Totholz findet man regelmäßig in Wäldern. Wenn Bäume durch Witterung, Insekten, Pilzbefall oder Krankheiten absterben und zum größten Teil umfallen, werden viele dieser Bäume einfach liegen gelassen. Der Grund: Sie dienen als sogenannte Biotopbäume. Das bedeutet, dass sie – obwohl sie tot sind – weiterhin Leben beherbergen und als Lebensraum genutzt werden. So findet man dort zum Beispiel Säugetiere, Vögel, Insekten, Pilze, Flechten oder auch Moose. Bis zu 50 % dieser Arten sind auf Totholz angewiesen. Um Totholz in Ihrem Garten einen Sinn zu geben, müssen Sie sich keinen toten Baum holen. Es genügen schon ein paar Äste, aus denen Sie eine Totholzhecke bauen können.
Totholzhecke – was ist das eigentlich?
Ist von einer Hecke die Rede, denken wir an ein saftiges, blickdichtes Grün, vielleicht sogar an blühende Büsche, die einen wunderbaren Geruch verströmen. Das hört sich bei einer Totholzhecke dann doch etwas anders an.
In der Tat lebt bei einer Totholzhecke, die auch Benjeshecke genannt wird, erst einmal nichts mehr. Vorerst, denn das Leben kommt mit der Zeit zurück. Geschichtlich gehen Totholzhecken auf sogenannte Feldhecken zurück. Diese wurden in früheren Zeiten von Bauern erstellt, die damit die Grenze zu ihren Grundstücken und Äckern bildeten. Dazu nutzten sie Schnittgut, das aufeinandergestapelt wurde. Heutzutage sind solche Hecken nur noch selten zu sehen.
In den 1980er Jahren war es dann ein Landschaftsgärtner namens Hermann Benjes, der die Feldhecken wiederentdeckte – zumindest das Prinzip dahinter. So entdeckte er, dass in relativ kurzer Zeit aus einer Totholzhecke neues Leben entstand. Andere Pflanzen eroberten die Holzschichten und viele Tiere siedelten sich an. So konnte man Schnittgut, das sonst keiner mehr genutzt hätte, sinnvoll in den Garten integrieren.
Aus Totholz wird neuer Lebensraum
Wenn Sie sich für eine Totholzhecke im Garten entscheiden, dann können Sie sich sicher sein, dass dort nicht nur viele Pflanzen neu wachsen, sondern auch Tiere ihr Zuhause finden. Wichtig ist, dass die Hecke ein wenig abseits gebaut wird und nicht direkt neben der Terrasse, auf der Sie regelmäßig grillen oder neben dem Sandkasten für Kinder. Nach geraumer Zeit können Sie davon ausgehen, dass sich hier viele Tiere und Pflanzen ansiedeln:
- Samen werden durch den Wind oder durch Tiere gesammelt und können keimen. So entstehen neue Pflanzen, die die Totholzhecke durchdringen und mit der Zeit die Oberhand gewinnen.
- Durch das Anpflanzen beispielsweise von Kletter- oder Schlingpflanzen wird die Benjeshecke erobert und optisch aufgewertet.
- Als Wohnraum entdecken Igel, Siebenschläfer, Kröten oder Eidechsen die Totholzhecke und fühlen sich dort sichtlich wohl.
- Oftmals siedeln sich auch Amseln, Rotkehlchen oder Zaunkönige hier an und bauen im geschützten Dickicht ihre Nester.
- Selbst Insekten wie Wildbienen finden hier einen Unterschlupf.
Nicht selten kommen Wespen vorbei und bedienen sich am Totholz, indem Sie mit ihren starken Kieferzangen Holz abschaben, um es für den Nestbau zu verwenden.
Die Vorteile einer Totholzhecke
Fassen wir die Vorzüge einer Totholzhecke noch mal zusammen:
- Eine Benjeshecke leistet einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz.
- Viele Tiere, Insekten und vor allem Nützlinge siedeln sich hier an.
- Der Pflegeaufwand einer Totholzhecke ist gering.
- Das Schnittgut kann ökologisch genutzt und muss nicht entsorgt werden.
- Eine Totholzhecke kann als Dekoelement ebenso dienen, wie als Trennelement zu einzelnen Gartenbereichen.
- Auch als Sicht- und Windschutz ist eine solche Hecke ideal.
In 3 Schritten zur Totholzhecke
Das brauchen Sie für den Bau einer Totholzhecke:
- Zaunpfähle oder dicke Äste (Anzahl je nach gewünschter Länge der Hecke)
- Verschiedenes Schnittgut in unterschiedlichen Längen und Stärken
- Metermaß
- Gummihammer
- Astschere
Und dann geht es auch schon los mit dem Bau der Benjeshecke.
- Zaunpfähle oder Äste einschlagen
Bei Zaunpfählen ist der Vorteil, dass diese gleich stark sind und im unteren Bereich eine Spitze haben, wodurch sie sich leichter in den Boden einschlagen lassen. Optisch sehen dicke Äste bei einer Totholzhecke aber wohl noch besser aus. Diese können Sie zum besseren Einschlagen unten anspitzen.
Die Pfähle sollten in einem Abstand von 40 bis 70 Zentimetern zueinander eingeschlagen werden. Gefolgt von einer zweiten Reihe, die versetzt in den Boden kommt. Der Abstand zwischen den beiden Reihen ist nach Belieben möglich, je nachdem, wie breit die Totholzhecke werden soll.
Je nachdem, wie hoch die Hecke werden soll, wählen Sie die Länge der Pfähle oder dicken Äste aus. Denken Sie daran, dass diese etwa 40 bis 50 Zentimeter tief in die Erde eingeschlagen werden sollten, um eine ausreichende Stabilität zu erreichen. Am besten gelingt das Einschlagen der Pfosten mit einem Gummihammer. Die Höhe der Pfosten muss nicht gleichmäßig sein, die Hecke ist es ja auch nicht …
- Totholzhecke befüllen
Ist alles an Ort und Stelle, wird die Hecke schon befüllt. Hinein kommen Äste unterschiedlicher Stärke und Länge. Verwenden können Sie dabei alle Arten von Schnittgut, etwa von Obstbäumen, von Hecken und Büschen, von Gräsern, von Nadelbäumen, aber auch Reste von Stauden können Sie mit einarbeiten.
Nicht in die Hecke einarbeiten sollten Sie Schnittgut von Pflanzen, die auch nach dem Schnitt wieder austreiben und so andere überwuchern könnten. Dazu zählen vor allem Brombeeren, Eschen, Birken und Bergahorn.
Verdichten können Sie das Schnittgut, indem Sie es mit Ihrem Körpergewicht nach unten drücken. Befüllen Sie die Hecke so hoch, wie Sie das möchten.
- Optische Schönheitsreparaturen
Nun werden überstehende dickere Äste abgeschnitten und dünnere Äste in die Hecke eingeflochten. So entsteht ein homogenes Bild.
Jetzt können Sie selbst noch Pflanzen setzen, die die Hecke mit der Zeit erobern. Kletter- und Schlingpflanzen wie zum Beispiel Clematis, Efeu, Kletterhortensien, Schlingknöterich oder Garten-Geißblatt sind ideal, um die Hecke auch in der Höhe zu begrünen. In Bodennähe können Sie außerdem Stauden setzen, die das Umfeld verschönern. Außerdem können Sie Lücken in der Totholzhecke mit Erde verfüllen und dort ebenfalls Pflanzen setzen.
Die Pflege einer Totholzhecke
Viel Pflege benötigt eine Benjeshecke nicht, es sind nur von Zeit zu Zeit ein paar Handgriffe nötig:
- Da sich das Schnittgut mit den Jahren setzt und verrottet, können Sie von oben neues Schnittgut nachlegen.
- Sofern sich innerhalb der Totholzhecke wuchernde Sträucher befinden, sollten diese eingekürzt werden, damit diese nicht die Oberhand gewinnen und anderen Pflanzen den Lebensraum streitig machen.
- Als Zwischenlagen können Sie mit der Zeit auch dünne Schichten von Laub oder Staudenschnittgut einbringen.
- Denken Sie daran, gerade während Trockenperioden die Hecke auch mal zu gießen. Das Totholz braucht zwar kein Wasser, dafür aber die Pflanzen, die zwischendrin wachsen.
In Sachen Größe gibt es bei Totholzhecken keine Grenzen. Sie können Sie beliebig lang und breit gestalten. Auch bei der Höhe können Sie variieren. So ist eine Totholzhecke mit einer Höhe von beispielsweise 50 Zentimeter ein schöner Blickfang und ein tolles Dekoelement, wohingegen eine Hecke mit einer Höhe von vielleicht 180 Zentimetern einen tollen Sichtschutz darstellt.
Ich möchte eine Benjeshecke anlegen. Eine Reihe aus bestehenden alten aber gut verwurzelten Koniferen mit neuen Robinienpfählen ergänzen und in einigen Jahren Stück für Stück eine Kletterhortensie reinwachsen lassen. Ist so eine Idee zu empfehlen?