Dass Pflanzen für das Wachstum Licht brauchen, müssen wir wohl nicht extra betonen. Die Frage lautet da schon eher, welches Licht benötigt wird. Am besten ist natürlich Tageslicht. Bei der Anzucht im Gewächshaus reicht dieses Tageslicht aber oft nicht aus. Da muss also nachgeholfen werden und zwar mit den richtigen Lampen. Schon mal vorweg: Die Pflanzen einfach unter eine Schreibtischlampe zu stellen wird wohl wenig Erfolg bringen.
Das Lichtspektrum
Lassen Sie uns einen kleinen Ausflug in die Physik unternehmen. Um zu wissen, welche Farben von Pflanzen benötigt werden, müssen wir uns das Lichtspektrum etwas genauer ansehen. Das Licht ist ein Teil der elektromagnetischen Strahlung, die wir mit unseren Augen sehen können. Dabei gibt es sichtbares und unsichtbares Licht. Sichtbar machen kann man die Farben zum Beispiel durch ein Prisma, mit dem das Sonnenlicht aufgebrochen wird – es erscheinen die bekannten Regenbogenfarben. Wir kennen dies alle, wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint. Mit etwas Glück sehen wir dann einen tollen Regenbogen.
Dieses sichtbare Licht hat unterschiedliche Wellenlängen, die zwischen 380 und 780 Nanometer (nm) liegen. Beginnend bei Violett (380 bis 430 nm) mit dem niedrigsten Wert reichten die Wellenlängen über Blau (430 bis 490 nm), Grün (490 bis 570 nm), Gelb (570 bis 600 nm) und Orange (600 bis 640 nm) bis hin zu Rot (640 bis 780 nm) mit dem höchsten Wert. Diese Farben werden auch Spektralfarben genannt.
Künstliche Lichtquellen
Das gerade angesprochene Lichtspektrum repräsentiert das Tageslicht. Daneben gibt es aber auch noch künstliche Lichtquellen, die bei der Pflanzenanzucht relevant werden. So ist zum Beispiel die relative Intensität des Lichtspektrums von Halogenlicht im roten Bereich besonders hoch, weswegen wir ein solches Licht als warm empfinden. Dagegen ist LED-Licht meist in niedrigeren Wellenlängen angesiedelt, hat also einen hohen Blauanteil und wird von uns als kalt empfunden.
Damit der Farbeindruck einer Lichtquelle bestimmt werden kann, gibt es die sogenannte Farbtemperatur, die in Kelvin angegeben wird. Eine niedrige Farbtemperatur bietet ein warmes Licht, eine hohe ein kaltes. So ist das Tageslicht etwa bei einer Farbtemperatur von über 5.300 Kelvin anzusiedeln. Um das Ganze etwas anschaulicher zu machen, hier ein paar Beispiele:
- Kerze = 1.500 Kelvin
- Glühlampe (60 W) = 2.700 Kelvin
- Beleuchtung in einem Operationssaal = 3.600 Kelvin
- Mondlicht = 4.120 Kelvin
- Morgen- bzw. Abendsonne = 5.000 Kelvin
- Vormittags- bzw. Nachmittagssonne = 5.500 Kelvin
- Bedeckter Himmel = 6.500 bis 7.500 Kelvin
- Nebel = 7.500 bis 8.500 Kelvin
- Blaue Stunde = 9.000 bis 12.000 Kelvin
Beim Tageslicht ist also das gesamte Lichtspektrum vorhanden und die Pflanzen bekommen genau das, was sie brauchen. Beim künstlichen Licht ist das etwas anders, denn hier muss die benötigte Farbtemperatur eingehalten werden, um die Pflanzen entsprechend versorgen zu können.
Warum Pflanzen Licht brauchen
Wie die meisten Lebewesen so können auch Pflanzen kaum ohne Licht auskommen. Denn nur mit ausreichend Licht können Pflanzen wachsen und es geht ihnen gut. Nun könnte man meinen, dass Pflanzen die Nährstoffe, die sie benötigen, über das Substrat und das Wasser aufnehmen. Soweit richtig. Doch verarbeiten können sie diese Nährstoffe nur dann, wenn sie Photosynthese betreiben. Und dafür ist Licht essenziell. Nur so können die Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden.
Dabei braucht nicht jede Pflanze gleich viel Licht. Während manche durchweg Sonne benötigen, genügt anderen ein schattiger Platz. Und selbst beim Keimen ist der Lichtbedarf nicht immer gleich. So gibt es Lichtkeimer und Dunkelkeimer. Lichtkeimer sind auf Licht angewiesen, um überhaupt keimen zu können, während Dunkelkeimer von Erde bedeckt sein müssen.
Die Lichtverhältnisse im Gewächshaus
Die Anzucht von Pflanzen findet in der Regel im Gewächshaus statt. Dadurch werden die Pflanzen schneller groß und die Ernte kann deutlich verlängert werden. Da die Anzucht meist in Monaten vonstattengeht, wenn die Sonne noch sehr niedrig steht, erreicht nicht ausreichend Tageslicht die Pflanzen, sodass nachgeholfen werden muss.
So manch einer könnte annehmen, dass eine Anzucht doch auch auf der Fensterbank klappen könnte. In bestimmten Fällen ist dies sicherlich möglich, doch sollte man bedenken, dass Fensterglas das blaue Licht herausfiltert, sodass dieses den Pflanzen nicht zur Verfügung steht. Besser ist also die spezielle Verglasung in einem Gewächshaus.
Welche Farben Pflanzen benötigen
Steht Tageslicht zur Verfügung, dann können Pflanzen aus dem Vollen schöpfen, wobei nicht jedes Licht benötigt wird. Auch können die Pflanzen das benötigte Licht in genau dem Maße nutzen, wie sie es brauchen. Bei künstlichem Licht ist somit auf geeignete Lichtquellen zu achten.
- Zu viel rotes Licht lässt Pflanzen schneller wachsen und die Blätter größer werden. So hofft die Pflanze, mehr Licht zu erhalten. Vernachlässigt wird dabei allerdings das Wachstum der Triebe, die sehr instabil werden. Der Fachmann spricht dann auch von Geilwuchs.
- Zum Keimen benötigen Sämlinge viel rotes Licht, allerdings wenig tief-rotes Licht, denn sonst könnten sie glauben, sie würden sich in einer schattigen Umgebung befinden und somit schlechter oder gar nicht keimen.
- Damit Jungpflanzen gut wachsen können, benötigen sie mehr blaues Licht (ca. 6.500 Kelvin).
- Ausgewachsene Pflanzen, die sich in der Blütezeit befinden, bevorzugen dagegen eher rotes Licht mit einem Kelvin-Wert von 2.700.
- Grünes Licht kann von Pflanzen überhaupt nicht verwertet werden, weswegen es einfach reflektiert wird. Das ist auch der Grund, warum Pflanzen für uns Grün erscheinen.
Die idealen Anzuchtlampen
Keine Angst, Sie müssen nun nicht mit vielen unterschiedlichen Lampen hantieren. Wichtig ist, dass das Kunstlicht eine gute Mischung bietet. Ideal sind dafür Leuchten, die die Lichtfarben 865 (6.500 Kelvin = tageslichtweiß) und 840 (4.000 Kelvin = neutralweiß) bieten.
- Leuchtstoffröhren, die eine kalt-weiße Lichtfarbe bieten, ahmen das Sonnenlicht nach und sind daher sehr gut für die Anzucht geeignet.
- LED-Lampen bieten neben Blautönen auch viele Rottöne, sodass dies ein optimales Lichtspektrum bedeutet.
- Natrium-Dampf-Lampen bieten besonders viel gelb-rotes Licht und sind besonders in der Blühphase geeignet. Sie wurden vor den LEDs vor allem im Straßenverkehr eingesetzt und waren an ihrem orangenen Licht zu erkennen.
Was Sie zur Anzucht noch benötigen
Für eine erfolgreiche Anzucht sind neben den richtigen Lampen noch weitere Dinge wichtig:
- Gewächshaus, um die idealen Bedingungen zu schaffen.
- Heizmatte, um die richtige Temperatur einstellen zu können.
- Mini-PC, der die Regelung von Beleuchtung und Temperatur automatisch übernimmt. Alternativ und etwas billiger sind Zeitschaltuhren, die Sie entsprechend programmieren müssen.
Weiterhin sind folgende Punkte zu beachten:
- Das Kunstlicht sollte so nah wie möglich über den Pflanzen angebracht werden, um ihnen die bestmöglichen Bedingungen zu bieten.
- Ideale Substrate für die Anzucht sind Anzuchterde, Steinwolle oder auch Kokos.
- Wenn das richtige Klima für die Pflanzenanzucht geschaffen wird, sind die Pflanzen nicht nur schneller groß, es verlängert sich auch die Erntezeit und somit kann früher und meist auch häufiger geerntet werden.