Stockrosen sind dornenlose Rosen, Zucchini sind Gurken, Tulpen kommen aus den Niederlanden und Vogelscheuchen halten Vögel fern. Hört sich das für Sie alles vernünftig und richtig an? Dann unterliegen Sie leider einem Irrtum, denn diese Gartenmythen sind falsch. Warum das so ist, wollen wir uns genauer ansehen.
Stockrosen sind Rosen ohne Dornen
Naja, wenn die Pflanzen schon Stockrosen heißen, dann müssen sie ja etwas mit den Rosen gemein haben – das ist eine weit verbreitete Annahme, die aber leider falsch ist. Das zeigt schon die Systematik:
Stockrosen | Rosen | |
Ordnung | Malvenartige | Rosenartige |
Familie | Malvengewächse | Rosengewächse |
Unterfamilie | Malvoideae | Rosoideae |
Gattung | Stockrosen | Rosen |
Daran sieht man schon, dass Stockrosen und Rosen weder verwandt, noch verschwägert sind. Noch deutlicher wird es, wenn man den alternativen Namen der Stockrosen betrachtet, denn sie werden auch Stockmalven genannt.
Nun könnte man anmerken, dass die ganze Verwirrung nicht hätte sein müssen, wenn man die Stauden statt Stockrosen gleich Stockmalven genannt hätte. Das stimmt natürlich, allerdings ist nicht bekannt, wie der Name der Stockrosen überhaupt entstanden ist. Daher können wir auch niemanden mehr dafür verantwortlich machen. Eine mögliche Erklärung: Da vor allem Edelrosen früher sehr selten und vor allem teuer waren, suchte man womöglich eine Alternative. Aufgrund ihrer Schönheit und der großen, teilweise gefüllten Blüten, könnten Stockrosen daher einst als eine Art Rosenersatz angesehen worden sein. Das aber ist, wie gesagt, nur eine Vermutung.
Zucchini sind Gurken
Sie sind lang, sie sind dünn, sie sind oft gekrümmt, sie sehen aus wie Gurken – da liegt der Verdacht nahe, dass die Zucchini eine Gurke ist. Nehmen wir es vorweg: Nein, eine Zucchini ist natürlich keine Gurke, wenngleich sie durchaus miteinander verwandt sind – allerdings nur sehr entfernt. Beide gehören zur Familie der Kürbisgewächse, das war es dann aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede sind einfach zu deutlich:
Zucchini | Gurken |
· Die Zucchini stammt aus Italien.
· Sie ist eine Zuchtform des Gartenkürbisses, der ursprünglich aus Amerika kommt. · Zucchini wachsen auf dem Boden. · Die Schale der Zucchini ist glatt. · Das Fruchtfleisch ist im Gegensatz zur Gurke eher trocken. · Der Strunk der Zucchini ist dick. · Zucchini gehören zur Gattung der Kürbisse (Cucurbita). |
· Die eigentliche Heimat der Gurke ist Indien.
· Sie ist dort seit mindestens 3.500 Jahren bekannt. · Gurken sind Kletterpflanzen und benötigen etwas, woran sie sich emporhangeln können. · Die Schale der Gurke ist uneben, oft mit Vertiefungen, Warzen oder Wülsten versehen. · Das Fruchtfleisch ist saftig. · Der Strunk der Gurke ist dünn. · Gurken gehören zur Gattung der Gurken (Cucumis) |
Tulpen kommen aus den Niederlanden
Tulpen gehören zu den beliebtesten Frühlingsblühern überhaupt. Es gibt mittlerweile über 5.000 unterschiedliche Sorten, wobei durch Züchtungen immer mehr dazukommen. Und woher stammen Tulpen? Natürlich aus den Niederlanden! Mehr als 80 Prozent der verkauften Tulpen kommen von dort ansässigen Züchtern, wer will also noch daran zweifeln, dass die Niederlande die Heimat der Tulpen sind? Tja, leider stammen die Tulpen aber so gar nicht aus dem deutschen Nachbarland.
Drehen wir ein wenig am Rad der Zeit und gehen rund 500 Jahre zurück. Damals, im 16. Jahrhundert, eroberten die Osmanen Teile des zentralasiatischen Landes Kasachstan. Dort fand man in den Bergen eine prächtige Blume, die so gut gefiel, dass man sie mit in die heutige Türkei nahm. Fortan war die Tulpe (türkisch: lale) vor allem den Schönen und Reichen vorbehalten. Es dauerte aber gar nicht lange, da wurde die Tulpe auch in weiteren Ländern bekannt. Einem Gesandten Kaiser Ferdinands I. wurden Tulpenzwiebeln geschenkt – so kam die Blume nach Mitteleuropa.
Durch Schenkungen kam die Tulpe im Jahr 1593 in die Niederlande und wurde dort im Botanischen Garten von Leiden angepflanzt. Nun setzte in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts ein regelrechter Tulpen-Boom ein. Das führte so weit, dass Tulpenzwiebeln für horrende Summen gehandelt wurden (eine Tulpe soll damals so viel gekostet haben, wie ein Grachtenhaus) – die Tulpen wurden zum Spekulationsobjekt. Das Ende vom Lied: Es kam 1637 zur sogenannten Tulpenblase, wodurch die Märkte einbrachen und somit die erste bis heute dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte dokumentiert werden konnte.
Trotz dieser „Tulpenkrise“ blieben die Niederländer den Tulpen treu und begannen sie nicht nur anzubauen, sondern auch zu züchten. Heute verkaufen die Niederländer jährlich Tulpenzwiebeln im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Hauptabnehmer ist übrigens Deutschland mit knapp einem Fünftel der Tulpenexporte.
Vögel hält man am besten mit Vogelscheuchen fern
Man sieht sie immer wieder auf Feldern stehen, an Gewässern ebenfalls und nicht selten hoffen Hobbygärtner mit Vogelscheuchen im Nutzgarten Vögel vertreiben zu können. Schließlich möchte man sein Gemüse, seine Beeren und sein Obst selbst ernten und nicht von Amsel, Star & Co. stibitzen lassen. Was könnte da also besser wirken, als eine Vogelscheuche aufzustellen? Im Grunde alles, nur eben keine Vogelscheuche.
Als der Mensch vor rund 10.000 Jahren damit begann, Ackerbau zu betreiben, wurde vermutlich auch die Vogelscheuche erfunden. Einfach hergestellt und vermeintlich effektiv zieren die Scheuchen bis heute Äcker und Gärten. Doch bis auf die Tatsache, dass sie durchaus ein Eyecatcher sein können, scheren sich Vögel recht wenig um die Scheuchen. Denn die Tiere sind ja nicht blöde. Frisch aufgestellt mögen die Vögel das Ganze noch aus einer sicheren Entfernung beobachten, sobald sie aber merken, dass sich da nichts bewegt und ihnen somit auch nicht gefährlich werden kann, war es das mit dem Verscheuchen von Vögeln. Nicht selten setzen sich die Vögel sogar auf die Vogelscheuche und zeigen dem Gärtner, was sie davon halten. Nämlich nichts.
Also, Vogelscheuchen sind zwar optisch attraktiv anzusehen, aber Vögel werden dabei nicht vertrieben. Selbst dann nicht, wenn man die Scheuche so baut, dass sie sich auf der Stelle bewegen kann. Drehen zum Beispiel. Auch das durchschauen die schlauen Vögel, es dauert vielleicht nur etwas länger. Ebenso ist das im Übrigen mit Fahnen, die im Wind flattern oder mit Greifvogelattrappen. Was anderes wäre, wenn Sie einen Roboter bauen würden, der sich – wie ein Mensch – permanent durch den Garten bewegen würde … Was aber können Sie stattdessen tun? Hier ein paar Ideen:
- Arbeiten Sie mit Lichtreflexen, etwa mit CDs oder Aluminiumfolie, die Sie an Bäume hängen.
- Auch vor Lärm schrecken Vögel zurück. Hängen Sie Windspiele, Dosen oder Blechstreifen an Bäume oder Büsche.
- Bewegungsmelder, die bei einer Bewegung ein Signal aussenden, das die Vögel ebenfalls fernhält.
Von Vogelnetzen über Bäumen und Büschen sollten Sie Abstand nehmen, denn darin können sich die Tiere verheddern und Schaden nehmen. Vielleicht schaffen Sie es auch, Vögel im Garten zu tolerieren und ihnen – statt sie zu vertreiben – Futterstellen zu bieten. Schließlich haben wir eh schon viel zu wenige heimische Vögel.