Haben Sie schon einmal vom Brauch des Ostergrassäens gehört? Nun ja, werden Sie vielleicht sagen, da sät man eben ein paar Grassamen, die dann zu Ostern wachsen. Wer darauf keine Lust hat, kauft sich grünes Kunstgras, das dann ins Nest gelegt wird. Trotzdem ist das Ostergrassäen eine schöne Idee, vor allem für Kinder. Ja, das ist es in der Tat, aber es gibt zum Ostergras viel mehr zu berichten, als Sie vielleicht denken mögen. Sehen wir uns das Ganze doch mal etwas genauer an, werfen wir einen Blick darauf, was das Gras symbolisieren soll und wie es gesät und gepflegt wird.
Ostergras – ein Steckbrief
Name: Ostergras
Alternativer Name: Wiesen-Lieschgras, Timotheegras
Botanischer Name: Phleum pratense
Familie: Süßgräser
Vorkommen: Europa, Asien, Sibirien, Azoren, Marokko, wächst bis in Höhen von 2.000 Metern
Blütezeit: Juni bis September
Verwandtschaft: Weizen, Hirse, Reis, Hafer, Hirse
Auch wenn das Wiesen-Lieschgras dem Gras sehr ähnlich sieht, wird es selten bis gar nicht in Rasenmischungen verwendet. Stattdessen wird das Gras bei Neuanlagen von Wiesen und Weiden bevorzugt und dient auch als Futterpflanze. Ebenso wird es als Vogel- und Katzengras angeboten.
Die Bedeutung des Ostergrassäens
Wann und wie der Brauch entstanden ist, das ist nicht bekannt. Man vermutet, dass er wohl aus Polen stammt. Auch ob er einst christlichen Ursprungs war, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dennoch kann das Ostergras als Symbol gesehen werden.
- Die Farbe Grün steht im christlichen Glauben für die Hoffnung, das Wachstum und das Leben. An Ostern ist Jesus auferstanden und hat ein neues Leben erhalten. Gleichzeitig symbolisiert es die Hoffnung auf bessere Zeiten und auf das Vertrauen, das wir in Gott setzen.
- Grün steht aber auch für den Frühling, für das Erwachen der Natur und die warme Jahreszeit. Der Winter ist vorbei, die Hoffnung auf gutes Wachstum und eine reiche Ernte überwiegt.
- Das Samenkorn, aus dem das Ostergras sprießt, hat ebenfalls die Bedeutung der Auferstehung, also genau das Ereignis, das wir an Ostern feiern. Schon der Apostel Paulus von Tarsus hat das Samenkorn mit der Auferstehung verglichen, das zuerst in der Erde zerfällt, ehe etwas Neues daraus entsteht.
- Ein weiterer Brauch ist es, an Ostern rote Eier ins Ostergras zu legen. Die rote Farbe soll dabei das Blut Christi symbolisieren, der an Karfreitag gekreuzigt wurde.
- In der Regel sind es aber bunte Eier, die ins Ostergras gelegt werden. Doch auch diese haben eine Bedeutung, vor allem in der katholischen Kirche: Von Aschermittwoch bis Ostern ist Fastenzeit, in der kein Fleisch, aber auch keine Eier gegessen werden dürfen. Während dieser Zeit wurden früher allerdings Eier haltbar gemacht, indem man sie hartgekocht hatte. Um nun unterscheiden zu können, wie alt die Eier bereits sind, wurden sie unterschiedlich gefärbt. Am Ostersonntag, als man endlich wieder Eier essen durfte, waren somit verschiedenfarbige vorhanden.
Ostergras säen und pflegen
Ostergras wächst relativ schnell. Wer in seinem Osternest eine Grashöhe von 10 bis 15 Zentimetern erreichen möchte, der sollte rund 3 Wochen vor dem Osterfest die Samen ausbringen. Und so geht´s:
- Suchen Sie sich ein passendes Gefäß aus. Dies kann ein herkömmlicher Blumentopf ebenso sein, wie eine flache Schale oder ein tiefer Teller.
- Als Substrat können Sie herkömmliche Pflanzenerde verwenden. Geben Sie diese in das Gefäß, wobei sie mindestens eine Höhe von 5 Zentimetern erreichen sollte, damit die Pflänzchen nicht umkippen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Samen auf Watte oder Polstervlies auszubringen.
- Wenn Sie in Erde aussäen, dann streuen Sie die Samen breitwürfig auf die Oberfläche und bedecken Sie diese nicht mit Erde, denn es handelt sich hierbei um Lichtkeimer. Anschließend gut angießen. Damit keine Staunässe entsteht, sollte das Gefäß ein Loch im Boden haben.
- Wenn Sie Watte oder Vlies verwenden wollen, wird der Untergrund so gewässert, dass er sich komplett vollsaugt. Danach werden die Samen auf dem Untergrund verteilt.
- Stellen Sie die Ostergrassamen nun an einen hellen Standort, die Temperatur sollte zwischen 15 und 20 Grad liegen.
- Gießen Sie täglich, damit die Samen ausreichend Wasser erhalten. Denken Sie daran, dass bei Erde das Wasser ablaufen können muss, bei Watte oder Vlies der Untergrund nicht in Wasser stehen darf.
- Nach wenigen Tagen zeigen sich die ersten Keimlinge, nach rund 3 Wochen ist das Gras auf eine Höhe von 10 bis 15 Zentimeter angewachsen.
Verwenden können Sie für Ostergras neben dem genannten Wiesen-Lieschgras auch Sommergerste, Dinkel, Roggen, Schnittlauch und Kresse. Während Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel ähnliche Eigenschaften bieten, braucht Schnittlauch etwa eine Woche länger, um die gewünschte Höhe zu erreichen. Kresse hingegen ist bereits nach einer Woche gewachsen.
Schnittlauch kann nach Ostern als Gewürz in der Küche verwendet werden und wächst immer wieder nach. Kresse hingegen können Sie nur einmal ernten. Alle anderen Gräser sind als Futter für Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen oder Katzen geeignet.
Deko-Ideen mit Ostergras
Mit Ostergras kann man so einiges anstellen. Hier noch 3 Ideen, wie Sie mit Ostergras Ihre Wohnung dekorieren können.
Das Ostergras-Nest
Ein Osternest ist am schönsten, wenn es aus einem Körbchen besteht. Dazu kleiden Sie das Körbchen mit Plastikfolie aus, geben dort die Erde bzw. die Watte/das Vlies hinein und säen wie oben beschrieben aus. Da das Gießwasser hier nicht ablaufen kann, sollten Sie die Erde am besten mit einem Zerstäuber regelmäßig benetzen, so kann keine Staunässe entstehen. Ist das Körbchen etwas höher, können Sie auch eine kleine Drainage (ca. 2 cm) aus Kieselsteinchen oder Sand einfügen. An Ostern werden dann in das Osternest die Eier gelegt. Gerne können Sie auch künstliche Ostereier an Stäben in die Erde stecken.
Die Ostergras-Vase
Hierbei wird eine Vase mit einem Durchmesser von mindestens 15 und einer Höhe von mindestens 30 Zentimetern genommen. Geben Sie mehrere Zweige, beispielsweise von Palmkätzchen, Forsythien, Kirschen, Birken oder Korkenzieherhasel in die Vase. Nicht zu viele, damit zwischen den Zweigen noch Platz bleibt. Füllen Sie die Vase nun mit Perlit zu rund drei Vierteln auf. Sie können statt Perlit auch Erde nehmen, diese ist allerdings auf die Masse gesehen schwerer. Nun wird der Rest mit Erde aufgefüllt und die Samen werden, wie oben beschrieben, ausgesät. Hat das Gras die gewünschte Höhe erreicht, können Sie die Zweige mit Ostereiern behängen.
Die Ostergras-Eier
Ostergras und Eier, das passt ja perfekt zusammen! Dazu brauchen wir Hühnereier, die wir mit einem Messer im oberen Drittel komplett öffnen, aber bitte vorsichtig, damit nach unten hin keine Sprünge entstehen. Danach wird das Ei geleert, mit Wasser ausgespült und getrocknet. Füllen Sie nun in das oben offene Ei Erde und säen Sie die Samen für das Ostergras wie oben beschrieben aus. Um die Eier noch lustiger zu gestalten, können Sie die Schale mit Gesichtern bemalen und an den Seiten große Hasenohren aus Papier ankleben. Bis das Ostergras die richtige Höhe hat, geben Sie die Eier am besten in einen Eierkarton. An Ostern ziehen die Ostergras-Eier dann in einen schönen Eierbecher um und zieren Tische, Regale oder Fensterbretter.