Wer Anis hört, denkt vor allem an Weihnachten. Doch die Pflanze ist weit mehr als nur ein tolles Gewürz in der besinnlichen Zeit. Die süßlich-würzige Pflanze ist aber nicht nur ein außergewöhnliches Gewürz, sondern auch eine hervorragende Heilpflanze, die bei zahlreichen Beschwerden hilfreich verwendet werden kann. Dabei wurde Anis 2014 sogar Heilpflanze des Jahres. Doch Vorsicht, mit dem aus China stammenden Sternanis sollte die Heilpflanze nicht verwechselt werden, da sie nur den Geschmack gemein haben. Eine Heilwirkung gibt es bei Sternanis nicht.
Wissenswertes über Anis
Woher Anis (Pimpinella anisum) genau kommt, konnte bisher noch nicht wirklich bestimmt werden. Man geht aber davon aus, dass er aus dem östlichen Mittelmeerraum kommt, da er auch in gemäßigtem Klima sehr gut gedeiht. Daher wird vermutet, dass Albanien oder Kroatien die Heimat von Anis sind. Das derzeitige Hauptanbaugebiet ist jedoch Südrussland. Des Weiteren wird Anis in Mittelamerika, Mittel- und Südeuropa sowie in Japan angebaut.
Die Gewürzpflanze zählt, wie Fenchel und Dill, zu den Doldenblütlern und ist eine einjährige und krautige Pflanze. Sie kann bis zu 60 cm hoch wachsen und an den stark verzweigten Stängeln bilden sich Dolden, die weiß blühen. Die braunen Anisfrüchte reifen dagegen im August und September heran und haben eine Größe von 3 bis 5 Millimeter. Sie können für Spirituosen und natürlich für Backwaren verwendet werden.
Anis vs. Sternanis
Anis wie auch Sternanis sind in der Vorweihnachtszeit in nahezu jedem Haushalt zu finden, wenn leckeres Weihnachtsgebäck hergestellt wird. Allerdings handelt es sich bei Anis und Sternanis um unterschiedliche Gewürze, die zum einen unterschiedlich intensiv sind und zum anderen auch zu verschiedenen Pflanzenfamilien gehören.
Sternanis ist sehr würzig und hat einen deutlich intensiveren und schärferen Geschmack als Anis. Während bei Anis die süßliche Note im Vordergrund steht, ist dies bei Sternanis die würzige Note. Aus diesem Grund ist Sternanis mit Vorsicht zu dosieren, um die Backwaren nicht ungenießbar zu machen. Sternanis sind außerdem Früchte aus einem immergrünen Baum der Familie der Magnoliengewürze, der in China beheimatet sind.
Auch wenn beide Gewürze das ätherische Öl Anethol enthalten, das für den süßlichen Duft verantwortlich ist, sind sie doch sehr unterschiedlich. Zudem sind auch noch Estragol und Zucker in großen Mengen im Anis enthalten, weshalb er auch gerne „süßer Kümmel“ oder „süßer Fenchel“ genannt wird.
Da sich der Duft an der Luft sehr schnell verflüchtigt, ist es wichtig, dass Sie die Samen so frisch wie möglich im Mörser zerstoßen und in einer geschlossenen Dose aufbewahren, um Aroma und Duft zu erhalten.
Anis kultivieren – so können auch Sie Anis ernten
Anis ist eine sehr pflegeleichte Würzpflanze, die Sie problemlos im Garten anbauen können. Damit die Ernte der Gewürz- und Heilpflanze auch üppig ausfällt, sollten Sie diese Tipps beachten.
Standort und Boden
Anis ist eine einjährige Pflanze, die jedoch nicht winterhart ist. Wenn Sie Anissamen säen möchten, ist es wichtig, dass Sie einen lehmigen und sandigen Boden haben, der kalkhaltig und nährstoffreich ist. Zudem sollte die Erde das Wasser gut speichern, aber auch durchlässig sein, dass sich keine Staunässe bildet. Als Standort sollten Sie einen sonnigen und warmen Ort wählen, damit der Anis optimal gedeihen kann. Übrigens gibt es keine verschiedenen Anissorten. Es wird lediglich nach der Herkunft der Samen unterschieden.
Anissamen aussäen
Ab Mitte April können Sie die Anissamen direkt ins Beet pflanzen. Dabei sollten Sie auf einen Reihenabstand von 30 cm achten. Die Samen werden dann in etwa 2 cm Tiefe gesät und leicht mit Erde bedeckt. Die Erde sollten Sie immer gut feucht halten, damit die Samen keimen können. Dies geschieht in der Regel zwei bis drei Wochen nach der Aussaat. Achten Sie auch darauf, dass Sie das Beet unkrautfrei halten, damit sich die Gewürz- und Heilpflanzen gut entwickeln können. Damit Sie auch eine üppige Ernte haben, sollten Sie die Pflanzen schützen. Hasen und andere Wildtiere lieben Anis und es kann durchaus passieren, dass sie morgens in den Garten kommen und die Pflanzen abgefressen sind.
Anis pflegen
Anis ist sehr pflegeleicht und benötigt kaum Aufmerksamkeit. Lediglich zu Beginn sollten Sie sich ein wenig um die Heil- und Gewürzpflanzen kümmern. Ein organischer Langzeitdünger fördert das Wachstum von Anis und kann als Granulat einfach zwischen den Reihen in den Boden eingearbeitet werden. Besonders wichtig ist allerdings, dass Sie regelmäßig Unkraut jäten und natürlich wässern.
Anis ernten
Die Dolden blühen Ende Mai in einem zarten Weiß. Durch die Bestäubung bilden sich danach die Samen aus, die zwischen Juli und September reifen. Je nach Standort und Witterung kann sich dieser Zeitpunkt natürlich verschieben. Wann die Samen erntereif sind, sehen Sie daran, dass die Dolden und Samen braun werden.
Geerntet wird die Dolde morgens bei Tau. Dazu schneiden Sie die komplette Dolde ab und lassen Sie sie im Haus trocknen. Der Vorteil dieses Zeitpunkts ist, dass sich die Samen am Blütenstand halten und nicht ausfallen. Sind die Samen getrocknet, können Sie sie problemlos zwei Jahre lagern und können dann sogar noch eine sehr gute Keimfähigkeit erwarten. Nach einer Lagerung von bis zu vier Jahren keimt allerdings nur noch die Hälfte der Samen. Daher sollten Sie die Samen nach spätestens zwei Jahren wieder ausgesät haben.
Haben Sie zu viele Samen, können Sie diese natürlich in der Küche verwenden und im Mörser zu Pulver zerstoßen. In einem geschlossenen Gefäß halten sich die gemahlenen Anissamen bei trockener und dunkler Lagerung bis zu zwei Jahren. Damit das Aroma und der Geschmack erhalten bleiben, ist es wichtig, die Samen so frisch wie möglich zu mahlen.
So verwenden Sie Anis in der Küche
Der echte Anis ist nicht ganz so würzig wie der Sternanis. Dennoch ist er in der Küche sehr vielfältig verwendbar. Während Anis in Deutschland hauptsächlich in der Vorweihnachtszeit verwendet wird, ist es im Mittelmeerraum ein wichtiges Lebensmittel in der Küche. Hier wird der Anis vor allem zum Brotbacken verwendet. Doch auch in zahlreichen Süßspeisen wie Kuchen, Obstsalat oder Apfelmus und Konfitüren wird Anis verwendet.
In unseren Breiten wird Anis vor allem in der Vorweihnachtszeit genutzt. Anisplätzchen, Anisbrot oder auch Lebkuchen werden damit hergestellt. In Frankreich gibt es leckere Anis-de-Flavigny-Bonbons und selbst für die Herstellung von Lakritz ist Anis von großer Bedeutung.
Des Weiteren findet sich Anis in vielen Gewürzmischungen. So ist er in Kombination mit Kümmel und Fenchel perfekt, um Brot zu backen und Anis ist nahezu in jedem Brotgewürz zu finden. Auch in asiatischen Gewürzmischungen ist häufig Anis zu finden.
Zudem ist der Anislikör im gesamten Mittelmeerraum zu finden. Insbesondere in der Türkei, in Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien finden sich zahlreiche Anisliköre, die nach dem Essen getrunken werden. Mit Sicherheit kennen auch Sie die verschiedenen Anisliköre wie Ouzo, Raki oder Anisette, die den Verdauungsprozess fördern sollen. Wussten Sie, dass Anis zusammen mit Fenchel und Wermut Hauptbestandteile von Absinth sind?!
So verwenden Sie Anis als Heilpflanze
Anis enthält eine große Anzahl an wichtiger Inhaltsstoffe, weshalb die Samen als Heilmittel so bekannt und beliebt sind. Die ovalen Spaltfrüchte sind beispielsweise voller Anethol. Dieser Inhaltsstoff wirkt schleim- und krampflösend und kann außerdem auch das Wachstum von Bakterien hemmen.
Außerdem ist es wissenschaftlich belegt, dass Anissamen positiv auf die Atemwege und die Verdauung. Daher ist Anis auch in vielen Husten-Bonbons oder Magen-Darm-Präparaten für Kinder und Erwachsene zu finden. Allerdings ist Anis immer mit Vorsicht zu genießen und sollte nicht überdosiert werden. Eine Tagesdosis von 3 Gramm Anissamen als Tee aufgebrüht, sollten Sie nicht überschreiten, da Anis betäubend wirken und sogar rauschähnliche Zustände hervorrufen kann. Auch ätherisches Anisöl ist im Handel erhältlich.
Dieses sollten Sie aber niemals pur und unverdünnt verwenden. Bei Blähungen und Beschwerden mit dem Magen-Darm-Trakt können Sie auch einfache einen Tropfen ätherisches Anisöl mit 5 Tropfen Sonnenblumenöl mischen und auf den Bauch massieren. Zudem sollten Kinder erst ab einem Alter von 6 Jahren Anis Tee trinken oder Anisöl verwenden, da Anis allergische Reaktionen hervorrufen kann. Deshalb sollten auch Erwachsene vorsichtig mit Anis umgehen.
Anistee
- Damit Sie von den Vorteilen der Gewürz- und Heilpflanzen profitieren können, müssen Sie zuerst ½ Teelöffel Samen im Mörser zerstoßen.
- Anschließend geben Sie diese in einen Teefilter und gießen die zerstoßenen Samen mit kochendem Wasser auf. Der Tee sollte 10 bis 15 Minuten ziehen.
- Bei Blähungen und anderen Beschwerden können Sie morgens und abends je eine Tasse frisch aufgebrühten Anis Tee trinken.
Anistee sollte zwar nicht von schwangeren Frauen getrunken werden, hat aber eine Vorteil auf die Muttermilch. Der Inhaltsstoff Anethol stimuliert zum einen die Bildung von Muttermilch und fördert zum anderen auch die Östrogenaktivität, was Frauen in den Wechseljahren zugutekommt. Daher ist in vielen Stilltees auch Anis enthalten.
Anis-Gurgellösung
Anissamen sind in vielen Mundwässern, Zahnpasten sowie Hustensäften und -tees enthalten, da sich die Inhaltsstoffe hervorragend auf den Mund- und Rachenraum auswirken. Zudem soll Anis auch die Bildung von Bakterien hemmen, weshalb eine Anis-Gurgellösung wahre Wunder bewirken kann.
Für die Gurgellösung mischen Sie einen Tropfen Anisöl und einen Tropfen Salbeiöl auf eine Tasse lauwarmes Wasser und rühren die Mischung gut um. Sobald sich die Öle mit dem Wasser vermischt haben, gurgeln Sie damit.
Vorsicht: Personen mit Epilepsie dürfen diese Gurgellösung nicht verwenden.
Die Gewürz- und Heilpflanze kann aber auch problemlos bei Haustieren angewendet werden. Ein Tropfen ätherisches Anisöl kann Parasiten wie Läuse und Milben vertreiben. Insbesondere bei Katzen muss aber darauf geachtet werden, dass Sie das Anisöl nur dort verwenden, wo die Katze sich nicht lecken kann. Katzen fehlt ein Enzym, mit dem sie Stoffe wie ätherische Öle verstoffwechseln können, weshalb ätherische Öle praktisch giftig für Katzen sind. Einmal angewendet ist es kein Problem, mehrmals hingegen schon, da sie so langsam Ihre Katze vergiften.