Ein Flaschengarten kann durchaus mit einem Gewächshaus in Miniaturgröße verglichen werden. Wobei es doch diverse Unterschiede gibt.
- In einem Gewächshaus werden Pflanzen, Gemüse etc. angebaut, um diese großzuziehen oder anschließend ernten zu können. Sie müssen regelmäßig gepflegt werden.
- In einem Flaschengarten wachsen die Pflanzen nur sehr langsam und werden sich quasi selbst überlassen. Eine Pflege ist bei richtigen Bedingungen kaum nötig.
Der größte Unterschied aber ist, dass ein Flaschengarten ein Ökosystem ist. Also eine Lebensgemeinschaft von Lebewesen in einem bestimmten Lebensraum. Ein solcher Flaschengarten ist relativ leicht herzustellen und ist ein toller Hingucker in jeder Wohnung. Sowohl ein Flaschengarten, wie auch ein Gewächshaus basieren auf den sogenannten Wardschen Kasten.
Ward oder Maconochie?
Der Wardsche Kasten wurde vom Engländer Nathaniel Ward im Jahr 1835 erfunden. Dabei wurde ein Gefäß geschaffen, um Pflanzen über einen längeren Zeitraum und bei ungünstigen Verhältnissen transportieren zu können, ohne dass diese Schaden nehmen. Vor allem der mehrmonatige Transport per Schiff war hier ausschlaggebend. Bis heute wird Nathaniel Ward als Erfinder des Gewächshauses genannt, wenngleich es wohl doch ein anderer war. Nämlich der Schotte Alan Maconochie. Der hatte nämlich bereits 10 Jahre früher einen Holzkasten mit Glasdeckel entwickelt. Als Ward seine Erfindung publik machte, war Maconochie Gentleman genug, schwieg und überließ Ward den „Ruhm“.
Der erste Flaschengarten ist über 60 Jahre alt
Dass ein Flaschengarten ganz alleine funktioniert und das über einen sehr langen Zeitraum, hat ein weiterer Brite eindrucksvoll bewiesen. David Latimer nahm im Jahr 1960 eine bauchige Flasche, gab dort Erde und Pflanzensamen hinein, goss die Erde einmal und verschloss dann die Flasche. 1972 öffnete er sie einmal, um noch etwa Wasser hineinzugeben. Seitdem ist die Flasche geschlossen und wurde sich selbst überlassen. Das Resultat: Es haben sich Pflanzen entwickelt, die sogar blühen.
Hermetosphäre macht den Unterschied
Es gibt Flaschengärten, die nicht verschlossen werden, dann ist aber eine regelmäßige Pflege wichtig. Wird die Flasche allerdings fest verschlossen, handelt es sich um eine sogenannte Hermetosphäre. Der Begriff entstammt dem Lateinischen und dem Griechischen. „Hermeto“ kommt von „Hermetice“ was so viel wie „verschlossen“ bedeutet, „Sphäre“ wird von „Spaira“, griechisch für „Hülle“, abgeleitet. Die wichtigsten Eckpunkte einer Hermetosphäre sind:
- Geschlossenes System
- Kein Pflegeaufwand
- Verwendung anorganischen Substrats
Somit bildet sich ein Ökosystem, das für sich alleine existieren kann.
Flaschengarten anlegen – worauf Sie achten müssen
Es gibt einige Eckpunkte, die beim Anlegen eines Flaschengartens wichtig sind, um diesen auch erfolgreich zu gestalten.
- Die Flasche sollte so groß wie möglich sein, idealerweise handelt es sich um eine bauchige Flasche.
- Nutzen Sie eine Flasche mit einer relativ großen Öffnung, durch die sich die Befüllung und die Bepflanzung leicht bewerkstelligen lassen. Schmale Flaschenhälse sind ungeeignet.
- Die Flasche muss sich luftdicht verschließen lassen.
- Niemals ausschließlich Erde verwenden, das führt auf Dauer zu Schimmelbildung.
- Substrat bzw. Erde sollten nährstoffarm sein. Verwenden Sie auch keinen Dünger, denn dadurch wachsen die Pflanzen zu schnell.
- Die Flasche benötigt einen absonnigen Standort, das heißt, sie darf nicht in der prallen Sonne stehen.
- Das Wasser, das sich über Nacht an der Innenwand der Flasche sammelt, sollte im Laufe des Tages wieder verschwinden. Tut es das nicht, ist das Substrat zu nass.
Wenn Sie diese 7 Punkte beachten, sollte es eigentlich klappen.
Die idealen Pflanzen für einen Flaschengarten
Da in einem Flaschengarten ein feucht-warmes Klima entsteht, fühlen sich darin Pflanzen besonders wohl, die genau auf diese Bedingungen angewiesen sind. Für einen Flaschengarten eignen sich daher vor allem folgende Pflanzen:
- Moose
- Farne
- Efeu
- Zwerg-Grünlilien
- Kleinblättrige Dreimasterblumen
- Orchideen
- Zierpfeffer
- Zebrakraut
- Bromelien
- Purpurtute
- Bergpalme
- Fettkraut
- Javakaffee
- Mosaikpflanze
- Südseepalme
Die Pflanzen müssen natürlich entsprechend klein sein, damit sie gut in die Flasche passen und es durch Wachstum auch nicht zu schnell zu eng wird.
Ihr Weg zum eigenen Flaschengarten
Lassen Sie uns nun Schritt für Schritt einen eigenen Flaschengarten anlegen. Das brauchen Sie dazu:
- Verschließbare Flasche oder Glas
- Substrat (Blähton, Kies, Basaltsplitt, Lavagranulat etc.) für die Drainage
- Blumenerde
- Pflanzen
- Dekoration (Steine, Muscheln, Naturhölzer etc.)
- Trichter zum Einfüllen / (Papp-)Rohr
- lange Pinzette
- Pipette mit Wasser
- Springschwänze
Und los geht´s:
- Waschen Sie das Glas/die Flasche gründlich mit heißem Wasser aus, damit sich darin keine Sporen, Keime etc. mehr befinden.
- Lassen Sie die Flasche abkühlen.
- Zuerst kommt eine etwa 4 bis 5 Zentimeter dicke Schicht an Substrat auf den Flaschenboden.
- Nun geben Sie die Blumenerde hinein. Die Schicht sollte – je nach Größe der Flasche und der Pflanzen – etwa 6 bis 10 Zentimeter stark sein.
- Drücken Sie nun an die Stellen, an die Sie Ihre Pflanzen setzen möchten, ein Loch in die Erde. Dieses muss groß genug sein, damit die Wurzeln nicht geknickt werden. Alternativ können Sie auch zuerst die Pflanzen auf das Granulat setzen und anschließend die Erde einfüllen. Sofern die Öffnung zu eng ist, um mit den Händen hineinfassen zu können, benötigen Sie eine lange Pinzette. Zum Befüllen nutzen Sie einen Trichter oder ein längeres Rohr (z. B. Papprohr einer Küchenrolle) mit dem Sie gezielt die Erde verteilen können.
- Nun geht es daran, die Dekoration nach Belieben einzusetzen. Gestalten Sie nach Lust und Laune.
- Wässern Sie nun die Erde vorsichtig mit Wasser, idealerweise nutzen Sie dazu eine Pipette. Geben Sie so viel Wasser hinein, dass die Erde feucht ist, das Wasser sich aber nicht auf dem Glasboden sammelt.
- Im letzten Schritt können Sie noch ein paar Springschwänze mit in die Flasche geben. Dabei handelt es sich um kleine Bodenlebewesen, die in der Erde leben und totes organisches Bodenmaterial abbauen. Außerdem sorgen sie dafür, dass kein Schimmel entstehen kann.
- Jetzt wird das Glas noch verschlossen und an seinen vorgesehenen Platz gestellt.
Die Pflege Ihres Flaschengartens
Im Grunde kann man einen Flaschengarten sich selbst überlassen. Allerdings sollten Sie schon immer mal wieder nach dem Rechten sehen.
- Kontrollieren Sie regelmäßig, ob sich morgens an den Innenwänden der Flasche Wasser abgesetzt hat. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie etwas gießen.
- Sofern sich das Wasser nicht auflöst, ist es zu feucht in der Flasche. In diesem Fall sollten Sie die Flasche für einige Tage öffnen, damit das Wasser verdunsten kann.
- Sofern Sie abgestorbene Blätter oder Triebe an den Pflanzen feststellen, werden diese abgeschnitten und entfernt.
- Gedüngt wird nicht, damit die Pflanzen nicht zu schnell wachsen.
Übrigens ist immer wieder zu lesen, dass man auch Kakteen und Sukkulenten als Flaschengartenpflanzen nutzen kann. Das ist richtig, nur in diesem Fall wird die Flasche nicht verschlossen, da das Klima für diese Art von Pflanzen zu feucht wäre.