Viele alte Apfelsorten sind schon fast in Vergessenheit geraten. Es lohnt sich jedoch, sie zu kultivieren, da sie sich oft auch für Allergiker eignen und einen hervorragenden Geschmack haben. Bevor Sie einen solchen Apfelbaum kaufen, informieren Sie sich über die Ansprüche an Standort und Pflege.
Alte Apfelsorten: warum sich der Anbau lohnt
Entscheiden Sie sich für alte Apfelsorten, tragen Sie zur Artenvielfalt und zur Nachhaltigkeit bei. Die alten Sorten sind häufig gut lagerfähig, gut als Wirtschaftsapfel zum Kochen und Backen geeignet, aber auch einzigartig im Geschmack. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sie häufig gut für Allergiker geeignet sind und sogar von denjenigen gut vertragen werden, die sonst auf Äpfel allergisch reagieren. Allerdings sind viele dieser alten Sorten fast in Vergessenheit geraten, da sie den heutigen Zuchtzielen nicht immer gerecht werden, etwa:
- Resistenz gegen Krankheiten und Schädlinge
- große Früchte
- hohe Erträge
- keine Ansprüche an den Standort
- geringer Pflegeaufwand
Einige alte Sorten sind anfälliger gegen Apfelschorf oder neigen dazu, stippig zu werden. Andere Sorten gedeihen nur in bestimmten Regionen gut. Der Name solcher Sorten, beispielsweise „Pommerscher Krummstiel“, „Finkenwerder Herbstprinz“ oder „Gelbe sächsische Renette“ deutet auf die Herkunft und darauf hin, wo sie am besten gedeihen. Möchten Sie solche Apfelbäume kaufen, sollten Sie sich nicht nur über die Ansprüche an Standort und Pflege, sondern auch über die geeigneten Befruchtersorten informieren.
Tipp: Beim Kauf alter Apfelsorten orientieren Sie sich auch an der Herkunft, die Sie oft vom Namen herleiten können. So laufen Sie nicht die Gefahr, dass der Baum für Ihre Region nicht geeignet ist.
Unbeschwerter Genuss für Allergiker: höherer Gehalt an Polyphenolen
Der Grund, warum alte Apfelsorten häufig gut für Allergiker geeignet sind, ist der höhere Gehalt an Polyphenolen, bei denen es sich um sekundäre Pflanzenstoffe handelt. Bei den neuen Züchtungen wurden die Polyphenole größtenteils weggezüchtet, da sie dazu führen, dass die Äpfel einen weniger süßen Geschmack haben und an der Luft schneller braun werden. Polyphenole verbinden sich mit den Proteinen in den Äpfeln, die für Allergien verantwortlich sind. Äpfel mit einem höheren Gehalt an Polyphenolen mögen zwar optisch weniger ansprechend erscheinen, da sie unregelmäßiger geformt sind, doch sorgen diese Pflanzenstoffe auch dafür, dass diese Früchte aromatischer sind.
Alte Apfelsorten kaufen: Baumschulen und online
Verschiedene Baumschulen haben den Trend zu mehr Biodiversität erkannt und bieten inzwischen alte Apfelsorten an. Nicht immer sind solche Sorten dort vorrätig. Vereinbaren Sie einen Termin und sprechen Sie mit einem Mitarbeiter darüber, für welche Sorten Sie sich interessieren. Die Baumschulen können diese oft besorgen. Auch in einigen Online-Baumschulen erhalten Sie alte Apfelsorten. Lesen Sie am besten Kundenbewertungen, um zu erfahren, ob es sich lohnt, dort zu bestellen.
Tipp: Informieren Sie sich in Tageszeitungen oder online auf den Webseiten von Baumschulen, ob vielleicht eine Apfelausstellung stattfindet. Dort wird eine Vielzahl von Sorten ausgestellt, darunter auch alte und kaum bekannte Apfelsorten.
Alte Sorten im Überblick
Der folgende Überblick informiert Sie über alte Sorten, die sich bewährt haben, und deren Ansprüche an die Pflege überschaubar sind. Es gibt jedoch keine klare Definition, ab wann eine Apfelsorte als alt gilt. Einige Apfelsorten haben sich schon über Jahrhunderte bewährt, während andere erst vor hundert Jahren zum ersten Mal erwähnt wurden. Übrigens ist der Borsdorfer Apfel, der auch Edelborsdorfer genannt wird, die älteste deutsche und wahrscheinlich auch europäische Apfelsorte. Diese Sorte wurde erstmals um 1100 erwähnt und von den Zisterziensern gezüchtet. Allerdings ist diese Sorte heute nahezu bedeutungslos, da die Früchte nur klein sind und zu Rost sowie Apfelschorf neigen. Der Apfel hat jedoch einen hervorragenden weinwürzigen, zimtartigen Geschmack. Der Baum kann bis zu hundert Jahre alt werden und liebt warmes Klima sowie nährstoffreiche, feuchte Böden.
Weißer Klarapfel: keine lange Lagerfähigkeit
Der Weiße Klarapfel ist für viele der Sommerapfel schlechthin, da er schon Ende Juli oder Anfang August geerntet und sofort verzehrt werden kann. Er eignet sich hervorragend zur Bereitung von Apfelmus. Der Nachteil besteht darin, dass die Äpfel nicht lange lagerfähig sind und schon kurz nach der Ernte verbraucht werden müssen. Die Schale ist druckempfindlich. Der Klarapfel wurde erstmals 1852 gezüchtet und ist für jede Region in Deutschland geeignet, da er frosthart ist.
Boskoop: säuerlich und lange lagerfähig
Der Boskoop ist nach einem Ort in den Niederlanden benannt und hat seinen Ursprung im Jahr 1856. Der Apfel wird ziemlich groß und hat eine raue, rote oder grünliche Schale. Boskoop hat einen hervorragenden säuerlichen Geschmack, der durch den hohen Gehalt an Polyphenolen entsteht, und ist gut als Küchenapfel zum Backen und Kochen geeignet. Der Baum bevorzugt einen nährstoffreichen, leicht feuchten Boden. Die Äpfel sind von Oktober bis November pflückreif. Sie erreichen ihre Genussreife im Dezember und können noch bis in den April gelagert werden. Als Befruchter eignen sich James Grieve, Idared, Gloster oder Goldparmäne.
Goldparmäne: eine der ältesten Sorten
Die Goldparmäne gehört zu den ältesten Apfelsorten und hat ihren Ursprung in der Normandie, wo sie um 1510 entdeckt wurde. Der Apfel erhielt seinen Namen aufgrund der goldgelben Schale mit roten Streifen und ist eher klein. Er ist widerstandsfähig gegen Mehltau und Schorf. Die Früchte können ab September geerntet und bis in den Januar gelagert werden. Sie eignen sich für Allergiker und haben einen süßen Geschmack mit nussigem Aroma. Der Baum braucht einen durchlässigen, frischen, nährstoffreichen Boden und gedeiht auch in Höhenlagen. Als Befruchter sind Danziger Kantapfel, Alkmene oder Baumanns Renette geeignet.
Berlepsch: Apfel mit guter Verträglichkeit
Der Berlepsch kommt aus dem Rheinland und wird seit 1900 gezüchtet. Er ist gut verträglich und hat ein saftiges, rot marmoriertes Fruchtfleisch. Der Baum braucht einen nährstoffreichen, lehmigen Boden und gedeiht am besten in milden Gegenden. Der Apfel kann im Oktober geerntet werden und ist bis März lagerfähig. Alkmne, Idared und Gloster eignen sich als Befruchter.
Altländer Pfannkuchenapfel: auf der Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen
Der Altländer Pfannkuchenapfel hat seinen Ursprung in Hamburg und wurde erstmals um 1840 gezüchtet. Die Äpfel sind flachrund, mittelgroß und von gelbgrüner Färbung. Das Fruchtfleisch ist grün-weißlich, mit mild-säuerlichem Geschmack. Der Apfel kann von Ende Oktober bis Anfang November geerntet werden und entfaltet seinen Geschmack erst während der Lagerung. Er kann sofort nach der Ernte weiterverarbeitet werden, doch zum Frischverzehr eignet er sich am besten von Februar bis Juni. Der Apfel ist schorfresistent und robust. Der Baum bevorzugt sandige, nährstoffreiche Böden. Klarapfel, Idared und Goldparmäne sind die perfekten Befruchter.
Ontario: vitaminreiche Sorte aus Nordamerika
Wie der Name bereits vermuten lässt, hat der Ontario seinen Ursprung in den USA, wo er 1840 erstmals gezüchtet wurde. Die Früchte sind groß, flachrund, rotgrün, saftig und von mildsäuerlichem Geschmack. Sie sind reich an Vitamin C. Da die Bäume frostempfindlich sind, eignen sie sich nur für milde Gebiete.
Gravensteiner: ausgewogener Geschmack und intensiver Duft
Der Gravensteiner gehört zu den ältesten Apfelsorten und ist seit 1669 bekannt. Er duftet intensiv und hat einen ausgewogenen Geschmack. Der Baum braucht beständiges Klima ohne starke Temperaturschwankungen, einen nährstoffreichen Boden und eine ausgewogene Niederschlagsmenge. Er ist wenig anfällig gegen Baumkrebs, Mehltau und Schorf. Die mittelgroßen, flachen Früchte sind rot gestreift und können bereits ab Ende August geerntet werden. Bis November sind sie lagerfähig. Als Befruchter eignen sich Ontario, Golden Delicious und James Grieve.
Cox Orange: hohe Ansprüche an Standort und Boden
Der Cox Orange hat seinen Ursprung in Großbritannien, ist seit 1825 bekannt und äußerst köstlich. Die Früchte sind aromatisch, saftig, grün und an der Sonnenseite gerötet. Sie sind im Oktober pflückreif und bis März lagerfähig. Der Baum bevorzugt einen nährstoffreichen, möglichst lehmigen Boden und ein mildes Klima.
Prinz Albrecht von Preußen: robust, frosthart und zuverlässig
Prinz Albrecht von Preußen überzeugt mit reicher Ernte und lässt sich leicht kultivieren. Der Hofgärtner des Prinzen begann 1865 mit der Züchtung. Die Früchte sind aromatisch, süßsäuerlich und saftig. Die Ernte kann von September bis Oktober erfolgen. Bis Januar sind die Äpfel lagerfähig. Der Baum stellt keine hohen Ansprüche und eignet sich auch für feuchte Böden sowie für Höhenlagen. Gute Befruchter sind Gloster, Elstar und Goldparmäne.
James Grieve: alte Sorte aus Schottland
Die Apfelsorte James Grieve hat ihren Ursprung in Schottland und hat sich seit 1880 verbreitet. Die Äpfel haben eine goldgelbe Schale und ein aromatisches Weinaroma. Ab Ende August können die Äpfel geerntet werden. Sie sind bis November lagerfähig, doch beträgt die Lagerfähigkeit ab der Ernte maximal vier Wochen. Der Baum ist robust und braucht einen feuchten, nährstoffreichen, gut durchlässigen Boden. Er eignet sich auch für Höhenlagen. Als Befruchter eignen sich Ingrid Marie, Jonathan und Cox Orange.
Pommerscher Krummstiel: gut geeignet für raue Lagen
Der Pommersche Krummstiel stammt von der Insel Rügen und ist seit 1850 bekannt. Die saftigen, süßsäuerlichen Äpfel eignen sich für Allergiker und sind robust. Die Ernte erfolgt im Oktober. Lagerfähig sind die Äpfel bis Februar. Der Baum ist anspruchslos und eignet sich auch für raue Lagen. Gute Befruchter sind Idared, Klarapfel und Goldparmäne.
Danziger Kantapfel: dunkelrote Sorte ohne Ansprüche
Der Danziger Kanptapfel ist seit 1800 bekannt und hat glänzend dunkelrote, saftige, wohlschmeckende Früchte. Die Äpfel werden im Oktober geerntet und sind bis Dezember lagerfähig. Die Bäume bevorzugen sandige Böden und stellen keine hohen Ansprüche. Als Befruchter eignen sich Ontario, Klarapfel und Goldparmäne.
Hallo,
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L.G. Armin Hengst