Fledermäuse werden auch gerne als Jäger der Nacht bezeichnet. Sie kommen in der Dämmerung aus ihren Verstecken und gehen dann auf Nahrungssuche. Neben den Flughunden sind Fledermäuse die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Wer bei Anbruch der Nacht an einem lauen Sommerabend noch draußen sitzt, wird womöglich die eine oder andere Fledermaus umherflattern sehen – schattenhaft, denn näher wird man ihr kaum kommen. Fledermäuse sind faszinierende Tiere, die einige Überraschungen bereithalten.
Darum sind Fledermäuse nützlich
Fledermäuse gehören zu den Insektenfressern – innerhalb einer Nacht kann ein einziges Tier Tausende Insekten fressen und so die Population von Schädlingen dezimieren. Fledermäuse, die tropischen Regionen heimisch sind, übernehmen auch eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen. Sie bestäuben nämlich Blumen, die nachts blühen. Weiterhin gibt es Fledermäuse, die Früchte fressen und somit die Samen weiterverbreiten. Zudem haben Fledermäuse in den Bereichen der Wissenschaft und der Medizin eine wichtige Rolle gespielt. Zum Beispiel bei der Erforschung der Fledermaus-Sonar-Technologie (Echolokation) aber auch in Bezug auf Krankheiten, denn die Tiere können viele Krankheiten in sich tragen, ohne selbst krank zu werden. Hierbei wird das Immunsystem intensiv studiert.
Die Fledermaus – ein Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Microchiroptera
Ordnung: Fledertiere
Klasse: Säugetiere
Arten: über 1400 weltweit, 54 in Europa
Alter: bis zu 30 Jahre
Verbreitung: weltweit, bis auf die Antarktis
Nahrung: Ein Großteil der Fledermäuse ernährt sich von Insekten wie Motten, Mücken, Käfer, Heuschrecken etc. Es gibt aber auch Fledermäuse, die sich von Früchten, Nektar, Samen, Fischen und Fleisch (kleine Vögel, Eidechsen Frösche) ernähren.
Feinde: Vögel (wie Eulen, Falken, Habichte, Krähen …), Schlangen, Raubtiere (wie Marder, Füchse, Katzen, Ratten …), Menschen
10 Fakten über Fledermäuse
Lassen Sie uns aber nun 10 Fakten über Fledermäuse näher betrachten, die Sie womöglich noch nicht kennen:
Fakt 1: Fledermäuse schlafen mit dem Kopf nach unten
Wenn wir Menschen einen Kopfstand machen, dauert es nicht lange, bis uns das Blut in den Kopf steigt und wir knallrot werden. Wenn Fledermäuse den ganzen Tag kopfüber schlafen, haben sie damit keine Probleme. Dies liegt daran, dass sie besondere Blutgefäße und Mechanismen besitzen, die den Blutdruck in ihrem Kopf regulieren. Auch verfügen sie über speziell entwickelte Venenklappen, die das Blut daran hindern, unkontrolliert in den Kopf zu fließen.
Warum aber schlafen Fledermäuse eigentlich mit dem Kopf nach unten? Da die Tiere relativ schwache Hinterbeine besitzen, können sie nicht aufrecht sitzen oder sich aus einer solchen Position in die Lüfte heben. Zudem können Sie sich durch das Hängen mit dem Kopf nach unten leicht festhalten – dazu haben sie eine spezielle Sehne, die sie ein- und ausklinken können. Das bedeutet, dass sie nicht aktiv Muskelkraft aufwenden müssen. Hinzu kommt, dass sie sich so gut vor Raubtieren schützen können.
Fakt 2: Fledermäuse sehen nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren
Auch wenn Fledermäuse in der Dunkelheit sehen können, nutzen sie nicht die Augen zur Orientierung, sondern die Ohren. Sie stoßen über Nase und Mund für Menschen nicht hörbare Ultraschallwellen aus und nutzen dieses Echo-Ortungssystem, um sich zurechtzufinden. Die Schallwellen werden von Objekten reflektiert und zurückgeworfen. Die Fledermäuse können diese hören und so nicht nur Hindernisse blitzschnell erkennen und umfliegen, sondern auch die genaue Position ihrer Beute erkennen.
Fakt 3: Fledermäuse halten beinahe die Hälfte des Jahres Winterschlaf
Fledermäuse sind sprichwörtliche Langschläfer. In der warmen Jahreszeit schlafen sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – am längsten Tag im Jahr sind das ca. 17 Stunden. In der kalten Jahreszeit halten sie sogar Winterschlaf. Dazu fressen sie sich ein Fettpolster an, kehren immer wieder zum selben Schlafquartier zurück und fahren nicht nur ihre Körpertemperatur auf 5 bis 3 Grad zurück, sondern verlangsamen auch ihre Atmung um das 40-fache. Daher ist es wichtig, dass Fledermäuse im Winter nicht gestört werden. Meist begeben Sie sich Ende Oktober ins Winterquartier und erwachen erst wieder Ende März – sie schlafen also über 5 Monate lang. Danach geht es wieder ins Sommerquartier, das übrigens in einer Entfernung von bis zu 1.500 Kilometern liegen kann.
Fakt 4: Fledermäuse haben keine Flügel
Zwar sehen sie wie Flügel aus und werden auch als solche bezeichnet, wenn man es ganz genau nimmt, sind es aber gar keine Flügel im klassischen Sinn. Fledermäuse haben nämlich – wie wir Menschen auch – Finger und Zehen. Die Vorderbeine der Tiere haben sich so entwickelt, dass ihre Fingerknochen stark verlängert sind. Diese Knochen bilden den „Rahmen“ des Flügels. Dazwischen ist die Flughaut zu finden, die sich zwischen den Fingern und dem Körper spannt. Diese Hautmembran wird als Patagium bezeichnet und erstreckt sich von den Fingerspitzen bis zu den Hinterbeinen und manchmal sogar bis zum Schwanz. Der Daumen dagegen ist frei und relativ kurz und wird zum Festhalten an Oberflächen und zum Klettern genutzt.
Fakt 5: Fledermäuse sind für Menschen ungefährlich
Wer kennt sie nicht, die Geschichten von Dracula, der sich in eine Fledermaus verwandelt und das Blut von Menschen saugt. Auch wenn sich die meisten Fledermäuse von Insekten ernähren und auch Blut konsumieren, sind sie für uns Menschen nicht gefährlich. Sie sind nicht angriffslustig und machen einen Bogen um uns. Allerdings kann es bei Bedrohung schon mal zu einem Biss kommen. Daher sollte man Fledermäuse, die man in der Natur findet, in Ruhe lassen – auch deshalb, weil sie Krankheiten wie Tollwut übertragen können.
Sofern Sie eine Fledermaus tagsüber draußen finden, sollten Sie allerdings Hilfe anbieten. Der Grund: Die Sonne kann der dünnen Flughaut schaden und das Tier kann dadurch sterben. Wenn Sie die Möglichkeit haben, bringen Sie eine Schachtel oder einen Karton in die Nähe der Fledermaus. Diese erkennt, dass sie dort Schutz findet und wird hineinkrabbeln. Fassen Sie die Fledermaus nie ohne bissfeste Handschuhe an, denn in solchen Situationen kann das Tier durchaus beißen. Sind Sie sich unsicher, dann informieren Sie eine Naturschutzbehörde, ein Tierheim oder eine Koordinationsstelle für Fledermausschutz.
Fakt 6: Fledermäuse können sehr alt werden
Während kleine Säugetiere wie Mäuse, Hamster oder Eichhörnchen eine geringe Lebenserwartung von ein paar Jahren haben, sieht das bei Fledermäusen anders aus. Sie können ein Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen. Die älteste bekannte Fledermaus wurde mit der Brandt-Fledermaus sogar beeindruckende 41 Jahre.
Fakt 7: Fledermäuse bevölkern schon sehr lange unseren Planeten
Es gibt zwar Säugetiere, die noch länger auf der Erde sind als die Fledermaus, wozu zum Beispiel das Schnabeltier, das Opossum oder auch Wale gehören, dennoch kann sich die Fledermaus hier mit einreihen. Denn die Tiere besiedeln unseren Planeten bereits seit über 50 Millionen Jahren.
Fakt 8: Fledermäuse bieten einen guten Dünger
Haben Sie schon einmal etwas von Fledermausguano gehört? Dabei handelt es sich um einen hochwirtsamen und wertvollen Dünger, den Sie in Ihrem Garten verwenden können. Der Kot von Fledermäusen ist reich an Stickstoff, Phosphor, Kalium und weiteren Mikronährstoffen wie Kalzium, Magnesium und Eisen. Diesen natürlichen Dünger können Sie im Handel bekommen. Vielleicht finden Sie Fledermauskot aber auch auf Ihrem Balkon oder der Terrasse. Wenn Sie dort kleine, dünne und schwarze Würste entdecken, ist dies vermutlich Fledermauskot. Erkennen können Sie dies daran, indem Sie ihn mit dem Finger zerreiben. Wenn dieser zu Staub zerfällt, handelt es sich um die Exkremente von Fledermäusen.
Fakt 9: Heimische Fledermäuse sind sehr klein
Zwar können Fledermäuse durchaus Flügelspannweiten von über einem halben Meter erreichen (etwa die Australische Gespensterfledermaus), die bei uns heimischen Arten sind aber dann doch eher klein und erreichen in der Regel Körpergrößen von nicht mehr als 5 bis 6 Zentimetern.
Fakt 10: Fledermäuse sind sehr soziale Tiere
Fledermäuse sind keine Alleingänger, sondern leben in großen Gruppen und Familien zusammen. Es gibt Quartiere, in denen Tausende der Tiere zusammenleben und sich auch gegenseitig versorgen. Vor allem dann, wenn Jungtiere aufgezogen werden. Denn dann ziehen Fledermausmütter gemeinsam mit anderen den Nachwuchs groß, bis sie nach 4 bis 5 Wochen selbstständig Insekten jagen können.