Heute sagen uns der Wetterbericht oder die Wetter-App ob die Sonne scheint oder ob es regnen wird. Früher gab es das noch nicht. Gerade für Landwirte war es aber schon immer wichtig zu wissen, wie das Wetter sich entwickelt, denn viele Arbeiten konnten nur bei bestimmten Witterungslagen durchgeführt werden. Danach richtete sich der Erfolg der Ernte, kam es zum Misserfolg, konnte das die Existenz der Landwirte bedrohen.
So haben die Bauern also das Wetter beobachtet, daraus ihre Schlüsse gezogen und schließlich Bauernregeln entwickelt, die eine grobe Vorhersage beinhalteten. Da diese Bauernregeln nicht immer verallgemeinert werden können, müssen viele im Zusammenhang mit bestimmten Regionen gesehen werden. Ob dann wirklich etwas dran war an den Regeln, das sei mal dahingestellt. Wenn man sich allerdings ansieht, wie unterschiedlich in der heutigen Zeit die Wettervorhersagen sind, können Bauernregeln auch nicht schlechter gewesen sein.
Die Geschichte der Bauernregeln
Wann Bauernregeln entstanden, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass sie bereits im Altertum bekannt waren und sie sogar im Neuen Testament anzutreffen sind. Im deutschsprachigen Raum tauchten Bauernregeln das erste Mal – nachgewiesen – im Jahr 1508 in dem Buch „Bauernpraktik“ auf. Auch wenn bis heute viele bei Bauernregel an Aberglauben denken, haben diese Prognosen doch viel Wahres, vor allem dann, wenn man sie lokal bzw. regional betrachtet. Denn man stellte im Laufe der Zeit fest, dass Bauernregeln relativ häufig zutrafen. Sofern jedoch der Ursprung der Bauernregel nicht bekannt ist, ist sie meist wertlos, da Regeln, die beispielsweise in der Alpenregion entstanden, nicht auf Landstriche an Nord- und Ostsee angewendet werden können.
Allgemein gültige Bauernregeln
Wie schon erwähnt waren viele Bauernregeln auf bestimmte Regionen gemünzt. Dennoch wurde so manche Regel auch für die Allgemeinheit gereimt – ob diese mehr oder weniger präzisen Bauernregeln dann auch eintrafen …?
- Ist der Winter kalt und weiß, wird der Sommer lang und heiß.
- Bringt der Juli heiße Glut, gerät auch der September gut.
- Wenn im September die Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen
- Nebel im Februar – Kälte das ganze Jahr.
- War bis zu Dreikönig kein rechter Winter, dann kommt auch keiner mehr dahinter.
Bauernregeln nach Monaten
In der Landwirtschaft fallen in den verschiedenen Monaten unterschiedliche Arbeiten an. Diese Arbeiten werden vom Wetter beeinflusst und können über Erfolg und Misserfolg einer Ernte entscheidend sein. Neben Bauernregeln, die für bestimmte Tage gelten, gibt es Regeln, die den ganzen Monat beleuchten:
Januar
- Ist Dreikönig hell und klar, gibt´s guten Wein im neuen Jahr.
- Januar trocken und rau, nützt dem Getreidebau.
Februar
- Wenn´s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.
- Ist der Februar trocken und kalt, kommt im März die Hitze bald.
März
- Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz.
- Gibt´s im März zu vielen Regen, bringt die Ernte wenig Segen.
April
- Wenn der April Spektakel macht, gibt´s Korn und Heu in voller Pracht.
- Aprilschnee bringt Gras und Klee.
Mai
- Ein kühler Mai wird hochgeacht´, hat stets ein gutes Jahr gebracht.
- Das Jahr fruchtbar sei, wenn´s viel donnert im Mai.
Juni
- Ist der Juni warm und nass, gibt´s viel Korn und noch mehr Gras.
- Im Juni viel Donner, bringt einen trüben Sommer.
Juli
- Juli schön und klar, gibt ein gutes Bauernjahr.
- Im Juli muss vor Hitze braten, was im September soll geraten.
August
- Ist´s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.
- Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.
September
- September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
- Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.
Oktober
- Bringt der Oktober viel Regen, ist´s für die Felder ein Segen.
- Schneit´s im Oktober gleich, wird der Winter weich.
November
- November hell und klar, ist übel fürs nächste Jahr.
- Hängt das Laub bis November hinein, wird der Winter lange sein.
Dezember
- Herrscht im Dezember recht strenge Kält´, sie volle 18 Wochen hält.
- Ist der Dezember wild mit Regen, dann hat das nächste Jahr wenig Segen.
Bauernregel nach Gedenktagen
Neben den Monats-Bauernregeln wurden auch immer wieder spezielle Regeln aufgestellt, die auf Gedenktage von Heiligen hinweisen. Auch hier möchten wir Ihnen einige Beispiele nennen:
- 6. Januar: Ist bis Dreikönig kein Winter, kommt keiner mehr dahinter.
- 25. Februar: Walburgaschnee tut immer weh.
- 28. März: Hält St. Ruprecht den Himmel rein, so wird es auch im Juli sein.
- 23. April: Ist´s an Georgi warm und schön, wird man noch raue Wetter seh´n.
- 3. Mai: Zu Philipp und Jakobi Regen, bedeutet viel Erntesegen.
- 10. Juni: Regnet´s am Margaretentage, dauert der Regen noch vierzig Tage.
- 17. Juli: Wenn Alexius verregnet heuer, werden Korn und Früchte teuer.
- 24. August: Wie sich an Bartholomäu das Wetter verhält, so ist es auch im Herbst bestellt.
- 29. September: Kommt der Michel heiter und schön, wird´s vier Wochen weitergeh´n.
- 4. Oktober: Sonne an Sankt Franz, gibt dem Wein den Glanz.
- 19. November: Sankt Elisabeth zeigt an, was der Winter für ein Mann.
- 1. Dezember: Fällt auf Eligius ein kalter Wintertag, die Kälte noch vier Wochen bleiben mag.
Bekannte Bauernregeln
Neben unzähligen Bauernregeln, die wir zumeist zum ersten Mal lesen, gibt es aber auch Regeln, die uns gut bekannt sind und oftmals von Großmuttern überliefert wurden.
- April, April, der macht was er will.
- Morgenrot schlecht Wetter droht.
- Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag.
- Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
- Mairegen bringt Segen.
Bauernregeln werden heutzutage von den Landwirten natürlich nicht mehr verwendet, hier hält man sich an die mehr oder weniger zuverlässige Wettervorhersage. Dennoch sind die Regeln immer wieder zu finden, wie beispielsweise auf Sprüchekalendern oder auch in Radiosendungen – selbst der Wetterbericht bedient sich hin und wieder einer Bauernregel. Und an so mancher Regel ist mit Sicherheit auch etwas Wahres dran.
Ich kenne noch einen Spruch für Mai
„Ist der Mai, kühl und nass.
Füllt dem Bauern Scheun und Fass“