Orchideen gehören zu den schönsten und beliebtesten Zimmerpflanzen überhaupt. Wenn man sich ansieht, dass es weltweit bis zu 30.000 Orchideensorten gibt – Züchtungen noch nicht dazugerechnet – stellt man sich berechtigt die Frage, warum sollte man Orchideen färben wollen. Bei dieser Vielfalt sind ja wohl alle Farben irgendwie zu finden. Alle zwar nicht, aber die Auswahl ist doch riesengroß. Allerdings muss man bedenken, dass es nur eine kleine Anzahl an Sorten gibt, die man hierzulande kaufen kann. Und dann wird die Farbauswahl schon deutlich eingeschränkt.
Am häufigsten angeboten: die Phalaenopsis
Wenn man durch Gartencenter oder Baumärkte schlendert, findet man die Phalaenopsis unter Garantie! Diese Orchidee, die auch als Nachtfalterorchidee bekannt ist, ist wohl die Sorte, die am häufigsten angeboten wird. Und hier kommen auch gleich die Farben ins Spiel. Denn wir sind uns ziemlich sicher, dass Sie die Phalaenopsis bereits in zahlreichen Farbgebungen gesehen haben: rote, violette, rosafarbene, weiße, orangefarbene, grüne und sogar blaue Orchideen sind im Angebot. Doch nicht bei allen ist die Farbe auch natürlich. Denn gerade orangefarbene, grüne und vor allem blaue Orchideen sind gefärbt. Wer sich eine solche Pflanze kauft, der muss wissen, dass mit neuen Blüten die gefärbten Blütenblätter nicht mehr erscheinen, sondern die Blume ihre Originalfarbe präsentiert. In der Regel ist dies Weiß. Aber: Sie können sie selbst färben, wenn Sie das möchten.
Wenn Züchter färben …
… dann tun sie das in der Regel auf zwei Arten:
- Farbstoff in die Pflanze injizieren
Mit dieser Methode erhalten die Blüten eine intensive Farbgebung. Das Injizieren ist nicht ungefährlich für die Pflanze, da Wunden entstehen und dadurch Krankheitserreger eindringen können. Wunden werden daher mit Wachs verschlossen, um die Pflanzen zu schützen. Für die Injektion werden spezielle Farbstoffe verwendet. Der Kunde bemerkt diese Art der Färbung vor allem am Preis, denn eine blaue Orchidee kann bis zu 40 Euro kosten.
- Blütenblätter direkt einfärben
Wenn die Orchideenblüte unterschiedliche Farbnuancen aufweist, dann werden die Blütenblätter in der Regel direkt eingefärbt. Auch hierfür verwenden Züchter spezielle Farben. Achtung: Da diese Farben nur oberflächlich auf die Blüten aufgetragen werden, können sie sich, beispielsweise wenn sie nass werden, entfärben. Diese Art der Färbung ist günstiger, Orchideen, die mit dieser Methode behandelt werden, bekommen Sie bereits ab ca. 15 bis 20 Euro. Übrigens: Werden Ihnen Orchideen angeboten, deren Blütenblätter einen satten, gleichmäßigen Farbton besitzen, dann seien Sie vorsichtig. Windige Händler versuchen gerne mal mit der Sprühdose die Blüten zu färben.
Handelt es sich um seriöse Händler bzw. Züchter, dann können Sie davon ausgehen, dass die verwendeten Farben für Blume und Umwelt nicht schädlich sind.
Orchideen selber färben
Kommen wir aber nun zu der alles entscheidenden Frage, wie Sie Orchideen selbst färben können. Ob dies tatsächlich nötig ist oder nicht, lassen wir dahingestellt, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Bevor wir uns das aber genauer ansehen, noch ein Wort zu den Farben, die Sie verwenden sollten. Der Züchter wird dafür spezielle Farben verwenden, auf die ein Patent besteht. Für den Privatgebrauch sind entweder Lebensmittelfarben (kein Pulver, sondern flüssige Farben) oder Tinte auf Wasserbasis ideal. Andere Tinten sollten nicht zum Einsatz kommen, da sie die Pflanzenbahnen verstopfen können. Auch Wasserfarben sind kaum geeignet, da diese in der Regel nicht den gewünschten Effekt erzielen und keine intensive Färbung entsteht.
Färbung durch Injektion/Infusion
Diese Methode ist die effektivste und langanhaltendste, aber auch die aufwändigste und komplizierteste. Sorgfältiges Arbeiten ist ganz besonders wichtig, damit die Orchidee keinen Schaden nimmt. Um Farbe in die Blume zu injizieren benötigen Sie ein Infusionsbesteck, einen Infusionsflasche und Farbe, wobei sich am besten wasserlösliche Lebensmittelfarbe eignet. Und schon kann es losgehen:
- Arbeiten Sie immer mit sauberen Händen, idealerweise mit Einmalhandschuhen und mit einer sauberen Injektionsnadel, um die Orchidee nicht nachhaltig zu schädigen.
- Die flüssige Lebensmittelfarbe wird in die Infusionsflasche gefüllt. Tabletten oder Pulver sind ungeeignet, da dies zu Verstopfung führen kann.
- Die Infusionsflasche so neben der Orchidee aufhängen, dass sie sich etwas höher befindet. Dadurch wird ein höherer Fließdruck erreicht.
- Die Injektionsnadel wird nun in einen Blütentrieb gestochen, die Nadel sollte dabei immer nach unten zeigen. Achtung: Durchstechen Sie den Trieb nicht!
- Fixieren Sie die Nadel vorsichtig am Trieb, damit sie sich nicht lösen kann.
- Verbinden Sie das Infusionsbesteck nun mit der Infusionsflasche.
- Drehen Sie am Rädchen des Infusionsbestecks, damit die Lebensmittelfarbe in die Orchidee fließen kann.
Diese Methode wird so lange durchgeführt, bis die Knospen den gewünschten Farbton angenommen haben. Alternativ können Sie auch einfach eine Spritze verwenden. Dort hinein wird die Lebensmittelfarbe gegeben und dann vorsichtig in die Pflanze injiziert. Da so weniger Farbe in die Pflanze gelangt, kann es sein, dass sie die Prozedur mehrmals wiederholen müssen.
Färbung über das Wasserbad
Orchideen sollten im Schnitt einmal in der Woche getaucht werden. Bei dieser Prozedur können Sie Ihre Orchideen gleich färben – und zwar über das Tauchwasser.
- Das Wasserbad mit Lebensmittelfarbe oder Tinte versehen.
- Orchideen aus dem Topf und somit auch aus der Orchideenerde nehmen (mit Erde ist es ebenfalls möglich, dann nimmt die Pflanze die Farbe aber nicht so schnell bzw. nicht so intensiv an).
- Orchidee für mehrere Stunden ins Wasserbad geben, wobei die Wurzeln vollständig eingetaucht werden sollten. Je nach gewünschter Intensität dauert die Tauchaktion mehrere Stunden, also immer wieder mal kontrollieren.
Danach die Orchidee wieder mit Erde versehen und ab in den Topf.
Manche Orchideenbesitzer tauchen ihre Blumen nicht, sie gießen sie. Aus diesem Grund befinden sich Orchideen auch in größeren Töpfen, damit das Wasser abfließen kann und die Wurzeln nicht dauerhaft im Feuchten stehen. Über das Gießwasser kann die Färbung ebenfalls stattfinden, allerdings dauert es hier entsprechend länger, da sich die Wurzeln nicht komplett vollsaugen können.
Färbung durch Tauchen
Moment … Tauchen hatten wir doch gerade. Richtig, doch hier ist nicht das Tauchen der Wurzeln gemeint, sondern der Blüten. Auch das ist möglich, wenn es auch sehr langwierig ist und die Farbgebung wohl nicht besonders intensiv wird. Bei dieser Methode werden die Blüten kopfüber in das farbige Wasserbad getaucht. Wer es geduldig immer und immer wieder tut, der wird irgendwann eine Farbveränderung feststellen, die – wie geschrieben – nur gering ausfällt.
Färbung abgeschnittener Blütenstiele
Wenn Sie Orchideen gerne als Schnittblume in die Vase stellen, dann können Sie die Blüten auf zwei Arten färben:
- Geben Sie farbiges Wasser in die Vase und stellen Sie die Blüten hinein. Die Farbe wird in relativ kurzer Zeit von den Blüten angenommen.
- Besprühen Sie die Blüten mit Lackfarbe oder Blumenfarbe. Dabei können Sie die Färbung gut selbst steuern.
Da die Blütenstiele sowieso abgeschnitten wurden, wird die eigentliche Pflanze nicht geschädigt. Denken Sie aber daran, dass diese Möglichkeit nur ein kurzes Schauspiel bietet, Orchideen in der Vase halten in der Regel nur 2 bis 4 Wochen.