Krankheiten und Schädlinge an Ihren Pflanzen müssen Sie nicht zwingend mit chemischen Mitteln bekämpfen. Der biologische Pflanzenschutz schont die Umwelt und erfordert bei Nutzpflanzen keine Karenzzeit, bis Sie das Gemüse oder Obst essen können. Mit verschiedenen Maßnahmen wirken Sie Schädlingen entgegen und fördern die Ansiedlung von Nützlingen.
Biologischer Pflanzenschutz: Was ist darunter zu verstehen?
Beim biologischen Pflanzenschutz geht es darum, bewusst auf Chemie im Garten zu verzichten. Für das biologische Gärtnern gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Förderung der Ansiedlung von Nützlingen
- Einsatz natürlicher und biologisch abbaubarer Produkte
- Stärkung der Pflanzen von innen heraus gegen Krankheiten und Schädlinge
- Mischkultur und Fruchtfolge beachten
- Förderung natürlicher Gegenspieler
Biologischer Pflanzenschutz im engeren Sinne: Nützlinge einsetzen
Zum biologischen Pflanzenschutz im engeren Sinne gehört der gezielte Einsatz von gezüchteten Nützlingen zum Schutz der Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten. Verschiedene Institutionen züchten solche Nützlinge und bieten sie für Landwirtschaft und Gärtnereien, aber zum Teil auch für private Gartenbesitzer an. Solche Nützlinge zur biologischen Schädlingsbekämpfung sind beispielsweise
- Schlupfwespen, Gallmücken und Florfliegen gegen Blattläuse
- Schlupfwespen gegen die Weiße Fliege
- Raubmilben gegen Spinnmilben und Thripse
- Nematoden gegen die Larven des Dickmaulrüsslers.
Die Ansiedlung von Nützlingen fördern Sie, indem Sie ihnen attraktive Unterschlupfmöglichkeiten anbieten. Das können Laubhaufen zum Überwintern, Reisighaufen, Insektenhotels oder mit Holzspänen gefüllte Blumentöpfe sein. Marienkäfer, Ohrwürmer oder Schwebfliegen siedeln sich an, die Blattläusen und anderen Schädlingen an den Kragen gehen. Nicht immer gehen die erwachsenen Insekten gegen die Schädlinge vor – aber ihr Nachwuchs ist dafür umso hungriger.
Vorbeugen: den geeigneten Standort für die Pflanzen wählen
Erfüllen Sie die natürlichen Ansprüche Ihrer Pflanzen an Standort und Pflege, werden sie seltener krank. Wählen Sie grundsätzlich einen offenen, sonnigen Standort, da sich die Schädlinge seltener ansiedeln, wenn die Pflanzen viel Luft und Licht bekommen. Vermeiden Sie Staunässe und achten Sie darauf, dass der Boden nicht zu schwer ist. Lassen Sie eine Bodenanalyse im Labor vornehmen, um zu erfahren, was Ihr Boden noch braucht. Mit den entsprechenden natürlichen Mitteln schaffen Sie den erforderlichen pH-Wert und gleichen Nährstoffdefizite aus. Beachten Sie den erforderlichen Pflanzenabstand, damit die Luft zwischen Ihren Pflanzen gut zirkuliert und sich Schädlinge gar nicht erst ansiedeln. Vermeiden Sie Staunässe und schaffen Sie für Tomaten sowie andere empfindliche Pflanzen eine Überdachung, damit sich Pilze nicht ansiedeln.
Pflanzen auf natürliche Weise stärken: Pflanzenjauche herstellen
Zum biologischen Pflanzenschutz gehört auch die Stärkung der Pflanzen von innen heraus. Pflanzenjauche schützt die Pflanzen vor Schädlingen und ist gleichzeitig ein guter Langzeitdünger, da die Nährstoffe nur langsam abgegeben werden. Brennnesseljauche ist ein Allround-Talent und kann für viele Pflanzen zur Düngung verwendet werden. Zum Spritzen ist sie wirksam gegen Blattläuse. Es gibt aber auch spezielle Pflanzenjauchen, die bestimmten Krankheiten oder Schädlingen entgegenwirken:
- Beinwelljauche aus Echtem Beinwell zur Vorbeugung von Pilzkrankheiten
- Kamillejauche zum Schutz vor Wurzelfäule
- Wermutjauche zur Bekämpfung von Gemüsefliegen und Brombeermilben
- Reinfarnjauche gegen Ameisen
Für die Pflanzenjauchen verwenden Sie ein Kilogramm Kraut, das Sie kleinschneiden und ungefähr 36 Stunden in zehn Liter Wasser einweichen. Brennnesseljauche muss jedoch länger ziehen. Seihen Sie die Jauche ab und verdünnen Sie sie im Verhältnis von 100 bis 200 Milliliter auf einen Liter Wasser.
Biologische Düngung: Algenkalk oder Gesteinsmehl
Zur Bodenverbesserung und biologischen Düngung eignen sich Algenkalk oder Gesteinsmehl, die Sie über den Boden streuen und einharken. Der Boden wird mit Spurenelementen wie Selen oder Eisen angereichert. Bringen Sie solche biologischen Mehle regelmäßig aus, verbessern Sie die Aufnahmefähigkeit der Pflanzen dafür und machen die Pflanzen widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankheiten.
Tipp: Stäuben Sie Gesteinsmehl auch dünn über die Blätter Ihrer Pflanzen, um die Ansiedlung fressender Insekten wie Kohlweißling oder Kartoffelkäfer zu verhindern. Die Anwendung sollte jedoch nicht zu häufig erfolgen, da dadurch die Photosynthese der Pflanzen erschwert wird.
Anwendung von Bio-Spritzmitteln: auf die Packungsbeilage achten
Im Handel werden biologische Spritzmittel angeboten, die Sie jedoch nicht bedenkenlos anwenden sollten. Beachten Sie die Packungsbeilage, um diese Mittel nicht zu stark zu dosieren und die Produkte nicht zu häufig anzuwenden. Einige dieser Mittel enthalten giftige Pflanzenauszüge, beispielsweise aus Indischem Neem oder Pyrethrum aus einer Chrysanthemenart. Bei direktem Kontakt schädigen solche Giftstoffe auch nützliche Insekten wie Hummeln, Schmetterlinge oder Bienen.
Bekämpfung von Mehltau: Spritzung mit Netzschwefel
Mehltau befällt viele Pflanzen, beispielsweise Zucchini, Gurken oder Stachelbeeren. Die Triebspitzen sterben bei starkem Befall ab. Mit mehltaufesten Sorten wirken Sie dem Mehltaubefall entgegen. Verwenden Sie Netzschwefel zum Spritzen und beginnen Sie sofort bei den ersten Anzeichen mit der Behandlung. Wiederholen Sie die Spritzung im Abstand von 14 Tagen.
Kampf dem Buchsbaumzünsler: Spritzen mit Bodenbakterium
Der unscheinbare Buchsbaumzünsler richtet schwerwiegende Schäden an und bringt Buchsbaumbesitzer schier zur Verzweiflung. Meisen und Wespen gehen den Raupen an den Kragen, doch sind sie gegen eine große Invasion machtlos. Verwenden Sie zum Spritzen Präparate mit Bacillus-thuringiensis und spritzen Sie ab dem Schlupf der ersten Raupen. Vergessen Sie auch die Blätter und Triebe im Inneren der Sträucher nicht. Nach wenigen Tagen sterben die gefräßigen Raupen ab.
Schneckenkorn: Auf Eisen-III-Phosphat achten
Schneckenkorn enthält häufig viel Chemie. Möchten Sie die hungrigen Plagegeister wirksam bekämpfen, können Sie Stroh als Barriere auf die Beete bringen, das gleichzeitig als Mulchschicht dient. Ist der Befall stark, kommen Sie kaum um Schneckenkorn herum. Um weitgehend auf schädliche Chemie zu verzichten, kaufen Sie Produkte mit Eisen-III-Phosphat. Das Körnergranulat ist unschädlich für Haustiere, Igel und Vögel und ist ein Fraßstopp für die Schnecken.
Homöopathie für den Pflanzenschutz: Verabreichung über das Gießwasser
Mit homöopathischen Mitteln können Sie die Wuchskraft Ihrer Pflanzen stärken und Schädlingsbefall entgegenwirken. Die Wurzelbildung von Jungpflanzen kann mit Calendula C30 gefördert werden. Geben Sie zwei Kügelchen in zehn Liter Wasser und gießen Sie damit Ihre Pflanzen. Homöopathisches Pflanzenelixier verabreichen Sie ebenfalls über das Gießwasser. Es wird als Fertigprodukt angeboten. Mit Rosenelixier fördern Sie die Blütenbildung bei Rosen und den Fruchtansatz bei Erdbeeren.
Schädlingsfallen: biologische Lockstoffe verwenden
Besser als die chemische Keule sind biologische Lockstoffe, mit denen Sie Schädlinge in die Falle locken. Schädlingsfallen mit Klebefolie und Pheromonen hängen Sie in die Apfel- oder Pflaumenbäume, um die männlichen Apfel- oder Pflaumenwickler abzufangen, die dann die Weibchen nicht mehr befruchten können. Die Kirschfruchtfliege geht Gelbtafeln auf den Leim. Gelbtafeln und andere Lockstofffallen dienen auch als Indikator, um festzustellen, ob und wie stark der Schädlingsbefall vorhanden ist.
Tipp: Hängen Sie Pheromonfallen nicht zu dicht an die gefährdeten Pflanzen, sondern in einem ausreichenden Abstand. Die Schädlinge erreichen dann gar nicht erst direkt die Pflanzen.
Barrieren gegen Schädlinge: Vlies oder Netze
Vlies oder engmaschige Obst- und Gemüseschutznetze schützen empfindliche Pflanzen vor Frost, Zugluft oder Starkregen. Sie bieten auch Schutz vor Kohlmotte, Zwiebelfliege, Lauchmotte oder Möhrenfliege, wenn sie direkt nach der Aussaat oder Pflanzung aufgelegt werden. Beim Auslegen von Netzen sollten Sie einiges beachten:
- weiße Netze verwenden, um Hitzestau unter schwarzen Netzen zu vermeiden
- bei Obstbäumen oder Beerensträucher die Netze erst auslegen, wenn die Blüten bestäubt sind
- Schlupflöcher an den Rändern vermeiden