Bereits vor rund 50 Jahren hat der deutsche Publizist Albert von Haller in seinem Buch „Die Wurzeln der gesunden Welt“ den Ökogarten folgendermaßen definiert:
„Im biologischen Gartenbau gilt es, die vielfältigen Beziehungen der Kulturpflanzen zu den Lebewesen des Bodens, zu Luft und Wasser, zu Klima und Kleinklima zu berücksichtigen und jede Kulturmaßnahme auf ihre Wirkung auf das Ganze zu prüfen.“
Ob naturnahe Gartengestaltung, Naturgarten, biologischer Garten oder Ökogarten – gemeint ist damit im Grunde dasselbe. Es werden vielfältige Lebensräume geschaffen, die nicht nur für Pflanzen, sondern vor allem für Tiere als Lebensraum dienen. Hinzu kommt, dass man mit einem ökologischen Garten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Es ist im Übrigen relativ einfach, ökologisch zu gärtnern. Wir haben für Sie ein paar wertvolle Tipps zusammengestellt.
Tipp 1: Mischkulturen anlegen
Wer Gemüse anbaut, möchte auch reichlich ernten. Um das zu erreichen, ist es sinnvoll, Mischkulturen anzulegen, denn davon können Pflanzen profitieren, ja, sie beschützen sich sogar gegenseitig. Auch wenn es für keine Garantie gibt, sind Mischkulturen meist ertragreicher, weil die Pflanzen gesünder sind und Schädlinge und Krankheiten die Pflanzen von vorneherein meiden. Ein paar Beispiele:
- Karotten und Lauch zusammen vertreiben Möhrenfliegen und Zwiebelfliegen.
- Basilikum oder Schnittlauch und Erdbeeren schützen die Früchte vor Pilzsporen.
- Zwiebeln und Knoblauch neben Salat halten Schnecken fern.
Achten Sie bei Mischkulturen aber immer darauf, dass die Pflanzen auch zusammenpassen, denn es gibt einige, die sich nicht vertragen. Beispielsweise mögen Gurken keine Radieschen, Kartoffeln mögen keine Tomaten und Fenchel steht nicht gerne neben Paprika.
Tipp 2: Schädlinge auf natürliche Art loswerden
Keiner hat gerne Schädlinge im Garten, doch da Insekten nun mal dort leben, bleiben sie nicht aus. Wer an seinem Obst und Gemüse entsprechende Tierchen entdeckt, die dort nichts zu suchen haben, muss nicht zum Pestizid greifen. Das ist nicht nur für Nützlinge schädlich, ja oft sogar tödlich, sondern auch für den Boden, das Grundwasser und letztlich für uns Menschen. Besser ist es, auf ökologische Art Schädlinge zu bekämpfen. Dazu gehören etwa
- Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmjauche, Milch, Kartoffelwasser, Knoblauch- und Zwiebelsud gegen Blattläuse
- Sägespäne oder Lavendelextrakt gegen Schnecken
- Pflanzenöl gegen Schildläuse
- Seifenlauge gegen alle Arten von Läusen
- Neemöl gegen Thripse
- Basilikumtee gegen Spinnmilben und Weiße Fliegen
Das Schöne an diesen pflanzlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln ist neben dem Schutz anderer Tiere und der Natur, dass man viele davon leicht selbst herstellen kann oder sogar bereits zuhause hat.
Tipp 3: Wasser sparen
Wasser ist eines unserer wertvollsten Güter. Dieses sollten wir schützen und nicht unnötig verbrauchen. Daher heißt es im Garten: Wasser sparen! Und das geht ganz einfach!
- Stellen Sie Tonnen auf und sammeln Sie das Regenwasser. Schützen Sie die Tonne, damit keine Tiere hineinfallen können.
- Graben Sie Tongefäße in die Erde ein, die Wasser langsam an die umliegende Erde abgeben.
- Gießen Sie nur morgens oder abends, um die Verdunstung so gering wie möglich zu halten.
- Bringen Sie eine Mulchschicht aus, die die Erde feucht hält.
Tipp 4: Unkraut natürlich bekämpfen
Egal, ob Löwenzahn, Giersch, Disteln, Klee, Brennnesseln oder Moose, diese und weitere Wildkräuter hat man ungern in seinen Beeten. Viele davon sind schwer zu entfernen, da sie immer wieder kommen. Doch auch hier ist Chemie in einem ökologischen Garten tabu. Stattdessen nutzen wir ebenfalls eine Mulchschicht, die aus Rinde, Laub, Stroh oder Heckenschnitt bestehen kann. Dadurch wird das Wildkräuterwachstum auf natürliche Weise unterdrückt.
Tipp 5: Pflanzenschutz auf natürliche Art
Neben Schädlingen sind es auch zahlreiche Krankheiten und Pilze, die unseren Pflanzen Schaden zufügen können. Pflanzenkrankheiten lassen sich ebenfalls durch umweltfreundliche Hausmittel bekämpfen. Dazu gehören:
- Ein Sud aus Ackerschachtelhalm oder Rainfarn hilft gegen den Falschen Mehltau.
- Der Echte Mehltau kann mit Milch bekämpft werden.
- Milch hilft ebenfalls bei Rosenrost und Kraut- und Braunfäule.
- Brennnesseljauche kann gegen Grauschimmel helfen.
- Mit einem Zwiebelsud bekämpfen Sie Sternrußtau.
- Dem Mosaikvirus können Sie mit einer Mischung aus Rapsöl und Kaliseife beikommen.
Neben dem Pflanzenschutz sind selbstgemachte Jauchen auch gut, um die Pflanzen zu stärken und sie zu düngen.
Tipp 6: Natürliche Dünger verwenden
Es ist sicherlich einfach, im Fachhandel zu fertigem Dünger zu greifen. Doch dieser ist nicht immer frei von schädlichen Stoffen, die Pflanzen und Erde belasten. Genauso einfach ist es übrigens, natürlichen Dünger zu nutzen. Einiges davon produziert sogar der eigene Garten:
- Laub, Gräser und Zweige in die Erde eingearbeitet, versorgen diese mit wertvollen Nährstoffen.
- Als Langzeitdünger haben sich Hornspäne bewährt.
- Kalzium, das in Eierschalen vorhanden ist, ist ebenfalls ein natürlicher Dünger. Die Eierschalen zerkleinern und einfach in die Erde einarbeiten.
- Kartoffelwasser liefert den Pflanzen Kalium und wertvolle Vitamine.
- Abgestandenes Mineralwasser, das Sie nicht mehr trinken, liefert den Pflanzen ebenfalls wertvolle Mineralstoffe.
Tipp 7: Eigenen Kompost anlegen
Wenn Sie ausreichend Platz haben, dann ist für das Düngen von Pflanzen ein eigener Kompost ideal. Dort können Sie nicht nur Gartenabfälle (keine kranken Pflanzen) entsorgen, sondern auch organische Küchenabfälle (kein Fleisch), die sonst in der Biotonne landen würden. Wird ein Schnellkomposter oder ein Thermokomposter verwendet, kann man den ersten Kompost schon nach 6 bis 12 Wochen nutzen.
Tipp 8: Keinen Torf verwenden
Torf sollte in jedem Garten tabu sein. Auch wenn Torf gut für zahlreiche Pflanzen ist, hat er im Garten nichts zu suchen. Torf wird in Naturmooren abgetragen, diese Lebensräume werden dann zerstört und stehen für Pflanzen und Tiere nicht mehr zur Verfügung. In Deutschland gibt es aktuell nur noch etwa 5 Prozent an Hochmoorflächen, die als natürlich angesehen werden können.
Tipp 9: Beim Pflanzen an die Tiere denken
Natürlich sollte jeder seinen Garten so gestalten, wie es einem selbst gefällt. Dennoch ist ein Blick auf die Tierwelt nicht falsch. Gerade wenn es um Insekten geht, deren Bestand sich immer weiter reduziert. Daher sind Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten, ideal. Folgende Pflanzen sind für Insekten wertlos:
- Bambus
- Kirschlorbeer
- Thuja
- Gefüllter Schneeball,
- Forsythie
- Flieder
- Geranien
- Dahlien
- Pfingstrosen
- Ranunkeln
- Hortensien
- Magnolien
- Gartenchrysanthemen
- Gartentulpen
- Zuchtrosen
Das heißt nun nicht, dass man sich diese Gewächse nicht in den Garten holen darf. Wichtig ist immer eine ausgewogene Mischung. Wer zudem insektenfreundliche Pflanzen anbietet, hat alles richtig gemacht.
Tipp 10: Samenfestes Saatgut nutzen
Bei samenfestem Saatgut kann man ernten und im nächsten Jahr die Samen erneut verwenden. Dabei werden die Eigenschaften der Elternpflanze beibehalten und die Pflanzen vermehren sich auf natürliche Weise. Beim Kauf von Samen sollten Sie auf den Zusatz „F1“ auf der Verpackung achten. Ist dieser Zusatz im Sortennamen vorhanden, handelt es sich um nicht samenfestes Saatgut. Wenn der Zusatz also nicht vorhanden ist, können Sie getrost zugreifen.
Tipp 11: Recycling geht auch im Garten
Recycling und Upcycling sind zwei Begriffe, die im Garten perfekt angewendet werden können. Alte Gegenstände, die sonst auf dem Müll landen würden, wiederverwenden und ihnen eine neue Aufgabe geben. Hier sind dem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt:
- Alte Gießkannen, Töpfe, Tassen, Schüsseln etc. sind hübsche Blumengefäße.
- Alte Blechdosen können als Insektenhotel dienen.
- Gemüsekisten können ebenfalls bepflanzt oder als Stauraum für Gartenwerkzeuge genutzt werden.
- Ausgediente Schuhe sind ebenfalls toll als Blumentopf.
- Ein nicht mehr verwendetes Essbesteck kann zum Windspiel umfunktioniert werden.
Sie sehen, die Ideen gehen hier vermutlich nie aus.
Tipp 12: Blühwunder für alle Jahreszeiten
Um Tieren und vor allem Insekten das ganze Jahr über Nahrung zu bieten, gestalten Sie Ihren Garten doch so, dass er zu jeder Jahreszeit, aber vor allem von Frühjahr bis Herbst üppig blüht. Hier freuen sich nicht nur die Tiere, sondern auch Sie über das Blütenmeer.
Tipp 13: Pflanzen aus der Region verwenden
Nutzen Sie für Ihre Beete vor allem regionale Pflanzen, die hier heimisch sind. Besonders schädlich sind invasive Pflanzenarten, sogenannte Neophyten, die aus anderen Gegenden der Welt zu uns kamen. Das Problem mit Neophyten: Sie nehmen den heimischen Pflanzen die Lebensgrundlage. Beispiele hierfür sind:
- Lupinen
- Robinien
- Japanische Staudenknöterich
- Weißer Frauenmantel
- Kupfer-Felsenbirne
- Löwenmäulchen
- Schmetterlingsstrauch
- Mariendistel
- Kirschlorbeer
Daneben haben Sie mit heimischen Pflanzen den Vorteil, dass diese an unsere klimatischen Bedingungen angepasst sind und sie somit besser wachsen, als Pflanzen aus anderen Gebieten.
Tipp 14: Garten insekten- und tierfreundlich gestalten
Dass man Insekten zahlreiche Blumen anbieten soll, haben wir bereits erläutert. Da geht aber noch mehr! Denn Sie können den gesamten Garten insektenfreundlich gestalten. Und auch für viele andere Tiere gibt es zahlreiche Idee:
- Bauen Sie ein Insektenhotel, in dem die Tiere Schutz finden können.
- Um Wildbienen einen Nistplatz zu bieten, genügt es oft schon, Laub und Strauchschnitt in einer geschützten Gartenecke anzuhäufeln.
- Im Herbst sind Laubhaufen ideal für Igel, die einen Winterschlafplatz suchen.
- Spezielle Kästen an Bäumen können Fledermäusen als Unterschlupf dienen.
- Ein Vogelhaus ist ein toller Nistplatz für die Piepmätze.
- Vor allem in der kalten Jahreszeit freuen sich Vögel über Futterplätze.
- Neben einer Möglichkeit, den Durst zu löschen, sind Wasserschalen auch ideal für Vögel, um dort ein Bad zu nehmen. Übrigens: Ein kleiner Sand- oder Erdhaufen dient Spatzen für ein tolles Sandbad.
- Eliminieren Sie Gefahren für Tiere im Garten. Versehen Sie beispielsweise Lichtschächte und auch Regentonnen mit einem Schutz, damit kleine Tiere nicht hineinfallen können. Bringen Sie an großen Glasfronten Aufkleber an, so fliegen Vögel nicht dagegen.
- Zu viel Ordnung im Garten ist für manchen vielleicht optisch ansprechend, für Tiere aber nicht ideal. Je verwildeter der Garten, umso mehr Tiere werden angelockt.