Den pH-Wert kennt man vielleicht noch aus dem Chemieunterricht in der Schule, aber EC-Wert? Nein. Was ist das, wofür brauche ich den und ist das wirklich so wichtig?
Keine Sorge – diese Fragen haben wir uns alle am Anfang unseres Indoor Growings gestellt, aber es ist nicht so kompliziert, wie es aussieht.
Wir fangen einmal ganz von vorne an, erklären alles ganz einfach und übersichtlich und beantworten all Ihre Fragen zu EC-Wert beim Growing. Falls Sie schon Erfahrung im Heimanbau haben, finden Sie hier vielleicht noch ein paar wertvolle Tipps und Tricks, die Ihren Grow noch besser machen.
Also ganz von vorne …
Was ist der EC-Wert?
EC kommt aus dem englischen von „electrical Conductivity“ und bedeutet elektrische Leitfähigkeit. Mit ihm gibt man den Salzgehalt einer Flüssigkeit an. Die gelösten Salze (Anionen und Kationen) leiten Strom im Wasser. Je höher die Salzkonzentration, desto höher ist auch die Leitfähigkeit. Anders ausgedrückt heißt das, dass je höher der EC-Wert ist, desto besser können gelöste Stoffe durch die Flüssigkeit transportiert werden.
EC-Wert beim Pflanzenanbau
Okay, das klang jetzt doch relativ chemisch. Bleibt die Frage, wieso das für uns wichtig ist.
Dabei ist eine Information entscheidend – all unsere Pflanzennährstoffe bestehen aus Salzen.
Sprich, mit der Salzkonzentration messen wir genauer gesagt die Konzentration an Nährstoffen in unserer Nährlösung, oder auch dem Grow Substrat. Dieses Wissen ist von besonderer Wichtigkeit, um das Düngeschema perfekt an die Pflanzen anzupassen und Unter- oder Überdüngung zu vermeiden.
Eine zu hohe Salzkonzentration ist schädlich für die Pflanzen, da sie die überschüssigen Nährstoffe nicht speichern können. Die Salze lagern sich in den Blättern ab und führen dort zu Nährstoffbrand. Dieser zeigt sich in verbrannten Blattspitzen und kann zu verwelkten Blättern und abgestorbenen Blüten führen.
Ist der Wert zu niedrig, bekommen die Pflanzen nicht genügend Nährstoffe und werden in ihrem Wachstum, der Bildung von Knospen und Blüten gehemmt.
EC-Wert messen
Der EC-Wert wird in der Pflanzenzucht in Milli-Siemens pro Zentimeter (mS/cm) angegeben und mit einem dafür vorgesehen EC-Messgerät gemessen. Der Wert sollte zu Beginn einmal festgestellt und regelmäßig kontrolliert werden, da sich der ideale Wert für unsere Pflanzen je nach Entwicklungsphase ändert.
Zu Beginn eines Grows sollte einmal das reine Gießwasser überprüft werden, um die Basis zu kennen, auf der das Düngeschema aufgebaut wird. Die Wasserwerte bekommt man auch, ganz ohne Messgerät, online wie offline bei der örtlichen Wasserversorgungsstelle.
Das ideale Gießwasser hat einen Wert zwischen 0,2 – 0,4 mS.
Um einen erfolgreichen Grow zu garantieren, sollte der EC-Wert regelmäßig kontrolliert werden, dabei vor allem der der Nährlösung und der des Gießwassers.
Beispiele für EC-Werte:
- Destilliertes Wasser: 0,00005mS
- Leitungswasser: ca. 0,3-0,7mS (⌀ in Deutschland)
- Meerwasser: ca. 50mS
Messungen im Substrat
Um den EC-Wert des Bodes zu messen, kann an mehreren Orten, und in verschiedenen Bodenschichten, Stichproben genommen werden. Alle Proben werden zusammen mit Wasser verdünnt und gut gemischt. Die Suspension wird nun gemessen.
Diese Feldprobe gibt einen guten Überblick über die Salzkonzentration des Bodens.
Einfacher, dafür ungenauer, ist es das Drainagewasser zu messen, also das Wasser, das bei übermäßigem Gießen durch den Topf wieder herausläuft. Für genaue Messungen bräuchte man aber immer exakt gleichen Bedingungen, was so gut wie unmöglich ist, weshalb die Messungen des Drains nur eine grobe Orientierung sind.
Am besten ist, wenn der Boden am Anfang des Grows so wenig Salze wie möglich enthält.
Messungen in der Nährlösung
Sehr viel genauer und aufschlussreicher sind aber Messungen der Nährlösung. Beim Anbau mit mineralischen Düngemitteln sind diese unverzichtbar. Am besten wird der EC-Wert vor jeder Zugabe der Nährstofflösung überprüft. Die idealen Werte erhält man meist von der Herstellfirma, auf der Rückseite der Produkte, oder der Website des Unternehmens.
Wichtig ist zu beachten, dass die idealen Werte sich je nach Sorte und Entwicklungsphase ändern.
Der ideale EC-Wert
Den idealen EC-Wert gibt es nicht. Er unterscheidet sich je nach Sorte und nach Düngemittel. Als Faustregel lässt sich jedoch sagen, dass zu Beginn des Grows der Wert eher niedrig sein sollte.
Die kleinen Stecklinge brauchen noch nicht so viele Nährstoffe und haben gar nicht die Kapazität sie zu verarbeiten. Also erst mal langsam anfangen.
Mit zunehmendem Wachstum der Pflanzen steigert sich natürlich auch ihr Nährstoffbedarf. Vor allem in der Blütezeit müssen genügend Nährstoffe verfügbar sein, damit die Pflanze sich voll entwickeln kann.
Kurz vor der Ernte muss der EC-Wert drastisch gesenkt, also gar keine Salze mehr zugeführt werden.
Ein EC-Wert, wie er uns gefällt
Den EC-Wert sollte man immer im Blick haben. Er variiert stark, je nach Wasser, Boden und Düngerzugabe.
Vor dem Start des Grows sollten einmal alle Komponenten überprüft und möglichst niedrige Werte anzeigen, damit genug Luft für Düngemittel Zugaben ist. Der EC-Wert selbst wird eigentlich selten aktiv angepasst, da er von vielen anderen Faktoren abhängig ist, die einfacher zu verändern sind.
Der Vollständigkeit halber erläutern wir hier trotzdem einmal, wie der EC-Wert nach unten und oben korrigiert werden kann.
EC-Wert erhöhen
Sollte der EC-Wert zu niedrig sein, was äußerst selten vorkommt, kann man dem Gießwasser eine kleine Menge Salz hinzufügen. Das Wasser muss danach gut umgerührt und kann erst verwendet werden, wenn sich das Salz vollständig aufgelöst hat.
EC-Wert senken
Bei stark erhöhtem EC-Wert, was man oft an Überdüngungserscheinungen, wie Nährstoffbrand bemerkt, hilft nur eine Spülung.
Entweder mit reinem Gießwasser, der doppelten bis dreifachen Menge Wasser im Verhältnis zum Growmedium. Damit einmal langsam und gleichmäßig durchspülen und die Düngemittel Zugabe für ein paar Tage entsprechend senken.
Oder aber mit entsprechenden Additiven, die speziell zum Ausspülen und Entfernen von Düngemitteln, im Fall von Überdüngung oder vor der Ernte, entwickelt wurden. Wir empfehlen zum Beispiel das Canna Flush.
Spülen sollte man wirklich nur bei stark erhöhtem EC-Wert, wenn die Pflanze schon deutliche Schäden von Überdüngung aufweist. Und nur bei mineralischem Anbau.
Da das Leitungswasser stark schwankende EC-Werte hat, kann es vorkommen, dass der Wert zu Beginn des Anbaus schon zu hoch ist. Dieser kann mit Zugabe von destilliertem Wasser reguliert werden. Eine dauerhaft einfache und effektive Lösung das Gießwasser anzupassen ist eine Umkehrosmose Anlage, die das Wasser komplett rein filtert, so das danach alle Werte individuell angepasst werden können.
EC-Wert im organischen Anbau
Falls Sie für Ihren Grow ausschließlich organische Produkte verwenden, müssen Sie sich keine Gedanken um den EC -Wert machen. Organische Zusatzstoffe bestehen nicht aus Salzen und werden erst im Boden von Mikroorganismen zu für Pflanzen verwertbaren Stoffen umgewandelt. Es kann also gar keine Salzkonzentration gemessen werden, weshalb keine Messungen des EC-Werts nötig sind.
Empfehlenswert ist aber auch hier zu Beginn einmal die Werte des Gießwassers zu überprüfen, dafür braucht man nicht einmal ein Messgerät, die Werte können online oder offline beim jeweiligen Wasserversorger eingeholt werden, und diese dann gegebenenfalls auf einen Wert zwischen 0,2 – 0,4 mS zu bringen.
Beim organischen Anbau muss auch der pH-Wert seltener gemessen werden, da organische Erden eine hohe Pufferwirkung haben und Schwankungen von selbst ausgleichen können.
Noch mal im Überblick
Das waren jetzt viel Informationen zu allgemeinen und spezifischen Themen rund um den EC-Wert. Im Folgenden möchte ich alle Punkte Schritt für Schritt im Grow noch einmal zusammenfassen.
Alle Schritte gelten für den Anbau mit mineralischen Substraten und Düngemitteln, da bei einem organischen Anbau regelmäßige Messungen nicht notwendig sind.
Vor dem Grow
- Die EC-Werte des Growmediums und des Gießwasser sollten überprüft werden – für das Gießwasser empfiehlt sich ein Wert zwischen 0,2 – 0,4 mS, der Wert des Mediums sollte so niedrig wie möglich sein
- Sollte der Wert des Gießwassers (Leitungswassers) zu hoch oder niedrig sein, sollte er mit Hilfe oben genannter Methoden angepasst werden – siehe EC-Wert anpassen
Während dem Grow
- Der EC-Wert des Substrats sollte regelmäßig am Drain (Ablaufwasser) kontrolliert werden
- Der EC-Wert der Nährstofflösung sollte nach jedem Anmischen überprüft werden
- Der EC-Wert des Gießwassers sollte regelmäßig kontrolliert werden
- in der Anzuchtphase: 0,8 – 1,3
- in der Wachstumsphase: 1,3 – 1,7 (die tatsächlichen Werte sind von der Pflanze und dem Düngemittel abhängig. Sie finden die Empfehlungen des Düngerherstellers auf der Verpackung oder der Website)
- vor der Ernte: unbedingt drastisches Absenken des Werts, durch Spülung mit Wasser oder Additiven, keine Düngerzugabe mehr
Chemieunterricht Ende
Das war er, unser Ausflug ins Land des EC-Werts. Ich hoffe, der Artikel war hilfreich für Sie und Sie konnten etwas Neues mitnehmen, oder bereits vorhandenes Wissen wiederholen oder vertiefen.
Genau über den EC-Wert bescheid zu wissen ist unumgänglich für einen erfolgreichen Grow und wenn man sich erst einmal damit befasst hat, gar nicht mehr so kompliziert.
Sollten Sie noch Fragen haben, oder Feedback, Ergänzungen und Wünsche, schreiben Sie uns doch gerne eine Nachricht.
Step by step zum perfekten Grow – viel Spaß!