Weltweit gibt es rund 30.000 Pflanzen, die man essen kann. Davon sind allerdings nur etwa 150 für unsere Ernährung relevant. Denkt man an essbare Pflanzen, kommen einem in erster Linie Obst, Gemüse, Salate, Kräuter und Pilze in den Sinn. Doch auch zahlreiche andere, die wir vielleicht nur als Zier- oder Wiesenpflanze kennen, können gegessen werden und sind sogar sehr schmackhaft. Wer Pflanzen essen möchte, sollte genau wissen, um welche es sich handelt, denn Verwechslungen können gefährlich, ja sogar tödlich enden. Wir stellen Ihnen hier 10 essbare Pflanzen und ihre giftigen Doppelgänger vor.
Bärlauch vs. Maiglöckchen
Bärlauch kann zwar direkt im Garten ausgesät und angepflanzt werden, er wächst aber auch in lichten Auenwäldern und wird dort nicht selten gesammelt. Wenn sich Ende März, Anfang April die ersten zarten Blätter zeigen, beginnt die Bärlauchsaison, die etwa 6 bis 8 Wochen dauert. Am Ende der Wachstumsperiode bilden sich weiße Blütenstände.
Maiglöckchen kommen in der freien Natur vor allem in Laubwäldern, hier besonders in Buchenwäldern vor. Auch auf Wiesen ist die Pflanze zu finden. Sie beginnt ab Mitte April auszutreiben und bildet als Blüten kleine weiße Glocken.
Unterscheidungsmerkmale: Zu Verwechslungen kommt es vor allem bei den jungen Blättern, die sich sehr ähnlich sehen. Ein Unterschied ist auf den Blattunterseiten zu erkennen, dort sind die Blätter des Bärlauchs nämlich matt. Um sicher zu gehen, dass es sich um Bärlauch und nicht um Maiglöckchen handelt, sollten Sie die Blätter in ihren Fingern zerreiben. Nehmen Sie einen Knoblauchgeruch wahr, ist es Bärlauch, ansonsten Finger weg!
Giftigkeit: Der Verzehr von Maiglöckchen kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und letztlich zum Kreislaufkollaps und Herzstillstand führen.
Heidelbeere vs. Tollkirsche
Vor allem der Wald ist die Heimat der Heidelbeere. Die Büsche wachsen besonders gut in Moorwäldern und auf Moorwiesen, da die Pflanze einen sauren Boden braucht. Auch in Kiefern- und Fichtenwälder ist sie zu finden. Die kleinen blauen Beeren werden ab Juli reif und können bis in den August hinein geerntet werden.
Am Waldrand, aber auch in lichten Laub- und Nadelwäldern ist die Tollkirsche zuhause. Auch ihre Beeren sind gegen Ende Juli reif und bleiben bis in den Oktober an der Pflanze. Die Tollkirsche kann bis zu 1,5 Meter hoch werden.
Unterscheidungsmerkmale: Schon allein der Standort und die Höhe der Pflanzen sollten einen ersten Unterschied erkennen lassen, wenngleich auch Heidelbeeren stattliche Höhen erreichen können. Auch die Früchte sind relativ gut zu unterscheiden. Tollkirschen sind dunkler als Heidelbeeren, zudem sind sie glatt rund, während Heidelbeeren abgeplattet sind. Während die Blüten der Heidelbeeren an den Blattachseln sitzen, besitzt die Tollkirsche einen Stiel.
Giftigkeit: Die Tollkirsche war 2020 Giftpflanze des Jahres. Bei Verzehr kann es zu Hautrötungen, trockenen Schleimhäuten und Überhitzung kommen. Weitere Vergiftungserscheinungen sind Unruhe, Bewegungsdrang, großer Durst, Halluzinationen, Verwirrtheit und Krämpfe. Auch erweiterte Pupillen sind festzustellen. Tollkirschen können schon in kleinen Mengen tödlich sein.
Schafgarbe vs. Gefleckter Schierling
Es gibt wohl kaum eine Wiese, auf der die Schafgarbe nicht zu finden ist. Ihre Blütezeit liegt zwischen Juni und September. Dann entwickelt sie weiße Dolden, die einen angenehm würzigen Geruch verströmen.
Auch der Gefleckte Schierling bildet weiße Dolden, die sich von Juni bis August zeigen und in der freien Natur sehr oft vorkommen. Er kann nicht selten Größen von bis zu 2 Metern erreichen.
Unterscheidungsmerkmale: Wenn man sich die Pflanzenstängel betrachtet, dann fällt beim Gefleckten Schierling sofort auf, dass dieser nicht nur gefleckt, sondern auch rund, glatt und glänzend und in den meisten Fällen dicker ist. Bei der Schafgarbe zeigt sich der Stängel dagegen relativ kantig und ist im oberen Bereich behaart.
Giftigkeit: Der Gefleckte Schierling ist eine der giftigsten Pflanzen auf der Welt, bei Verzehr kommt es zu einem erhöhten Speichelfluss und Brennen im Mund, gefolgt von Schluckbeschwerden und Lähmungen der Zunge. Weitere Merkmale sind Schweißausbrücke, Erbrechen und Durchfall. Durch eine Atemlähmung kann es bereits nach 30 Minuten zum Tod kommen.
Sauerampfer vs. Aronstab
Sauerampfer wird bereits seit dem Altertum verwendet. Auch heute wird er noch immer gesammelt und ist fester Bestandteil von Wildwiesen. Er kann von Mai bis August geerntet werden und ist vor allem aufgrund seines säuerlichen Geschmacks, der von der in der Pflanze befindlichen Oxalsäure herrührt, sehr beliebt. Er blüht von Mai bis August und zeigt dabei kleine, sehr unscheinbare rote Blüten.
Bei uns heimisch ist der Gefleckte Aronstab, der sich in lichten Laubmischwäldern wohlfühlt. Im April und Mai bildet er eine stabähnliche Blüte. Dabei wächst aus einem Hochblatt, der sogenannten Spatha, ein Kolben empor.
Unterscheidungsmerkmale: Schon aufgrund des Standortes sollte es eigentlich nicht zu einer Verwechslung kommen. Allerdings sehen sich beide Pflanzen kurz nach dem Blattaustrieb sehr ähnlich. Achten Sie vor allem auf die Blattspitzen, die beim Sauerampfer spitz zulaufen, beim Aronstab aber schwalbenförmig sind. Sobald die Pflanzen ihre sehr unterschiedlichen Blüten zeigen, ist die Unterscheidung kein Problem mehr.
Giftigkeit: Schon beim Kontakt mit der Haut kann es zu Rötungen, Blasenbildungen und Taubheitsgefühl kommen. Werden die Blätter des Aronstabes verzehrt, können Vergiftungserscheinungen in Form von Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Krampfanfälle auftreten.
Schwarzer Holunder vs. Zwergholunder
Der Schwarze Holunder gehört zu den am häufigsten vorkommenden Sträuchern in Mitteleuropa. Er wächst vor allem an Waldrändern und im Unterholz buschartig und erreicht Höhen von 5 bis 7 Metern. Von Mai bis Juli zeigt er seine weißen Blütendolden. Erntereif sind die schwarzen Beeren, die als Rispen wachsen, im August und September.
Der Zwergholunder ist eher als Staude zu sehen und wird gerade einmal 1,5 Meter hoch. Zu finden ist er vor allem an Weg- und Waldrändern, an Böschungen, Gräben und Wiesen. Er blüht von Juni bis August ebenfalls in weißen Blütendolden und entwickelt danach schwarze Beeren.
Unterscheidungsmerkmale: Das erste Merkmal sind die Stiele und Zweige, die beim Schwarzen Holunder verholzen, beim Zwergholunder nicht. Auch an den Blütendolden können Sie die beiden Pflanzen gut auseinanderhalten. Während die Blüten und Beeren beim Schwarzen Holunder hängend wachsen, sind sie beim Zwergholunder aufrecht. Gerne können Sie auch die Geruchsprobe machen, denn der Zwergholunder riecht unangenehm.
Giftigkeit: Zwergholunder ist zwar giftig und führt bei Verzehr zu Erbrechen und Durchfall, laut Informationszentrale gegen Vergiftungen regelt sich eine solche Vergiftung von selbst, weswegen keine Behandlung erforderlich ist.
Ackerminze vs. Poleiminze
Die Ackerminze, die die wilde Form der Pfefferminze ist, kann überall wachsen und ist auf Wiesen ebenso zu finden, wie auf Feldern und an Waldrändern. Von Juni bis Oktober zeigen sich ihre violetten Blüten, die sich in den Blattachseln befinden.
Die giftige Poleiminze bevorzugt vor allem wassernahe Bereiche und wächst nicht selten in Überschwemmungsgebieten. Auch sie blüht violett und zwar von Juli bis September.
Unterscheidungsmerkmale: Während die Poleiminze Ähren an ihren Spitzen bildet, tut das die Ackerminze als einzige Minzart nicht. Weiterhin können Sie einen Unterschied bei den Blättern feststellen. Die Ackerminze besitzt behaarte und gezahnte Blätter, bei der Poleiminze sind keine Haare zu finden, der Blattrand ist relativ glatt. Wenn Sie die Blätter in der Hand zerreiben, ist der Geruch bei der Poleiminze deutlich stärker ausgeprägt.
Giftigkeit: Nach dem Verzehr der Poleiminze treten – je nach Konsummenge – Erbrechen, erhöhter Blutdruck und Lähmungserscheinungen auf. Bei großen Mengen kann die Atmung aussetzen.
Gewöhnlicher Beifuß vs. Blauer Eisenhut
Beifuß kommt in Deutschland vor allem im Süden vor und ist dort besonders auf Wiesen, an Wegrändern, auf Bahndämmen und an Waldrändern und sogar in Höhenlagen von über 1.600 Metern zu finden. Von Juli bis September blüht er und zeigt dann seine gelben, weißen und braunen Blüten. Vor allem seine Blätter können zahlreiche Gerichte verfeinern.
Der Blaue Eisenhut fühlt sich besonders in lichten Wäldern und an Bachufern wohl. Er blüht im Juli und August und erfreut uns mit seinen markanten blau-violetten Blüten.
Unterscheidungsmerkmale: Spätestens wenn die beiden Pflanzen zu blühen beginnen, sollte keine Verwechslung mehr möglich sein. Davor muss man bei den Blättern genauer hinsehen. Sofern die Blätter an der Pflanze wechselständig angebracht sind, sprich, wenn diese versetzt am Stiel wachsen, handelt es sich um den Blauen Eisenhut. Außerdem sind die oberen Blätter kleiner als die unteren.
Giftigkeit: Der Blaue Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen auf der Welt. Vergiftungen beginnen mit einem Brennen im Mund, das sich auf den ganzen Körper ausbreitet. Gefolgt von Gefühllosigkeit, Erbrechen und Durchfall, Sehstörungen, Muskellähmungen, Wesensveränderungen, Kollaps und Herzrhythmusstörungen. Schon geringe Mengen können zum Tod durch Atemlähmung führen.
Märzveilchen vs. Gewöhnlicher Haselwurz
Das Märzveilchen ist vor allem an Wegrändern, auf Wiesen und in Gebüschen zu finden. Es blüht im März und April vor allem in dunklen Violetttönen. Die Blüten können gegessen werden und sind vor allem als Deko in Salaten gerne genommen. Aber auch als Arzneipflanze ist das Märzveilchen bekannt.
Auch die Gewöhnliche Haselwurz blüht im März und April, seine Blüten zeigen allerdings in den Farben Rot und Braun. Die Pflanze ist besonders an schattigen Stellen auch wild zu finden und wächst vor allem in Wäldern und an Waldrändern.
Unterscheidungsmerkmale: Sobald sich die Blüten zeigen, sollte eine Verwechslung ausgeschlossen sein. Unterscheiden lassen sich die beiden Pflanzen aber auch an den Blättern. Während das Märzveilchen fein behaarte und am Rand gekerbte Blätter besitzt, glänzen die Blätter der Gewöhnlichen Haselwurz und haben einen roten Rand. Werden die Blätter in der Hand zerrieben, wird ein pfefferartiger Geruch freigesetzt.
Giftigkeit: Bei Verzehr kann es zu Brennen im Mund, gefolgt von Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen mit Durchfall kommen. Bei zu großen Mengen sind Atemlähmung und Tod möglich.
Wiesenchampignon vs. Kegelhütiger Knollenblätterpilz
Der Wiesenchampignon ist vor allem auf Wiesen und Weiden, aber auch in zahlreichen Gärten zu finden. Er wächst von Juni bis Oktober und gehört zu den beliebtesten Speisepilzen.
Der Kegelhütige Knollenblätterpilz wächst vor allem in Nadelwäldern, ist aber auch in Laubwäldern zuhause und kommt sogar in Parkanlagen vor. Er zeigt sich von Juli bis Oktober.
Unterscheidungsmerkmale: Besonders wenn die Pilze noch klein und jung sind, können sie schnell mal verwechselt werden. Daher sollten Sie sie gut ansehen und auch umdrehen. Denn ein Merkmal sind die Lamellen, die beim Champignon rosa bis braun sind, beim Knollenblätterpilz weiß. Achtung: Ist der Champignon noch sehr jung, können die Lamellen ebenfalls weiß sein. Unverkennbar ist aber die sogenannte Hülle, die beim Kegelhütigen Knollenblätterpilz am Stiel zu finden ist. Dazu muss der Pilz vorsichtig aus der Erde herausgedreht werden. Eine solche Hülle ist beim Wiesenchampignon nicht zu finden.
Giftigkeit: Das Gift im Kegelhütigen Knollenblätterpilz kann tödlich sein – je nach verzehrter Menge. Symptome einer Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, später kann es zum Leberversagen kommen. Besonders tückisch ist, dass die Symptome erst viele Stunden nach dem Verzehr eintreten und das Leberversagen nach mehreren Tagen zu erwarten ist.
Stockschwämmchen vs. Gifthäubling
Stockschwämmchen zählen zu den schmackhaftesten Pilzen die es gibt. Sie wachsen von Mai bis Dezember an totem Holz, das sich in Laub- und Nadelwäldern befindet und treten dort in größeren Gruppen auf.
Auch der Gifthäubling zeigt sich an Baumstümpfen und wächst dort von Frühling bis in den Spätherbst hinein. Meist kommt er auf Nadelhölzern vor, weswegen er früher den Namen Nadelholzhäubling erhalten hat. Doch mittlerweile weiß man, dass er auch immer wieder auf Stämmen von Laubbäumen wächst.
Unterscheidungsmerkmale: Die Unterscheidung dieser beiden Pilze ist besonders schwierig, denn oberflächlich sehen sie identisch aus. Einzig am Stiel ist zu erkennen, welcher giftig und welcher essbar ist. Das Stockschwämmchen besitzt am Stiel kleine Schuppen, während der Gifthäubling unter der Manschette weiße Fasern bildet.
Giftigkeit: Der Gifthäubling ist tödlich giftig, bereits 100 Gramm können zum Tod führen. Auch hier treten die ersten Erscheinungen erst rund 12 Stunden nach dem Konsum auf. Anzeichen sind Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Abfall des Blutdrucks und Anstieg des Pulses. In der Folge kann die Leber versagen und der Tod eintreten.
Zum Schluss: Sammeln und verzehren Sie bitte keine Pflanzen, die Sie nicht zu 100 Prozent kennen. Schon kleinste Mengen können schwere Schäden und sogar den Tod verursachen. Stellen Sie nach dem Verzehr ungewöhnliche Anzeichen fest, suchen Sie bitte sofort einen Arzt auf.