Eine große Artenvielfalt zeigt, dass das Ökosystem funktioniert. Doch leider schreitet das Artensterben schneller voran und daran ist allein der Mensch schuld. Wir leben in einer Zeit, in der wir dank der Forschung Missstände schneller aufdecken können, wir dieses Wissen aber nicht umsetzen. Und dabei gibt es noch so viel zu erforschen, doch wenn wir nicht handeln, dann werden wir einige Arten niemals kennenlernen.
Was ist Artenvielfalt?
Wenn von Artenvielfalt die Rede ist, dann spricht man über die verschiedenen Lebewesen und Pflanzenarten innerhalb eines Lebensraums oder eines geografisch abgegrenzten Gebietes. Nicht zu verwechseln mit der Biodiversität. Die Biodiversität ist der Oberbegriff und umfasst die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt und die Artenvielfalt.
In der Geschichte haben sich viele verschiedene Arten gebildet. Diese entstanden durch die sich veränderten Gegebenheiten. Die Ökosysteme wurden immer hochkomplexer und das führte zu einer großen Anzahl an verschiedenen Arten innerhalb dieser Ökosysteme. Dies wiederum brachte wieder komplexere Systeme hervor. Zu der Artenvielfalt zählt man die Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, außerdem kommen auch noch die Mikroorganismen hinzu. Diesen Artenreichtum kann man auf zwei unterschiedliche Wege unterteilen. Die einfachste Unterteilung ist in Flora und Faun.
Für eine komplexere Unterteilung werden die Arten in Klassen kategorisiert, und zwar in Bäume, Pflanzen, Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, Säugetiere und Vögel. Den größten Anteil dabei nehmen die Insekten mit 51 Prozent ein. Die Gefäßpflanzen sind rund 14 Prozent und mit 35 Prozent sind die tierischen und pflanzlichen Organismen sowie Einzeller und alle Wirbeltiere vertreten. Dabei geht man aber immer nur von den beschriebenen Arten aus.
Das Artensterben ist im vollen Gange
Es gibt etwa zwei bis zehn Millionen Arten auf der Welt. Laut neusten Berichten geht man von einer internationalen Biodiversitätsrate von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten aus. Die unterschiedlichen Zahlen kommen daher, dass man gerade einmal einen Bruchteil von den 2 Millionen Arten beschrieben hat. Das heißt, man hat diese Arten erforscht und quasi einen Namen gegeben. Es gibt Arten, von denen man weiß, aber die eben noch nicht näher erkundet werden können. Das Messen der Artenvielfalt ist ein langwieriger und komplexer Vorgang. Dafür benötigt es aufwendige, moderne Methoden und Tausende von Wissenschaftlern.
Man weiß heute, dass der größte Artenreichtum in den Tropen liegt. Hier findet man 2/3 aller beschriebenen Tier- und Pflanzenarten. Das Malheur dabei ist, dass die Erforschung nur sehr langsam vonstattengeht, das Artensterben aber eine rasante Geschwindigkeit aufgenommen hat. Dadurch geht man davon aus, dass es Tiere und Pflanzen geben wird, die bedroht oder gar ausgestorben sind, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. Wenn man von den vermuteten acht Millionen ausgeht, sind etwa eine Million Arten gefährdet. Von den bereits bekannten Arten sterben jedes Jahr mehrere Tausende. Ein Drittel ist gefährdet. Welche Arten ausgestorben, verschollen oder gefährdet sind, stehen auf der „Roten Liste“ der Weltnaturschutzunion.
Besonders wichtige Arten
Besonderes Augenmerk beim Artenschutz liegt auf den Schlüsselarten, Regenschirmarten und Flaggschiff-Arten.
Schlüsselarten: Arten, die ein Ökosystem prägen und ohne diese sich das Ökosystem erheblich verändern würde. Sie haben einen großen Einfluss auf die Artenvielfalt innerhalb des Systems. Ohne diese Schlüsselarten würden auch andere Arten nicht existieren können. Eine Schlüsselart ist zum Beispiel der Seestern an der Westküste Nordamerikas.
Regenschirmarten: Zu den Regenschirmarten werden zum Beispiel Pandabären gezählt. Das sind Arten, welche einen hohen Anspruch auf den Lebensraum haben. Wird der Lebensraum und die Regenschirmart geschützt, werden auch weitere Arten in dem gleichen Lebensraum geschützt.
Flaggschiff-Arten: Die Flaggschiff-Arten treten in die Öffentlichkeit. Bekannte Arten sind der Tiger oder der Gorilla. Sie werden für Kampagnen genutzt, um auf die Missstände hinzuweisen.
Was sind die Ursachen für Artensterben?
Artensterben gab es schon immer, dabei zählt man in den vergangenen 600 Jahren 5 große Artensterben. Zu den bekanntesten zählen natürlich das Aussterben der Dinosaurier. Der Unterschied dieses Artensterbens zu dem heutigen liegt jedoch in den Ursachen. Während in der Vergangenheit atmosphärisch-kosmische und geologische Gründe dafür verantwortlich waren, sind es heute die Menschen, welche für das fortschreitende Sterben tausender Arten verantwortlich sind.
Der Mensch zerstört Lebensräume; Übernutzung, wie das Überfischen und auch das unkontrollierte Jagen und Sammeln tragen ihren Teil dazu bei. Auch die Verschmutzung durch Pestizide sorgt dafür, dass viele Tier- und Pflanzenarten gefährdet sind. Weiterhin ist auch der Klimawandel eine Ursache. Auch Klimaveränderungen gab es in der Geschichte immer wieder, jedoch verläuft der Klimawandel durch die Menschen zu schnell. Das führt dazu, dass die Arten sich nicht den Gegebenheiten anpassen können. Die Klimaveränderungen veranlassen viele Arten zum Weiterwandern. Diese invasiven Arten vertreiben die einheimischen Arten. Flora und Faune wird gemischt und statt einer Artenvielfalt entsteht eine Homogenisierung. Ein weiterer, aber noch nicht genau erforschter Grund ist das Einschleppen von Pathogene.
Artenvielfalt Garten
Wir alle können einen kleinen, aber nicht unerheblichen Teil dazu beitragen, das Artensterben zu verlangsamen. Wer einen Garten hat, sollte ein breites und buntes Angebot an Pflanzen und Verstecke haben. Blumenwiesen und naturnahe Hecken bieten Lebensraum und Nahrungsquelle. Ein naturnaher Garten sollte ohne Pflanzenschutzmittel auskommen.
Wichtig ist es auch, dass Ihr Euch auf heimische Pflanzen konzentriert. Naturbelassene Ecken, herumliegendes Totholz, Laub- und Steinhaufen sind wunderbare Verstecke und Überwinterungsmöglichkeiten für Tiere. Zusätzlich können Vogelhäuser und Insektenhotels angebracht werden. Brennnessel und andere Gräser sind Nahrung für Raupen. Sorgt für eine bienenfreundliche Bepflanzung. Lichter sollten in der Nacht möglichst ausgeschaltet werden, diese verwirren einige Tiere.
Die Nachtfalter orientieren sich zum Beispiel am Mondschein. Gitterspanner-Larven können dadurch sogar sterben, denn sie entwickeln sich durch das Kunstlicht schneller zum Falter. Entpuppen sie sich beim kalten Wetter, dann sterben sie. Schottergärten hingegen bieten keinerlei Lebensraum für Tiere. Im Sommer sind sie sogar gefährlich, denn die aufgeheizten Steine geben auch in den Abendstunden noch viel Hitze ab. Zudem kann das Wasser nicht optimal abfließen.
Wer Vielfalt in seinem Garten haben möchte, sollte auch mal alle viere gerade sein lassen. Denn Unordnung mögen die Tiere sehr gerne. Lassen Sie der Natur ihren freien Lauf und genießen Sie das Summen und Brummen. Übrigens, wer eine große Artenvielfalt in seinem Garten hat, hat ein gut funktionierendes Ökosystem und braucht ohnehin nicht viel zu machen.
Was können wir noch tun?
Auch außerhalb des eigenen Gartens können wir etwas für die Artenvielfalt tun. Angefangen von Zurückgreifen auf Naturkosmetik und das Vermeiden von Einwegprodukten bis hin zu mehr pflanzlicher Ernährung. Auch Wochenmärkte sind eine gute Möglichkeit. Denn hier werden saisonale und regionale Obst- und Gemüseprodukte, sowie Fisch, Fleisch und Käse angeboten und das meistens unverpackt. Und auch der Klimaschutz führt zu einem Artenschutz.