Ein erfolgreicher Grow hängt von vielen Dingen ab, aber er steht und fällt mit der richtigen Bewässerung!
Nachdem Sie sich ausführlich über Wasser informiert haben und Ihr Gießwasser kennen, müssen Sie nur noch eine Bewässerungsmethode auswählen.
Ich sage `nur noch´, dabei ist das eine sehr komplexe Aufgabe. Deswegen gibt es hier alle Grow Bewässerungssysteme im Überblick. Wir klären, welche Möglichkeiten zur Pflanzenbewässerung es gibt und sprechen über Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme. Diese kurze Übersicht soll Ihnen helfen, das passende System für Sie zu finden.
Am Anfang stand die Gießkanne
Bei unseren Bewässerungssystemen im Überblick müssen wir natürlich mit dem ältesten Bewässerungssystem der Welt anfangen – dem von Hand. Es hat sich über Jahrhunderte bewährt und funktioniert auch heute noch einwandfrei. Bei der Handbewässerung mit einer Gießkanne können Sie eine ausreichende Versorgung jeder einzelnen Pflanze gewährleisten.
Außerdem haben Sie die Möglichkeit, jede Pflanze auf etwaige Schäden oder Krankheiten hin zu untersuchen und sofort zu reagieren. Durch die manuelle Bewässerung lernen Sie Ihre Pflanzen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und können die Versorgung individuell an jede von ihnen anpassen.
Gerade in der ersten Phase der Anzucht bevorzugen viele Züchter:innen die Bewässerung von Hand, um die volle Kontrolle über die Jungpflanzen zu haben. Der große Nachteil der manuellen Bewässerung ist, dass Sie Ihre Pflanzen nur kurze Zeit allein lassen können, da sie im Wachstum alle 2-3 Tage bewässert werden müssen. An diesem Punkt steigen die meisten Heimanbauer:innen auf ein automatisches Bewässerungssystem um.
Vorteile:
- Individuelle Bewässerung für jede einzelne Pflanze
- Kontrolle jeder einzelnen Pflanze – frühzeitiges Erkennen von Schäden und Krankheiten
- Man lernt die Pflanze und ihre Bedürfnisse gut kennen
- Düngemittel und Nährstoffe können individuell zugeführt werden
- Kostengünstig und ortsunabhängig einsetzbar
Nachteile:
- Hoher Aufwand da häufiges Gießen, gerade im Wachstum
- Man kann die Pflanzen nur kurze Zeit allein lassen
- Gefahr von Unregelmäßigkeiten und Fehlern sehr hoch
Automatische Bewässerungssysteme im Überblick
Mit einem automatischen Bewässerungssystem brauchen Sie sich im Urlaub keine Sorgen machen, die Pflanzen werden von ganz allein ausreichend versorgt. Wie das funktioniert, hängt vom gewählten System ab. Hier haben Sie viele Möglichkeiten, einige davon klassisch mit Pumpe, aber manche auch ganz ohne Strom.
Man unterscheidet zwischen passiven Systemen, die ganz ohne aktives Element arbeiten, sondern sich nur physikalischer Phänomene bedienen. Und aktiven Systemen, die die Nährlösung mit Hilfe einer Pumpe transportieren. Bei den aktiven Systemen wird außerdem zwischen offenen und geschlossenen Systemen unterschieden, aber dazu später mehr.
Schauen wir uns erst einmal die passiven Bewässerungssysteme genauer an.
Passive Bewässerungssysteme im Überblick
Die passive Bewässerung funktioniert ohne aktives Element, das heißt zum Beispiel ohne eine Pumpe zur Wasserbeförderung. Sie bedient sich physikalischer Phänomene, wie dem Kapillareffekt und der Schwerkraft.
Der Wassertank mit der Nährstofflösung ist höher gestellt als die Pflanzen, damit das Wasser allein durch die Schwerkraft aus dem Tank heraus zu den Pflanzen läuft. Um ein Überlaufen, und somit Überwässerung, zu verhindern können Sie mechanische Ventile einbauen, die sich schließen, wenn ein bestimmter Wasserstand erreicht ist und sich erst wieder öffnen, wenn das Wasser vollständig abgelaufen ist. Das simuliert die natürliche Trocken- und Nassphasen. Außerdem können Sie jede Pflanze durch ein eigenes Ventil individuell versorgen.
Für passive Bewässerungssysteme können Sie dieselben gängigen Medien verwenden, wie bei der manuellen Bewässerung, also Erden und Kokossubstrate. Passive Bewässerungssysteme benötigen keinen Strom und verwenden nur so viel Wasser, wie auch wirklich von den Pflanzen gebraucht wird. Sie sind also sehr sparsam, aber effizient. Die Anlage funktioniert selbstständig und benötigt keine Aufsicht, solange der Wassertank gefüllt ist.
Auto Pot
Eines der beliebtesten passiven automatischen Systeme ist das von AutoPot. Hier hat jede Pflanze ihren eigenen Topf, welche dann auf Tabletts miteinander, und mit dem Wassertank, verbunden sind. Der Wasser Zufluss wird mit Hilfe des von AutoPot eigens entwickelten AquaValve Ventils gesteuert.
Dieses sorgt dafür, dass die Tabletts maximal bis zu einer Höhe von 2 cm mit Flüssigkeit gefüllt werden und schaltet dann den Zufluss zum Tank selbstständig ab. Durch den natürlichen Kapillareffekt nehmen die Pflanzen die Nährlösung über ihre Wurzeln in der für sie richtigen Menge und Geschwindigkeit auf.
Nachdem alle Flüssigkeit verbraucht ist, wartet das Ventil eine natürliche Trockenphase ab, um dann den Untersetzer erneut mit Nährlösung zu füllen. Die Pflanze steuert so quasi selbstständig ihre Nass- und Trockenphasen. Das System benötigt weder Strom noch Aufsicht und ist für alle Pflanzen nutzbar.
Ein einfaches effizientes System, das für alle Pflanzen funktioniert. Es kann an Ihre individuellen Bedürfnisse angepasst und jederzeit schnell und einfach erweitert werden.
Vorteile:
- Benötigt keinen Strom – rein mechanisch
- Allein durch Schwerkraft und Kapillareffekt
- Simuliert natürliche Nass- und Trockenphasen
- Individuelle Versorgung für jede einzelne Pflanze möglich
- Wassersparend – verwendet nur so viel, wie die Pflanzen auch verbrauchen
- Arbeitet selbstständig – keine Aufsicht nötig
Nachteile:
- Braucht eine kontrollierte Umgebung – z.B. Gewächshaus
- Erfordert Einiges an Ausrüstung – kann schnell teuer werden
Tiefwasserkultur
Das Tiefwasserkultur System ist ein sehr einfaches und daher beliebtes automatisches Bewässerungssystem.
Die einzelnen Pflanzen befinden sich in Netztöpfen. Diese sind auf einer über dem Nährstofftank schwimmenden Plattform so platziert, dass das Blattwerk oben herausschaut. Die Wurzeln hängen dabei ständig in der Nährstofflösung. Diese wird wiederum über eine Luftpumpe mit Sauerstoff angereichert.
Dank simplem Aufbau und geringen Aufwand ist dieses System auch super für Einsteiger:innen geeignet.
Vorteile:
- sehr simpler Aufbau, auch selbst bauen möglich
- sehr effizient und ertragreich
- geringe Wartung
Nachteile:
- ist nicht für alle Pflanzen geeignet
- kann zu Sauerstoffmangel führen
Aktive Bewässerungssysteme im Überblick
Häufiger als passive Bewässerung findet man aktive Bewässerungssysteme, bei denen die Nährlösung mit Hilfe von Pumpen zu den Pflanzen transportiert wird. Ein Vorteil ist hier, dass Sie die Dosierung von Wasser und Nährstofflösung sehr genau an die Pflanzen anpassen können. Bei dieser Form der automatischen Bewässerung unterscheidet man zwischen offenen und geschlossenen Systemen.
Geschlossene Systeme
In der geschlossenen Variante läuft die überschüssige Nährstofflösung aus den Pflanztöpfen in ein Wasserreservoir zurück. So können Sie dieselbe Nährlösung bis zu zwei Wochen in ständiger Zirkulation verwenden.
Hier empfehlen wir Ihnen weniger saugfähige Wachstumsmedien zu verwenden, da diese häufig bewässert werden müssen. Bei dieser Art der Bewässerung sollten Sie pH- und EC- Wert häufig überprüfen und anpassen. Durch die sich ständig verändernde Konzentration der Lösung bleiben diese nicht konstant.
Ebbe – und Flutsystem
Bei diesem System sind die Pflanzen mit Substrat in einem Behälter fixiert, der über dem Wasserreservoir steht. Eine Pumpe befördert die Nährlösung in den Pflanzenbehälter, sodass das gesamte Substrat geflutet und die Wurzeln umspült werden. Durch eine Öffnung im Boden läuft die Flüssigkeit zurück in das Wasserreservoir. Dieses aktive zirkulierende System können Sie mit einer Zeitschaltuhr individuell an Ihre Pflanzen anpassen.
Vorteile:
- sehr effizient und ertragreich
- kann für jede Pflanze individuell eingerichtet werden
- volle Kontrolle über Bewässerungszyklus, Nass- und Trockenphasen
Nachteile:
- Von einer Stromquelle abhängig
- Erfordert Erfahrung – nicht für Anfänger:innen geeignet
Nährstoff- Film Technik
Wie der Name Nährstoff-Film-Technik schon sagt, umspült die Nährlösung die Wurzeln der Pflanzen mit einem dünnen Nährstofffilm. Das funktioniert meist über ein Rohrsystem, in dem die Pflanzen in Netztöpfen hängen. Das Rohr ist leicht geneigt, so dass die Nährlösung durch die Schwerkraft durch das Rohr läuft und am Ende abläuft.
Bis hierher ist der Aufbau ein nicht-zirkulierender, aber das wäre sehr verschwenderisch, weswegen die meisten NFT-Systeme zirkulierend sind.
Der Abfluss läuft also in ein Wasserreservoir, von wo aus die Nährlösung mit einer Pumpe wieder zurück an den höchsten Punkt des Rohres befördert wird.
Vorteile:
- Sehr effizient
- Platzsparend dank vertikalem Anbau
- Benötigt kein/ wenig Substrat
Nachteile:
- Von Stromquelle abhängig
- Nicht für große schwere Pflanzen geeignet
Aeroponik
Die Aeroponik ist die modernste und wohl aufwändigste hydroponische Bewässerung. Hier bringen Sie die Pflanzen so an, dass die Wurzeln in der Luft über dem Wasserreservoir hängen. Die darunter angebrachten Sprühdüsen verteilen die Nährlösung auf den Pflanzen. Die nicht absorbierte Lösung fällt zurück in den Behälter.
Vorteile:
- Sehr effizient
- Wenig/kein Substrat nötig
- Sehr gute Sauerstoffversorgung
Nachteile:
- Hohe Anschaffungskosten
- Aufwändige Konstruktion und Pflege
Offene Systeme
Im Gegensatz dazu wird bei offenen Systemen die Nährlösung abgeleitet und nicht wieder verwendet. Diese Variante bietet sich besonders bei hochsaugfähigen Medien wie Kokosnuss oder Steinwolle an. Ein Vorteil ist die Stabilität der Nährlösung, da sie nicht mit Rücklauflösung vermischt wird, sondern konstant bleibt, was auch für stabile pH- und EC-Werte sorgt.
Tropfsystem
Bei dem nicht-zirkulierenden Tropfsystem wird die Nährlösung kontinuierlich über ein Rohrsystem zu jeder Pflanze einzeln transportiert und dort mit Hilfe von Tropfdrüsen verteilt. Diese Art der Bewässerung
können Sie auch für Pflanzen im Garten oder Gewächshaus verwenden.
Sie können das Tropfsystem auch zirkulierend bauen, indem Sie die Pflanzen über einem Wasserreservoir anbringen, welches die überschüssige Flüssigkeit auffängt und zurückleitet.
Vorteile:
- Exakte Dosierung pro Pflanzen möglich
- Sparsam dank Rückflusssystem – bei geschlossenen Systemen
- Einfach und schnell erweiterbar
- Bietet hohe Kontrolle über den Bewässerungszyklus
Nachteile:
- Hohe Anschaffungskosten
- Aufwändigerer Aufbau und Pflege
Bewässerungssysteme – ein Fazit
Das waren unsere Bewässerungssysteme im Überblick. Ich hoffe, Sie haben nun vielleicht eine grobe Idee, was das passende System für Sie sein könnte.
Wenn Sie auf die entsprechende Überschrift klicken, bekommen Sie noch detailliertere Informationen zu den einzelnen Systemen. Oder Sie schauen bei unseren DIYs vorbei und bauen sich Ihr Bewässerungssystem selbst.
Viel Spaß beim Stöbern – let’s grow!