:10 (also 1 Teil Jauche, 10 Teile Wasser) sollten Sie mischen, wenn Sie damit Pflanzen düngen wollen, die bereits mehrere Jahre alt sind. Auch Starkzehrer brauchen dieses Mischverhältnis.
- 1:20 ist das Verhältnis für Jungpflanzen und Setzlinge.
- 1:50 sollten Sie verwenden, wenn Sie Rasen damit düngen möchten.
Für welche Pflanzen Brennnesseljauche geeignet ist und für welche nicht
Besonders geeignet ist das Düngen mit Brennnesseljauche für starkzehrende Pflanzen, also für die Arten, die viele Nährstoffe benötigen. Dazu gehören unter anderem
- beim Gemüse: Tomaten, Gurken, Paprika, Kürbis, Melonen, Zucchini, Auberginen, Lauch, Knoblauch, Kartoffeln, Kohl, Rhabarber, Mais.
- bei Blumen: Hortensien, Rosen, Clematis, Rittersporn, Astern, Rhododendron, Oleander, Forsythie, Geranien, Sonnenblumen, Chrysanthemen, Löwenmäulchen, Kirschlorbeer
Bei den sogenannten Mittelzehrern sollten Sie Brennnesseljauche – wenn überhaupt – stark verdünnt und nur sehr sparsam einsetzen. Dazu gehören unter anderem
- beim Gemüse: Kohlrabi, Karotten, Salate, Zwiebeln, Spinat, Mangold, Fenchel
- bei Blumen: Gloxinien, Frauenmantel, Dahlien, Pelagronien
Handelt es sich um Schwachzehrer, ist ein Einsatz mit Brennnesseljauche nicht zu empfehlen, da die Pflanzen sonst zu viele Nährstoffe erhalten und überdüngt werden. Dazu gehören unter anderem:
- beim Gemüse: Bohnen, Radieschen, Erbsen
- bei Blumen: Tulpen, Begonien, Primeln, Petunien, Azaleen, Stiefmütterchen, Kosmeen
Bis auf Obstbäume gehört Obst in der Regel zu den Mittel- bis Schwachzehrern. Auch Kräuter sind schwachzehrende Pflanzen und sollten nicht mit Brennnesseljauche gedüngt werden.