Irgendwann kamen sie auf, meist weiß man gar nicht, warum dies geschah und oft sind sie bis heute in den Köpfen eingebrannt – Gartenirrtümer halten sich meist hartnäckig. Wir möchten einige dieser Irrtümer genauer unter die Lupe nehmen und sehen, ob denn etwas Wahres dran ist. Dieses Mal geht es um die Wurzeln von Kletterpflanzen und ob diese Hauswände beschädigen können, um Wacholderbeeren, die eigentlich keine Beeren sind, um Obstbäume, die unbedingt einen zweiten Baum zum Befruchten brauchen und um Gewürzpflanzen, die nur an warmen und trockenen Standorten wachsen.
Kletterpflanzen beschädigen Hauswände
Es sieht schon toll aus, wenn Rank- und Kletterpflanzen Hausfassaden erklimmen und so für eine einzigartige Optik sorgen. Besonders gerne werden Pflanzen wie der Wilde Wein genommen, der nicht nur schnell wächst, er verwandelt die Hausfassade vor allem im Herbst in ein leuchtend buntes Blättermeer. Der Vorteil dabei ist, dass der Wilde Wein sogenannte Haftwurzeln ausbildet und sich somit selbst an der Hausfassade festhalten kann. Auch der Efeu wird gerne genommen, er ist zwar nicht bunt, dafür aber immergrün. Andere Kletterpflanzen wie etwa die Clematis oder Kletterrosen benötigen dagegen Rankhilfen, die extra an den Hauswänden angebracht werden müssten.
Zwar ist es praktisch, wenn Kletterpflanzen sich durch Haftwurzeln selbst festhalten können, doch das kann die Hauswände nachhaltig schädigen. Oder doch nicht? Wie bei vielen anderen Gartenirrtümern ist auch hier ein gewisser Wahrheitsgehalt dabei, pauschalieren kann man es aber nicht. Denn es kommt auf die Hauswand an.
Hauswände kontrollieren
Die Haftwurzeln selbst fügen der Hauswand nämlich keinen Schaden zu. Erst wenn die Wurzeln in Spalten oder Risse an den Wänden eindringen können und somit unter den Putz gelangen, sind Schäden vorprogrammiert, denn dann kann der Putz abplatzen bzw. die Wurzeln weiter ins Mauerwerk eindringen. Das bedeutet, dass Sie vor der Begrünung mit Kletterpflanzen die Hauswand penibel genau in Augenschein nehmen sollten, um Schäden zu vermeiden. An einer Hauswand ohne Schäden werden sich die Haftwurzeln somit nur oberflächlich festhalten.
Möchten Sie die Hauswand irgendwann von der Kletterpflanze wieder befreien, dann werden die Triebe abgeschnitten. Die Wurzeln und Rindenreste, die dann noch an der Hauswand „kleben“, sollten Sie gut mit Wasser befeuchten, denn dann lassen sie sich relativ leicht mit einer Bürste entfernen.
Vorteile einer Fassadenbegrünung
Neben der tollen Optik bietet das Begrünen der Fassade mit Kletterpflanzen weitere Vorteile:
- Das Gebäude heizt sich durch den dichten Blätterwuchs weniger stark auf, wodurch die Temperaturen im Innern weitaus angenehmer sind.
- Folgekosten wie etwa für Klimaanlangen können dadurch niedriger ausfallen.
- Kletterpflanzen halten Niederschläge von den Hauswänden fern, wodurch sich Verschmutzungen leichter festsetzen könnten.
- Besonders Efeu wird gerne genommen, da die Pflanze pflegeleicht ist und sie in der Regel weder gegossen noch gedüngt werden muss und auch auf nähstoffarmen Böden gut wächst.
Wacholderbeeren sind die Beeren des Wacholderbusches
Viele von uns haben Wacholderbeeren zuhause im Gewürzregal stehen. Sie verfeinern zum Beispiel Sauerkraut, Pasteten, Sauerbraten oder auch Wildgerichte. Wohl kaum einer stellt in Frage, dass es sich bei Wacholderbeeren um Beeren handelt. Was sollte es auch sonst sein? OK, dann wollen wir Sie mal aufklären. Denn Wacholderbeeren sind zwar die Früchte des Wacholderstrauches, aber eben keine Beeren. Nimmt man es ganz genau, dann sind Wacholderbeeren Zapfen. Und das kommt so:
Wacholderpflanzen gehören zu den Zypressengewächsen, die wiederum zu den Koniferen und Koniferen sind, wie wir wissen, Nadelgehölze. Um sich fortzupflanzen entwickeln Nadelbäume im Laufe der Zeit Zapfen. Wir kennen diese vor allem von Tannen oder Fichten. In diesen Zapfen befinden sich die Samen, die der Fortpflanzung dienen. Beim Wacholder ist es anders. Hier liegen die Samen nicht frei, sondern werden nach der Befruchtung von den Zapfenschuppen eingeschlossen. Diese Zapfenschuppen verdicken sich und werden fleischig – die sogenannte Wacholderbeere entsteht.
Die Wacholderbeere ist also die Frucht des Wacholderbusches, aber eben keine Beere im eigentlichen Sinn. Wenn Sie in Ihrem Garten gerne einen Wacholderstrauch pflanzen möchten, um irgendwann Wacholderbeeren selbst zu ernten, dann rechnen Sie damit, dass es einige Jahre dauert, bis sich die Beeren, pardon, die Zapfen entwickeln. Achten Sie außerdem darauf, dass Sie eine weibliche Pflanze kaufen, denn nur dort bilden sich auch die Früchte.
Obstbäume müssen immer zu zweit gepflanzt werden
Wie das mit den Bienen und Blumen ist, das wissen Sie: Blume lockt Biene an, Biene kommt, Pollen bleibt an Biene hängen, Biene fliegt zur nächsten Blume und streift Pollen ab, Blume wird bestäubt. Es ist schon toll, wie die Natur dieses System eingerichtet hat. Neben der Insektenbestäubung gibt es aber auch die Fremdbestäubung, die Windbestäubung und die Selbstbestäubung. Nachdem es sich hier nun um Obstbäume dreht, stellt sich die Frage, wie diese befruchtet werden.
Selbstbefruchter
Es gibt Obstbäume, die sich selbst befruchten können. Das heißt: Insekten oder der Wind tragen den Pollen von einer Blüte des Baumes auf die nächste Blüte. Dadurch werden die Blüten bestäubt und können Früchte bilden. Zu den Selbstbefruchtern unter den Obstbäumen gehören unter anderem:
- Aprikosen
- Sauerkirschen
- Mirabellen
- Nektarinen
- Pfirsiche
- Pflaumen (zum Teil)
- Quitten
- Trauben
Für all diese Obstgewächse wird keine zweite Pflanze benötigt, sie können also allein im Garten stehen und tragen zuverlässig Früchte.
Fremdbefruchter
Bei einer Fremdbestäubung werden Pollen gleicher Art, aber unterschiedlicher Sorten benötigt. Das bedeutet, dass man beispielsweise einen Apfelbaum der Sorte Golden Delicious und einen der Sorte Cox benötigt, um zuverlässig ernten zu können. Zwei Apfelbäume der gleichen Sorte würden nicht funktionieren. Die Bestäubung erfolgt dann durch Insekten oder den Wind. Zu den Fremdbefruchtern gehören zum Beispiel:
- Äpfel
- Birnen
- Kirschen
- Pflaumen (zum Teil)
Von den genannten Obstarten wird somit immer eine zweite Pflanze unterschiedlicher Sorte benötigt. Das heißt aber noch nicht, dass Sie zwei Bäume in Ihren Garten setzen müssen. Denn wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft ebenfalls Obstbäume zu finden sind, reicht dies aus. Den Rest erledigen Insekten und der Wind. Nur wenn Sie rundum keine weiteren Obstbäume ausfindig machen können, sollten Sie zwei in Ihren Garten setzen, damit Ihre Bäume auch Früchte tragen.
Gewürzpflanzen wachsen nur dort, wo es trocken und warm ist
Ist von Gewürzpflanzen die Rede, denken wir wohl zuerst an den Mittelmeerraum, an den Orient oder gar an Indien. Hier werden also Regionen genannt, in denen es sehr warm und recht trocken ist. Die Gewürzpflanzen, die aus diesen Gefilden stammen, haben in unseren Breitengraden dann wohl keine Chance auf Wachstum. Nun, ganz so ist es nicht. Natürlich gibt es exotische Gewürze, die bei uns nicht die passenden Bedingungen finden, es ist aber bei Weitem nicht so, dass Gewürze bei uns im Garten nicht wachsen würden.
Wenn Sie Gewürze und Kräuter bei sich im Garten anpflanzen möchten, dann sollten Sie diesen wenn möglich einen sonnigen Platz geben, wodurch sie auch schon wärmer stehen, als an anderen Standorten. Dennoch gibt es auch zahlreiche Gewürzpflanzen, die sich im Schatten oder Halbschatten wohlfühlen und die einen trockenen Standort bevorzugen. Hier eine kleine Aufstellung:
Schatten | Halbschatten | Trockener Standort |
Bärlauch | Basilikum | Basilikum |
Basilikum | Dill | Lavendel |
Brunnenkresse | Estragon | Majoran |
Dill | Kerbel | Oregano |
Kerbel | Koriander | Rosmarin |
Liebstöckel | Kümmel | Salbei |
Melisse | Liebstöckel | Thymian |
Minze | Melisse | |
Petersilie | Minze | |
Petersilie | ||
Pimpinelle | ||
Schnittlauch | ||
Waldmeister |
Sie sehen schon, dass unterschiedliche Gewürzpflanzen unterschiedliche Bedingungen benötigen. Am besten verwirklichen lassen sich die verschiedenen Standortansprüche mit einer Kräuterspirale, die Sie selbst anlegen können. Diese bietet vier Zonen:
- Nasszone – sie befindet sich ganz unten und bietet wasserliebenden Pflanzen wie Brunnenkresse oder Wasserminze die besten Bedingungen.
- Feuchtzone – auch hier ist es noch sehr feucht, weswegen sich Pflanzen wie Petersilie, Kerbel, Schnittlauch oder Minze wohlfühlen.
- Normalzone – hier ist es deutlich trockener, allerdings bekommen die Pflanzen relativ wenig Sonne ab. Der beste Standort etwa für Schnittlauch, Estragon, Koriander, Kümmel und Basilikum.
- Trockenzone – auch Mediterrane Zone genannt. Hier kommen alle Pflanzen hin, die Sonne mögen und es warm lieben. Dazu zählen Rosmarin, Oregano, Thymian, Bohnenkraut und auch Salbei.