Was die Anzucht angeht, sind Chilis und Paprika eine Herausforderung. Sie sind die Diven unter den Gemüseorten und müssen gut umsorgt werden. Haben sie aber die Kinderstube endlich hinter sich gelassen, wird sich der Aufwand definitiv lohnen. Lesen Sie hier, wie Sie bei der Anzucht Schritt für Schritt richtig vorgehen.
Schritt 1: Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat von Chilis und Paprika
Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat ist ganz einfach: so früh wie möglich! In unseren Breiten reicht die normale Gartensaison ab Mai oft nicht aus, um die Paprika zur Reife zu bringen. Deshalb liest man häufig die Empfehlung, die Pflanzen bereits ab Februar auszusäen. Leider gibt es in unseren Breiten im Spätwinter kaum ausreichend Licht für die Anzucht gesunder Pflanzen. Einiges können Sie über die Umgebungsbedingungen ausgleichen – oder Sie starten erst im März mit einem gewissen Risiko, dass nicht alle Früchte bis zum Ende der Saison ausreifen.
Schritt 2: Die Anzuchtbedingungen
Damit Sie Paprika und Chilis erfolgreich zum Keimen bringen, brauchen Sie sehr viel Licht und eine konstante Temperatur von 25°C. Um für ausreichend Licht zu sorgen, wählen Sie einen Standort mit Südausrichtung, etwa ein beheiztes Gewächshaus, einen Wintergarten oder ein südlich ausgerichtetes Fenster. Reicht das Tageslicht für ein moderates Wachstum nicht aus, können Sie an zwei Stellschrauben drehen. Mit einer UV-Lampe können Sie zusätzliches Licht erzeugen. Alternativ senken Sie die Temperatur nach dem Keimen ab. Unterschreiten Sie jedoch niemals die Grenze von 18°C.
Die direkte Aussaat im Beet funktioniert im deutschen Klima nicht, da die konstante Temperatur von mindestens 25°C nicht gewährleistet werden kann. Deshalb ziehen Sie sie in Anzuchtschalen oder einem Mini-Gewächshaus auf der Fensterbank vor.
Schritt 3: Paprika und Chili aussäen
Legen Sie die Samen einige Stunden in warmes Wasser und weichen Sie sie ein. Dies erhöht ihre Keimfähigkeit. Befüllen Sie die gewählte Anzuchtschale mit Anzuchterde. Legen Sie die Samen mit einem gewissen Abstand darauf aus, drücken Sie sie etwa einen Zentimeter tief in die Erde und verschließen Sie die Löcher. Prüfen Sie vorab immer die Herstellerangaben – es gibt unter den Chilis und Paprika vereinzelte Lichtkeimer. Diese dürfen nicht mit Erde abgedeckt werden, sondern liegen einfach auf.
Gießen Sie die Samen nun leicht an. Am besten verwenden Sie dafür eine Sprühflasche. So werden die Samen nicht weggeschwemmt. Denken Sie daran, alles zu beschriften, denn die Pflanzen unterschiedlicher Sorten unterscheiden sich in den ersten Wochen kaum. Schließen Sie nun die Anzuchtschale mit einer durchsichtigen Abdeckung oder mit einer Folie. Öffnen Sie sie einmal täglich zum Lüften, damit sich kein Schimmel bildet. Stehen die Anzuchtschalen auf einer kühlen Fensterbank, können Sie es mit Styropor auslegen oder sogar eine Heizmatte verwenden, um die notwendige Temperatur sicherstellen zu können.
Schritt 4: Setzlinge pikieren
Bei optimalen Bedingungen können sich die ersten zarten Keimlinge schon nach fünf bis sieben Tagen zeigen. Aber auch eine Keimdauer von zwei bis drei Wochen ist völlig normal und resultiert oft auch aus einer verringerten Keimfähigkeit der Samen oder nicht idealen Anzuchtbedingungen. Sobald sich die ersten Keimlinge zeigen, nehmen Sie die Abdeckung ab, um ein Schießen der Triebe zu vermeiden. Jetzt gilt es, die Erde gut feucht zu halten, ohne dass sich Staunässe bildet.
Innerhalb von ein bis zwei Wochen entwickeln sich die ersten zwei Blattpaare. Jetzt wird es Zeit, die Setzlinge zu pikieren, also in Töpfe zu vereinzeln. Weiterhin brauchen sie viel Licht, eine Temperatur von 20 bis 22°C und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Meiden Sie jedoch in den ersten Tagen nach dem Einpflanzen die direkte Mittagssonne. Um das Wachstum zu unterstützen, versorgen Sie die Pflänzchen über das Gießwasser alle zwei Wochen mit flüssigem, organischem Gemüsedünger, erstmals zwei Wochen nach dem Pikieren.
Haben Sie sehr früh im Jahr mit der Anzucht begonnen, kann es erforderlich werden, die Setzlinge noch ein weiteres Mal in größere Töpfe umzutopfen. Machen die Pflanzen einen instabilen Eindruck, können Sie sie mit angebundenen Stäben fixieren.
Schritt 5: Guten Standort im Freiland finden und vorbereiten
Für reiche Erträge benötigen Ihre Paprika und Chilis einen sonnigen Standort in Südlage, der täglich mindestens sechs bis acht Stunden Sonne bieten kann. Ideal sind tiefgründe Böden, die mit Kompost angereichert werden. Auch Hornmehl ist eine gute Ergänzung.
Beachten Sie im Rahmen der Mischkultur, welche Pflanzen sich als Nachbarn für Paprika und Chili eignen. So gedeihen sie besonders gut neben Gurken, Möhren, Kohl und Tomaten. Meiden Sie hingegen die Nachbarschaft zu Auberginen, Erbsen, Fenchel, Kartoffeln und Roter Bete.
Schritt 6: Chili und Paprika auspflanzen
Ab Anfang Mai beginnen Sie mit der Abhärtung: Stellen Sie die Setzlinge immer wieder stundenweise ins Freie. So gewöhnen sie sich nach und nach an die Witterung und an das stärkere Sonnenlicht. Meiden Sie anfangs die Mittagssonne, um Sonnenbrand bei den Pflanzen zu verhindern. Erst gegen Ende Mai, wenn die letzten Fröste überwunden sind, können die Paprika- und Chilipflanzen in ihr sonniges Beet umziehen. Beachten Sie dabei diese Hinweise:
- Pflanzabstand: Halten Sie einen Abstand von 40 bis 50 cm zwischen den Pflanzen ein. Die Reihen sollten mindestens 60 cm auseinanderstehen.
- Königsblüte: An der untersten Verzweigung bildet sich die erste Knospe. Diese brechen Sie aus, was sich sehr positiv auf den Ertrag auswirkt.
- Dünger: Nach dem Auspflanzen düngen Sie anfangs alle zwei Wochen, später nur noch alle drei bis vier Wochen.
- Wasser: Paprika und Chilis haben einen hohen Wasserbedarf. Sie sollten deshalb an heißen Tagen viel gießen.
- Stütze: Geben Sie den mittlerweile hoch gewachsenen Pflanzen lange Stäbe und befestigen Sie sie daran, um sie beim Tragen der schweren Früchte zu unterstützen.
Möchten Sie die Paprika im Gewächshaus weiter kultivieren, können Sie sie bereits ab Mitte April pflanzen. Alternativ dazu können Sie sie auch wunderbar in Kübeln einpflanzen und sie so auf dem Balkon oder der Terrasse platzieren. Diese Variante hat zwei Vorteile: Sie profitieren von der warmen Abstrahlung der Hauswände. Und Sie können sie bei drohendem Frost einfach ins Warme holen. Dafür eignet sich nahezu jeder Behälter – aufgrund der Wärmespeicherfähigkeit aber am besten schwarze Kunststoffbehälter. Diese müssen Löcher aufweisen, damit überschüssiges Gießwasser ablaufen kann. Als unterste Schicht geben Sie Tongranulat oder Kieselsteine in den Topf, füllen dann bis knapp unter den Rand mit Erde auf und setzen die Pflanzen so ein, dass der Wurzelballen völlig bedeckt ist.
Die Größe der Behälter richtet sich nach der Paprika- oder Chilisorte. Je größer die Früchte werden sollen, desto größer sollte der Eimer sein – die besten Ergebnisse erzielen Sie bei diesen Sorten jedoch im Freiland. Sorten mit kleinen Früchten kommen auch mit kleineren Töpfen aus.