Nach einem guten und fetten Essen wird der Ruf nach einem Verdauungsschnaps laut. Doch stimmt dies wirklich, dass ein Schnaps die Verdauung anregt und gut für sie ist? Im Grund ja, aber nur, wenn es sich um einen sogenannten Kräuterschnaps handelt. Denn dieser sorgt wirklich dafür, dass die Verdauung angeregt wird. Dabei kommt die positive Wirkung nicht durch den Alkohol, sondern durch die Kräuter, die darin enthalten sind. Deshalb muss es auch nicht unbedingt ein Schnaps sein, auch ein Kräutertee nach dem Essen, kann wahre Wunder wirken und die Verdauung fördern.
Welche Kräuter im Schnaps und Likör fördern die Verdauung?
Es gibt verschiedene Kräuter, die für die Verdauung gut sind. So sind etwa Bohnenkraut, Kümmel, Fenchel oder Lorbeer wichtige Helfer. Doch auch Pfefferminze fördert die Verdauung und kann das Völlegefühl beseitigen. Auch Löwenzahn, Schafgarbe oder wilder Hopfen und Beifuß eignen sich für einen Kräuterlikör oder Kräuterschnaps.
Was sich hingegen nicht eignet, um das Völlegefühl und die Verdauung anzuregen, sind Cognac oder Whiskey. Diese hemmen sogar die Verdauung, da sie mit Karamell oder Zuckercouleur gefärbt werden. Außerdem behindert der Schnaps tatsächlich die Verdauung, da der Alkohol sofort vom Blut ins Gehirn geht und dort die Nerven blockiert, die dann dafür sorgen, dass die verzehrten Speisen vom Magen in den Darm gelangen. Mit Cognac und Whiskey wird somit die Verdauung deutlich gehemmt.
Wissenswertes zur Herstellung von Kräuterschnaps
Kräuterschnäpse entfalten die Schätze der Natur und sorgen für Wohlbefinden und Genuss. Die Kultmarken wie etwa Ramazzotti oder auch Jägermeister haben den Kräuterschnaps berühmt gemacht, sodass auch junge Menschen auf den Verdauungsschnaps nach fetten und üppigen Speisen nicht mehr verzichten möchten.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz sind Kräuterschnäpse seit Jahrhunderten äußerst beliebt. Die Universalgelehrte Hildegard von Bingen schwor schon auf die heilsame Wirkung von Kräuterlikören, wenn Magenverstimmungen oder Verdauungsbeschwerden vorlagen. Dies lag vor allem an dem hohen Anteil der Bitterstoffe, die in den Kräutern vorhanden sind. Diese fördern die Funktion von Magen, Darm und Galle und können so die Produktion von Verdauungssäften ankurbeln. Gleichzeitig wird das Völlegefühl gelindert und man fühlt sich nach dem Schnaps gleich viel wohler.
Was genau ist ein Kräuterschnaps?
Kräuterschnaps ist nicht gleich Kräuterschnaps. Man unterscheidet zwischen Kräuterbitter oder Magenbitter. Wird Zucker zugegeben, wird der Kräuterschnaps zum Likör oder Halbbitter. Per Definition ist ein Bitter eine Spirituose, die mindestens 15 % Alkohol aufweist. Bei einem Bitter steht natürlich der bittere Geschmack im Vordergrund, der die Magensäfte durch die Bitterstoffe anregt. Des Weiteren findet man auch hochprozentigen Kräuterschnaps, der einen besonders hohen Alkoholanteil hat und infolgedessen flambiert werden kann.
Die unterschiedlichen Zusammenstellungen ermöglichen eine schier endlose Möglichkeit an Rezepturen für ganz individuelle Schnäpse. Es gibt immer wieder neue Raritäten und Köstlichkeiten, die vor allem gerne nach dem Essen getrunken werden. Doch auch als Longdrinks können die Kräuterschnäpse sehr gut verwendet werden, wie Sie vor allem bei Jägermeister sehen können. Jägermeister wird mit zahlreichen Mixturen zum sehr beliebten Longdrink für die jüngere Generation.
Kräuterliköre selbst herstellen
Immer mehr Hobbygärtner stellen ihre Kräuterliköre selbst her. Zum einen wissen Sie somit genau, was darin enthalten ist und zum anderen können Sie Ihre Kräuter aus dem Garten zu einem guten Tropfen verwerten. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie einen ganz individuellen Schnaps herstellen können, den es so vielleicht noch gar nicht gibt. Denn gerade die Zutaten lassen sehr viel Spielraum und von A wie Anis bis Z wie Zimt, sind dem Kräuterschnaps keine Grenzen gesetzt.
Wichtig ist dabei, dass sie einen geschmacksneutralen und hochprozentigen Alkohol nutzen, damit die Kräuter ihre Inhaltsstoff freisetzen können. Allerdings sollten Sie sich auch im Klaren sein, dass der Prozess einige Wochen in Anspruch nimmt und Sie viel Zeit mitbringen müssen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, einen Magenbitter oder einen Kräuterlikör herzustellen. Magenbitter werden ohne Zucker hergestellt, Liköre mit. Es kommt also nur auf Ihren Geschmack an, welchen Absacker Sie herstellen möchten.
Basisrezept für einen Kräuterschnaps
Das Basisrezept wird vollkommen ohne Zucker hergestellt und ist entsprechend herb. Die Zutaten dafür können Sie im Garten oder auf Wiesen sammeln.
Zutaten für den Magenbitter:
- Blätter und Wurzeln von 5 Löwenzahnpflanzen
- 10 EL Schafgarbe
- Je 5 EL wilder Hopfen und Beifuß
- 1 l Alkohol 40 % (Korn, Schnaps, Wodka)
Zubereitung:
- Löwenzahn ausgraben und Blätter sowie Wurzeln abschneiden und gut reinigen. Im Anschluss die Wurzeln und Blätter trocken tupfen und klein schneiden.
- Beifuß, wilder Hopfen und Schafgarbe sammeln, reinigen und ebenfalls zerkleinern.
- Alle Zutaten in ein Gefäß abfüllen, welche gut verschlossen werden kann.
- Den Alkohol über die Kräuter geben, das Gefäß verschließen und kräftig schütteln.
- Der Magenbitter muss jetzt für mindestens vier Wochen bei Zimmertemperatur „reifen“. Die Flasche sollte dabei täglich geschüttelt werden, damit sich die Inhaltsstoffe der Pflanzen mit dem Alkohol vermischen können.
- Nach vier Wochen wird der Magenbitter durch ein Sieb und eine Filtertüte oder ein Baumwolltuch gefiltert und kann in schöne Flaschen abgefüllt werden.
Magenbitter aus Gartenkräutern
Nicht jeder findet wilden Hopfen oder Beifuß. Deshalb hier noch ein Magenbitter, der mit Kräutern aus dem eigenen Garten hergestellt werden kann.
Zutaten für den Kräuterschnaps:
- 3 Salbeizweige
- 2 Rosmarinzweige
- 2 Basilikumzweige
- 2 Majoranzweige
- 2 Pfefferminzzweige
- 1 Abrieb einer Bio Zitrone
- 1 TL Kamillenblüten
- 1 l Korn
Zubereitung:
- Herstellung des Magenbitters mit Kräuter aus dem eigenen Garten:
- Kräuter sammeln, waschen und trocken tupfen.
- Bio Zitrone waschen und Schale mit einem Sparschäler dünn abschälen.
- Anschließend die Kräuter sowie den Abrieb der Zitrone grob zerkleinern und in eine Gefäß mit Schraubverschluss füllen.
- Die Gartenkräuter mit Korn übergießen, das Gefäß verschließen und an einem dunklen und kühlen Ort mindestens vier Wochen ziehen lassen. Das Gefäß sollte mindestens einmal täglich gut geschüttelt werden.
- Nach einigen Wochen den Kräuterschnaps durch ein Sieb und ein Tuch abseihen, in eine schöne Flasche abfüllen und genießen oder verschenken.
TIPP: Wer keine Kamille zur Hand hat, kann auch einen Teebeutel Kamillentee aufschneiden und diesen in zu den Kräutern geben. Zudem kann der Magenbitter auch mit 200 g Rohrzucker gesüßt werden, wenn er zu bitter ist – so wird ein leckerer Kräuterlikör daraus, der die Verdauung ankurbelt.
Halbbitter – zwischen Kräuterschnaps und Kräuterlikör
Wird Zucker zugegeben, handelt es sich meist um einen Kräuterlikör oder eben einen Halbbitter. Wer die ganz bittere Variante nicht mag, hat hier die Möglichkeit, mit Gartenkräutern einen süffigeren Kräuterschnaps herzustellen.
Zutaten für den Halbbitter:
- 1 l Korn
- 400 ml Wasser
- 200 g Rohrzucker
- 40 g Minze
- 4 g Salbeiblätter
- 4 g Thymian
- 3 g Liebstöckelblätter
- 3 Lorbeerblätter
- 3 Gewürznelken
- 2 TL Fenchelsamen
- 1 Vanilleschote
- 1 Prise Anissamen
- 1 EL Kamillenblüten
- 1 Stange Zimt
- Abrieb einer Zitrone
Zubereitung des Halbbitters:
- Die Kräuter sammeln, waschen und trocken tupfen.
- Alle Kräuter nach und nach im Mörser zerkleinern und in ein großes Glas mit Schraubverschluss geben.
- Den Korn komplett hinzugeben, verschließen und gut schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe der Kräuter mit dem Korn vermischen können.
- Der Halbbitter sollte nun 5 Wochen an einem dunklen und kühlen Ort ziehen. Die Flasche wird dabei täglich geschüttelt.
- Nach fünf Wochen den Zucker und das Wasser in einem Topf aufkochen und erkalten lassen. Danach den Sirup in den Kräuterschnaps umfüllen und den Halbbitter nochmals für mindestens zwei Wochen ziehen lassen und täglich schütteln.
- Am Ende alles durch ein Sieb mit Baumwolltuch filtern und in eine saubere Flasche füllen.
TIPP: Je länger der Halbbitter zieht, desto besser wird er. Durch den Alkohol ist er nahezu ewig haltbar.
Wie Sie sehen, können Sie bei der Herstellung von Kräuterschnaps nichts falsch machen. Durch Zugabe von Zucker können Sie den Geschmack zudem deutlich beeinflussen. Seien auch Sie kreativ und stellen Ihren eigenen Kräuterschnaps her, den Sie selbst genießen oder verschenken können.