Einen kleinen Marienkäfer finden wir putzig, vor einer kleinen Spinne fürchten sich viele. Es ist schon ein Phänomen mit den Spinnen, denn auch wenn es gering giftige Spinnen bei uns gibt, eine wirkliche Gefahr sind sie nicht. Diese überaus nützlichen Tiere haben bei vielen von uns leider keinen besonders hohen Stellenwert. Dabei stehen vor allem Schadinsekten auf dem Speiseplan der Jäger, also sollten wir doch froh sein, dass wir Spinnen um uns herum haben. Bemerkenswert sind auch die kunstvoll gestalteten Netze, die immer wieder faszinieren. Übrigens: Spinnen sind keine Insekten, sie bilden mit den Spinnentieren eine eigene Klasse. Im Gegensatz zu Insekten sind Spinnen immer zwei- anstatt dreigliedrig, sie haben 8 statt 6 Beine und besitzen keine Flügel, wie dies bei vielen Insektenarten der Fall ist.
Darum sind Spinnen nützlich
Möchten Sie lieber von Fliegen und Mücken traktiert werden und macht es Ihnen nichts aus, wenn Blattläuse Ihre Pflanzen schädigen? Wer darauf verzichten möchte, sollte froh sein, dass es Spinnen gibt. Die achtbeinigen Jäger sind aber auch Nahrung für andere Tiere, etwa für Vögel, Fledermäuse und Reptilien. Somit tragen sie zur Biodiversität bei. Aber auch für die Umweltgesundheit sind sie ein wichtiger Indikator, denn Spinnen reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen. Wird ein Rückgang der Spinnenpopulation festgestellt, kann dies auf Umweltprobleme wie Umweltverschmutzung oder Habitatsverlust hinweisen.
Die Spinne – ein Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Arachnida (Spinnentiere)
Weitere Aufteilung: Webspinnen (Araneae), Geißelspinnen (Amblypygi), Weberknechte (Opiliones), Kapuzenspinnen (Ricinulei), Walzenspinnen (Solifugae), Milben (Acari), Palpenläufer (Palpigradi), Skorpione (Scorpiones), Pseudoskorpione (Pseudoscorpiones), Geißelskorpione (Uropygi)
Klasse: Spinnentiere
Stamm: Gliederfüßer
Arten: mehr als 110.000
Bestehen: seit 500 Millionen Jahren
Alter: Sehr unterschiedlich, je nach Spinnenart und Lebensbedingungen, herkömmliche Webspinnen leben in der Regel bis zu 2 Jahre, Vogelspinnen können 20 Jahre alt werden.
Größe: Die größte Spinne ist die Goliath-Vogelspinne, die in Brasilien lebt. Sie erreicht eine Größe von bis zu 30 Zentimetern.
Nahrung: Insekten wie Fliegen, Mücken, Ameisen, Käfer, Schmetterlinge, Motten, Heuschrecken, aber auch andere Spinnen. Große Vogelspinnen vertilgen schon mal kleine Wirbeltiere wie Frösche, Eidechsen, kleine Schlangen oder Mäuse.
Feinde: Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Spitzmäuse, Schlupfwespen, Spinnen, Wanzen, Hundertfüßler, Menschen
10 Fakten über Spinnen
So beeindruckend, wie die Spinnen selbst, sind auch die Fakten, die wir Ihnen hier zusammengestellt haben:
- Fakt 1: Trotz 8 Augen sehen Spinnen ziemlich schlecht
Menschen haben 2, Spinnen haben 8 Augen. Somit könnte man annehmen, dass Spinnen viermal so gut sehen, wie wir. Trotz der Vielzahl an Augen sehen Spinnen aber tatsächlich ziemlich schlecht. Dies hat auch Gründe: Zum einen sind Spinnen Jäger und sind daher nicht auf eine gute Fernsicht angewiesen. Sie spüren stattdessen ihre Beute durch Berührung und Wahrnehmung von Bewegungen auf. Zudem leben viele Spinnen im Dunkeln, wo Augen ebenfalls nicht viel Nutzen hätten. Stattdessen besitzen Spinnen an ihren Beinen sogenannte Becherhaare. Mit diesen empfindlichen Haaren können sie gut fühlen und Beute aufspüren. Sie können sehr genau einschätzen, woher sich Feinde nähern oder wo sich Beute befindet. Die Becherhaare sind so empfindlich, dass sie Spinne sogar Schallwellen und Erschütterungen in der Luft damit registrieren kann.
- Fakt 2: Spinnen sind vielseitige Jäger
Wer glaubt, dass Spinnen nur in ihrem Netz sitzen und darauf warten, dass Beute vorbeifliegt und sich darin verfängt, irrt. Denn auch Spinnen müssen aktiv werden, um an Nahrung zu kommen – das Spinnennetz ist da nur eine Variante. Trichterspinnen zum Beispiel graben trichterförmige Löcher im Boden, in denen sie lauern und wenn Beute vorbeikommt, diese blitzschnell anspringen. Andere Exemplare, wie etwa die Springspinnen, schleichen sich an ihre Beute heran und überfallen sie hinterrücks. Die Kescherspinnen haben immer ein fertiges Netz dabei, das sie zwischen ihren Vorderbeinen spannen. Damit bewerfen sie ihre Beute, die sich nicht mehr wehren kann. Aufgrund ihrer hohen Schnelligkeit können Wolfsspinnen ihre Beute aktiv verfolgen.
- Fakt 3: Spinnennetze sind stärker als ein Stahlseil
Egal, wie Spinnen ihre Beute fangen, wenn ein Netz daran beteiligt ist, hat die Beute meist keine Chance mehr zu entkommen. Der Grund ist, dass die Spinnenseide sehr robust ist. Sie ist fünfmal stärker als ein Stahlseil gleicher Dicke. Wäre die Seide etwa so dick wie ein Bleistift, dann könnte ein Netz sogar ein Flugzeug festhalten, ohne zu zerreißen. Übrigens ist Spinnenseide flüssig und wird erst dann fest, wenn sie mit Luft in Kontakt kommt.
- Fakt 4: Spinnenmännchen machen Brautgeschenke
Damit das mit dem Sex zwischen Spinnen auch klappt, müssen die Männchen erst einmal das Interesse der Weibchen wecken. Dies geschieht meist durch Tänze oder durch das Zupfen an Fäden. Aber auch hübsch verpackte Geschenke bringen manche Männchen mit, um das Weibchen von sich zu überzeugen. Das Päckchen ist mit Spinnenseide umwickelt, innen sind Fressalien in Form von Insekten zu finden. Es gibt aber auch Spinnen, die anstatt Insekten Blätter einwickeln oder alte Geschenke mitbringen, mit denen sie bei anderen schon keine Chance hatten. Ob das klappt?
- Fakt 5: Stundenlanges Liebesspiel
Davon träumt so mancher … Spinnen können in Sachen Sex sehr ausdauernd sein. Es gibt Spinnenarten, bei denen ein Liebesspiel mehrere Stunden dauern kann. Viel los ist da aber augenscheinlich nicht, denn bei diesem ausgiebigen Treiben liegen Männchen und Weibchen meist – zumindest für uns – regungslos nebeneinander. Übrigens gibt es auch Männchen, die die Weibchen vor dem Akt in Spinnenseide einwickeln. Das ist nicht etwa ein besonderer Fetisch, sondern dient zum Schutz des Männchens. Würde er dies nicht tun, könnte er vom Weibchen nach dem Sex nämlich aufgefressen werden.
- Fakt 6: Faszinierender Spinnenkörper – Verdauung vorn, Atemorgane hinten
In der Regel sind die Organe bei Tieren ähnlich angeordnet. Im Kopf befindet sich das Gehirn, auch die Atemorgane sind nicht weit. Im Ober- oder Vorderkörper ist dann das Herz zu finden und am Körperende die Verdauungsorgane. Bei Spinnen ist das alles etwas anders. Der Grund ist die zweigeteilte Körperform. So sitzt zwar das Gehirn auch im vorderen Teil, doch dann folgen bereits die Verdauungsorgane. Im Hinterteil sind dann das Herz und die Atemorgane zu finden.
- Fakt 7: Spinnen haben blaues Blut
Das menschliche Blut ist rot – Grund dafür ist das Protein Hämoglobin, das an Eisen gebunden ist. Im Gegensatz dazu haben Spinnen den Blutfarbstoff Hämocyanin. Der Sauerstofftransporter wird bei diesen Tieren nicht mit Eisen, sondern mit Kupfer gebunden.
- Fakt 8: Nicht alle Spinnen essen Fleisch
Ja, die meisten Spinnen essen ausschließlich Fleisch, es gibt aber auch Spinnen, die sich vegetarisch ernähren. Weltweit sollen es rund 60 Arten sein. Sie holen sich die benötigten Nährstoffe von Bäumen, Gräsern oder auch von Orchideen. Dabei werden Blätter genauso verzehrt, wie Pollen und Samen. Auf Costa Rica ernährt sich die Bagheera kiplingi ausschließlich von Futterkörpern, die die Akazien produzieren. Nicht etwa, weil die Spinne das will, sondern weil Ameisen die Sträucher schützen – als Gegenleistung produziert sie das Futter für die Ameisen. Und die Spinne bedient sich ebenfalls daran.
- Fakt 9: Springspinnen säugen Ihren Nachwuchs
In der Regel werden Spinnen-Jungtiere mit einem Brei aus vorverdauter Nahrung versorgt. Es gibt aber auch Spinnen, die ihren Babys „die Brust geben“. Bei den Springspinnen gibt es eine Art, die den Nachwuchs mit einer milchähnlichen Flüssigkeit versorgt. Die Jungtiere saugen an der Mutter und nehmen so die Flüssigkeit auf, die im Übrigen viermal mehr Protein besitzt als Kuhmilch. Die „Milch“ scheint den Tieren so gut zu schmecken, dass sogar bereits ausgewachsene Spinnen sich noch säugen lassen.
- Fakt 10: Spinnen können auch richtig putzig aussehen
Und zum Schluss noch ein Hinweis für alle Arachnophobiker: Spinnen können auch niedlich sein! Die Maratus volans ist eine Springspinne, die zu den Pfauenspinnen gehört, in Australien lebt und gerade einmal 6 Millimeter groß wird. Ihren Namen hat sie aufgrund des bunt gefärbten Hinterteils. Für Aufsehen sorgt der Balztanz der Männchen, denn dieser erinnert an den Tanz des Songs „YMCA“. Das Tier kann dabei nicht nur das bunte Hinterteil anheben und präsentieren, sondern auch mit seinen Beinen regelrechte Tanzeinlagen bieten. Ein sehr schönes Video dazu gibt es auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=xYIUFEQeh3g Danach ist Ihre Spinnenangst mit Sicherheit verflogen!